• Soweit ich weis, ist Backsteinexpressionismus sowohl eine Stilrichtung mehrheitlich aus den 1920er Jahren, als auch ein umgangssprachlicher Oberbegriff für den expressionistischen Umgang mit dem Werkstoff Backstein (wird z.T. auch für Neubauten verwendet). Mir ist natürlich auch bewusst, dass die Gebäude in meinem Video bis auf das von Villa1895 zitierte im Stil der Backsteingotik sind.

  • Bis auf diesen Tower fast ganz am Ende habe ich keinen Backsteinexpressionismus (1920er Jahre!) in dem Video gesehen.

    Der Tower ganz am Ende ist das Anzeiger Hochhaus von Altmeister Fritz Höger (Hamburger Chilehaus). Im Anzeiger Hochhaus wurde in den Anfangsjahren der jungen Bundesrepublik der "Spiegel" gedruckt, bevor er nach Hamburg umgezogen ist. In der Kuppel befand sich einst ein Planetarium, später das höchste Kino der Stadt.

    Auch wenn das Video weiter keinen Backsteinexpressionismus zeigt, so gibt es ihn in Hannover doch reichlich.

  • Soweit ich weis, ist Backsteinexpressionismus sowohl eine Stilrichtung mehrheitlich aus den 1920er Jahren, als auch ein umgangssprachlicher Oberbegriff für den expressionistischen Umgang mit dem Werkstoff Backstein (wird z.T. auch für Neubauten verwendet).

    Tut mir leid, aber das höre ich zum ersten Mal, und auch bei Google habe ich jetzt in diversen Quellen immer nur als Definition den Stil der 1920er Jahre gefunden...

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Vor einigen Jahren wurde in Döhren an der Hildesheimer Strasse wegen Baufälligkeit die den Stadtteil prägende Gaststätte Wichmann abgerissen. Konsens mit dem Investor war seinerzeit eine Rekonstruktion des Gebäudes. Nach dem Abriss stand dann noch eine Weile die Fassade zur Hildesheimer Strasse, mit Holzbalken gestützt, bis auch diese verschwand. Jahrelang passierte auf dem Areal dann nichts, von einer Rekonstruktion keine Spur.

    Nun möchte ein Investor (laut HAZ) gerne 100 Wohnungen auf dem Areal errichten, was die Stadt untersagt hat. Gut so, Leute glauben immer, es muss nur genug Gras über eine Sache wachsen, bis man machen kann was man will.

    Ich kann gerade schlecht Links anhängen, da ich nur das Smartphone zur Hand habe. Informationen zur Gaststätte Wichmann findet man aber problemlos im Netz.

  • Ich habe hier folgende Entwürfe gefunden:

    wichmann – schulze & partner. architektur.
    schulze & partner. architektur. in Hannover
    www.schulze-architektur.com

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Dieser Entwurf stellt auch schon keine wirklich originalgetreue Rekonstruktion dar. Vermutlich wird niemand in diesem Forum die Gaststätte Wichmann kennen. Sie war ein wirklich beliebtes altes und malerisches Ausflugslokal.

    Es gibt noch eine kleine News zu den Conti-Altbauten in Limmer. Der eigentlich schon beschlossene Abriss gerät vorübergehend ins Straucheln. Die Lokalpolitik aus Linden/Limmer mauert und will einen neuen Anlauf zur Rettung der Gebäude erzwingen. Vermutlich wird der Abriss dadurch nur verzögert, aber schön zu sehen, dass es Menschen gibt, die bis zuletzt nicht aufgeben.

  • Auch in Hannover muss mal wieder ein Gründerzeitler dran glauben. Abgerissen wird das Gebäude Schulenburger Landstraße 95. Leider ist es dem Ausbau der Stadtbahn im Weg, die an dieser Stelle einen eigenen Gleiskörper bekommen soll, siehe hier.
    Zugegeben: die Lage ist suboptimal, das Gebäude bereits leergezogen und auch nicht so schön wie die Gründerzeitler die gerade in Emden bedroht sind. Aber muss das schon wieder sein? Reichen die beiden Altbauten am Großen Hillen und die Contibauten in Limmer nicht fürs Erste? Der kleine benachbarte Altbau mit der Hausnummer 97 muss übrigens auch weg.

    Irgendein Nachteil dadurch, dass die Bahn dort straßenbündig fährt, ist mir noch nie aufgefallen. Für großartige Verspätungen ist dieser kurze Streckenabschnitt auch nicht verantwortlich ...

  • Zumal man sagen muss, dass ein besonderer Bahnkörper auch ohne einen breiteren Querschnitt möglich ist. Wegfallen würden dann eine Linksabbiegerspur in die relativ kurze und nur von Anwohnern genutzte Chamissostraße, sowie Parkplätze auf der Ostseite der Schulenburger Landstraße. Der Abriss erfolgt also in Konsequenz für einen (offenbar nicht notwendigen) Ausbau/Erhalt von MIV-Infrastruktur, während man wohl von ÖPNV-Ausbau spricht.

  • Ein ganz angenehmes Projekt von Max Dudler an der südlichen Stadtgrenze zu Laatzen, welches auf den Namen "Leineauen" hört. Sieht mit den grün glasierten Klinkern im Hofbereich doch ganz angenehm aus. Und auch die Blöcke zur Straße sind so schlecht jetzt auch nicht. Inzwischen wird an den dritten Obergeschossen gearbeitet. Der Bau schreitet sehr flott voran.

    Quartier Leineauen Hannover » Max Dudler

    Auch erwähnenswert ist das Projekt "Rosenberger Höfe" von Stefan Forster in der List, in Anlehnung an die Bauten von Frank Lloyd Wright. Auch hier wird derzeit am Rohbau gearbeitet.

    Hannover 07 – Stefan Forster GmbH
    Auf einer brachliegenden Industrie- und Gewerbefläche im zentral gelegenen Stadtteil Vahrenwald-List realisiert Stefan Forster Architekten 171 Wohnungen. Der…
    www.sfa.de

    Beide Projekte passen doch ganz gut in den Kontext dieses Forums. Ich poste sie mal, da sie sich mittlerweile tatsächlich im Bau befinden. Bei dem bereits vor einiger Zeit von Heinzer erwähnten Projekt, in Kleefeld am Nackenberg, ist hingegen bisher leider noch nichts passiert.

    An dieser Stelle auch noch mal ein paar Worte zu Kronsberg-Süd: Habe letztens noch mal eine umfangreiche Begehung gemacht und dabei doch noch einige (wenige) durchaus interessante Entdeckungen gemacht - insbesondere die Baufelder A 1.1, A 1.2, A 6 und B 4. (alles im Internet zu googeln). Das Baufeld B 4 hat sich ja schon länger als ganz passabel angedeutet und die Wirkung, so als wuchtiges Gebäude im Stil der 20er direkt am Stadtrand umgeben von Grün, ist doch ganz interessant. Und noch drei weitere Baufelder könnten sich als ganz vernünftig herausstellen. Es besteht also Hoffnung für den neuen Stadtteil. Insgesamt überwältigt einen hier auch die enorme steinerne Erscheinung des Quartiers. Wer es nicht kennt: nach der HafenCity in Hamburg ist es das derzeit größte Baugebiet in Norddeutschland.

    Und zum Schluss noch ein "Kunstprojekt" am Steintor. Das Steintor soll voraussichtlich 2024 umgestaltet werden. In diesem Zuge erhält der Platz auch eine Leuchtstele, entworfen von der Künstlerin Ina Weise. Ich glaube die gute Frau kommt aus Dresden. Details zu der durchaus nicht uninteressanten Installation gibt es hier:

