• Der Schürmannplan ist ein Relikt einer vergangenen Zeit, als an den Wiederaufbau der Frauenkirche und des Schlosses noch nicht zu denken war, und sich die Stadt noch über die Prager Straße, Centrum-Warenhaus und Rundkino definiert hat.

    Das Versäumnis der Stadtplanung sehe ich darin, den Paradigmenwechsel beharrlich zu ignorieren.

  • Wie würdest du die Platzsituation an dieser Stelle lösen ?


    Und, die Frage geht an alle Dresdner, wie verhält es sich eigentlich mit der Frequentierung des Wiener Platzes ? Ich habe den nie "fertig" gesehen, sondern immer nur als Baugrube. Das Pendant in Hannover (restaurierter Gründerzeitbahnhof, modernes Umfeld) ist unbeschreiblich häßlich - aber scheint gut zu funktionieren; recht sauber und aktiv. Kann der Wiener Glasplatz das auch ?

    Nein, die werden gedünstet

  • Zitat von "Wissmut"

    Wie würdest du die Platzsituation an dieser Stelle lösen ?


    Der Platz ist viel zu weitläufig.
    Entweder man will urbane Verdichtung - dann sollte auch der Bereich vor dem Schauspielhaus, wo früher Hotel Weber Hotel stand, bebaut werden.
    Und statt des Kubus und des Advanta-Riegels hätte eine Bebauung hingehört, deren Front dem gebogenen Lauf der Sophienstraße folgt. Das hätte die Blickbeziehungen u.a. aus Richtung Theaterplatz interessant gemacht.
    Die Schweriner Straße könnte immer noch eine zweite Königsbrücker Straße werden.
    Wenn man sich die wenigen Gründerzeitler dort anschaut, sind die Läden im Erdgeschoß alle vermietet und gut frequentiert.
    Bodenordnungsverfahren -> Bildung geeigneter, nicht zu großer Parzellen -> Blockrandbebauung bis zum Wettiner Platz.
    Dann würden automatisch mehr Leute im Bf.Mitte statt am Hauptbahnhof aussteigen, weil es Spass machen würde, Richtung Stadtzentrum zu laufen. Entfernungsmäßig ist DD-Mitte ohnehin günstiger.

    Wenn man aber keine urbane Verdichtung will, dann wäre es richtig, im Zuge des alten Festungswalls Wasserbecken und Grünanlagen bis zur Bastion Merkur anzulegen, bzw. den im Untergrund vorhandenen Festungsgraben hervorholen,
    also wie beim Schürmann-Entwurf, aber bis in den Postplatz hinein, dessen östlicher Teil als neues "Willsches Tor" den Eingang in die Innenstadt markiert.

    Wichtig ist auch: Der Zwinger gehört nicht zum Postplatz!
    So lange wie er vom Postplatz aus frei sichtbar ist, wird das immer ein Kontrast sein, der weh tut. Vor dem Krieg sorgte die Bebauung für räumliche Trennung, zur Not könnte man aber auch eine Doppelreihe Bäume pflanzen.

    Zitat von "Wissmut"


    Und, die Frage geht an alle Dresdner, wie verhält es sich eigentlich mit der Frequentierung des Wiener Platzes ? Ich habe den nie "fertig" gesehen, sondern immer nur als Baugrube. Das Pendant in Hannover (restaurierter Gründerzeitbahnhof, modernes Umfeld) ist unbeschreiblich häßlich - aber scheint gut zu funktionieren; recht sauber und aktiv. Kann der Wiener Glasplatz das auch ?


    Der Wiener Platz sieht zwar in gewisser Weise ordentlich aus, aber die Passantenströme laufen wie gehabt zu 98% über das ostlichen Ende zwischen Bahnhofsausgängen und Pragerstraße. Insofern kann man von einer "Frequentierung" des Platzes nicht sprechen.

  • Ich würde am Postplatz keinen Wassergraben entlang legen. Dort sehe ich lieber ein rekonstruiertes Fernsprechamt und angemessene Bebauung dahinter bis hin zum … Was ist das fürn Platz? Na da woe die Einfahrt zur Centrumsgallerie ist. Weiterhin den Parkplatz dort unter Tage hin verfrachten, so dass die Gegend dort autofreier wird und Leute sich frei bewegen können. Beides, ein Wassergraben und diese bescheuerte Platte nebenan, die sogar noch saniert wird, trennen den Passantenstrom einfach zu sehr ab. Angrenzende Gebiete sind dann nur mit Wohnungen gefüllt und in so einer reinen Wohnsiedlung ist Wohnen in einer STadt mitten drin einfach zweifelhaft. Jeder muss zum Essen oder einkaufen ins Auto steigen. In anderen Gegenden fällt man aus der tTür und hat nen Bäcker oder sonstigen Verkäufer umme Ecke. Das fehlt so auch jenseits des Postplatzes und deswegen geht kaum jemand über ihn. Deswegen: Interessante Platzfronten, die Leute anlockt, und von denen Strassen wegführen, die dennoch "Leben" inne haben. Was Miwori zur Schweriner Strasse und zum Bahnhof Mitte sagt ist alles goldrichtig. Nur leider ist diese Bruchstückstrasse die einzige, die irgendwie einladend ausschaut und die Platzfront bei dieser einfach nur schlecht. Und besser wird sie mit diesem bescheuert proportionierten Hotel garantiert nicht.

    Hm … Wenn der Zwinger amm Platz zu sehen ist, gehört er irgendwie dazu. Ich finde es spannend, ihn vom Postplatz aus zu sehen. Wäre der Postplatz besser (keine Kuben, Ruinen und Parkplätzesondern sowas wie Fernsprechamtreko und andere wertige Frontbauten sowie Kandelaber), so wäre ein Blick vom Zwinger super interessant und mehr Leute würden den Zwinger und sein Kronentor von einer würdigen Platzperspektive aus betrachten können.

    Einen Wassergraben würde ich nur dann sehen, wenn er eine der von mir geforderten Strassen quasi ersetzen würde (mit kleinen Brücken) und nicht so gigantisch wäre, nicht aber eine ganze Häuserzeile. Eine Königsallee ala Düsseldorf passt da vor allem mit einem Schürmann-Kubencharakter irgendwie nicht hin.

    Beim Wiener Platz ist der Fehler, dass die Prager Strasse nur auf ein Ende hin verläuft. Besser fände ich es, würden die Passantenströme sich vorher fächerartig durch die einzelnen "Villenkästen" hindurch verteilen und so auf die gesamte Bahnhofsseite zulaufen.

  • Wurden hier schon die Visualisierungen des Bauschilds gepostet?

    und größer

    Wahrlich nicht der große Wurf und ob der undifferenzierten Fassade könnte der lange Riegel zu blockig und klobig wirken. Bedenkt man jedoch, was in Dresden sonst innerstädtisch geboten wird und man sich die Ergebnisse der Diplom(?)Arbeiten/Projektstudien Dresdner Architekturstudenten vor ein paar Jahren anschaut, so wirkt das Gebäude im Rahmen des Schürmann-Planes fast schon klassisch. Dazu kommt, dass glücklicherweise nicht die Fassade des Architekturbüros See Architekten realisiert wird, sondern eine von unseren Freunden Knerer&Lang, die hier weitaus weniger Anlass zu Kritik bietet als beim Hauptstraßenprojekt.
    Das ist uns erspart geblieben: http://archlab.de/projekte/oeffe…resden_362.html

  • Eine der baulich mißratensten Ecken in Hildesheim ist der zentrale Verkehrsbereich in der Schuhstraße u. angrenzender Hindenburgplatz. Einkaufs-, Freß- und Bushaltestelle. 50'er Jahre Flachdachbauten, schon leicht angegammelt, einfach nur übel im Altstadtkern. Und dennoch dem Dresdner Postplatz, mit oder ohne Riegel, in Funktionalität und Aufenthaltsqualität klar überlegen. Selbst die dortige "Architektur" der Fünfziger wirkt noch klassischer als die obigen Entwürfe, ganz zu schweigen vom Maßstab.

    Nein, die werden gedünstet

  • Zitat von "Harmonica"

    Bedenkt man jedoch, was in Dresden sonst innerstädtisch geboten wird und man sich die Ergebnisse der Diplom(?)Arbeiten/Projektstudien Dresdner Architekturstudenten vor ein paar Jahren anschaut, so wirkt das Gebäude im Rahmen des Schürmann-Planes fast schon klassisch.

    Zitat

    In der Tat ein himmelweiter Unterschied. Wobei dieser Archlab-Entwurf irgendwo am Stadtrand in einer Bürostadt à la La Défense vielleicht sogar auf seine Weise cool wäre - aber um Gottes Willen nicht am Postplatz in Nachbarschaft von Zwinger, Schauspielhaus und Taschenbergpalais.

  • Das sieht aus wie eine Haftanstalt. Die Schriftzüge auf dem Flachdach(!) erwecken in mir auf den ersten Blick immer die Optik von Stacheldraht. Die Proportionen sind echt schlecht. Warum müssen es immer so lange Riegel sein?? Kann mir das mal jemand erklären?

  • Zitat

    Ich würde am Postplatz keinen Wassergraben entlang legen. Dort sehe ich lieber ein rekonstruiertes Fernsprechamt und angemessene Bebauung dahinter bis hin zum … Was ist das fürn Platz?

    Das wäre dann der Dippoldiswalder Platz mit Centrum-Galerie und Margonwasser-Haus!

    Ich kann diese Projekte in unmittelbarer Nähe zum historischen Altstadtkern auch nicht nachvollziehen. Wieso muss man nur auf dem Neumarkt rekonstruieren? Wieso nicht das ganze Gebiet ausdehnen bis zum Bhf Mitte. Bilder sind doch reichlich vorhanden und wie sehr der Neumarkt an Wert gewinnt, wissen glaub ich alle hier. Aber nein, es muss so weiter gehen wie zu DDR-Zeiten. Auf Teufel komm raus die Stadt häßlicher machen.

  • Zitat von "dakir@dd"

    Wieso muss man nur auf dem Neumarkt rekonstruieren? Wieso nicht das ganze Gebiet ausdehnen bis zum Bhf Mitte. Bilder sind doch reichlich vorhanden und wie sehr der Neumarkt an Wert gewinnt, wissen glaub ich alle hier. Aber nein, es muss so weiter gehen wie zu DDR-Zeiten. Auf Teufel komm raus die Stadt häßlicher machen.

    Und was sollte man in dieser Gegend rekonstruieren?

    Nur weil wir als kleiner "Freundeskreis" klassischer Architektur sogenannte zeitgenössische Architektur und damit auch den Zustand so mancher Stadtviertel missbilligen, ist das noch lange keine Grund, ernsthaft flächenhafte Rekonstruktionen zu fordern. Die damit in Zusammenhang stehende Frage ist nämlich, ob wir uns mit solchen Ambitionen nicht vielleicht sogar der Lächerlichkeit preisgeben und so schlussendlich unseren Antipoden nützen.
    Ich für meinen Teil werde mich nicht für die Rekonstruktion gründerzeitlicher Mietshäuser einsetzen, deren klassische Kontinuität zwar dem Stadtbild nützt, die es aber andererseits auch zur Genüge gibt, sodass sie in manchen Orten z.T. noch dem Abriss preisgegeben werden.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Mit der Lächerlichkeit ist das natürlich immer so eine Sache. Was lächerlich gelten soll, bestimmen vor allem jene, die Macht haben - einfach durch ihre Präsenz. Lächerlich sind stets die Machtlosen. Und lachen tun dann in der Regel die unreflektierten Mitläufer, sprich: Diejenigen, die gerne wenig nachdenken.
    Die Lächerlichkeit mag zwar real vorhanden sein, aber in dem Moment, wo sie einen nicht schert und man seine Ernsthaftigkeit beweist, ersticken die Lacher ganz schnell. In der Regel folgen dann Schweißausbrüche der Verwirrung und Verängstigung bei den Lachern.
    Es wird die Zeit kommen, bei der man auch über Gründerzeit-Rekonstruktionen wird reden können. Und vor allem stellt sich die Frage, was denn die Gegner, die dummen Lacher, als Alternative anzubieten haben. Man stelle ihre Entwürfe einfach neben einen gründerzeitlichen - und dann soll nach längerer Überlegenszeit der Bürger entscheiden.

  • Ja, mit der Lächerlichkeit ist das so ein Sache!

    Allerdings ging meine Intention, für die ich leider eine wenig passende Vokabel verwandte, in eine etwas andere Richtung. Wichtig ist nämlich vielmehr, von den richtigen Personen/Personengruppen, ernst genommen zu werden, Einfluss zu gewinnen, zu überzeugen.
    In meinen Augen sind in diesem Zusammenhang Forderungen nach Rekonstruktionen Dresdner Vorstädte wenig hilfreich, ja sogar eben kontraproduktiv. Das sehe ich vor dem Hintergrund sich über Jahre dahinschleppender, für die Identität vieler Städte wichtiger Rekonstruktionsprojekte, wie [lexicon='das Berliner Schloss'][/lexicon] oder die Potsdamer Garnisonkirche.
    Solange man es nicht einmal schafft in der breiteren Bevölkerung ein tieferes Bewusstsein für diese wirklichen Werte zu wecken, braucht man auch nicht mit solch läppischen Fetzen wie der Wilsdruffer Vorstadt anrücken. Das wäre nämlich eine reine Vergeudung von Kräften.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Ich glaube, es geht nicht darum, jedes Haus zu rekonstruieren. Es geht eher darum, den Stadtraum, wie er einst war, wieder herzusstellen. Da gehts um Kleinteiligkeit (wo natürlich hier und da Rekogebäude oder auch mal moderneres stehen darf) und die brachialen Plattenbaumonstren und Jetztzeitriegel, die jegliche Stadtraumwirkung und Urbanität zunichte machen. Ist in sehr vielen Städten so: Überall wo grosse Gebäude stehenist nichts los, wo es kleinteilige Strukturen sind, da tummeln sich die Menschen, in den Geschäften und Läden und essen und trinken hier und da. Zweiteres will man doch in Dresdens Innenstadt haben, ersteres nicht und das geht nicht mit solchen mordslangen Kommerz-, Wohn- oder Bürogebäuden ohne Gesicht und Geschichte.

  • Zitat

    Sind das Keller vom Palasthotel Weber? Könnte sein oder?

    Kann nicht sein! Das Palasthotel Weber stand auf der Fläche vor dem Schauspielhaus, die heute dem Postplatz zugeschlagen und größtenteils gepflastert ist. Begrenzt wurde der Block des Palasthotels, auf dem sich ja außerdem noch das Gambrinus befand, durch die Ostraallee und die heutige Schweriner Straße. Der neue Hotelbau befindet sich hingegen auf dem Grundstück zwischen Schweriner und Freiberger Straße. Die Freiberger Straße wiederum mündete vor 1945 nicht auf dem Postplatz, sondern endete am Freiberger Platz. Auf dem Grundstück das jetzt ergraben wird, befanden sich u.a. Wohn- und Geschäftshäuser.

    http://www.postplatz.starkes-dresden.de/west.htm

    @ Zitronenpresse

    Danke für deine Fotoimpressionen!

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Zitat

    Der Parkplatz hinter der Altmarkt-Galerie soll mit Wohnhäusern bebaut werden. Die Stadt sucht derzeit Investoren dafür.

    http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2579785

    Einige Studenten haben mögliche Entwürfe der Stadthäuser angefertigt.

    Zitat

    Jedes Haus soll nur etwa sechs Meter breit sein, die Grundstückstiefe beträgt 42 Meter. Die Fassaden werden sich, so zumindest die Vorschläge der Studenten, voneinander unterscheiden. Die Stadt hat die Studentenmodelle jetzt auf der Expo Real, der Internationalen Messe für Gewerbeimmobilien in München, ausgestellt. „Wir suchen Investoren für den Postplatz“, sagt Wirtschaftsbürgermeister Dirk Hilbert (FDP). Er sei mit der Resonanz sehr zufrieden.


    http://www.sz-online.de/bilder/2010_10/gr_2579785_3.jpg

    Gefallen mir ganz gut und versprechen Kleinteiligkeit. Eben die momentan typischen Stadthausfassaden. Würden Sie so gebaut, wäre dass ganz sicher eine Aufwertung der Wallstraße und des Postplatzes.

  • Olala, im Stadtplanungsamt scheint man mit der Angst konfrontiert zu sein, einen wichtigen Architekturtrend zu verschlafen. Und da werden nach all den Jahren plötzlich kleinteilige Stadthäuser mit einer Mischnutzung aus Gewerbe und Wohnen aus dem Hut gezaubert.
    Bezeichnend ist allerdings auch die Rolle der HTW! Letztes Jahr wurden noch Studentenarbeiten mit grobkörnigen asymmetrischen Hotelbauten vorgestellt, die damals hochgelobt "der Weisheit letzter Schluss" zu sein schienen. Dieses Semester war wohl die Aufgabenstellung der Herrn Professoren eine andere.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe