Heimliche Geschwister - Historische Bauten und ihre entfernten Verwandten

  • Das aus dem Barock stammende Schloss Belvedere bei Weimar, bis 1900 Sommeresidenz der Herzöge von Sachsen-Weimar-Eisenach, es orientiert sich, in stark vereinfacheter Weise und kleiner Ausführung, am Schloss des oberen Belvedere des Prinzen Eugen von Savoyen in Wien. Und zwar insbesondere wegen der beiden rechts und links vom Hauptbau befindlichen Pavillons, welche jeweils mit einer Kuppel versehen sind. Dieses findet sich so auch am oberen Belvedere in Wien, das zeitlich vor dem Weimarer Bau errichtet worden war und somit als Vorbild gedient haben dürfte. Nicht aus Zufall hat man in Weimar für das Schloss Belvedere auch den Namen Belvedere des Wiener Schlosses übernommen. Auch dieser Name spricht m. E. eindeutig dafür, bzw. ist ein Indiz dafür, dass es sich beim Schloss Belvedere in Weimar um einen Nachfolgebau des Wiener Vorbilds handeln dürfte.

    Schloss Belvedere Weimar

    Schloss Bevedere Wien

    9 Mal editiert, zuletzt von Villa1895 (11. August 2017 um 00:35)

  • Danke, das Rathaus in Fürth ist ja herrlich! Die haben sich was getraut! Bitte weitermachen!

    Ich fand noch das Alte Rathaus in Hannover gut:


  • Klar, es ist allerdings viel geworden und soll deutschlandweit etwas ausgewogener werden. Vor allem aus dem NORDEN fehlt noch etwas. In Potsdam geht es ja von den zwei Dutzend Palastkopien des 18. Jahrhunderts bis hin zur ehem. FH:

    Mies van der Rohe, Federal Bank Building, Des Moines, Iowa

    Institut für Lehrerbildung "Rosa Luxenburg", dann FH, Potsdam

  • Oh, oh, besser nicht die Potsdamer FH in die Aura eines Mies van der Rohe stellen. Einige Liebhaber der FH könnten auf dumme Gedanken kommen.

    In so einem Kasten habe ich (leider) auch studiert. Studium war aber Klasse!
    PH Ludwigsburg
    https://www.google.de/search?q=PH+Lu…iw=1366&bih=659

    Und das nächste Zitat ist freilich unser Landtag in Schtugort, äh Stuttgart:

    https://www.google.de/search?q=Landt…iw=1366&bih=659

  • Sehr interessant wäre einmal die zahllosen Zitate der Fassade von Il Gesù in Rom zu sammeln, also nur wirklich solche, die ganz nah am Vorbild bleiben:
    Il Gesù hier und hier mit Innenansichten und ebenso nochmal hier!


    Hm, wie wäre es mit St.Martin in Bamberg, von Dientzenhofer!?


    Vom Grundschema würde auch St.Michael in Würzburg passen, aber es fehlen die ineinander geschachelten Giebel über dem Portal.


    Freilich werden im 18.Jh. die Zitate immer freier und bewegter. Nur vom Grundaufbau her dem Il Gesù Muster folgend. Somit wäre die Stiftskirche in Dießen am Ammersee kein adäquates Beispiel.


    In Italien gibt es wohl die meisten Zitate: z.B. Santa Maria in Vallicella, 1605

  • Man sollte aber auch bedenken, dass es das Schema der Jesuitenkirchen gab, dass also dieser Orden gewisse Grundprizipien beim Kirchenbau verfolgte und es deshalb auch große Übereinstimmungen in der Bauweise gab, das galt Länder übergreifend. Dass die St. Martinskirche in Bamberg an das Gotteshaus Il Gesu, also an die römische Jesuitenkirche erinnert, ist vor diesem Hintergrund zu verstehen. St. Martin zu Bamberg war bis zur Aufhebung des Jesuitenordens eine Jesuitenkirche, die des Bamberger Jesuitenkollegs.

