Historische Baustile im internat. Vergleich

  • Zitat von "haussmann"

    ... Mietskasernen...

    Was sind eigentlich "Mietskasernen" ? Dieser Begriff taucht immer mal
    wieder auf , wobei dann meist auf die "sehr negativen Wohnverhältnisse"
    der Menschen eingegangen wird. Sind damit die Gründerzeitbauten
    gemeint ?

    Zitat von "Spiegel"

    ...unerträgliche Ausdeutschung der Kunst seit 1871...

    Ist die Reflektierung der Gegenwart in der Kunst nicht die
    wichtigste Aufgabe eines Künstlers ? Warum ist es also "unerträglich"
    die Einigung Deutschlands 1871 und deren Initatoren in der Kunst darzustellen und damit zu ehren ?
    Ich finde es eher unerträglich, daß wir heute, 16 Jahre nach der
    2. Einheit Deutschlands, ähnliches wie früher nicht geschafft haben.
    Nicht einmal ein Denkmal für die Demonstranten in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] gibt es,
    die mit ihren Demonstrationen einen ersten Schritt zur Einheit
    gemacht haben. Ich finde es traurig, wie wir Deutschen heute mit
    unseren Helden umgehen. Es ist eine Schande !

    Zitat von "Philon"

    Nach einem Krieg mit Millionen Opfern, nach der Einmischung Schwedens, Frankreichs, Dänemarks aber: ein zerrüttetes, gebrochenes, entvölkertes Land, von den Nachbarn zerstückelt und auseinandergerissen, für Jahrhunderte abgestürzt in Provinzialität und Kleingeistigkeit, ökonomisch am Boden und nun endgültig ein staatsrechtliches Monstrum aus tausenden völlig unabhängiger Fürstentümer, die alle ihre eigenen Wege gingen.
    Und darin der Keim allen künftigen Unheils gelegen.

    Hätte es diese "Zerstückelung" nicht gegeben, so wäre das
    Deutsche Reich wohl für ewig nur ein "Bund" geblieben.
    Einen deutschen Nationalstaat gäbe es vielleicht heute noch nicht,
    wenn die unzähligen nicht-deutschsprachigen Volksgruppen im
    Reich geblieben wären (Burgund, Savoyen, Belgien, Niederlande,
    Böhmen, Norditalien etc.). Einen "Absturz in Provinzialität" sehe
    ich deshalb nicht, weil es ja auch schon vorher starke Landesfürsten
    gab. Und "Provinzialität" hatte doch auch etwas gutes ! Wir haben
    eine Vielzahl von schönen "Hauptstädten" mit Schlössern und Parks
    dafür bekommen. Bei einer Zentralregierung wäre Wien weiter
    bombastisch ausgebaut worden und es hätte niemals so schöne
    Städte wie Dresden, München und Berlin gegeben.


    [/quote]

  • Nun, Dresden und München waren schon vor ihrem Ausbau zur Residenz ästhetisch schöne Städte, das weiß nur fast keiner. Daß Dresden ähnlich wie Freiberg und München wie Nürnberg aussah, ist angesichts heutiger Barocksilhouetten nur wenigen bewußt; aber man sollte sich die Stadtmodelle vor dem Dreißigjähren Krieg mal anschauen; München bot sich sogar bis ins späte 18. Jahrhundert so dar; mit hohen Dächern und Giebeln, Schleppgaupen wie in Rothenburg oder Nürnberg, engen und verwinkelten Gassen. Von Kiel bis München, von Straßburg bis Breslau; sprach derselbe Geist aus den Städten. Frankreich, der frühe Nationalstaat, hatte diese Einheit nie...über solche Fragen denkt man nach, wenn man sich Stadtmodelle von München vor Klenze betrachtet. Nicht die aufgeräumte, spätbarock-klassizistische Stadt von heute. Die Frage, ob es einen deutschen Baustil gegeben hat, würde sich heute in der Form nicht stellen; jeder wüßte um die Tatsachen.

    Dresden und andere Städte wären wohl trotzdem zu Regionalhauptstädten ausgebaut worden, aber wohl nicht mit diesem Prunk. Keine französischen Truppen wären morden, plündernd und schändend durch Süddeutschland und die Pfalz gezogen.
    Auch eine grundlegende Geringschätzung, ja fast Verachtung deutscher Eliten gegenüber dem eigenen Volk seit jener Zeit, den "Stammtischen", dem "Pöbel" gegenüber, hätte sich ohne den Rückfall der nichtadligen Bevölkerung ins entmündigte Massenelend in dieser Form nicht entwickelt. Wenn wir heute über die Arroganz der Architekten und Stadtplaner gegenüber dem Volk reden, müssen wir dieses "Kulturerbe" mitberücksichtigen.

    Nein, die werden gedünstet

  • Zitat

    Hätte es diese "Zerstückelung" nicht gegeben, so wäre das Deutsche Reich wohl für ewig nur ein "Bund" geblieben.

    Schwer zu sagen, aber ich denke, eher hätte es im Lauf des 17./18. Jahrhunderts eine absolutistische Reichsreform gegeben.


    Zitat

    Einen deutschen Nationalstaat gäbe es vielleicht heute noch nicht, wenn die unzähligen nicht-deutschsprachigen Volksgruppen im Reich geblieben wären (Burgund, Savoyen, Belgien, Niederlande, Böhmen, Norditalien etc.).

    Denke ich auch nicht: die Niederlande waren (und sind) eine von deutscher Sprache (Niederländisch ist letztlich ein niederdeutscher Dialekt) und Kultur geprägte Region. Oberitalien hatte sich de facto sowieso schon aus dem Reichsverband verabschiedet. Und Burgund, Böhmen und die Wallonie hätte ein deutscher Nationalstaat leicht integrieren können, so wie Frankreich ja auch (relativ) problemlos das deutsche Elsaß-Lothringen, das italienischsprachige Korsika, die keltische Bretagne, das okzitanische Languedoc, den nördlichen Teil des Baskenlands und das katalanischsprachige Roussillon in sich als Nationalstaat integriert hat. Da hätte Deutschland doch wohl locker die französischsprachigen Burgund und Wallonie und das im 17. Jahhundert höchstens zur Hälfte tschechischsprachige Böhmen in einen Nationalstaat integrieren können.


    Zitat

    Einen "Absturz in Provinzialität" sehe ich deshalb nicht, weil es ja auch schon vorher starke Landesfürsten gab.

    Starke Landesfürsten schon, aber in der Folge des 30'jährigen Krieges erlebte Deutschland unbestreitbar einen fast 150 Jahre andauernden Rückzug ins Kleinteilige, Private, Pietistische, Kleingeistige, Mutlose - und es wurde eben Bürgertum und Bauern das Rückgrat gebrochen (siehe den letzten Absatz in Wissmuts letztem Beitrag) ... das meinte ich mit "Provinzialität".