München - Altstadt - Allgemeines

  • Eines der wenigen schönen Gebäude in der Straße ist übrigens die Isarpost

    Gebaut übrigens als "Frauengebäranstalt", was ich grundsätzlich immer meinen München-Besuchern erzähle, wenn wir in der Tram daran vorbeifahren und dann meistens "erschrockene" Blicke der anderen Fahrgäste ernte, weil den meisten das gar nicht bekannt war. :wink:

  • Sagt mal, kann es sein, dass hier niemandem aufgefallen ist, dass man vor ein paar Monaten ein Haus an der Residenzstraße bzw. am Max-Joseph-Platz bei dessen Sanierung komplett entstuckt hat?
    Und zwar dieses weiße Haus in der Mitte:

    https://c8.alamy.com/compde/2j51gyg…ten-2j51gyg.jpg

    Ich war noch nicht selbst vor Ort, ich kann mich also irren, aber mir ist nun schon mehrmals in aktuellen travel vlogs dieses Haus mit nun komplett schmuckloser Fassade aufgefallen. Erst dachte ich, die Bildqualität mag es so erscheinen lassen, aber ich fürchte, daran liegt es nicht. Es liegt wohl eher daran, dass die Fassade komplett entstuckt wurde.
    Hier in Minute 1:22 kommt das weiße Haus ins Bild:

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    (Ihr müsst das Video auf Youtube anschauen, hotlinking wurde vom Benutzer abgestellt.)

    Und hier sieht man an der Stelle 15:27 das Haus noch im Juli mit Bauplanen:

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  • Schaut leider ganz danach aus... es ist mir selbst noch nicht aufgefallen (obwohl ich dort immer wieder mal vorbeikomme...), aber ich werd's mir in den nächsten Tagen mal anschauen. Ich weiß bloß, dass das Haus kein Altbau sondern ein Nachkriegsbau ist und nicht unter Denkmalschutz steht; die Stuckfelder sind nicht historisch (was nicht bedeutet, dass es deswegen gerechtfertigt ist).

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Schaut leider ganz danach aus... es ist mir selbst noch nicht aufgefallen (obwohl ich dort immer wieder mal vorbeikomme...), aber ich werd's mir in den nächsten Tagen mal anschauen. Ich weiß bloß, dass das Haus kein Altbau sondern ein Nachkriegsbau ist und nicht unter Denkmalschutz steht; die Stuckfelder sind nicht historisch (was nicht bedeutet, dass es deswegen gerechtfertigt ist).

    Ja, ich hatte bei meiner Suche nach der aktuellen Fassadensanierung nur einen Artikel von 2012 gefunden, als das Haus zuletzt eine Fassadensanierung bekommen hat. Also erst vor 10 Jahren, da war wirklich keine Not, wieder zu sanieren. In diesem Artikel wurde das Haus als große Wiederaufbauleistung nach dem Krieg gefeiert, mit einer schönen Fassade, die sich wie selbstverständlich an ihr Umfeld anpasst.

  • Und da die Nachkriegsmoderne gerade der feuchte Traum der Denkmalschützer und im Kurs ganz oben steht, wäre es aus deren Sicht wahrscheinlich logisch, sich für die (womöglich einfache) Nachkriegsfassade einzusetzen, der Stuck kam ja erst wesentlich später und wird daher sicher nicht als wertvoll erachtet...

    War das so? Der Artikel, den ich von 2012 gefunden hatte, ließ es erscheinen, als wäre das Haus in den 50ern gleich mit dem Stuck als angepasster Neubau errichtet worden.
    Und wenn es tatsächlich anders war, dann wage ich zu bezweifeln, dass die Fassade damals mit Alpina Weiß gestrichen war. Das ist so eine neumodische Marotte. Also dem Ursprungszustand hat man sich damit nicht wirklich angenähert.

  • Nur zum Verständnis:

    Wir sprechen von Residenzstraße 18 (?)

    Anhand des Youtube-Videos konnte ich jetzt nicht unbedingt deine Vermutung bestätigen. Der Ausschnitt an besagter Stelle ist zu wenig aussagekräftig und die Sprossenfenster scheinen zumindest auch noch vorhanden zu sein:

    https://abload.de/image.php?img=…34e-b44f03.jpeg

    Daher bin ich nun gespannt auf aktuelles Bildmaterial und hoffe, dass die Fassade lediglich geweißelt wurde. ???

    In dem Gebäude befindet sich übrigens seit dem Umbau ein „AP House“ ( ein Ausschnitt des Zustandes im Mai 2022, der den Bezug angekündigt, aus folgendem Forum: https://uhrforum.de/threads/neues-…uenchen.508765/ ).

  • zeitlos
    Ich weiß nicht, ob es Residenzstraße 18 ist. Ich kenne mich nicht mit den Hausnummern aus, aber ich nehme mal an, das stimmt.
    Der Screenshot, den du hochgeladen hast, ist nicht in HD/1080p, sondern in ganz niedriger Auflösung. Kein Wunder, dass man auf dem tatsächlich keine Aussage treffen kann. Da verschwindet ja jedes Detail. ;)
    Ich beziehe mich bei meinem Verdacht, wie ich erwähnte, nicht nur auf dieses Video. Ich habe die womögliche Entstuckung bereits früher in anderen Aufnahmen bemerkt, war mir da aber nicht 100% sicher. Ich bin mir immer noch nicht 100% sicher, eher 90% sicher, dass man die Fassade tatsächlich entstuckt hat.
    Endgültige Aufklärung wird uns nur ein Forumsmitglied geben können, das in Zukunft mal am Haus vorbeikommt.

  • zeitlos
    Der Screenshot, den du hochgeladen hast, ist nicht in HD/1080p, sondern in ganz niedriger Auflösung. Kein Wunder, dass man auf dem tatsächlich keine Aussage treffen kann. Da verschwindet ja jedes Detail. ;)

    Dem Smartphone war's geschuldet oder vielleicht sollte ich sagen, die niedrige Auflösung darauf ließ mich hoffen...

    Die Neugier siegte trotz vorgerückter Stunde und jetzt in HD/1080p am Rechner sieht es tatsächlich so aus, als ob sich dein Verdacht bestätigt.

  • Der Artikel, den ich von 2012 gefunden hatte, ließ es erscheinen, als wäre das Haus in den 50ern gleich mit dem Stuck als angepasster Neubau errichtet worden.

    Könntest Du den Artikel vielleicht hier verlinken bitte? Vielen Dank!

    Die neue Fassade hab ich noch nicht anschauen können, weil ich erst ab morgen wieder in München bin, aber ich hab schonmal etwas recherchiert und bin zu einem überraschenden Ergebnis gekommen. Zuerst einmal kann ich mich zwar wie gesagt erinnern, gelesen zu haben, dass das Haus ein Neubau aus der Nachkriegszeit ist und es ist auf der Schadenskarte von 1945 auch als Totalverlust dargestellt; allerdings besitze ich ein einigermaßen hoch aufgelöstes Luftbild der Innenstadt Münchens, welches die Amerikaner Ende April 1945 angefertigt haben, auf dem man den Umfang der Zerstörungen recht gut erkennen kann und auf diesem stehen die Fassade und die Umfassungsmauern des Hauses Residenzstraße 18 noch, "nur" das Dach und wahrscheinlich auch das Innenleben des Hauses ist komplett zerstört. Wahrscheinlich hat man die Ruine aber dann doch abgerissen und nach dem Krieg einen Neubau errichtet. Das Interessante ist aber jetzt, dass das Haus vor der Zerstörung genauso ausgesehen hat wie das wiedererrichtete Haus! Ich hab zwar keine Gesamtansicht der Vorkriegsfassade gefunden, aber hier ist es links angeschnitten (Foto von 1929): https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1

    Es würde sich demnach also beim Neubau nach dem Krieg um eine Rekonstruktion handeln!

    Die erste Ansicht des Hauses, die ich kenne, findet sich auf dem Gemälde "Residenzstraße gegen den Max-Joseph-Platz im Jahre 1826" von Domenico Quaglio, hier ein Ausschnitt (das hellgraue Haus links von der Bildmitte):

    Hier sind noch einfache Putzfelder ohne die klassizistischen Girlanden zu sehen. Ganz ohne Putzfelder präsentiert sich das Haus auf folgender Fotografie von 1890 (das linke Haus): https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…=476436&DEID=10

    Auf folgendem Foto von 1910 kann man hingegen, wenn man sehr genau hinsieht, bereits die Girlanden erkennen (am äußersten rechten Bildrand):

    https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1

    Und auf dem Foto von 1929 (hier nochmal der Link: https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1) sieht man klar, dass die Stuckaturen ziemlich genau denjenigen des Neubaus entsprechen:

    https://www.textilwirtschaft.de/news/media/17/…hen-164981.jpeg

    Die (neo)klassizistischen Stuckaturen müssen also in der Zeit zwischen 1890 und 1910 angebracht worden sein und wurden nach dem Krieg rekonstruiert; oder aber die Fassade wurde gar nicht neu errichtet, sondern die alte gerettet, renoviert und neu hinterbaut, wofür die Anzahl und Verteilung der Fensterachsen sprechen würde, die beim jetzigen Bau exakt dem Vorkriegsbau entsprechen, bis hin zum etwas größeren Abstand zwischen den Fenstern des 2. Stockes zum 3. Stock im Vergleich zu denen des 1. und 2. sowie dem größeren Abstand zwischen der 4. und 5. Fensterachse horizontal (da, wo auf dem Foto von 1910 die Regenrinne herabgeht). Wer weiß?!

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Danke für die ausführlichen Eklärungen. Alles sehr interessant. Und es wird immer ungeheuerlicher, falls sich die Befürchtung bestätigt, dass die Fassade in den letzten Monaten einfach so mir nix dir nix zerstört wurde.

  • Also, die ganze Aufregung war umsonst, die Stuckaturen sind Gott sei Dank noch auf der Fassade:

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Übrigens, in der Denkmaltopographie steht sogar ein Eintrag zu diesem Haus, obwohl es nicht unter Denkmalschutz steht und dort wird bestätigt, dass der jetzige Bau ein Nachkriegsbau von 1962 ist, der dem Vorgängerbau nachempfunden wurde. Interessanterweise steht zum Vorgängerbau, dass es sich nicht Stuckaturen handelte, sondern um gemalte Ornamente und dass diese wohl vermutlich vom Ende des 18.Jh. stammen würden. Da die Ornamente aber auf dem Foto von 1890 nicht zu sehen sind, nehme ich an, dass sie damals übermalt worden waren und später bei einer Renovierung wieder freigelegt wurden.

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    Karl Kraus

  • Übrigens, hier noch ein Foto zur Residenzstraße 18 bei Sonnenschein, auf dem man die Stuckaturen gut sieht:

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    Karl Kraus

  • Das linke Nachbarhaus (Residenzstraße 17) ist in seiner Grundsubstanz zwar spätmittelalterlich, bekam aber 1890 eine vollkommen neue Fassadengestaltung, bei der im Erdgeschoß und 1. Stock die großen Schaufensterfronten mitsamt dem schmiedeeisernen Brüstungsgitter eingebaut und die obersten beiden Geschoße in reicher Neo-Rokokomanier stuckiert wurden. Das interessante an diesen Stuckaturen ist, dass sie genau in dem typischen Münchner Rokokostil des mittleren 18. Jh. gehalten sind, wie man ihn z.B. am Palais Lerchenfeld in der Damenstiftstraße findet und somit auf den ersten Blick wie originale Rokokostuckaturen aussehen und nicht wie solche aus der Gründerzeit.

    Hier ein Foto:

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    Karl Kraus

  • Letztlich ist das Haus nur durch sein fürchterliches Schaufenster von einem echten Rokokohaus zu unterscheiden, zumindest für meine in mingarischer Stilkunde eher ungeschulten Augen.

    Das zeigt mE, dass die reichsdeutsche Gründerzeit weit niveauvoller war als in altösterreichischen Ländern.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.