    Säule am Steintor Hannover | Ina Weise

  • Noch ein Projekthinweis. Seit 2019 wird der Hauptbahnhof im laufenden Betrieb erneuert. Erneuert werden bis 2032 alle Bahnsteige und diverse Brückenbauwerke. Der Hauptbahnhof ist der publikumsstärkste Bahnhof in Deutschland ohne Bahnsteighalle. Zumindest ich hätte mir im Zuge der Umbaumaßnahmen eine Rekonstruktion der im Krieg zerstörten dreischiffigen Bahnsteighalle gewünscht. Eingesetzt für eine größere Lösung hat sich indessen niemand. Erst als die Entscheidung für neue konventionelle Bahnsteigdächer schon gefallen war und die Baumaßnahmen begannen, kam aus der Stadtspitze vereinzeltes Murren. Jetzt wird halt wieder für Jahrzehnte Nägel mit Köpfen gemacht. Für die Modernisierung waren ursprünglich ca. 165 Millionen Euro veranschlagt. Mittlerweile wird mit einem weiteren komplett neuen Bahnsteig am Nordausgang, einem zweiten Personentunnel, einem digitalen Stellwerk und diversen Maßnahmen im Gleisvorfeld geplant, um den Bahnhof fit für den Deutschlandtakt zu machen. Die veranschlagten Kosten sind mittlerweile auf sagenhafte 2 Milliarden Euro gestiegen. Mir als Laien ist nicht so ganz klar wofür man das ganze Geld braucht. Ich habe als Unwissender einfach die Vorstellung, dass ich für 2 Milliarden eine Bahnsteighalle aus Platin über die Gleise stülpen könnte.

    Informationen über das Projekt findet man im BauInfoPortal der Bahn.

    44f335570540f475a9522b1e5424a2d7.jpg

    Ersetzt werden die derzeitigen Bahnsteigdächer vom Typ "Essen" (die bestimmt 50 Jahre auf dem Buckel haben) nun durch einen Dachtyp der offenbar extra für Hannover entworfen wurde, eine Abwandlung des Bahnsteigdachs vom Regionalbahnsteig des Berliner Ostkreuzes. Damit bleiben Hannover immerhin klobige Standarddächer vom Typ "Zwiesel" oder "Bodenheim" erspart, wie sie die Bahn so gerne baut und mit denen kürzlich erst der Hauptbahnhof Dortmund beglückt wurde.
    Der Umbau der Bahnsteige 1 & 2 nähert sich nun der Vollendung und das Ergebnis kann sich für ein herkömmliches Bahnsteigdach durchaus sehen lassen. (Da der Bahnsteig besonders schmal ist, konnte hier allerdings noch nicht die asymmetrische Dachstützung wie in Berlin realisiert werden. Wie das in Berlin aussieht kann man hier bewundern.) Tatsächlich weckt das neue Dach Assoziationen an Bahnsteigdächer aus dem 19ten Jahrhundert.

    2 Impressionen der Baustelle. Recht filigrane Konstruktion; Cremeweisse Eindeckung im Kontrast mit schwarzen Stahlträgern:

    In wenigen Wochen dürfte man fertig sein:

    Beide Bilder sind von mir.

  • Die Stadt informiert über den aktueller Sachstand zu den Conti-Altbauten in Limmer. Architektenwettbewerb ab März.

    Conti-Komplex der Wasserstadt Limmer muss Neubau weichen - Hannover.de

    Hinter dem €:

    Neubauten ersetzen Industriedenkmale in der Wasserstadt Hannover-Limmer
    Die denkmalgeschützten, aber kontaminierten Ex-Produktionsbauten des Reifenherstellers Continental auf dem Areal der Wasserstadt Limmer in Hannover werden…
    www.iz.de
  • Der Abriss ist schon sehr schade, aber wenn lt. Gesundheitsamt keine gefahrlose Nutzung der Gebäude möglich ist und die Aussage ist erstmal im Umlauf, dann werden sich wohl kaum Mieter finden.

    Ich hoffe sehr auf eine sehr stark an die noch vorhandene Bebauung angelehnte Neubebauung und bin gespannt, was dabei herumkommt.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Abriss in der Gerberstraße - wenn man sich die Straße anschaut, steht dort noch einiges historisches - hier hätte man besser saniert und Stadtreparatur betrieben...

    Abriss in Hannover: Historisches Haus in der Gerberstraße fällt
    Historische Fassade fällt: Ein Greifbagger zerkleinert das 1889 errichtete Gebäude.
    www.haz.de
    Google Maps
    Find local businesses, view maps and get driving directions in Google Maps.
    www.google.com

    ...

