Neubau des Hauptgebäudes der Uni Leipzig

  • Kritik am Campusneubau der Universität Leipzig gibt es von verschiedenen Seiten. Am 02.12.2017 hatte ein weiterer Trupp Neubaugegner eine Protestaktion auf dem Augustusplatz angesetzt. Auch die Aktion der Giordano-Bruno-Stiftung war nicht besonders gut geplant:


    ...Wer es mit höheren Mächten aufnehmen möchte, muss offenbar allerhand Widerstände aus dem Weg räumen. Als im vergangenen Jahr die humanistische Giordano-Bruno-Stiftung (GBS) in Leipzig gegen den Kirchentag protestieren wollte, durfte sie mit ihrer Skulptur „11. Gebot“ nicht in die Nähe des Veranstaltungsortes auf dem Augustusplatz...

    ...Maximilian Steinhaus, der Regionalbeauftragte des Internationalen Bundes der Konfessionslosen und Atheisten, (hatte) seine Demorede daheim vergessen...

    ..Steinhaus wies bei der Verlesung des Demoaufrufs auf die in der Verfassung verankerte Trennung von Staat und Religion hin, kritisierte den geplanten Einbau der Kanzel und nahm Bezug auf Äußerungen des sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich und des ehemaligen Thomaspfarrers Christian Wolff, die ein Zusammenwirken von Wissenschaft und Glauben gefordert hätten. Beides sei jedoch unvereinbar miteinander.


    Die Universität Leipzig hat anlässlich der Fertigstellung der Gebäude am Innenstadtcapus eine 100-seitige Publikation herausgeben. Die Leipziger Internet Zeitung berichtet auch darüber:

    ...Deswegen ist es in diesem Band auch schön anschaulich, wenn man quasi mit den Architekten einen Rundgang macht, der alle neu gebauten oder klug umgebauten Teile des Campus noch einmal vorstellt, auf das Besondere aufmerksam macht, auf das Bewahrte und auch auf die vielen Kunstschätze und historischen Befunde, die man in den Gebäuden besichtigen kann. Auch als Besucher. Denn der Campus ist ja als offener Ort konzipiert. Er schottet sich nicht gegen die Innenstadt ab, sondern lädt regelrecht ein, mal durchzuflanieren – etwa die Herren Goethe, Leibniz und Lessing im Foyer zu besuchen, die Grabsteine im nachempfundenen Kreuzgang oder die beiden kontroversen Bilder von Tübke und Minkewitz, die die Konflikte der frühen DDR-Zeit sichtbar machen, wo die einen (in Tübkes Bild) mit wehenden Fahnen die neue Zeit herbeipropagierten und die anderen (im Minkewitz-Bild, das durch Erich Loest beauftragt wurde) unter der rabiaten Verfolgung dieser Funktionäre litten...


    ...Tatsächlich macht der Band jetzt sichtbar, was für ein Schmuckstück aus dem Uni-Campus eigentlich geworden ist und dass selbst der heiß umkämpfte Kompromiss fruchtbar war. Und auch bleiben wird. Denn der Band zeigt auch, dass zwei Aspekte in dem Streit meistens ausgeblendet wurden: Musik und Geschichte. Beides ist wieder präsent – und zwar nicht irgendwo im Kämmerchen, sondern gut ausgeleuchtet und raumfüllend...

    Einmal editiert, zuletzt von Stahlbauer (10. Dezember 2017 um 17:23)

  • Ein "historischer Beleg" aus dem Jahre 2005

    Es geht nicht nur um "Kritik" an sich. Alle wußten einschließlich Hochschulrektorenkonferenz, daß hier Grundsätzliches "oberfaul", um nicht zu sagen kriminell und verfassungsfeindlich, und eines demokratischen Rechtsstaates nicht würdig ist.

    Als Beleg hierzu etwas als "historisches Dokument", was natürlich auch Dr. Gernot Sittner (Süddeutsche), Roman Hollenstein (Neue Zürcher Zeitung), Uwe Müller (WELT) und bereits der Bundesrechnungshof erhielten.

    An: Milbradt Georg <Georg.Milbradt@dd.sk.sachsen.de>
    Datum: 15.06.2005, 17:16:07

    Betreff: Die zehn wichtigsten Gründe zur Ablehnung des Egeraat-Entwurfs

    Die Ablehnung begründet sich im wesentlichen aus den Vorgaben der Universität Leipzig.

    1. Es fehlen seriöse Sachgrundlagen zur Universitätsgeschichte, insbesondere zur Geschichte der Universitätskirche.

    2. Es bestehen substantielle Defizite bezüglich des Verbleibs von Kulturgut aus diesem Standort.

    3. Es ist weiterhin ungeklärt, inwieweit Verantwortliche sowie direkte und indirekte (für ihre Karriere förderliche Positionierung zu der kriminellen Schandtat) Nutznießer der barbarischen Zerstörungen von 1968 am Planungsverfahren beteiligt waren bzw. beteiligt sind.

    4. Der Entwurf assoziiert stark mit nationalsozialistischen Tendenzen zum Umbau der Universitätskirche aus den 30er Jahren:

    - einseitige Ausrichtung auf eine "Führung" in der Längsachse
    - weitere Trivialisierung der "Ostfront" der Universitätskirche
    - Verdrängung der Kanzel aus dem Altarraum
    - Verlagerung von Epitaphien aus dem Altarbereich an die Nordwand
    - starke Anonymisierung des Gesamtraumes

    5. In Erweiterung der nationalsozialistischen Ausrichtung wird das dominierende Hauptwerk, der Paulineraltar der Universität,
    nicht einbezogen. Der Kreuzgang wird unterschlagen. Weitere historische Bezüge, insbesondere zum Altarraum fehlen gänzlich.

    6. Anstelle eines geschichtlich einmaligen und über Jahrhunderte bewährten Gebäudes wird eine Aula propagiert, die in jedem x-beliebigen Gewerbegebiet stehen könnte. Die Auswechselbarkeit und Beliebigkeit wird gestärkt, indem u.a. eine Wechselbestuhlung vorgesehen ist, die zusätzliche Kosten (Stuhllager, Podium- und Projektionstechnik, Schiebetüren etc.) und somit auch erhöhten Verschleiß bedeutet.

    7. Die Gesamtanforderungen stellen eine unvergleichliche Nutzraumüberfrachtung dar. Entgegen den erneuten euphorischen Äußerungen seitens der Universitätsleitung bei der Preisvergabe muß festgestellt werden, daß allein die gesamte Nutzung der Etagen unter Schrägdächern äußerst unpraktikabel ist, angefangen von der Aufstellung von Regalen bis zur Bewegungseinschränkung für den Nutzer. Dazu kommt noch, daß, während auf der Südseite bei Sonne ständig Jalousien die Räume abdunkeln müßten und zusätzlicher Aufwand an Belüftung bzw. Kühlung entsteht, sich meist alles in die Nordseite verlagern würde. Auch das Zusammenspiel der vorgesehenen, unterschiedlichen Funktionen zur gleichen Zeit muß zumindest als fragwürdig angesehen werden. Dies trifft auch auf das ungünstig parallel angeordnete Auditorium maximum zu.

    8. Allein der Gedanke, daß dort, wo über Jahrhunderte wichtige Persönlichkeiten der Universität Leipzig und nicht nur der Stadt Leipzig in bunt bemalten Grüften begraben wurden (was seitens der Universität Leipzig bis heute nicht aufgeklärt ist), nur Parkplätze entstehen sollen, erhebt ethische Zweifel am Geschichtsverständnis der Universitätsleitung.

    9. Die Ästhetik der Außengestaltung hält der Qualität der Vorgängerbebauungen von Geutebrück und Rossbach in keiner Weise stand. Das betrifft insbesondere die Verarmung der visuellen Komplexität, aber auch die von innen gespiegelte Dürftigkeit und Oberflächlichkeit des Gesamtvorhabens. Statt wieder aufgenommener Attraktivität entsteht nach dem zweiten Blick jene architektonische Langeweile, die schon die verschlissenen sozialistischen Bauten prägt. Daher ist auch die vom StudentInnenrat publizierte Collage als kurzlebiger, aufgesetzter fettiger Schnittkäse auf einer ziemlich angegammelten Brotscheibe mit dem Stempel des Jubiläumsevents 2009 berechtigt. Die bereits im Volksmund kursierenden Begriffe wie "überdimensionierter Starkasten", "Kratzbuckel" u.a. bilden ebenso kaum eine Identifikationsbasis.

    10. Die vergangenheitskaschierende Diktion der Vorgaben bewirkt, daß alle vier eingebrachten Entwürfe der städtebaulichen wie kulturhistorischen Verantwortung nicht gerecht werden können. Nachdem die Universitätsleitung bereits als Sieger Behet & Bondzio bejubelte und bauen lassen wollte, scheitert auch der Entwurf von Egeraat (selbst mit den aktuellen Zugeständnissen bezüglich Grundfläche, etwaigen Absenkungen der Höhen und Veränderungen der Unterkellerungen) an der fehlenden demokratischen Aufarbeitung zur Planung seitens der Universität, insbesondere zu den Jahren 1933-1945, aber auch zu den Entwicklungen vor und nach dem Jahre 1968.

  • In der letzten Samstagsausgabe der Sächsischen Zeitung aus der Landeshauptstadt Dresden findet sich ein zweiseitiger Artikel zum Thema. Die Wahrnehmungen scheinen durchaus verschieden zu sein.

    ...
    Vom Augustusplatz aus gesehen wirkt das Paulinum wie ein postmodernes Puzzle aus Beton und Glas mit Kirchenschaufassade. In der Architekturkritik machten deshalb die Worte „Kommerzästhetik“ und „Neurussenschick“ die Runde. Kustodiesprecherin Simone Tübbecke hingegen berichtet von zufriedenen bis begeisterten Besuchern – auch unter Zeitzeugen. „Die Resonanz ist sehr positiv. Bei Führungen sagen Leute, die sich noch an Gottesdienste und Orgelkonzerte in der alten Kirche erinnern, dass sie sich sehr wohl fühlen mit der jetzigen Lösung.“
    ...

  • Das neue Paulinum sieht fantastisch aus! O: Ätherisch schön in strahlendem weiß und mit den schwebenden Pfeilern. Besonders wenn die Kristalllampen an den Enden der Pfeiler leuchten. Einziger Wermutstropfen, die moderne Architektur will und kann einfach nicht ohne ihre unschönen, fetten Fugen überall auskommen. *seufz*

  • Eine interessante Ergänzung zum Filmbeitrag über die bauliche Entwicklung des Leipzige Augustusplatzes:


    ...Nach dem Ausscheiden des Gewandhaus-Kapellmeisters V. Neumann (1920-1995) im Jahr 1968 wurde ein dem Kapell­meister gleichgestellter Intendant eingesetzt. K. Zumpe wurde als »Beauftragter für den Neubau des Gewand­hauses« von der Organisation und Verwaltung des laufenden Orchester­betriebs abgezogen...

    Über die Arbeit von Karl Zumpe müsste doch mehr in Erfahrung zu bringen sein?

  • Was mich beim Abriss der Universitätskirche St. Pauli in Leipzig interessieren würde, denn diese Frage ist bis zum heutigen Zeitpunkt nicht geklärt. Unter der Kirche gab es eine Gruft, dort lagen bis zu 800 berühmte Persönlichkeiten (Ärzte, Bürgermeister, Juristen, Polizisten...).

    Warum hat man die Gruft vor dem überflüssigen Abriss der Universitätskirche St. Pauli nicht einfach verschlossen bzw. versiegelt. Sind wirklich alle Leichen auf den Südfriedhof überführt worden, ich kann es mir nicht vorstellen.

  • "Die Kultur einen Volkes erkennt man am daran, wie es mit seinen Toten umgeht" und daher ist meistens mein erster Weg, den ich in eine fremde Stadt mache, der auf den Friedhof.

    DDR bzw Kommunismus und Kultur...naja, die Zeiten haben sich in dieser Hinsicht und vor allem zum Glück im Osten um 180 Grad gebessert. Schaue Dir einmal die Berichte und Bilder vom Abriss und der Leichenfledderei der Dresdener Sophienkirche an. Da dreht es einem als Mensch den Magen um und als Kulturbürger auch die Hirnhaut. Du willst es nicht wissen.

    Einmal editiert, zuletzt von Exilwiener (8. September 2018 um 23:18)

  • Nochmals zur Erläuterung

    Als die kriegsbeschädigte Sophienkirche 1962/3 abgebaggert wurde, hatten die Akteure keinerlei Ahnung um deren Bedeutung. Erst als Leichenteile und Silberschmuck von aufmerksamen Bürgern auf den LKWs gesichtet wurden, zogen SED und Stasi daraus die Konsequenzen. Hier nochmals ein historischer Blick:

    Zwinger und Sophien-Kirche Albuminfoto, vermutlich 1890

    Dies durfte sich gemäß SED und Stasi in der DDR nicht wiederholen. D.h. nicht, daß man die Grabräuberei unterließ, sondern im Gegenteil, man organisierte zunehmend die Ausschlachtung von Friedhöfen, Kirchen und sonstigen potentiellen Fundorten z.B. bei der Abbaggerung ganzer Ortschaften für die Gewinnung von Braunkohle.

    Allein die Vorbereitung der Plünderung der Paulinerkirche erstreckte sich vom Gutachten Dr. Nadlers bis zur Geheimoperation am Wochenende vor der Sprengung 1968 über mehrere Jahre.

    Auch wenn dies erst in die Gründungsperiode des Bereiches der Kommerziellen Koordinierung des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR fällt, konnte hier nichts abhanden kommen. Um mich nicht zu wiederholen, möchte ich das Thema hinweisen, was sich direkt mit den originalen Quellen befaßt.

    Die Paulinerkirche - Martin Luthers Wegweisung

    Zudem gibt es seit Jahren unterschiedlichste und parallel laufende Recherchen.

    http://www.paulinerkirche.org/Projekte/Zeugenaufruf/zeugen0.html

    Das muß deshalb erwähnt werden, weil das lokale Zentralorgan mit seinen Schreiberlingen nur das zuläßt, was z.B. vor zehn Jahren bei ZEIT, WELT und BILD bereits veröffentlicht wurde.

    Um es nochmals zu verdeutlichen: Am 30.5.1968 wurde eine völlig ausgeraubte und geschändete Kirche bereits als Ruine gesprengt, da an besagtem Wochenende tragende Säulen in der Suche nach weiteren Schätzen angebohrt wurden. Die Sprengungsfilme kann man mit dieser Kenntnis heute etwas anders betrachten ...

    Die Toten kamen somit weder in die Etzoldsche Sandgrube (zu dem Zeitpunkt stand die Kirche noch) noch auf den Südfriedhof (man kannte nicht den tatsächlichen Umfang der Gräber und folglich hätte dies bei hunderten Toten Aufsehen erregt ...). Sowohl "Verbringungsort" (s.o.) als auch Empfänger des Schmuckes sind genannt.

    Nur über einen DDR-Staatsvertrag konnte der "Paulinerschatz" ausgeführt werden. Das hat sein Gutes darin, daß dieser Schatz nicht irgendwie verstreut und verscherbelt werden konnte wie vieles bei der KoKo oder den Nachahmern in den eigenen Reihen der "Tschekisten" am Beispiel Sophienkirche.

    Nun ist die Situation nur eben die, daß diese ganzen und weitere Abgründe zum Zeitpunkt des Planungsbeginns um das Jahr 2000 noch nicht bekannt waren. Der Hauptgrund zur Verhinderung des originalgetreuen Wiederaufbaus der Paulinerkirche mit Spendengeldern (!) und der Mithilfe u.a. von 27 Nobelpreisträgern darin bestand, daß die SED schlimmer als die Nazis die eigene Geschichte "auffraß", damit ihre Spitzel mit Westgeld in die nichtsozialistische Welt ausgeschickt werden konnten, um diese mit Spionage zu "überholen".

    Und als dies zunehmend offengelegt werden konnte, meinten insgeheim sowohl Dr. Thomas de Maizière als auch das Bundeskanzleramt und auch die Hochschulrektorenkonferenz, dies sei wohl nicht so wichtig "für einen Neubau".

    Dies war ein erwiesenermaßen folgenschweres, verhängnisvolles, kostenintensives und nachhaltiges Versagen, das die Akteure weiter belastet!

    Aufklärung ist gefordert! Das bedeutet, daß von Staat zu Staat Verhandlungen aufgenommen werden müssen, weil
    alle Namen auf Metallschildern dokumentiert waren, Grüfte teilweise fotografiert wurden und die Zuordnungen zu den derzeit wie Sondermüll abgestellten Kindersärgen erfolgen müssen.

    Was soll der "Paulinerschatz" weiter sinnlos im Verborgenen liegen, wo kein Bezug vorhanden ist und nur eine ausgleichende Rückführung eine erstrebenswerte zivilisatorische Lösung sein kann.

    Die eingeleiteten Porträtsammlungen dienen nur als Hilfsmittel für die notwendigen Exhumierungen und genetischen Untersuchungen der "Eliten vergangener Jahrhunderte".

    Um unliebsame Geschehnisse drücken sich politische wie auch andere Verantwortungsträger äußerst gern.

    Aber sollen erst AfD oder Privatpersonen die Grüfte öffnen, damit der Skandal Fahrt aufnimmt?

