Metz - Bauten aus der deutschen Kaiserzeit (F) (Galerie)

  • In der lothringischen Stadt Metz gibt es mehrere sehenswerte Bauten aus der Zeit wo sie zum deutschen Kaiserreich gehörte. Hervorheben möchte ich vorallem die Avenue Foch (um 1900 Kaiser-Wilhelm-Ring) und das Palais du Gouverneur, hervorragende Gründerzeitbauten (auf die ich auf der Surfsuche nach gründerzeitlichen Reihenhausanlagen gestoßen bin).

    Auf der folgenden Website sind beide Ensemble bzw Bauten abgebildet: http://www.austauschmetzberlin2015.blogspot.de/2015/05/metz-i…rum-der_17.html

  • Ja Metz hat neben seiner mittelalterlichen Altstadt eine sehr gut erhaltene Neustadt ! Die Gebäude rund um dem Bahnhof bis an die Mosel sind quasi im puren Historismus gehalten. Neben der Neustadt von Straßburg gehört das kaiserliche Viertel von Metz zu einem der besterhaltendsten Gründerzeitviertel aus der Wilheminischen Epoche, da in diesen beiden Städte sehr viel investiert wurden, weil sie die "Lieblingstädte" des Kaisers waren! Habe viele Fotos von der Neustadt gemacht, da ich in Metz ein Jahr lang studiert war wirklich sehr imposant, kann sie euch ja mal bei Gelegenheit zeigen :smile:

  • Auch von meiner Seite noch frohe Ostern an alle Foristen :)
    Wie ich schon vorangekündigt habe werden ich heute mit dem ersten Teil euch ein paar Bilder zeigen zu der gründerzeitlichen Neustadt von Metz .

    Zuerst einmal einen kurzen geschichtlichen Abriss um auch die ganzen Bauwerke zu verstehen!
    Schon seit den Kelten besiedelt wurde Metz in der Römerzeit zu einer für damalige Verhältnisse große Stadt. Aus der Zeit stammt teilweise die Kirche von St Peter auf der Zitadelle was sie damit zur ältesten Kirche weit und breit macht. Auch unter den Franken später Karolingern war Metz eine wichtige Stadt! Nach dem Vertrag von Meersen 870 ging die Stadt dann endgültig an das ostfränkische Reich später Heiliges römisches Reich deutscher Nation. Im Jahr 1552 dann besetzte Frankreich die Stadt und 1648 wurde sie endgültig französisch! Dies blieb sie auch bis zum deutsch-französischen Krieg 1870/71 den Deutschland ja bekanntlich gewonnen hat. Damals war sie noch eine der größten Festungsstädte Europas ! Doch die steigende Bevölkerungszahl machte das Leben in dieser verengten Metropole zu eng, sodass man sich enrschlossen hat ab 1902 die Festungsmauern zu schleifen und ein neues Viertel zu errichten.
    Wie diese Neustadt aussehen sollte verdeutlicht dieser Plan von 1903.
    Vor dem ersten Weltkrieg war dann das meiste dieses Gebietes bebaut. Später in den 20er und 30ern während der Franzosenzeit wurde noch ergänzt und nach Süden Richtung Monitigny erweitert!

    Fangen wir an am heutigen Platz Raymond-Mondon wo schöne Gebäude des Neobarocks und der Neorenaissance stehen.



    Im Hintergrund die Tour Camouffle ein Relikt der mittelalterlichen Stadtbefestigung.

    Gehen wir weiter zum Platz du Roi George. Dort stehen auch einige gründerzeitliche Prachtbauten und der alte Bahnhof.

    Fortsetzung folgt ;)

  • Weiter geht's Richtung Süden die rue Henry Maret

    Bei den rechten Gebäuden der 20er Jahre merkt man schon den Bruch mit dem Historismus.

    Nun sind wir auf der rue pasteur mit typischen Blockrandbebauungen

    Ecke rue de Verdun rue Clovis

    Gegenüber das ehem. Jungengymnasium

    Nächster Teil folgt Morgen

  • Nun sehen wir uns ein paar Villen an in der rue Charles Abel

    stadtbild-deutschland.org/foru…index.php?attachment/830/ Jetzt haben wir die zweitgrößte Verkehrsader der Neustadt erreicht, die Avenue de Nancy,

    Mit sehr urbanen teils fünfgeschössigen Grunderzeitbauten , die auch in Berlin stehen könnten


    Nun folgen wir diese Straße die sich später in rue de Pont-à-Mousson umnennt da wir bereits das eigentliche Metz verlassen haben( ja in Frankreich ist es so ne Sache mit den Eingemeindungen) und uns in Monitigny les Metz befinden.


    Die Häuser werden daher provinzieller

    Doch diese Gebäude bleiben vom Aussehen her immer noch typisch deutsch (viele Erker, Backstein, Neorenaissance). Man kommt sich wirklich vor wie in einer deutschen Kleinstadt!


    Für manche Gebäude wie dieses hat man sogar extra den roten Sandstein aus dem Reich herbeigeschaffen damit es noch deutscher aussieht!

  • Es ging sogar so weit, dass eine Deutschlandfahne aus einem Haus gehisst wurde!

    Unsere nächste Etappe führt zum botanischen Garten der auch von den Deutschen gegründet wurde.

    Mit dem großen Gewächshaus, einzigartig für Lothringen und sogar für die Großregion!

    Nun erreichen wir den Moselseitenkanal! An der Seitenstraße ebenfalls interessante Villen


    Daneben eine schöne Neobarocke Kaserne auch aus rotem Sandstein

    Gehen wir nun noch in die Mozartstraße (rue Mozart), wo eine echte Sensation steht: das Kaiser Wilhelm Haus ebenfalls im neobarocken Stil gehalten, wo junge Soldaten Unterhaltung und familiäre Atmosphäre gefunden haben.

    Das Haus wurde frisch renoviert mit den alten Kaiserreichwappen im Giebelfeld dadrüber ein goldenes Kreuz da das Haus der evangelischen Kirche gehört hat

    Auch sonst hat dieses Gebäude schöne Details wie dieser überdachte Balkon

    Und die Kartusche dadrüber

    Fortsetzung folgt!

  • Exkurs:
    Da ja heute das Treffen war zwischen den deutschen und dem französischen Kabinett, hier noch ein paar Fotos von den kaiserlichen Bauten:
    Diesmal verlassen wir vorübergehend die Neustadt und gehen zum Gouverneurspalais.


    Dabei handelt es sich um ein wundervolles Gebäude in Schloßgestalt aus der deutschen Neorenaissance


    gebaut wurde dieser prächtige Palast für den Kommandanten des 16. Armeekorps vom Militärarchitekten Ferdinand Schönhals


    Weiter geht's durch die Porte Serpenoise, ein Tor aus der Mitte des 19 Jh. zur Zitadelle.
    Hier in dem Gebäude rechts von der mittelalterlichen Tenplerkapelle in dem ehem. Arsenal, haben sich Merkel und Hollande mit ihren Regierungen getroffen


    Gehen wir dann über die Esplanade, eine Gartenanlage, ebenfalls von den Deutschen errichtet zum kasierlichen Brunnen auch Nymphembrunnen genannt

    Und Nachts wird der Brunnen in unterschiedlichen Farben beleuchtet


    Ein weiterer Höhepunkt imperialistischer Architektur stellt die evangelische Kirche der Stadt dar, die einzigste bis dahin da Metz vor dem Zuzug an Deutschen überwiegend katholisch geprägt war

