• Im Kern der hervorragend erhaltenen Stadt Amberg in der Oberpfalz besteht die Absicht, ein "Baudenkmal von morgen" zu erstellen, d.h. ein modernistischer Architekt aus Stuttgart gedenkt, die alte Stadt als Kontrastkulisse für sein eigenes Denkmal zu missbrauchen. Dazu diese Nachricht eines entsetzten Kenners der Stadt:

    Sehr geehrtes Stadtbild-Deutschland-Team,

    selbst bin ich nicht bei Facebook, deshalb maile ich Ihnen das. Ich weiß von Ihrer Seite und ihrem Kampf gegen die ewiggestrigen Modernisten. Ein neuer schlimmer Fall droht: In 92224 Amberg, einem mittelalterlichen Kleinod in Bayern, nahezu komplett erhalten - wie Rotenburg ob der Tauber, nur in Original. Nun will die Stadt einen Klotz mittendrin stellen und gegenüber der Straße mitten in der Altstadt auf dem ehemaligen Spital (auch abgerissen) soll es optisch in die gleiche Richtung gehen, es wird dazu offiziell angeregt. Unfassbar. Sehen Sie bitte selbst und posten Sie bitte diese drohende Bausünde auf Ihrer Facebookseite:

    http://www.onetz.de/amberg-in-der-…ce=Kurationsbox

    http://www.mittelbayerische.de/region/amberg/…art1338280.html

    Die Stadt beschreibt den Bau als harmonisch, der sich ins Stadtbild einfügt. Und halten Sie sich fest, die meinen, sie bauen damit ein Denkmal der Zukunft.

    Mehr zur Stadt: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Amberg

    Es grüßt,

    SvuzH

  • Grausame Entwicklung.
    Richtige Analyse, "Zeno". Die Frage ist nur, wie schmeisst man diese Modernisten aus der Administration wieder heraus?

  • "Baudenkmal von morgen", dass ich nicht lache...

    Von wann stammt denn die Fassade des Kaufhauses? Weiß jemand Genaueres?

    Jedenfalls fügt sie sich hervorragend in die Umgebung ein und sollte unbedingt erhalten werden. Das dürfte doch eigentlich kein Problem sein. Aber hier wollen sich offenbar wieder einmal ambitionierte Lokalpolitiker gemeinsam mit Möchtegern-Stararchitekten eine höchst unangenehme Duftmarke setzen, die die Amberger dann in vollen Zügen genießen dürfen.

    Hier ein Modell des Vorhabens:

    http://www.mittelbayerische.de/imgserver/_thu…499/779x467.jpg

    Demnach sollen auch zum Münzgässchen hin weitere Abrisse erfolgen!

    3 Mal editiert, zuletzt von Ravensberger (20. März 2016 um 10:23)

  • An der Nordseite der Bahnhofstraße das Spital:


    historische Aufnahme von vor ca. 10 Jahren:

    Bild 6101


    ... und jetzt (gegenüber der vorherigen Aufnahme etwas nach links geschwenkt - ja, es ist tatsächlich dieselbe Stelle):

    Bild 6102

  • Bei dem oben gezeigten Gebäude, das derzeit rekonstruiert wird, handelt es sich um den so genannten Reichertbau, der nicht unter Denkmalschutz stand. In diesem Artikel entsteht der Eindruck, als handele es sich um einen Neubau von 1961:

    http://www.mittelbayerische.de/region/amberg-…-art834898.html

    Baureferent Markus Kühne gab bekannt, dass der Abbruch des Rückgebäudes Reichert-Bau und ein Wiederaufbau nach historischem Vorbild kostengünstiger und funktionaler sei als die Sanierung des Gebäudes aus dem Jahr 1961.


    Weiß jemand mehr darüber?

    Ach ja: An der Rückseite wird noch ein modernistischer Erweiterungsbau erfolgen:

    http://www.raith-architekten.de/projekte/wirts…ule_amberg.html

  • Die Stadt Amberg sucht ja nach einem Investor für das Bürgerspitalgelände. Hier der Link vom August letzten Jahres. Jetzt ist es aber anscheinend so, dass alle Investoren auf eine Tiefgarage beharren. Das hat allerdings die "Interessengemeinschaft Menschengerechte Stadt" auf den Plan gerufen. Sie befürchtet, dass die Einfahrt dafür in der historischen Bahnhofstraße gebaut wird und nennen es schon mal einen Supergau. Falls dies so kommen sollte, werden sie es mit allen Mitteln zu verhindern wissen (gut so!). Hier ist der Link dazu mit ein paar Fotomontagen wie das Monstrum aussehen könnte.
    Es gibt zwar Pläne für das Gelände allerdings sind diese noch nicht öffentlich. Niemand kann also genau sagen was da kommen wird. Ich wollte euch daher nur mal auf den aktuellen Stand der Diskussion bringen :)

    Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.

  • Heute wurde die zukünftige Gestaltung des Bürgerspital-Areals vorgestellt. Wer will kann sich die geistigen Ergüsse des Architekten ja mal ansehen.

    Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.

  • Wieder einmal wurde in der Kiste der 1960er-Jahre gekramt und Schuhkartons hervorgeholt... Fiel dem Architekten denn nichts anderes mehr ein als die K(l)otz-Architektur von vor 50 Jahren??? Kopfschüttel... :kopfschuetteln::daumenunten:

  • Die Stadt Amberg verfolgt noch eine weitere Idee, die ich hier schon länger vorstellen wollte. In der historischen Bahnhofstraße soll eine Tiefgarageneinfahrt entstehen. Dass diese kommen wird, wurde vom Stadtrat bereits beschlossen. Wie sie denn aussehen soll, jedoch noch nicht, weshalb die folgenden 8 Ideen noch immer als aktuell zu bezeichnen sind, obwohl der Artikel schon gut 3 Monate alt ist.
    Ein weiterer Artikel vom April letzten Jahres fasst Pro und Contra über die Notwendigkeit einer Tiefgarage in diesem sensiblen Bereich noch einmal gut zusammen und zeigt eine weitere Fotomontage, wie sich denn die Einfahrt auf die Umgebung auswirken würde.

    Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.

  • Zum sich verschlechternden Zustand der Frauenkirche:

    Zitat von SüZ

    Amberg

    "Es gibt zu viele Kirchen für zu wenige Gläubige"

    [...]
    Die katholische Frauenkirche in Amberg ist gefangen im Zustand schleichenden Zerfalls, seit Jahrzehnten schon. Der Mesner Thomas Pesold klingt wie ein Sachverständiger, wenn er die Mängel aufzählt. Die Wände: sondern giftigen Salpeter ab. Die Balken: morsch, teilweise weggefault. Das Dach: wäre wohl schon eingestürzt, würde es nicht von großen Metallklammern zusammengepresst. Zurzeit ist die Frauenkirche geschlossen. Aus Sicherheitsgründen. Der letzte Gottesdienst ist lange her. Genutzt wird sie nur am Palmsonntag als Startpunkt für den großen Umzug, und auch dann nur für ein paar Minuten. Vorher muss sie mühsam gesäubert werden. Pfarrer Helm stellt sich daher immer öfter die Frage, ob sich der Aufwand lohnt. Und was er anfangen soll mit einer Kirche, die eigentlich keiner braucht.
    [...]

    https://www.sueddeutsche.de/bayern/verfall…mberg-1.4196426

    Schön wäre es, wenn man die Kirche als Kirche erhalten könnte und - wenn Musiker schon die hervorragende Akustik loben - dann als "Konzertkirche" nutzen würde. Alternativ wäre es auch schön, die Kirche dem außerordentlichen Ritus dauerhaft zur Verfügung zu stellen - momentan wird der in Amberg nur einmal im Monat in der Schulkirche angeboten, da könnte man mit einer größeren Frequenz und Umzug der Gemeinde in die Frauenkirchen die Kirche womöglich auch personell revitalisieren.

  • Ich bin ja ein gebürtiger Amberger, lebe allerdings im Schweizer Exil und insofern habe ich auch keine Infos aus erster Hand.

    ONETZ.de meldete am 15.10.2020

    Nun, ich hoffe inständig, dass dieses Vorhaben nicht so banal-brutal umgesetzt wird, wie es sich offenbar der Investor vorstellt und wie es die Visualisierung vermuten lässt.

    Zitat

    Im Gegensatz zur Stadtheimatpflegerin. Beate Wolters ließ am Mittwoch keinen Zweifel daran, dass sie das Vorhaben als viel zu groß und für die Amberger Altstadt auch überhaupt nicht passend sieht. "Ich will Ihnen dringend abraten, diese Planung als Grundlage zu nehmen", sagte Beate Wolters. Der neue Einschnitt in der Fassade, die Lücke, wie sie Wolters nannte, erscheint ihr völlig unmotiviert. In Sachen Fenster stehe auf dem Entwurfsplan lediglich, sie seien "beispielhaft" eingezeichnet. "Das ist für mich ein Wischiwaschi", so die Stadtheimatpflegerin. Die vorgelegten Fassaden samt "eigenartiger Vorsprünge", hält sie für falsch.

    "Wenn wir die ehemalige Schönheit der Stadt mit der heutigen Gemeinheit verrechnen, kommen wir, so die Bilanz, aufs direkteste in den Schwachsinn." (E.H.)

  • Höchstinteressant fand ich den Fund eines keltischen Hügelgrabes aus dem 6. Jahrhundert vor Christus.

    "Wenn wir die ehemalige Schönheit der Stadt mit der heutigen Gemeinheit verrechnen, kommen wir, so die Bilanz, aufs direkteste in den Schwachsinn." (E.H.)

  • Ich war gestern durch Zufall in Amberg und bin dort beim Bürgerspital-Areal vorbeigekommen. Auf den Bauzäunen, welche das Areal absperren, waren Visualisierungen zu sehen, die ich euch nicht vorenthalten möchte. (Getreu nach dem Motto: "Geteiltes Leid ist halbes Leid")

    Abbildung 1: Bürgerspital Areal von oben mit dem geplanten Neubau.

    Vor der Spitalkirche ist das Areal der neuen Münze erkennbar, von welcher inzwischen nur noch die Fassade steht.

    Abbildung 2: Blick von der Bahnhofstraße in die neu entstehende Straße.

    Man kann gut sehen wie "sensibel" sich die Neubebauung in die Altstadt einfügen wird. Es besteht jedoch noch Hoffnung, da es am 26.9.2021 ein Bürgerbegehren der IG Menschengerechte Stadt geben wird, welche das Ziel verfolgen das Bauvorhaben zu stoppen.

    Die CSU und die ÖDP haben daraufhin auch ein Bürgerbegehren ins Leben gerufen, welches einstimmig vom Stadtrat angenommen wurde und ebenfalls am 26.9.2021 zur Abstimmung kommen wird. In diesem geht es darum die aktuelle Planung beizubehalten.

  • In Ambergs Altstadt ist wohl eine Gestaltungssatzung von Nöten. Ein Minimum an menschennaher Gestaltung wäre schon schön. Dass die ÖDP dafür ist wundert mich aber. Vermutlich wegen des begrünten Daches.

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland