• Zugegeben, grundsätzlich bin ich ja doch ein Freund der Beibehaltung gründerzeitlichen Zierrats, allerdings muss ich zugegeben, dass ich mit dem jetzigen Zustand sehr gut leben kann - allerdings wäre eine Rekonstruktion der Renaissanceportale durchaus noch eine schöne Herausforderung für die Zukunft.

    Die Fotos von Torgau machen Lust auf mehr, überhaupt gefallen mit die sächsischen Städte mit ihrer Architektur sehr sehr gut - wie schön muss es sein, mit einem Vorkriegsoldtimer durch diese Städte und die verbindenden alten Landstraßen zu zuckeln (ja, zu Fuß gehen macht auch Spaß aber ich kann mich halt auch für alte Autos begeistern).

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Mir gefiel die Historismus-Variante des Rathauses schon deutlich besser. Aber da diese glatte Version wohl die Idee aus der Erbauungszeit darstellt, muss man das schon akzeptieren. - Bei diesem Bild auf Wikipedia, habe ich spontan einen riesen Schreck bekommen. Die Treppenanlage scheint jedoch nur vorübergehend installiert worden zu sein (oder?).

  • Ich hatte hierfür als Grundlage ein Foto aus dem Forum verwendet, leider habe ich mir nicht den Fotografen notiert - ich glaube es war Karasek. Anderenfalls bitte korrigieren.

    Der Torgau-Strang ist in Auerbachs Keller noch unter den Altgalerien vorhanden, wenn auch ohne Bilder. Die Aufnahme war von Karasek.

  • Bei diesem Bild auf Wikipedia, habe ich spontan einen riesen Schreck bekommen. Die Treppenanlage scheint jedoch nur vorübergehend installiert worden zu sein (oder?).

    Hoffe ich auch nicht. Auf der HP einer Baufirma, die den Flügel des Rathauskarrees entlang der Leipziger Straße saniert hat, findet sich allerdings folgende Information:

    Zitat

    Nach Abschluss der Baumaßnahmen am Rathausflügel Leipziger Straße wird der Trinkstubenanbau, welcher sich zwischen Rathausgebäude und Flügel Leipziger Straße befindet, umgebaut. Dort wird ein modernes und doch denkmalgerechtes Fluchttreppenhaus errichtet.
    Quelle: http://www.ibzinnert.de/product_info.p…er-Strasse.html

    Gemäß der in obiger Quelle enthaltenen Lageskizze liegt dieses Fluchttreppenhaus genau in der Ecke (nämlich im Bereich besagten Trinkstubenbaus), die das von Neußer verlinkte Foto als Standort der Metalltreppe zeigt:
    Lageskizze
    Nun ist eine Treppe (wie auf dem Foto ersichtlich) aber kein Treppenhaus. Hoffen wir also, dass es sich nur um eine Interimslösung handelt.
    Die Rückfront des Rathauses verdient in anderer Hinsicht noch einige Anmerkungen:


    „Rückseite Rathaus Torgau“ von LutzBruno - Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY 3.0 über Wikimedia Commons

    Das hohe Fenster (Mittelfenster des Chores von etwa 1400) und die freigelegten Anschlusszonen mit altem Mauerwerk (Abrissstellen des Chores) gehörten einst zum Chorbereich der mittelalterlichen Nikolaikirche (erbaut ab 1225 als dreischiffige, spätromanische Pfeilerbasilika). Westwerk der Kirche (mit den beiden Türmen) und Längsschiff der Kirche sind noch erhalten:


    „Torgau Nikolaikirche“ von Joeb07 - Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY 3.0 über Wikimedia Commons


    „Rathaus Torgau im Hof“ von LutzBruno - Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY 3.0 über Wikimedia Commons

    Das Gebäude besitzt eine außerordentliche baugeschichtliche Bedeutung aufgrund der Ereignisse während der Reformationszeit (Torgau war wie Wittenberg ein Zentrum der Reformation). Hier fanden 1519 die erste deutschsprachige Predigt und die erste evangelische Taufe statt.
    Klick

    1529 wurde die Nikolaikirche säkularisiert und danach als städtisches Gewandhaus der Tuchmacher und Kürschner, bürgerliches Versammlungs- und Festhaus, Kämmerei, Ge-richtsstube, Stadt- und Mehlwaage und zeitweilig sogar als Torturkammer und Gefängnis genutzt. Zur DDR-Zeit befanden sich hier Lagerräume der Volkspolizei. In einem Fachartikel von Gerhard Glaser (leitender Denkmalpfleger während des Rathausumbaus in den 1970er Jahren) wird ausgeführt:

    Zitat

    Wenn gleich stark überbaut, sind die genannten Gebäudeteile der Kirche [Anm.: siehe unmittelbar voranstehendes Foto] bis auf die Mittelschiffgewölbe unversehrt und bilden somit das älteste im Wesentlichen erhaltene Bauwerk der Stadt.
    Quelle: Gerhard Glaser – Die Rekonstruktion des Rathauses in Torgau, in: Denkmale in Sachsen, Weimar 1981

    Als dann ab 1563 das Torgauer Rathaus errichtet wurde, war die Nikolaikirche schon seit Jahrzehnten profaniert. Der Grundriss des Neubaus wies mit 14 x 56 m eine enorm große Grundfläche auf (für ein Rathaus der damaligen Zeit), vermutlich aus Platzmangel wurde das Rathaus direkt an den Hallenumgangschor (Formulierung von Glaser) der ehemaligen Kirche angebaut. So gelangte das Chorfenster in die Rückwand des Rathauses (damals natürlich zugemauert). Im 19. Jahrhundert wurde der Chorbereich der Kirche schließlich abgerissen. Eine Jahreszahl habe ich nicht gefunden, aber es ist zu vermuten, dass dies im Rahmen des gründerzeitlichen Umbaus des Rathauses erfolgte.
    Als in den 1970er Jahren die Rückführung des Rathauses in die ursprüngliche Renaissancefassung erfolgte, hatte man auch große Pläne für die Nikolaikirche. Hier sollte ein tolles Domizil für die Torgauer Stadtbibliothek entstehen. Die denkmalpflegerische Zielstellung wurde von Glaser wie folgt beschrieben:

    Zitat

    Die verbliebenen Bauteile der Nikolaikirche im Innern werden wieder erlebbar und ihre äußere Gestalt wieder hergestellt [Anm.: der originale Baukörper des Langhauses muss aufgrund der zahlreichen Anbauten teilweise erst wieder „herausgeschält werden], die Seitenschifffenster [Anm.: die sind immer noch zugemauert ] und das in der Rathausrückwand steckende Mittelfenster des Chores von etwa 1400 freigelegt, der Chorgrundriss im Hofbelag markiert.
    Quelle: Gerhard Glaser – Die Rekonstruktion des Rathauses in Torgau, in: Denkmale in Sachsen, Weimar 1981

    Die zugehörigen Projektierungsskizzen kann ich aus urheberrechtlichen Gründen hier leider nicht zeigen.
    Wie so manches Projekt scheiterte dieser Plan an den materiellen Möglichkeiten der DDR. In den Jahren 1993/94 wurden dann aber immerhin die Westtürme der Kirche denkmalgerecht saniert. Das folgende Foto verdeutlicht, warum im Volksmund der Begriff *Bischofsmützen* für die Turmspitzen entstanden ist: Klick

    Die Stadt Torgau bekennt sich weiterhin dazu, die Nikolaikirche wieder einer öffentlichen Nutzung zuzuführen. Vor einigen Jahren war von einer *Veranstaltungshalle* die Rede. Man hatte bis vor einiger Zeit die Hoffnung, das Projekt im Rahmen des magischen Datums *2017 – 500-jähriges Jubiläum der Reformation* schon bald beginnen zu können (also vor 2017, Stichwort: zusätzliche Fördermittel). Ganz aktuell heißt es nun aber:

    Zitat

    Weitere Maßnahmen sollen schwerpunktmäßig in der baulichen Umsetzung nach dem Jahr 2017 eingeordnet werden (z. B. Marktplatz, der weitere Bauabschnitt im Rathausquartier – Flügel Breite Straße und eine erste Teilsanierung der Nikolaikirche, sowie ein Teilbereich der Promenade).
    Quelle: HP der Stadt Torgau

    Abschließend noch eine erstaunliche Tatsache: Offenbar sind die mittelalterlichen Kirchglocken erhalten geblieben:

    Zitat

    Ein Erlebnis besonderer Art sind die Glocken des 15. Jh. von St. Nicolai, die täglich um 18.00 Uhr im Zusammenspiel mit dem Glocken¬geläut der Marienkirche, der Schloßkirche und Katholischen Kirche erklingen.
    Quelle: http://www.museum-torgau.de/nikolaikirche.html

  • Außerhalb von Torgau leider kaum bekannt: das so genannte *Bürgermeister-Ringenhain-Haus*:

    Zitat

    Das stattliche dreigeschossige Bürgerhaus mit steilem Satteldach verbirgt hinter einer schlichten Fassade einzigartige, in höchster Qualität ausgeführte Decken- und Wand-malereien und plastische Dekorationselemente des späten 16. und frühen 17. Jh., die es zum kunst- und kulturhistorisch bedeutendsten Renaissance-Bürgerhaus im mitteldeutschen Raum machen.
    Quelle: http://www.museum-torgau.de


    Fassade2013
    Zustand1977

    Zitat

    Die von geschulten Künstlern (u. a. Pieter de Bruck) und mit italienischen und niederländischen Einflüssen gestalteten Decken- und Wandmalereien offenbaren europäische Dimensionen. Die "Engelstube" im ersten Obergeschoss mit einem Himmel aus Wolken, Sternen und musizierenden Engeln zeigt gestalterische Parallelen zu nicht mehr erhaltenen "Engelstuben" im Schloss Hartenfels.
    Quelle: http://www.museum-torgau.de


    Engelstube
    Engelstube

    Räume im zweiten Stock:
    Klick
    Klick
    Klick

    Original erhaltener Spül- oder Schüttstein Klick
    eines der Türschlösser Klick

  • Eine winzige Aktualisierung, nur am Rande, zu dem Hof zwischen Rathaus u. Nikolaikirche.

    Gemäß der in obiger Quelle enthaltenen Lageskizze liegt dieses Fluchttreppenhaus genau in der Ecke (nämlich im Bereich besagten Trinkstubenbaus), die das von Neußer verlinkte Foto als Standort der Metalltreppe zeigt:
    Lageskizze
    Nun ist eine Treppe (wie auf dem Foto ersichtlich) aber kein Treppenhaus. Hoffen wir also, dass es sich nur um eine Interimslösung handelt.
    Die Rückfront des Rathauses verdient in anderer Hinsicht noch einige Anmerkungen:


    „Rückseite Rathaus Torgau“ von LutzBruno - Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY 3.0 über Wikimedia Commons


    Im September war ich (zufälligerweise während des Landes-Erntedankfestes) wieder in Torgau, und vermutlich nur aufgrund dieser Tatsache, dass diese Veranstaltung am Laufen war, war der Innenhof ebenso geöffnet und es gab auch Verkaufsstände. Diese Fluchttreppe ist tatsächlich nur ein Interim gewesen, ist jedenfalls abgebaut:


    (Bild ist von mir, 18.09.16)

    Die Nikolaikirche 2017 (500 Jahre Reformation) fertig saniert und restauriert zu haben, ist jedenfalls tatsächlich nicht mehr das Ziel, denn an jener hat sich nichts geändert:

    (Bild von mir, 18.09.16)

    In den Jahren 1993/94 wurden dann aber immerhin die Westtürme der Kirche denkmalgerecht saniert.

    Inzwischen sollten eigentlich auch diese bei jener künftigen Sanierung mindestens einen neuen Putz erhalten.

    (Ausschnitt eines Bildes von mir, 18.09.16)

    Kann jemand in Erfahrung bringen, ob diese zu gegebenem Zeitpunkt ebenfalls mit in die Sanierung einbezogen werden?
    Aber Hauptsache, wenigstens nach 2017 wird trotzdem mit der Sanierung der Nikolaikirche begonnen.

  • Für diese Bilder gebührt dir reichlich Lob, und zwar mehr, als mit der Dank-Funktion auszudrücken ist.
    Schade, dass es auch dir nicht gelungen ist, in die Allttagskirche einzudringen

    http://www.art-ff77.de/htm/filmdreh_a…hsen_kirche.htm

    Sie verfügt offenbar über wertvolle Zellengewölbe.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

    2 Mal editiert, zuletzt von ursus carpaticus (25. September 2017 um 18:26)

  • Am 07.04.2019 besuchten wir Torgau. Dabei entstanden einige Bilder. Auch wenn sicherlich schon einige dieser Gebäude vorgestellt worden sind, so kann man wohl durchaus noch bisher unbekannte oder inzwischen renovierte Häuser finden. Die Blütezeit Torgaus war wohl in der Renaissance, aus der sehr viele Häuser stammen.

    Los geht es aber mit dem hoch über der Elbe stehenden Schloss Hartenstein, das mich jetzt, im farbig gefassten Zustand der Wendelsteins und eines Erkers in seinen Bann geschlagen hat. Es handelt sich im Wesentlichen um einen Bau der Frührenaissance:











    Einmal editiert, zuletzt von Villa1895 (27. Mai 2019 um 23:24)

  • Im Schlosshof stellt das größte Kunstwerk mit Sicherheit der große Wendelstein (=Wendeltreppe) dar. Doch auch alle übrigen Gebäudeteile fügen sich zu einem sehr schönen und stimmungsvollen Ensemble zusammen:






    Das Portal der Schlosskapelle, soviel ich weiß, das erste nach der Reformation als evangelische Prediktkirche errichtete Gotteshaus in Sachsen. In der Türnische halten die Engel die Leidenswerkzeuge Christi (die Arma Christi):






    Einmal editiert, zuletzt von Villa1895 (23. Mai 2019 um 23:07)



  • Die farbig gefassten Brüstungen mit den Wappen, welch eine Pracht!








    Eingangsportal vom Wendelstein zum Schloss, schönste Frührenaissance, die Gewölberippen spät- bzw. nachgotisch:

  • Lieber Neußer,

    danke, dass dir die Bilder gefallen.

    Das steinerne Gewände des Portals ist wunderschön, die Türflügel selbst wirken modern, wohl ein Beschlag aus Bronze. Vermutlich dürften die originalen Türflügel aus der Renaissance reich gestaltet gewesen sein. Diese waren wohl nicht mehr erhalten. Dabei ist auch zu bedenken, dass der große Wendelstein keine Verglasung der Fenster hat und eine solche auch wohl nie hatte.

    Die Türflügel hatten die Funktion einer Haustüre im oberen Stockwerk des Wendelsteins, waren demnach auch deutlich stärker der Witterung ausgesetzt, als es eine Innentüre im Gebäude ist. Das Baujahr war im Wendelstein, wenn ich mich recht erinnere, mit 1532 angegeben, somit waren die Türflügel viele Jahrhunderte Wind und Wetter ausgesetzt. Die Denkmalpflege verurteilt wenn Nachschöpfungen von nicht mehr vorhandenen Teilen im Stil vergangener Epochen vorgenommen werden, sondern sollen zeitgenössisch sein. Dies finde ich schade. Aber was an den modernen Türflügeln enttäuschen mag, dafür entschädigt uns das prachtvolle, ja wundervolle Portal um ein Vielfältiges.

  • Wieder eine sehr schöne Galerie von Villa1895, zu der ich an dieser Stelle ein paar Hintergrundinfos bringen möchte:

    Schloss Hartenfels ist eine unregelmäßig um einen großen Hof angeordnete Vierflügelanlage mit einem später außerhalb hinzugefügten fünften Flügel. Die einzelnen Flügel werden hier mit den Buchstaben des Alphabets bezeichnet - vom Haupttor ausgehend dem Uhrzeigersinn folgend. Der Große Wendelstein gehört zu Flügel C. Auf einigen Bildern sehen wir das große schmiedeeiserne C über dem Eingang im Erdgeschoss des Wendelsteins.