    Die Kirche liegt auf einer Insel, die von dem rechten Moselarm umgeben ist. Conrad Wahn ein sehr berühmter Architekt der damaligen Zeit hat die Kirche zuerst wollen im neugotischen Stil errichten, doch dies gefiel dem Kaiser nicht und so wurde sie 1904 im rheinischen romanischen Stil des 12 Jh. vollendet.
    Anbei noch ein paar nächtliche Bilder mit toller Beleuchtung


    Im Hintergrund die gotische Kathedrale von Metz

  • @Der Münchner richtig, aber es ist nicht sicher ob dieses Verwaltungsexperiment für längere Zeit bestehen bleibt! In den sozialen Medien zB lachen die Leute über den Begriff und fragen sich wie die Bevölkerung dann heißt “grand-Estiens“ ablachen:)
    Außerdem ist die Hauptstadt dieser Region Straßburg was geographisch total falsch ist denn die Champagne ist näher zu Paris als zu Straßburg (können dann gleich nach Deutschland auslagern :biggrin: ).
    Zudem finde ich persönlich die Zusammenschließug sowieso idiotisch da diese nur kulturelle Identitäten auslöscht und nicht den Staat schlanker macht (dann hätte man eher die Départements und Kantone eliminieren sollen und die Dörfer von 100 Einwohnern eingemeinden).
    Schließlich auch wenn dieses Experiment klappen sollte wird es noch lange dauern bis die Einwohner sich nicht mehr als Elsässer oder Lothringer fühlen sondern als Ostfranzosen!

  • Wir können ja im Gegenzug die Bundesländer NRW, Rheinland-Pfalz und Saarland zum "Großen Westen" zusammenschliessen. Die Einwohner heissen dann in Zukunft "Große Wessis". cheers:)

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Die Namen Elsaß (Alsace) und Lothringen (Lorraine) werden ersetzt durch den Namen "Grand Est"

    Wobei die Bezeichnung "Lothringen" in "Elsaß-Lothringen" etwas irreführend war, da damit nur der nördlichste Teil Lothringens mit Metz gemeint war, der Bezirk Lothringen (also das heutige Département Moselle - daher ist in französischen Verwaltungstexten immer von "Alsace-Moselle" die Rede, wenn auf die nach wie vor geltenden rechtlichen Besonderheiten ("droit local") der heutigen Départements Haut-Rhin, Bas-Rhin (also Ober- und Unterelsaß) und Moselle Bezug genommen wird, siehe hier).

    Bemerkenswert finde ich auch, daß sich bis heute die Zuschnitte der drei damaligen Bezirke als Départements gehalten haben, und daran wird sich aufgrund der rechtlichen Besonderheiten wohl auch nichts mehr ändern.

  • Na ja, aber als deutsche Kulturregionen sind das Elsaß und auch Lothringen sowieso verloren. Daran trägt nicht nur die rigorose Sprachpolitik der französischen Regierungen Schuld, sondern auch die mangelnde Pflege sowie die generelle Entfremdung der dortigen Bevölkerung von ihrer regionalen Kultur. Wenn man dort wirklich Wert auf seine Sprache und seine Kultur legen würde, dann hätten die Menschen dort schon längst einen Sonderstatus wie in Südtirol erstritten.
    Während ihrer zeit im Deutschen Kaiserreich galten sie auch nicht gerade als begeisterte Reichsbürger. Sicher hatte die preußische Militärverwaltung dort ihren Anteil daran (siehe Zabern-Affäre), doch war es dies sicher nicht alleine. Dieses doch recht begrenzte Ereignis wurde oft aufgebauscht, gerade wenn man es mit der Unterdrückung der elsässischen Autonomisten in den Jahren nach 1918 durch Frankreich vergleicht.

    Straßburg empfand ich bei allen meinen Besuchen auch immer irgendwie als schäbig. Ein deutsches Kulturgefühl wie in Südtirol wollte da bei mir nie aufkommen. Nur in Colmar habe ich sowas annähernd empfunden, da dies für mich noch die "deutscheste" und schönste Stadt in der Region ist.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Genau das ehemalige “Reichsland“ Elsass-Lothringen hat heute noch einige rechtliche Besonderheiten. Dazu wird in der Schule noch der Religionsunterricht vermittelt, was einzigartig ist für ganz Frankreich da es ein laizistisches Land ist und der Staat strikt von der Kirche getrennt ist. Jop leider sterben die alemannischen und fränkischen Dialekte im Elsass und im ehemaligen Deutschlothringen komplett aus ich bin in Frankreich an der Grenze in die Schule gegangen und kein Kind konnte deutsch! Denn die Schule ist das Zentralorgan des französischen Kulturchauvinismus, der jeden seine Sprache austreiben möchte ! Schon seit Jahrhunderten war es der Traum der französischen Könige den Rhein zu erreichen, nun haben sie ihn erreicht und auch die Elsässer und Lothringer umerzogen.
    Wer sich näher mit den Autonomisten beschäftigen mochte kann unter anderem die Bücher der Anführer der elsässischen Bewegung Robert Ernst lesen den “Rechenschaftsbericht eines Elsässers“ sowie das Buch “Grenzlandschicksal, Grenzlandtragik : Lebenserinnerungen und menschliche Betrachtungen eines Lothringers zu den politischen Irrungen und Wirrungen seiner Zeit, “ von Victor Antoni dem lothringischen Chef der Heimatbewegung.
    Für das Elsass übrigens habe ich ganz andere Erinnerungen : es ist eigentlich genau andersherum im Oberelsass (Colmar ) wird am wenigsten deutsch gesprochen (haben dort mehrmals Urlaub gemacht) während im Unterelsass (Straßburg) vor allem im nördlichen Teil wie Weißenburg und Buckekelsass am meisten verbreitet ist (bei dieser Studie vom elsässichen Sprachamt olca sieht man es ganz deutlich (in französisch)
    etude_linguistique_olca_edinstitut.pdf

  • Wie immer kommt immer das Beste zum Schluss
    Wir sind wieder zurück an dem Platz Raymond-Mondon (nur bei schöneren Wetter :) ) dem Ausgangsort


    von dort aus Blick auf den sogenanntem“Ring“ den Prachtboulevard schlechthin der kaiserlichen Neustadt (heißt heute Avenue Foch).


    Gehen wir.nun die rue Gambetta Richtung Post und Bahnhof
    Vorbei an prachtvollen historischen Gebäuden


    Nun sind wir an der Hauptpost angekommen. Sie wurde 1911 im neoromanischen Stil eröffnet worden passend zum Bahnhof (wie das ehemalige sogenannte romanische Viertel rund um die Gedächtniskirche in Berlin). Das Gebäude wurde von vielen früheren Bauwerken beeinflusst wie die Marienburg des deutschen Ordens, der Marienkirche zu Gelnhausen (angeblich die Lieblingskirche des Kaisers) und fem Speyer Dom.


    Endlich kommen wir zu unserem Höhepunkt: dem neuen Hauptbahnhof! Von 1904 bis 1908 errichtet, ist er der größte Bahnhof Lothringens. Seine Monumentlität und zugleich Funktionalität begeistern immer wieder. Der Kerngedanke ist sakrale Bauweise anzuknüpfen(westliche Empfangshalle ist das Kirchenschiff und der Uhrturm der “Kirchturm“! In dem riesigen Gebäude dessen Architekt der Berliner Jürgen Kröger war! Die Architektursprache ist aus der Ferne gesehen homogen neoromanisch: doch wenn man genau hinschaut wird einem die ganze Palette der frühmittelalterlichen Baukunst gezeigt von den Karolinger bis zu dem Hohenstaufen

    Die westliche Eingangshalle


    stadtbild-deutschland.org/foru…ndex.php?attachment/1200/

  • Hallo,

    hier mein YouTube-Video zu Metz gestern und heute:

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