Rottweil - Hängebrücke

  • Die Stadtväter von Rottweil scheinen eine Vorliebe für superlativische Bauten entwickelt zu haben. "Rottweil plant Bau der längsten Hängebrücke der Welt" über das Neckartal. "Laut [Oberbürgermeister] Broß plant die Stadt eine Hängebrücke, die die Innenstadt mit dem Gelände des Testturms von Thyssen-Krupp verbinden soll. Rund 900 Meter lang wäre sie [...]. Für den OB wäre das ein weiterer `Burner´: ´Was glauben Sie, was das für eine zusätzliche Attraktivität bedeutet. Davon kann unsere Innenstadt weiter profitieren.`" Als ich das las, dachte ich für einen Augenblick, heute sei der 1. April, doch nein, draußen liegt Schnee und es ist erst Januar.

  • Die Altstadt Rottweils befindet sich etwa 2km südlich, am Standort des römischen Arae Flaviae. Die heutige Kern- oder Innenstadt ist mittelalterlich. Vom dortigen Standort beim Bockshof, einem früheren Gottesacker/ Friedhof, soll die Hängebrücke zum Testturm führen. Rottweil besaß zudem eine Mittelstadt, die frühmittelalterlichen Ursprungs war und nach der Verlegung an den heutigen Standort aufging.

  • Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

  • Interessante Wortwahl der Neuen Rottweiler Zeitung: Betroffene Anwohner*innen, deren Grundstücke und Häuser sich unterhalb des geplanten Event-Bauwerks eines privaten Investors befinden, machen auf realistische Szenarien aufmerksam und werden dafür mit "wettern" stigmatisiert.

    Quelle: http://www.nrwz.de/aktuelles/rott…301-2033-110109

  • Das ist doch ganz selbstverständlich, dass niemand möchte, dass so eine Brücke oberhalb von seinem Haus oder Garten verläuft. Allein schon, dass man das Gefühl hat, ständig beobachtet zu werden, wenn man seinen Garten so nutzt, wie man einen Garten normalerweise benutzt. In Haus und Garten will man sich zurückziehen, und nicht ständig im Blick der Öffentlichkeit sein.

    Was bedeutet das, wenn die Verfechter des Steges die Sorgen der Leute nicht zur Kenntnis nehmen wollen, sondern das alles ins Lächerliche ziehen?

    Erinnern wir uns noch an die Situation bei der Schleife in Rendsburg? Dass die Bahn in entsprechender Höhe verläuft, ist klar und war vorher bekannt (anders als im Falle des Steges in Rottweil!!). Aber hat es unbedingt sein müssen, dass während der Fahrt die Toilettenspülungen betätigt wurden, was bedeutet hat, dass der ganze Dreck vom Himmel gefallen ist? Auf die Dächer, in die Gärten, überallhin! Und das im ach so zivilisierten Deutschland. "Lustig" auch bei stärkerem Wind, wenn es die ganze Brühe durch die Luft geweht hat.

    Für die jüngeren Semester: Früher hat die Spülung in den Zugtoiletten so funktioniert, dass sich ein Loch nach unten geöffnet hat und alles auf die Gleise gefallen ist. Drum war die Toilettenbenutzung in Bahnhöfen auch verpönt, offiziell sogar verboten (wer weiß schon während der Fahrt, ob man gerade einen Bahnhof durchfährt??). Waren alle Bahnstrecken demzufolge Fäkalienablagerungsflächen, so wollte man das zumindest in den Bahnhöfen vermeiden. Im Winter waren dann, von außen gut sichtbar (!), an den Wägen gelbliche Eiszapfen gehängt. Und überall waren die Bahnstrecken mit dem zugehörigen Papier (unterschiedlichen Verrottungszustandes) übersät. Bei Hochgeschwindigkeitszügen, so etwa ab ca. 1990, hat man dann erstmals andere Systeme verwendet, weil das Entleeren der Toiletten dann aufgrund des Fahrtwindes so abgelaufen wäre, dass es die Fäkalien in dem Toilettenraum rumgewirbelt und verteilt hätte. Und das wollte man den Fahrgästen ganz großzügigerweise dann doch ersparen. Ja, Bahnfahren war früher schon "romantisch"! Aber nicht allen Errungenschaften und damaligen Standards gilt es nachzuweinen...

  • Interessante Wortwahl der Neuen Rottweiler Zeitung: Betroffene Anwohner*innen, deren Grundstücke und Häuser sich unterhalb des geplanten Event-Bauwerks eines privaten Investors befinden, machen auf realistische Szenarien aufmerksam und werden dafür mit "wettern" stigmatisiert.

    Hier wird wirklich so getan, als sei der Bau der Brücke das einzig sinnvolle und unbedingt Notwendige und Jeder der sich dagegen stellt einfach nur bösartig. Tatsächlich ist es aber eher so wie

    (Zitat:)

    "Jürgen Mager das formuliert. Er spricht im Namen der Betroffenen und liefert seine Antwort gleich mit: „Auf die Privatsphäre der betroffenen Grundstücks‐ und Eigenheimbesitzer wird keinerlei Rücksicht genommen und interessiert die Betreibergesellschaft einen Dreck. Es geht ja nicht um die Bedürfnisse und Rechte der Anwohner, sondern einzig und allein um den Profit einer Betreibergesellschaft.“ Und weiter:
    Wenn für die Obrigkeit das Motto ‚Jedem zur Freud‘ und niemand zu Leid‘ das ganze Jahr und nicht nur zwei Tage gelten würde, dann hätten sie diesen Plan nie ernsthaft in Erwägung gezogen"


    Die Tradition wird in Rottweil anscheinend wirklich nur noch an den berühmten zwei Tagen hochgehalten. Aber auch diese sind sicher nicht mehr in alter Pracht zu feiern, wenn das Stadtbild nicht mehr dazu passt. Über die längste Hängebrücke Deutschland zu springen, nachdem es acht mal vom Aufzugsturm schlägt, ist halt nicht so wie vorm Alten. Die Rottweiler werden wissen was ich meine! :)