  • Für alle die es interessiert mal ein kurzer Blick nach Kronsberg-Süd, Hannovers größtes Baugebiet, mit Blockrandbebauung an der Peripherie. Unterteilt ist der neue Stadtteil wiederum in drei Teilbereiche. Der Bereich "Süd" wurde zwar erschlossen, ansonsten aber bisher noch nicht angegangen. In den Bereichen "Nord" und "Mitte" herrscht hingegen - trotz Krise am Bau - Bautätigkeit. Durch rigorose Vorgaben (Klinker dürfen z.B. nur in einem vorgegebenen Spektrum farblich variieren) entsteht ein Stadtteil der durch seine Monotonie zu faszinieren weiß. Keine Ahnung wie ich den Eindruck sonst beschreiben soll. Nur bei wenigen Baufeldern ist vor Ort eine bescheidene architektonische Qualität zu erkennen: A1.1, A1.2, A11, B2, B4, B10 ...

    B4 und B 10 wurden ja schon in einem der Galeriestränge gezeigt. Die einzelnen Baufelder kann man ansonsten alle googeln.

    Um dieses Forum nicht überzustrapazieren nur ein kurzer exemplarischer Blick auf das Baufeld A.12, welches mit seinen grünen Fenstern tatsächlich schon zu den "Highlights" zählt. Sieht so die Zukunft aus?

    Und noch ein Blick auf die Fassadenfront, welche das Viertel nach Westen begrenzt. Hier steht man tatsächlich beinahe mitten in der Botanik vor einer über einen Kilometer langen Steinwand. Sämtliche Zwischenräume zwischen den einzelnen Blocks wurden - zwecks Lärmschutz - mit Glaswänden geschlossen. Meine erste Assoziation war Prora. Faszinierend ist dieser kollosale Anblick irgendwie allemal, aber wer kommt auf so eine Idee?

    Beide Bilder sind von mir.

  • Der Vergleich liegt auf der Hand. Brutaler Kollektivismus des Wohnens, da wie dort.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Brutaler Kollektivismus des Wohnens, da wie dort.

    Interessante Formulierung, aber definitiv zutreffend. Obwohl man einen Kollektivismus des Wohnens natürlich auch bei jedem Gründerzeitviertel vorfindet. Da aber keine umfangreiche Rückbesinnung zu klassischer kleinteiliger Bebauung zu erwarten ist, finde ich es immer bedauerlich, dass z.B. im DAF die wenigen gelungenen modernen Projekte nicht in den Focus gerückt werden. Stattdessen wird jeder Schuhkarton gepostet und sich an der puren banalen Prosperität berauscht. Denn positive Neubau-Beispiele gibt es ja durchaus, auch in Hannover. Interessante Gebäude in einem menschlichen Maßstab, welche auch altern können. Aber ich beende das jetzt mal. Das führt mich hier wie dort nur in eine Sackgasse.

  • Denn positive Neubau-Beispiele gibt es ja durchaus, auch in Hannover.

    Doch noch mal ein Beispiel was ich meine. Neubauten müssen nicht immer gleich unverhältnismäßig groß einen ganzen Block füllen. Und können mitunter auch ohne die ewig gleichen Anleihen an die 1920er Jahre mit minimalster Klinker-Ornamentik funktionieren.

    Das auch andere Architekten als z.B. Stefan Forster sich Gedanken machen, wie bezahlbarer Wohnungsbau ästhetisch funktionieren kann, zeigt dieser Bau. Sicher kein Meisterwerk. Ich will dieses Gebäude auch nicht über den grünen Klee loben. Jeder Gründerzeitler macht eine bessere Figur. Dennoch hebt es sich angenehm von vielen anderen Gegenwartsbauten ab. Und dafür reichen dann schon ein paar minimale Fassadentricks. Das Bild habe ich übrigens schon einmal an anderer Stelle gezeigt. Steht im Baugebiet "Buchholzer Grün" an der Podbielskistraße.


    Ein paar Meter weiter steht noch diese moderne Reihenhauszeile. Auch sie natürlich kein Wunderwerk. Dennoch vermute ich, daß sie in Würde wird altern können. Keine Selbstverständlichkeit heutzutage.

    Beide Bilder sind von mir.

    Das war es auch schon mit Beispielen. Vielleicht versteht der ein oder andere ja was ich zum Ausdruck bringen will. Man bin ich aktiv heute. Jetzt reicht es aber auch mal.