    Auf den ersten beiden Bildern sehen wir, dass die Außenseite des Flügels C noch nicht wie die anderen Flügel weiß gestrichen wurde. Dieses Nebeneinander von weißen und ungestrichenen Fassaden besteht schon ein paar Jahre. Ich hatte vor einiger Zeit Gelegenheit, eine Restauratorin danach zu fragen, die im Schloss arbeitet. Sie meinte, das Geld sei wohl ausgegangen. Die Malerarbeiten an den Außenseiten sollten wohl irgendwann fortgesetzt werden. Hierzu gilt es zu bedenken, dass in Torgau nicht unbegrenzt Geld vorhanden ist. Das Schloss gehört dem Landkreis Nordsachsen.

    Die Restauratorin war aber von dem weißen Anstrich nicht so ganz begeistert. Die Farbe war ihr etwas zu kalt und modern. Von Gemälden der Cranach-Werkstatt wissen wir sicher, dass die Außenfassaden weiß gestrichen waren. Technisch ist die heute verwendete Farbe aber keine Rezeptur der Renaissance mehr. Ich weiß nicht genau, was für eine Farbe für den jüngsten Anstrich verwendet wurde, aber sie soll etwas haltbarer sein als die historischen Farben. Das ist auch eine Kostenfrage. Mir gefällt eigentlich der derzeitige kompromisshafte Zustand - teils mit Farbe, teils ohne Farbe - sehr gut. Er deutet auf die verschiedenen Zeitschichten des Schlosses hin und auch darauf, dass sich über die richtige Farbgebung trefflich streiten lässt.

    Zu dem schönen Portal im ersten Stock des Wendelsteins: Der Flügel C wurde in den Jahren 1533 bis 1536 errichtet. Das Aussehen der ursprünglichen Türen ist sicherlich nicht überliefert. In den späteren Jahrhunderten dürften die Türen mehrmals im Stil der jeweiligen Zeit erneuert worden sein. Im 20. Jahrhundert war eine zweiflügelige Holztür eingebaut, wobei die beweglichen Türflügel im oberen Teil verglast waren und nur die Höhe standardmäßiger Türen hatten. Im oberen Bogenabschluss der Portalöffnung war ein fester Holzrahmen mit Verglasung eingesetzt. Diese Art der Türgestaltung war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vielerorts zu finden. Sie zeigte keine Renaissance-Motive. Ich vermute, dass diese Tür bei Restaurierungsarbeiten in den 20er Jahren eingesetzt und auch in der DDR-Zeit beibehalten wurde. Vielleicht war sie auch ein paar Jahre älter, auf jeden Fall nichts Besonderes. Die heute sichtbare Tür stammt von der Restaurierung im Vorfeld des Reformationsjubiläums. Sie wird sicherlich nur sehr selten genutzt, denn der eigentliche Hauseingang befindet sich im Erdgeschoss unter dem C. Innenräume, die besichtigt werden können, gibt es im Flügel C nicht.

    Dem eigentlichen Sandsteinportal fehlten vor der Restaurierung die Farbfassung sowie die Herrscherportraits oberhalb der Tür. An ihrer Stelle waren leere Flächen. Die Reliefmedaillons zeigen heraldisch rechts Kurfürst Johann Friedrich den Großmütigen und heraldisch links seine Gemahlin Sibylle von Kleve. Die Bildnisse entstammen der Cranach-Werkstatt. Zwischen ihnen sehen wir die Kopie einer Bronzebüste Friedrichs des Weisen. Das Original wurde 1498 von Adriano Fiorentino geschaffen und ist im Besitz der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD). Näheres dazu hier. Dieses Meisterwerk der Frührenaissance war in den letzten Jahren nur in Sonderausstellungen zu sehen. Ich hoffe darauf, dass es ab Dezember in der wiedereröffneten Gemäldegalerie Alte Meister zu Dresden ausgestellt wird.

    Einmal editiert, zuletzt von Rastrelli (25. Mai 2019 um 22:41)