• Ich war zwar noch nie auf Sylt, aber das scheint mir schon ein ziemlich dicker Hund zu sein:

    Ja, ist er und der zweite Skandal folgte dann noch Monate später, als der Eigentümer einen Bußgeldbescheid über 30000 € erhielt, der laut Rechtsgutachten deutlich höher hätte ausfallen können und müssen. Ich habe mal zur Lister Politik Kontakt aufgenommen und den Status Quo zusammengefasst:

    Kommentar zum Abriss des Alten Gasthofes in List auf Sylt
    Illegaler Abriss des Alten Gasthofes in List auf Sylt durch Eigentümer Andreas Kammholz: Skandal um Bußgeldbescheid des Kreises Nordfriesland
    www.zeilenabstand.net

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Ein immer wiederkehrendes Ärgernis. Zeigt auch, inwiefern Erhaltungssatzungen tatsächlich Schutz vor Ungemach wie gewissenlose Eigentümer bieten.

    Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass sich die Empörung hier bei vielen Syltern in Grenzen hält. Wenn man die ganzen EVHs mit Reetdächern bedenkt, mit denen die Insel überschwemmt wird, gerät Authentizität schnell in den Hintergrund. Hauptsache es sieht alles schön aus mit den ganzen Reetdächern. Das die ganzen schicken Neubauen immer, immer, aber auch wirklich immer den selben beige gescheckten Klinker zur Schau stellen (der so früher wohl nie verwendet wurde) scheint dabei aber niemandem aufzufallen. Mittlerweile wurde das immer gleiche beige Reetdachhaus doch zwischen List und Hörnum hundertfach geklont. Ich würde mir da etwas mehr Vielfalt wünschen. Vielleicht auch mal eine Putzfassade oder zumindest Klinker mal in Rot. Wirklich bauliche Vielfalt kann man auf Sylt doch nur noch in Keitum bewundern.

  • Na ja, ich habe auf tegulas Beitrag reagiert, weil ich aktuell gerade auf Sylt bin und die von mir genannten ewig gleichen beigen Wohnhäuser sind in ihrer mittlerweile geballten Masse überall auf der Insel einfach sehr auffällig. Jemand der sich für Architektur interessiert, kann das einfach nicht übersehen. Meiner Meinung nach wird hier über das Ziel hinaus geschossen. Häufiger als auf Sylt sind wir an der dänischen Nordseeküste, die ja Sylt landschaftlich sehr ähnlich ist, wenn auch ungleich größer. Die hier vorherrschenden Holzhäuser variieren zumindest in ihren Farben (rot / blau / gelb).

  • Ich habe ja auch nicht behauptet, dass es nun gar keine andersartigen gelungenen Neubauten auf Sylt gibt. Sie sind halt nur eher die Ausnahme. Ihnen gegenüber steht allerdings eine geballte immer noch wachsende Ladung farblich identischer Reetdach-EVHs. Jedes für sich betrachtet recht schön, in ihrer Gesamtheit allerdings ziemlich monoton und eintönig. Irgendwie wurde das Ziel verfehlt. Hier wäre etwas mehr Abwechslung dringend geboten. In Dänemark reichen dafür schon 3 Farben. Bin übrigens noch bis Samstag auf der Insel.

  • Da hast du recht, viele der Gebäude sind auch erst in jüngerer Zeit entstanden. Quasie die Ära der neo klassischen Backsteinvillen.

    Es wurden aber auch viele Altbauten saniert. Noch dazu äußerst Hochwertig. Es verschwinden in der Regel eher die einfachen Backsteinbauten aus den 1950-1980 Jahren.

    An die dicken Plattenbauten traut sich bisher noch keiner ran, da der Aufkauf der extrem teuren Eigentumswohnungen unwirtschaftlich ist.

    Spannende Kontraste 😉

  • Hier mal ein Bild von dem genannten Klinker. Die ganze Insel wird damit zugestellt. Kein Mensch wird behaupten wollen, dass Sylt nicht schön wäre, aber potentielle Bauherren sollten sich überlegen, ob dieser Klinker noch die richtige Wahl ist. Bald steht dieses Haus in leichten Abwandlungen 10000x auf Sylt herum. Und das kann niemand ernsthaft wollen, auch wenn jeder dieser Bauten für sich betrachtet recht schön ist. Denn auch in Schönheit kann Ödnis entstehen - man glaubt es kaum. In Deutschland sicherlich ein einmaliger Vorgang.


    Bild von mir

  • Orakel

    Mir ist aber nicht ganz klar, was du stattdessen vorschlägst, was bauästhetisch ansprechend und auch rechtlich durchsetzbar ist. Man müsste dafür sicher die Bausatzungen der Gemeinden ändern. Und ich glaube nicht, dass es dabei möglich wäre, den Bau eines Reetdachhauses mit Klinkerfassade zu verwehren, wenn die Nachbarn ein fast identisches Haus gebaut haben. Die Bauten orientieren sich zumindest an der örtlichen Bautradition. Viele mehr kann man eigentlich nicht hoffen.

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  • Das stimmt natürlich alles. Aber man wünscht sich ja auch für Sylt nur das Beste. Und Verbote sind hier sicherlich das falsche Mittel. Wünschenswert wäre, wenn sich mit der Zeit vermehrt auch Alternativen etablieren würden, z.B. Fassaden aus grauem Holz oder weißem Klinker.

    Dazu fällt mir ein Gespräch mit einem Bekannten vor längerer Zeit ein, als sich dieser gerade ein Haus bauen ließ. Als es um die Auswahl der Innentüren ging meinte dieser: "Die Gestaltung der Türen erfolgt ganz nach unseren individuellen Vorstellungen."

    Darauf ich: "Lass mich raten, eure individuellen Vorstellungen sind Buche Rundkante mit silbernem zweigeteilten Griff."

    Man muss den Menschen halt auch Alternativen aufzeigen, dann klappt es vielleicht auch mit der Vielfalt. Hier steuernd einzugreifen wäre auch Aufgabe der Gemeinde. Wobei natürlich nichts gegen die eigentlichen Reetdächer spricht. Man sollte sie nur häufiger mal mit anderen Fassaden kombinieren. Und die Abermillionen individuellen Buchentüren mit silbernem zweigeteilten Griff in deutschen Einfamilienhäusern kann man von aussen zum Glück nicht sehen.

  • Zum Abschied vom wunderschönen Sylt: Hier noch mal ein bemerkenswerter Kontrast, den ich diesem Forum nicht vorenthalten wollte. Gesehen in Westerland. Die Zeiten ändern sich, meine Fresse ...

    Bild von mir