Gibt es eigentlich in Deutschland, außer Nürnberg, typische Städte, deren Bauten hauptsächlich aus der Zeit der Renaissance stammen ?
Renaissancestädte in Deutschland
-
-
In Sachsen gibt es einige, sehr stark durch die Renaissance geprägt Städte, so z.B. Torgau oder Freiberg.
-
-
Wie wäre es mit Lemgo (Bürgerhäuser, Rathaus, Schloss Brake), Hameln (Hochzeitshaus, Bürgerhäuser) und Stadthagen (Schloss, Rathaus, Mausoleum, Bürgerhäuser)?
Wolfenbüttel...
-
Städte mit Gebäuden aus der Zeit der Renaissance findet man in allen Teilen Deutschlands. Das Neue an dieser Epoche ist u.a., dass man erstmals seit Antike durch Geometrie geprägte Planstädte konzipiert. Pienza in Italien ist so ein Fall. Auch im Mittelalter gab es zwar planvoll angelegte Städte, doch spielten dort eher funktionale und topographische Überlegungen eine Rolle und weniger durch den Humanismus geprägte geometrische und mathematische Ideale. Im Gegensatz zur Zeit des Barocks, gibt's in Deutschland wenige Planstädte aus der Zeit der Renaissance, u.a. wegen des Dreißigjährigen Krieges. Ein herausragendes Beispiel ist jedoch Freudenstadt. Die Bausubstanz ist zwar durch den Zweiten Weltkrieg stark dezimiert, doch der Stadtgrundriss ist ein einzigartiges Beispiel für Stadtbaukunst der Renaissance in Deutschland.
-
MW. gibt es vor allem in Erfurt und in Görlitz noch sehr viel an herausragenden Renaissancebauten. Vor 1944/'45 waren aber in der Tat Nürnberg und Augsburg (und teilweise auch Hildesheim) die ganz herausragenen Deutschen Renaissancestädte.
-
Meißen, Pirna?
-
Wie der Kurprinz ausgeführt hat, sind das alles keine Renaissancestädte, sondern alte Städte mit einigem Renaissanceanteil.
Richtige Renaissancestädte wären das:
https://www.google.at/search?q=Telc&…_4Yn_QOoolFM%3Aoder noch idealtypischer das:
https://www.google.at/search?q=nove+…AaSBpW-FKNrM%3Ahttps://www.google.at/search?q=nove+…pdKykMkSUkmM%3A
eventuell könne man - immerhin im deutschsprachigen Raum gelegen- noch das durchgehen lassen:
https://www.google.at/search?q=retz&…zPza0gIqDAYM%3A
wobei dieses letzte Beispiel auch nicht ganz überzeugen kann - Retz wurde in der Renaissance neu aufgebaut, aber nicht gegründet.
Dei Renaissance war bei uns einfach keine Zeit für Stadtgründungen.einzige Ausnahme, die mir einfällt: ist das bereits erwähnte, aber völlig kaputte Freudenstadt.
-
Na ja, so kaputt ist Freudenstadt nun auch wiederum nicht. Die Planstadt mit idealisiertem Grundriß läßt sich noch sehr gut ablesen. Heinrich Schickardt sollte in der Mitte des riesigen Marktpaltzes noch ein über Eck stehendes Renaissanceschloß bauen, vierflügelig mit Ecktürmen. Das wäre ne feine Sache geworden. Kam aber nicht mehr dazu. Immerhin wurden beim Wiederaufbau die Proprotionen eingehalten und die Arkadenumgänge wiederhergestellt! Links unten im Marktplatzgeviert ist die sogenannte Winkelhakenkirche bemerkenswert. Eine Simultankirche für beide Konfessionen, je einem Schiff zugehörig und durch die rechtwinklige Anordnung auf einen gemeinsamen Altar ausgerichtet.
Sehenswert ist dort das romanische Alpirsbacher Ambo.Wie wäre es noch mit Mömpelgard/Montbeliard. Das gehörte damals zu Württemberg (Heute Franche-Comté bei Belfort). Heinrich Schickardt hat dort viele Bauten seiner "schwäbischen" Renaissance hinterlassen. Ist aber auch keine Planstadt!
-
Na ja, so kaputt ist Freudenstadt nun auch wiederum nicht.
Aber außer dem (wichtigen) Stadtgrundriss ist aber nicht mehr sehr viel an alter (Renaissance-) Bausubstanz erhalten. Die Innenstadt gilt doch heute eher als gelungener Wiederaufbau der 50iger Jahre.
Nürnberg würde ich nicht als Renaissancestadt bezeichnen. Das Stadtbild dort wurde und ist vielmehr doch im wesentlichen durch Bauten der Gotik geprägt.
Halle (Sachsen/Anhalt) hatte eine Blüte zur Zeit der Renaissance. Die bedeutendsten Bauwerke in Halle stammen aus dieser Zeit. Häuser aus der Renaissance bestimmen noch heute das Bild ganzer Straßenzüge.
-
Wenn schon, dann Görlitz, das rein renaissance-geprägt ist (wenngleich auf ma. Grundriss).
Mir will scheinen, dass der Renaissancegedanke, was Stadtplanung und -grundriss betrifft, erst viel später nachgeholt worden ist, man vgl hiezu Mannheim, Erlangen, Potsdam, Karlsruhe - alles verkappte Renaissancestädte.
Gleiches könnnte sogar die Mikro-Ebene betreffen.
Die "richtige" Renaissancebaukunst in D war eigentlich nichts anderes als verkappte Gotik, sozusagen finsterstes Mittelalter neuzeitlich verbrämt. An Häusern wie diesen:https://www.google.at/search?q=Pelle…RJfmQN0uLwBM%3A
https://www.google.at/search?q=tople…5ZfkZAnO_p7M%3A
https://www.google.at/search?q=baume…CFaG5tV1UagM%3A
https://www.google.at/search?q=tople…hjv4Mj4VVOEM%3A
und erst recht hier:
https://www.google.at/search?q=knoch…aZeCeViQQJ_M%3A
https://www.google.at/search?q=knoch…WgIWz86XF_SM%3A
ist das gesamte Formempfinden gotisch.
-
Danke für die genannten Städte ! Gibt es aber auch Fachwerkstädte, deren Bauten hauptsächlich aus der Zeit der Renaissance stammen ?
Danke schonmal im Vorraus -
Sehr viel sogar, wenn nicht unzählige!
Warum nicht gleich das hier nehmen: -
oder um auch in Hessen zu bleiben:
Büdingen mit verschiedenen Renaissance Stein- und Fachwerkbauten.
-
Danke für die genannten Städte ! Gibt es aber auch Fachwerkstädte, deren Bauten hauptsächlich aus der Zeit der Renaissance stammen ?
Danke schonmal im VorrausJa, das bereits erwähnte Wolfenbüttel. Die so genannte Heinrichstadt (die heutige Innenstadt) entstand in der zweiten Hälfte des 16. Jh. unter Herzog Julius und erhielt 1570 Marktrecht. Es handelt sich also um eine Stadtgründung der Renaissance. Grundriss, Heinrichstadt rechts:
http://schmalkoke.de/wolfenbuettel/…f_grundriss.jpg
Die Innenstadt weist etwa 600 Fachwerkhäuser auf, von denen einige noch aus der Renaissance stammen. Ein guten Eindruck von der ursprünglichen Bebauung vermitteln u.a. noch die Kanzleistraße und die Reichsstraße mit ihren Hofbeamtenhäusern:
http://static.panoramio.com/photos/large/115896333.jpg
Rathaus mit Ratswaage (letztere 1609):
http://media.belocal.de/121888/884x530_,0c.jpg
Eine Besonderheit ist die Kirche Beatae Mariae Virginis, begonnen 1608 von Paul Francke. Sie gehört zu den wenigen großen Kirchenbauten der Renaissance in Deutschland:
Inneres:
http://www.reiseland-niedersachsen.de/images/j/m/x/y…auptkirche.jpegAußenbau:
http://www.wolfenbuettel.de/media/custom/2….JPG?1383227379
Massive Renaissancebauten sind:
Das Bankhaus Seeliger (Lnage Herzogstraße 63), erbaut 1586-88, später verändert:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…el_IMG_3041.jpg
Das Zeughaus (1613-19) von Paul Francke:
http://www.kotyrba.net/wp-content/upl…05/IMG_0318.jpgDie Kanzlei von Hans Vredemann de Vries:
https://media-cdn.tripadvisor.com/media/photo-s/…landesmuseu.jpg
Der Hausmannsturm (1614) des Schlosses mit Renaissancedekor:
-
Glückstadt in Schleswig-Holstein wurde in einer Übergangsphase zwischen Renaissance und Barock errichtet, der Grundriss als polygonale Radialstadt ist noch heute erhalten, auch viele Gebäude aus der Gründungszeit der Stadt stehen noch. Der Grundriss ist eher der Renaissance zuzuordnen, viele Gebäude allerdings eher dem Frühbarock.
https://de.wikipedia.org/wiki/Gl%C3%BCckstadt
Im gleichen Zeitraum ist auch Friedrichstadt entstanden, ebenfalls in Schleswig-Holstein. Im Volksmund wird es Holländer-Städtchen genannt, da es u.a. von flüchtigen Remonstranten aus den Niederlanden gegründet wurde.
-
Jetzt muss ich doch endlich auch mal Nördlingen einbringen. Hier stammen tatsächlich ein bedeutender Teil der repräsentativen Profanbauten aus der Renaissance.
-
Jetzt muss ich doch endlich auch mal Nördlingen einbringen. Hier stammen tatsächlich ein bedeutender Teil der repräsentativen Profanbauten aus der Renaissance.
Wie auch in Rothenburg ob der Tauber.
-
Danke für die genannten Städte ! Gibt es aber auch Fachwerkstädte, deren Bauten hauptsächlich aus der Zeit der Renaissance stammen ?
Ein wunderbares Beispiel für eine Fachwerk-Planstadt ist, wenn auch für die Renaisscance eigentlich zu spät, Freudenberg im Siegerland.
-
Des Ursus Beitrag nr. 8 hier ging bereits in die richtige Richtung. Wenn es um Städte mit hohem Renaissanceanteil im deutschen Sprachraum der Renaissancezeit geht, sollte man die vor allem in damaligen deutschen Kulturgebieten suchen, die zu dieser Zeit, die für den damaligen deutschen Sprachraum bis mindestens weit in den Dreißigjährigen Krieg hineinreicht, besonders blühende Landschaften waren. Zu denken sind dann besonders an den Osten (wovon Görlitz heute noch zeugt): Danzig, Elbing, Braunsberg/Opr., Breslau, Neiße, Schweidnitz, Görlitz eben. Kursachsen war mit Renaissancebauten reich gesegnet in all seinen wichtigeren Städten, so auch die damals deutschsprachigen Teile Böhmens und Mährens. Weitere Städte mit großem Renaissanceanteil waren Zerbst/Anhalt, Kassel, Braunschweig(!), Münster/Westf. und im Nordwesten vor allem auch Bremen und Emden. Im Südwesten ist vor allem Heidelberg eine prachtvolle Renaissancestadt auf gotischer Grundlage gewesen, vor der Zerstörung durch die Franzosen im Pfälzischen Erbfolgekrieg.
-