    7 Mal editiert, zuletzt von Villa1895 (6. September 2017 um 13:52)

  • Die Giebelseiten der beiden nachfolgenden Gebäude ähneln sich sehr in ihrer Ausführung von Dachform, Geschossanzahl und -höhe, Fenster, Farbe und vieler anderer Details:


    Das Lohengrinhaus in Graupa bei Dresden von 1840: Klick

    Der klassizistische Gasthof "Zum Bären" in Bopfingen, Baden-Württemberg: Klick


    Ich finde es äußerst bemerkenswert, dass sich die beiden Straßenfronten so ähnlich sind. Beide haben u.a. im Dachgeschoss ein Serliana/Venezianisches Fenster. Hier im ländlichen sächsischen Raum ist es häufig anzutreffen. Leider bin ich nicht häufig genug im süddeutschen Raum unterwegs, um sagen zu können, wie häufig es dort ist, aber bei all den Galerien aus dem südlichen Raum, die ich hier schon gesehen habe, ist es kaum, bzw. gar nicht zu sehen. Wenn dem wirklich so ist, wäre der Gasthof durchaus besonders.

    Da die beiden Gebäude eine beachtliche Entfernung von mehr als 349 km Luftlinie aufweisen, wollte ich mal darauf aufmerksam machen. Vielleicht weiß ja jemand mehr.

  • Japanisches Palais in Dresden und das Schloss Amalienborg in Kopenhagen. Der Architekt, Nicolai Eigtved hatte in Dresden studiert. Dort hat er natürlich auch die Frauenkirche gesehen, die auch als Vorbild für die Marmorkirche diente. Leider wurde sein Projekt wegen Geldmangel nicht gebaut. Sah ziemlich wahnsinnig aus: Entwurf (nach unten scrollen). Geplant war eine 100 Meter hohe Steinkuppel. Die im 19 jh gebaute Kuppel ist "nur" 80 Meter hoch.

    Generell kann ich Freunde des 18. Jh einen Besuch in Kopenhagen empfehlen. Die sogenannte Frederiksstaden ist ein Meisterwerk des Rokokos und Klassizismus. Leider wurde die berühmte Sichtachse zwischen Marmorkirche, Schloss Amalienborg und Innenhafen durch die neue Oper total Zerstört. Einfach Skandalös! Oper

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

    2 Mal editiert, zuletzt von Däne (19. November 2017 um 14:11)

  • Cecilie von Mecklenburg-Schwerin heiratete seinerzeit den Kronprinz Wilhelm von Preußen im Jagdschloss Gelbensande. Ihr gemeinsames Domizil wurde später das nach ihr benannte Schloss Cecilienhof in Potsdam. Bei der Fassadengestaltung von Schloss Cecilienhof hat man Anleihen beim mecklenburgischen Original genommen.

    http://www.jagdschloss-gelbensande.de/

    https://www.spsg.de/schloesser-gae…ss-cecilienhof/

  • Finde Gelbensande besser. War zwar neulich in der Nähe, aber wie es so ist, wenn man nicht alleine ist, kann man sich nicht frei bewegen.

  • Eine große Ähnlichkeit zwischen Gelbensande und Cecilienhof kann ich nicht erkennen. Cecilienhof ist bezüglich des Baukörpers deutlich horizontaler ausgerichtet. Mich erinnert es eher an den englischen Landhausstil oder an einen Vorgriff zur frühen Moderne, in diesem Fall den frühen Villen von Frank Lloyd Wright. (hier oder hier)

    Einmal editiert, zuletzt von Heimdall (20. November 2017 um 01:27) aus folgendem Grund: Korrektur. Ich hatte mich falsch ausgedrückt.

  • Dem kann ich voll und ganz zustimmen. Beim Schloss Lichtenstein am Rande des Albtraufs und dem Schlösschen Lichtensteuin auf der Insel Rügen ist die Ähnlichkeit wirklich ganz offensichtlich, ja frappierend. Als ich zum ersten Male auf Rügen war und das dortige Schlösschen dort sah, schoss es mir durch den Kopf, dass der Bauherr und/oder der Architekt Schloss Lichtenstein in Württermberg gekannt haben müssen und sich offenbar bei der Errichtung des Schlosses auf Rügen am schwäbischen Vorbild orientiert hatten.

    Einmal editiert, zuletzt von Villa1895 (22. November 2017 um 10:16)