Vor dem ehemaligen Peterstor: Esplanade alias Königsplatz alias Wilhelm-Leuschner-Platz ...
Mit dem Jahre 2016 ist der Anlaß dieses eigenständigen Themas wieder mal eine Fehlinformation aus den Medien, nachdem zu hören war, daß eine Ausstellung zur Bebauung am Burgplatz im Neuen Rathaus zu sehen sei. Da dies nicht der Fall war und derartige Ausstellungen dort meist in der 4. oder
5. Etage "versteckt" sind, habe ich doch überlegt, künftig gegebenenfalls gleich einiges öffentlich zugänglich zu machen, was strukturfunktionale
Grundinformationen und städtebauliche Qualitäten betrifft, mit dem insbesondere Auswärtige sich selbst schnell unabhängig von mir ein Bild verschaffen können.
Der Grund, hier Themen explizit anzuschneiden, besteht darin, daß bei anstehenden Wiederbebauungen in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] weiterhin die Gefahr einer städtebaulichen Verwurstung in Form unverdaulicher kleiner und großer Betonklötze und Kuben droht, wo dann noch argumentiert wird, daß EU-Normen keine Architektur mehr zulassen und in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] schon immer "neu" gebaut wurde.
Der Unterschied ist eben nur, daß in früheren Zeiten nicht die Mentalität der "grünen Wiese" bzw. "gesellschaftlicher Alzheimer" herrschte, sondern alte
traditionelle Bezüge in unterschiedlichster Weise auch in die Zukunft fortgeschrieben wurden. Betrachten wir also mit der Amtlichen Meß-Postkarte vom Flugzeug die Szenerie um 1925, so sehen wir unten den Burgplatz mit dem Hirzelhaus, rechts den Rathausring mit der Nonnenmühlgasse und dann die Szenerie um den Königsplatz und den Roßplatz, der aufgrund der genannten Befürchtung wiederum explizit als eigenständiges Thema anschließend seine Bestimmung finden soll.
Teile Stadtinneres mit Schloßgasse, Schillerstraße, Neues Rathaus, Königsplatz, Promenade um 1925
Das Hirzelhaus am Burgplatz 1902
Vergleich 2016 - Die Frage ist, welche städtebaulichen Qualitäten der Nachfolgebau übernimmt ...
Bereits zum Thema wurde in den "[lexicon='Leipzig'][/lexicon] - Diktaturfolgen" der ahistorische Standort von St. Trinitatis u.a. auf dem Stadtvollstreckungsamt genannt
Blick auf Stadthaus mit Stadtvollstreckungsamt 1905
Vergleich 2015
Zum eigentlichen Werdegang der Esplanade sei hier nur notiert, daß sich die Vorstädte um den Stadtkern erst entfalten konnten, nachdem das Stadtzentrum als alleiniges Ziel kriegerischer Auseinandersetzungen Geschichte war. Letztlich nach der Völkerschlacht 1813 entstanden die städtebaulichen Voraussetzungen für ein stetes Wachstum der Stadt.
Esplanade 1790
(mit freundlicher Genehmigung von Graphikantiquariat Koenitz) http://www.graphikantiquariat-koenitz.de
Königsplatz um 1850 (ab 1839 umbenannt)
(mit freundlicher Genehmigung von Graphikantiquariat Koenitz) http://www.graphikantiquariat-koenitz.de
In den frühen fotografischen Ansichten der 1870er Jahre bietet sich von der Pleißenburg aus folgender Anblick:
Fotografie um 1875
Hier ist mittig entlang des Roßplatzes das Grunersche Haus zu sehen, dem das größere Panorama folgt. Darauf wird bei Thema Roßplatz noch näher
eingegangen.
Im Zusammenhang mit dem Königsplatz muß noch erwähnt werden, daß sich dahinter die Kleine Windmühlengasse befand, die dann zur Markthallenstraße umgebaut wurde.
Kleine Windmühlengasse vor 1890 , Blickrichtung Innenstadt Schillerstraße - Bürgerschule
gleicher Standort Markthalle1901
gleicher Standort Markthalle 2016
Von der anderen Seite gesehen:
Markthalle von der Stadtseite aus gesehen, rechts Quartierbebauung Königsplatz
gleicher Standort Markthalle 2015
Zu DDR-Zeiten galt der Spruch: "Die Ruinen sind unsere Hoffnung." Leider wurden hier auch diese abgetragen, so daß von dem ehemals pulsierenden Leben derzeit nichts zu spüren ist.
Postkarte 1896
Hierzu noch ein Foto des Innenlebens.
In den erhaltenen, umfangreich unterkellerten Räumen durften zu DDR-ZEITEN Strafgefangene Zwangsarbeit leisten. Auch dies ist ein bisher verschwiegenes Kapitel ...
Zur Bebauung um den Königsplatz selbst wären umfangreichere Erläuterungen nötig, was aus den Abbildungen ablesbar ist ...
Blick zum Neuen Rathaus über den Königsplatz, um 1910, u.a. mit Königsplatz 16 - Münchner Hof, Königsplatz 15 - Blaues Roß, Königsplatz 13 - Deutsches Haus
Friedrich-August-Denkmal auf dem Königsplatz, 1908
Blick zum Warenhaus Ury, um 1920
Nicht nur zu Messen gab es viele Freiluftveranstaltungen, um 1910
Concerthaus Wage 1900
Blick stadtauswärts zum Peterssteinweg gesehen, um 1910
Königsplatz mit Grassimuseum mit Blickrichtung Brüderstraße, um 1910
Blick auf Steigerwald & Kaiser, Gasthaus Goldner Engel, Concerthaus Babelsberg u.a., 1910
Von oben aus gesehen im Jahre 1911:
Im Jahre 1918 entstand eine Ausstellungshalle.
Foto aus den 1930er Jahren, bereits ohne Friedrich-August-Denkmal, das ins Gohliser Schlößchen kam
Foto im Jahre 1943 - vor den ersten Bombardierungen
Der Platz vor seiner Wiederumbauung - die Situation in [lexicon='Leipzig'][/lexicon], Stand 3. Januar 2016.