    Oder sehen es die Verantwortungsträger nicht als Chance, damit Forschung und die Wiedergewinnung von Kultur-, Wissenschafts- und Bildungswerten wieder neue Perspektiven für eine humanistische Welt eröffnen?

    Fakt ist, daß mit dem Verbringungsort der Toten sich weitere Fragen zur Johanniskirche und zur Matthäikirche stellen.

    Und es wird keine Ruhe mehr geben für angeschriebene Verantwortungsträger, die sich weiter verleugnen wollen.

  • Dankenswerterweise hat Dr.Mises hier im APH die unbeschreiblichen Ereignisse in Leipzig und besonders an der Universität Leipzig aufgedeckt.

    Zum Betonneubau der Universität Leipzig am Augustusplatz hat aktuell der Sächsische Rechnungshof weitere Ungeheuerlichkeiten recherchiert, die von der Sächsischen Zeitung aus der Landeshauptstadt Dresden veröffentlicht wurden:

    Zitat von Sächsische Zeitung vom 30.06.2023

    ...Kritisiert wird , dass entsprechende Wettbewerbe zur Umgestaltung des Universitätskomplexes ohne Kostenvorgaben ausgerufen worden waren. Damit habe eine "wesentliche Zielvorgabe" gefehlt, weil die Teilnehmer ihre Entwürfe ohne Wirtschaftlichkeitsnachweise einreichen konnten. Letztlich habe sich die Jury dann für einen Entwurf "mit expressiver Architektur und teilweise Unikat-Bauteilen" entschieden und somit die Kostensteuerung des Projektes wesentlich erschwert. Das hatte brisante Folgen: Am Ende habe das Paulinum statt der einst geplanten 52 Millionen Euro weit mehr als 117 Millionen Euro gekostet...


    Leider beschränkt sich der Sächsische Rechnungshof auf den Umgang mit den Steuermitteln. Viel gravierender ist, dass die historische Chance vertan wurde, die Paulinerkirche in ihrer historischen Gestalt zu rekonstruieren. Dafür hatte sich auch Dankwart Guratzsch immer wieder eingesetzt. Z.B. hier:

    ...Diese Umplanung, zu der die sächsische Regierung ihren Segen gab, lässt die Öffentlichkeit des Freistaates ähnlich wie der Dresdner Brückenkonflikt nicht zur Ruhe kommen. Wie in Dresden fühlen sich auch hier gerade Vertreter der bürgerlichen Intelligenz vor den Kopf gestoßen und kündigen zum Teil öffentlich der CDU ihre Gefolgschaft auf.

    Gebeine wie Giftmüll wegzementiert

    Geschädigte des SED-Regimes und Ankläger der Stasi-Machenschaften wie Wieland Zumpe verweisen darauf, dass auch hier bei der Ausschachtung der Fundamente keine Nachforschungen nach den Gebeinen der einst in der Kirche beigesetzten herausragenden Physiker der Leipziger Universitätsgeschichte wie Wolffgang Corvin, Leonhardus Lycius und Christophorus Preibisius angestellt wurden. Aus den Katakomben der Kirche wird ein Fahrradkeller, unter dessen „weißer Wanne“ die Ahnen deutschen Geisteslebens unzugänglich und namenlos wie der Giftmüll von Herfa-Neurode einbetoniert sind.

    „Da hier ethische Grenzen durchschlagen werden und jegliches christliche Selbstverständnis zerstört wird, das die Demut vor den 800 in der Paulinerkirche Begrabenen gebietet“, mutmaßen Zumpe und viele Getreue, dass der Frieden auch durch Verleihung eines Doktorhutes an Bundeskanzlerin Angela Merkel und eine Laudatio des EU-Außenbeauftragten Javier Solana nicht wiederhergestellt werden könne. Dafür will auch der Paulinerverein sorgen, der soeben nach dem Vorbild der Frauenkirchenstiftung in Dresden eine Stiftung „Universitätskirche St. Pauli zu Leipzig“ gegründet und die Rückkehr zu den ursprünglichen Plänen der kirchlichen Ausgestaltung des Innenraums auf seine Fahnen geschrieben hat....

    Warum wird noch immer gegen Vorkämpfer für das christliche Selbstverständnis VORGEGANGEN?

  • Anbei neue Aufnahmen des Paulinums - hat mir gut gefallen. Die Fassade ist aber gewöhnungsdürtig.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker