Also ich finde die Bemalung gut gelungen und an sich schaut die Ausführung auch wertig aus. Was mir fehlt sind eine ordentliche (nicht gemalte) Traufe und die Struktur der Fenster. So sieht es halt wirklich nur noch nach bemaltem Putzklotz mit Löchern drin aus. Die Richtung stimmt aber, meiner Meinung nach.
München-Altstadt - Weinstraße, Theatinerstraße
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Ein Experiment, das im Ergebnis erfreulicher als die üblichen modernistischen Entwürfe ist und dennoch keine Vorbildfunktion aus genannten Gründen haben kann.
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Ich möchte angesichts des in obigen Posts irrtümlich verwendeten Begriffes "Illusionsmalerei" bloß nochmal in Erinnerung rufen, dass die Fassade nicht bemalt ist, sondern als Sgraffito gestaltet ist. In natura sieht man also eine leichte Reliefwirkung, die auf den Fotos nicht unbedingt ersichtlich ist. Es wurden drei Putzschichten aufgetragen, zuerst eine dunkelgraue, dann eine rote und schließlich eine grau/ockerfarbene. Die Fassadenelemente entstanden dadurch, dass man die oberen Putzschichten an bestimmten Stellen abgekratzt und somit die unteren roten und schwarzen Putzschichten sichtbar gemacht hat. Der Höhenunterschied zwischen den einzelnen Putzschichten dürfte jeweils 2-3
cmmm betragen.Dies nur zur Präzisierung, auch wenn es das ablehnende Urteil der meisten nicht ändern wird, da die Fassade trotzdem flach und nicht plastisch ist. Aber sie ist eben nicht komplett plan.
Edit: ich war heute noch mal dort und hab die Putzschichten ganz aus der Nähe betrachtet und befühlt (bis vor kurzem war das nicht gut möglich) und muss mich berichtigen, was die Höhenunterschiede betrifft: es handelt sich nur um jeweils 2-3 mm, nicht cm.
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Die Technik und die Wirkung sind auf dem Fotomaterial zum Teil durchaus gut zu erkennen.
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Einige mag das Gebäude irritieren, aber mir gefällt das, und zwar gerade weil es weder eindeutig modern noch eindeutig historisch ist. Der Ansatz, nicht entweder oder, sondern traditionell und modern gleichzeitig zu sein, ist mir sympathisch. Ich würde sagen, muss man nicht so machen, aber kann man so machen.
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Ist das Gebäude übrigens in seiner Substanz alt (dh gründerzeitlich)? Von den Proportionen her wirkt es so.
Der Zugang von Maßwerk ist mE interessant. Man könnte ihn noch mehr verfeinern, zumal ja die Fassade als solche nicht zwingend modern wirkt. Auch die großen Auslagenfenster in der Beletage sind typisch für die Gründerzeit. Es ist also eine alte Ornamentik, die in alter Technik einer möglicherweise alten Fassade auferlegt wurde. Das Nichtzusammenpassen bzw der reizvolle Zwiespalt ergibt sich daher nicht aus Gründerzeit versus Moderne, sondern aus Renaissance versus modern entstellte Gründerzeit. Sgraffiti auf Gründerzeitlern sind eher selten bzw treten eher als "Zugabe" auf. Sgraffitotechnik war ja eher ein Arme-Leute-Stil der Renaissance, um aufwendigere Plastizität zu vermeiden. Und die Gründerzeit war alles andere als eine Arme-Leute-Zeit. Heute entspricht diese Technik wieder mehr dem Sparsamkeitsideal - sie ist billiger als eine "Restuckierung." Aber diese Idee ist dennoch originell und zudem technisch gut ausgeführt.
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Das Gebäude von dem es inspiriert wurde war ein Gründerzeitler, der den Krieg nicht überstanden hatte, hier auf dem 2. Bild zu sehen https://www.pressreader.com/germany/abendzeitung-münchen/20180208/281603830921229
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Und der Nachrkiegsbau wurde ab 2018 abgerissen. Das jetzt entstandene Haus ist ein vollständiger Neubau.
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Wie sah das Gebäude denn um 1940 aus?
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In diesem Artikel findest du ein Bild kurz vor der Zerstörung (Bild 2) mit einer bereits deutlich veränderten, aber durchaus auch sehr qualitätvollen Fassade. Interessant auch der Blick in die Gasse.
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Hier ein weiteres Beispiel der radikalen Fassadenpurisierung.
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Bei BauNetz gibt es einen Bericht zur neuen FC Bayern Welt, mit interessanten Bildern der Fassade.
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In den Kommentaren gehen die Meinungen ja himmelweit auseinander. Ich für meinen Teil bin immer froh, wenn versucht wird Kunsthandwerk wieder zu etablieren in der Fassadengestaltung. Auf der Ebene ist Architekten Profilierung eher ein Schönheitstreiber, statt mit Baukörpersprache. Bei dieser kann man nur auffallen mit extrem unangepassten und unpraktischen Gestaltungsformen.
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Der zehnte Leserkommentar brachte mich zum Schmunzeln:
Zitatdas haus tätowiert, wie die unterarme vieler fussballer... die fensterscheiben verspiegelt, wie die sonnenbrillengläser der selbigen... da haben hild und seine mannschaft dem haus eine "angemessene" tracht verpasst... passt zu bayern, passt zu münchen...
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Es gab zum neuen FC-Bayern-Gebäude ja auch hier unterschiedliche Bewertungen in puncto Neubau vs. Historizität. Scheinbar wird es von ein paar verschiedenen Meinungsmachern da draußen nun als Reko "anerkannt", denn die üblichen Schlagworte "Disneyland" und "Rückwärtsgewandheit" sind gefallen! Der Boulvardpresse "tz" ist es jedenfalls einen Artikel wert ... Aber lest selbst: https://www.tz.de/muenchen/stadt…s-90206030.html
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Es gab zum neuen FC-Bayern-Gebäude ja auch hier unterschiedliche Bewertungen in puncto Neubau vs. Historizität. Scheinbar wird es von ein paar verschiedenen Meinungsmachern da draußen nun als Reko "anerkannt", denn die üblichen Schlagworte "Disneyland" und "Rückwärtsgewandheit" sind gefallen! Der Boulvardpresse "tz" ist es jedenfalls einen Artikel wert ... Aber lest selbst: https://www.tz.de/muenchen/stadt…s-90206030.html
„Ein Highlight der Geschmacklosigkeit“
Das ist jedenfalls auch meine Meinung. Potthäßlich und jetzt trifft es auch noch über die Bande die kleine Schar der Befürworter von Rekonstruktionen.
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Es mag vielleicht schade sein, wenn man mit viel Geld und handwerklicher Arbeit kein für alle ansprechendes Ergebnis erzielt hat. Aber es ist doch positiv hervorzuheben, dass ein Eigentümer deutlich mehr Geld in die Hand genommen hat, um eine repräsentative, aufwendigere Fassade zu gestalten. Genau mit diesem Anspruch sind doch die wunderbaren Altbauten entstanden, die wir heute als Schätze Unseres Stadtbildes zählen dürfen. Ich finde wer das als Großmannssucht kleinredet, der redet dem billig billig den Weg.
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Majorhantines, Du hast da völlig recht. Das wird hier fast jeder unterschreiben. Und trotzdem habe ich einfach keine Lust, quasi in Nibelungentreue für das ´Hagen-von-Tronje-Haus´ in die Bresche zu springen. Ist jetzt so wie es ist, der Versuch war lobenswert - und nun Schwamm drüber und ab in die Deckung.
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Aber eine Fassade überhaupt nicht zu verzieren zählt als gute Fassadengestaltung? Wie bei diesem schrecklichen, weißen, sprossenlosen Bau in der Kaufingerstraße:
http://www.hierlarchitekten.de/fassade-kaufin…se-11-muenchen/
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Der Grat zwischen Kitsch und gelungener Architektur ist bei klassischer Architektur sehr schmal. Als Architekt muss man, finde ich, ein Gefühl dafür entwickeln, welche Zierelemente und Materialien für einen Ort angemessen sind und welche nicht. Letzten Endes beurteilen wir ein gutes Gebäude nicht danach wie viel oder wie wenig Stuck dran ist, sondern nach seiner Kubatur, seinen Proportionen, wie es sich in seine Umgebung einfügt oder diese überragt und wie die Gesamtkomposition des Gebäudes gelungen ist. Wie Jacob schon richtig meinte, macht es wenig Sinn, jedes Gebäude zwingend als schön zu empfinden zu müssen, welches klassische Elemente aufweist. Der Vorgängerbau erschien mir da deutlich besser gelungen.
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