München - Altstadt - Allgemeines

  • "Moderne Architektur solle man nicht von vornherein verurteilen, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Alexander Reise."

    Was sehr schwerfällt, wenn man aus Erfahrung weiß was einen bei "moderner Architektur" heutzutage erwartet.

    In dubio pro reko

  • Zwei eher globale SZ.Artikel zur Münchner Stadtplanung:


    Die Innenstadt verändert ihr Gesicht (28.12.18)

    Bei manchen Projekten haben die Bauarbeiten schon begonnen, bei anderen gibt es bisher nur Ideen. Ein Überblick über die wichtigsten Vorhaben.


    Stadtplanung
    Wie soll München werden? (27.2.19)

    Bei der "Perspektive München" wollen Bürger und Experten Konzepte für die Entwicklung der Stadt formulieren. Sie wünschen sich vor allem Mut.

  • Bei der "Perspektive München" wollen Bürger und Experten Konzepte für die Entwicklung der Stadt formulieren. Sie wünschen sich vor allem Mut.

    Oje . . . vermutlich denkt man dabei an "Mut zur Hässlichkeit"!

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"

  • „Mut zur Moderne“...so ist es wohl gemeint. Weil man dafür heutzutage ja soviel Mut braucht. 1€ ins Phrasenschwein. Rekonstruktionen sind dann wohl ein Zeichen der Angst. Puh!

    In dubio pro reko

  • Soweit ich gesehen habe, steht im Artikel auch gar nichts von einer Bürgerbeteiligung in Sachen Architektur, da scheint es eher um strukturelle Seiten der Stadtplanung zu gehen und wie man das große Wachstum der Stadt in den Griff kriegt. Wenn man wie angedacht die Innenstadt autofreier gestaltet und das Problem der Wohnungsknappheit und -preise löst, sind das doch schon mal positive Ansätze. Eine Bürgerbeteiligung bzgl. Stadtbildgestaltung wäre natürlich eine feine Sache, aber das ist mit Frau Merk schwierig...

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Bei dem Bahnhof hätte ich nicht gedacht, dass die das Projekt so umsetzen. Dies beinhaltet ja u.a. die Vernichtung aller Überreste des Bürklein-Bahnhof, den Abriss beider gründerzeitlichen Seitengebäude, die jedes für sich schon imposant sind und den sehr gelungenen Starnberger Flügelbahnhof. Und alles für ein unpassendes drittklassiges Flughafenterminal, was schon in wenigen Jahrzehnten absolut unmodisch sein wird.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • So ganz komme ich mit dem Parlaments-Internet von München nicht klar.

    Anscheinend wurde die Maßnahme vor über einem Jahr im Bauausschuss beschlossen. Eine Abstimmung im Stadtparlament habe ich nicht gefunden. Begründet wird die Maßnahme mit Barrierefreiheit.

    https://www.ris-muenchen.de/RII/RII/DOK/SI…AGE/5117531.pdf

    Interessanterweise gibt es einen Erfahrungsbericht von Rollstuhlfahrern aus dem Jahr 2016, der zu dem Fazit kommt:

    Zitat

    Fazit: Schön und barrierefrei – aber die gröbsten Fugen müssen weg! So lautet das Fazit der Teilnehmerinnen kurz vor Ende der Altstadtführung auf dem vom Münchner Hofbräuhaus und diversen Alfons-Schuhbeck-Niederlassungen dominierten Platzl: „Würde man die gröbsten Fugen zwischen den Pflastersteinen besser schließen, wäre eine Stadtführung durch die Altstadt überhaupt kein Problem.“ Und Kopfsteinpflaster gehöre nun einmal zum historischen Stadtbild dazu – trotz der erwünschten totalen Barrierefreiheit, die im Grunde immer ein Muss sei. „Auch für alte Menschen mit Rollator oder für Kinderwagen“, betont Alexandra Bauer.

  • "Durch diese Technik bleibt zwar die Kopfstein-Optik erhalten, es entsteht aber eine ebene Fläche, die vor allem Rollstuhlfahrern und Müttern mit Kinderwagen das ständige Geholper erspart"

    Damit kann doch eigentlich jeder gut leben, oder?

    In dubio pro reko

  • Wenn das der Kompromiss einer Kopfstein-Optik sein soll, können alle anderen architektonischen Ansprüche im Sinne eines gelungenen Stadtbildes auch für obsolet erklärt werden. Auch damit könnte demzufolge jeder leben. Aber die Straßenraumgestaltung ist doch kein schmückendes Beiwerk, dass je nach Ermessen vernachlässigt werden soll. Ich frage mich, wie man es z.B. den Touristen und Einheimischen in Freiburg auf dem Münsterplatz zumuten kann, auf wesentlich unbequemeren Wacken zu stolzieren während hier am Beispiel München ein charakteristisches, großformatiges zudem ebenes Kopfsteinpflaster auf dilettantische Weise ruiniert wird.

    Jeder, der sich die Fähigkeit erhält Schönes zu erkennen, wird nie alt werden.
    http://www.archicultura.ch

    Einmal editiert, zuletzt von zeitlos (29. November 2019 um 00:47)

  • In Freiburg gibt es das durchaus schon:

    Solange man sich – wie hier – auf wichtige Wege und wirklich holpriges Pflaster beschränkt, ist es ein guter Kompromiß, finde ich. Auf Deinen Münchner Fotos sieht die Arbeit noch nicht abgeschlossen aus. Normalerweise wird die Oberfläche nach dem Schleifen noch sandgestrahlt oder geflammt.

  • Barrierefreiheit ist jetzt auch nicht ein so zu unterschätzendes Thema - man hätte es auch wie in der DDR machen können, die Pflastersteine einfach mal über zu asphaltieren - ich meine auch daß Platzl war in den 70iger Jahren asphaltiert und wurde erst später wieder historisiert.

  • In Freiburg gibt es das durchaus schon:

    ...Auf Deinen Münchner Fotos sieht die Arbeit noch nicht abgeschlossen aus. Normalerweise wird die Oberfläche nach dem Schleifen noch sandgestrahlt oder geflammt.


    Danke für das Bild Citoyen.
    Das Freiburger Beispiel zeigt eine Furt oder eine Wegbreite und ist nicht flächendeckend wie am Münchner Platzl. So kenne ich das auch von Basel, Konstanz und auch in Villingen ist es in dieser Form geplant. Das scheint mir ein Kompromiss zu sein.

    In meinem obigen Beitrag sind zwei Fotos zu sehen. Das zweite Foto zeigt den Zustand, nachdem die Reinigungskräfte bereits mit Wasserstrahlern über das zementierte und abgeschliffene Pflaster hinweg waren. Beide Ergebnisse erscheinen mir optisch dilettantisch. Mögen die von Dir genannten, abschließenden Methoden zu einem akzeptableren Ergebnis am Platzl führen, sofern sie dort umgesetzt werden.

  • Barrierefreiheit ist jetzt auch nicht ein so zu unterschätzendes Thema - man hätte es auch wie in der DDR machen können, die Pflastersteine einfach mal über zu asphaltieren - ich meine auch daß Platzl war in den 70iger Jahren asphaltiert und wurde erst später wieder historisiert.


    Schlechter geht ja immer. Und weil etwas vorher schon einmal asphaltiert war (ich vermute, es war auch davor bereits gepflastert, worauf sich die historisierende Lösung berufen kann?), gibt es keine logische Schlussfolgerung das ganze Platzl optisch (erneut) dermaßen zu verunstalten. Bei der Architektur streben wir doch auch nach Verbesserung. Das Zauberwort wäre auch hier der Kompromiss in Form bestimmter Laufrouten und ein am Rand entlang der Geschäfte verlaufender Weg gewesen, der Barrierefreiheit schafft.

  • Ohne weiteren Kommentar, denn das würde vermutlich ob der Schimpftirade eine Sperre nach sich ziehen:

    Zitat


    "Aber", merkte Berktold an, "die Fassade ist nach wie vor sehr historisierend im Gesamtensemble der Sonnenstraße".

    Der vom Bauherrn Harry Habermann beauftragte Architekt Carlos Maltzan leitet sein Fassadenkonzept von der historischen Bebauung an der Sonnenstraße ab, die es aber seit der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg nicht mehr gibt. Daran störte sich in der Diskussion der Kommission am Dienstagabend der Berliner Architekt Matthias Sauerbruch: Er betonte die starke Wirkung der umliegenden Bebauung aus den Fünfzigerjahren - zu der bisher auch die derzeitige Bebauung des Grundstücks gehört, die für das neue Hotel weichen muss und damit auch der Technoclub "Harry Klein", der dort seine Heimat hat. "Um welche Historie geht es bei dem Projekt?", fragte Sauerbruch. "Ist es eine Antwort auf die Nachbarn oder ein Fantasie-Klassizismus?" Er halte das vorliegende Konzept "an einem der wichtigsten Stadträume in München" für "deplatziert", urteilte Sauerbruch.

    Neues Hotel in Münchens Innenstadt: Architektur, die nicht überzeugt - München - SZ.de (sueddeutsche.de)