Korsika (F) (Galerie)

  • Die Insel Korsika hat eine sehr bewegte Geschichte - deswegen sind dort auch so viele unterschiedliche Stilrichtungen anzutreffen, wie die römische Architektur der Antike, die Architektur der Genuesen mit deren vielzähligen Brücken und Türmen, über Barock und Klassizismus bis hin zur Moderne.
    Hier sollen alle Bereiche einmal mehr oder weniger angeschnitten werden. Vielleicht sollte auch mal die Landchaft ein bisschen hier gezeigt werden, weil sie überaus schön ist.

    Ich fange mal mit der überaus schönen Stadt Bastia im Nordosten der Insel an.
    Hier der Blick von der Fähre auf das Zitadellenviertel:

    Im Zitadellenviertel mit den vielen Gassen stehen architektonisch sehr reizvolle Gebäude:

    Blick vom eben jenem Zitadellenviertel auf die "neue" Altstadt:

    Um zur Altstadt zu gelangen, muss man zunächst einen wunderschönen Park durchqueren.

    Hier sieht man die Eglise Saint Jean Baptiste von der gegenüberliegenden Hafenseite:

    In der Altstadt:
    Der riesige Place Saint-Nicolas:

    Sehr reizvoll sind auch die Fassaden der Gebäude, die teils recht kräftig gestrichen sind:

    Weitere Bilder:


    Bilder sind von mir.

    Leider wirken einige Ecken in Bastia schon etwas zu kommerziell-touristisch, was ein nahezu überall auf der Welt auftretendes Phänomen ist. Dann wirken die Gebäude wirklich nicht mehr authentisch. Außerdem ist es im Sommer immer sehr heiß ( im Schatten teils 39 °C). Zum Glück kann Bastia diesen kleien Makel durch ein unvergleichliches Flair wieder wett machen!

    2 Mal editiert, zuletzt von Millennio (4. November 2015 um 23:21)

  • Ich bin der Meinung, dass die Bergdörfer den urtümlichsten Charakter haben.
    Ein Musterbeispiel ist das nördlich gelegene Dorf Loreto di Casinca:

    Egal, in welchem Dorf man ist, immer gibt es einen zetralen Marktplatz, der tatsächlich lebt, was man meist, sobald man das Dorf betritt, ersteinmal gar nicht erwartet.

    Dabei hat jedes Dorf seinen eigenen Charakter und es gibt deutlich erkennbare regionale Unterschiede. Ein wunderschönes, aber ganz anderes Dorf ist Pino auf dem Cap Corse:

    Oleanderbäume sind überall auf Korsika weit verbreitet:

    Herrliche karge Landschaften:


    Bilder sind von mir.

    Interessanterweise hat fast jedes Dorf eine eigene, meist barocke Kirche mit seitlich zurückversetztem Turm, obwohl zu dieser Zeit die Bedeutung der Bergdörfer schon zurückging und die Küstenstädte stattdessen an Macht gewannen.
    Nicht zu verkennen ist natürlich der teils recht miserable Zustand der dortigen Häuser.

    3 Mal editiert, zuletzt von Millennio (5. November 2015 um 09:03)

  • In der Balagne, also im Nordwesten des Landes, gibt es auch sehr viele wunderschöne Dörfer und Städtchen, die abseits des auch auf Korsika vorkommenden Touristenstromes liegen (man denke nur an Calvi) und damit wirklich sehr authentisch wirken und deren eigenen Charakter bewahrt haben. In diesen Orten gibt es weder Supermarkt noch Souveniershop, sondern stattdessen regelmäßig einen Markt, wo unter anderem Gemüse, Obst, Schuhe und andere Gebrauchsgegenstände verkauft werden. Allerdings stirbt diese Tradition langsam aus, weil es natürlich trotzdem irgendwo erreichbare, meist sogar sehr vielseitig ausgestattete Supermärkte gibt, und auch, weil sowieso immer weniger Menschen in den abgelegenen Regionen leben.


    Hier ein paar Fotos von Belgodere:

    Die interessante barocke Kirche:

    Auf dem Marktplatz:

    Auf dem Weg hoch zum -nunja- Aussichtspunkt, also der höchsten und auch unbebauten Stelle im Ort:

    Oben angelangt, hat man einen umwerfenden Blick auf Belgodere:

    Der Blick auf die Kirche:

    Besonders schön ist auch der Blick auf die umgebende Landschaft und weiteren Dörfer:

    Und nicht zu vergessen der Blick nach Norden-Nordwesten zum Meer:

  • Ein weiteres schönes Dorf in der Balagne ist Speluncatu, welches einen ähnlichen Charakter hat wie Belgodere, aber ein noch um einiges steileres Gefälle besitzt.
    Auch hier gibt es einen obligatorischen Marktplatz mit Brunnen und in diesem Ort gibt es sogar zwei Kirchen.
    Hier jene am Marktplatz:

    Der Platz ist aufgrund des Gefälles langgezogen und etwas gekrümmt und die Häuser ebenfalls ungeordnet, was seinen besonderen Reiz hat. Dieser Markt ist einer der wenigen, auf denen auch Bäume stehen. In den meisten Orten, die ich besucht habe, ist der Marktplatz die einzige (baum-) freie Fläche.

    Die zweite Kirche ist architektonisch interessanter. Wahrscheinlich stammt der Turm noch aus der Gotik/Romanik, während es recht eindeutig scheint, dass das Kirchenschiff im Barock erbaut wurde oder zumindest die Front umgestaltet wurde (das Portal weist gotische Elemente auf).

    Und zuletzt noch ein Portal eines Wohngebäudes, wie es typisch ist:

    Bilder sind von mir.


    PS: Ich habe noch viel mehr Bilder von Bastia "auf Lager" - Hat jemand Interesse dran, dass ich die auch noch hochlade??? :augenrollen:question:):augenrollengruen: question:) ???
    Ja oder nein: Das wäre hier die Antwort...

    4 Mal editiert, zuletzt von Millennio (8. November 2015 um 13:33)

  • Da auf meine Frage noch keiner geantwortet hat, schiebe ich an dieser Stelle mal den geschichtlichen Kontext ein, damit man auch in er Architektur mehr Zusammenhänge erkennen kann.
    Die frühesten Bewohner Korsikas waren mutmaßlich die Ligurer, was allerdings nicht eindeutig belegt werden kann. Nachweislich haben sich aber die Phokäer auf der Insel niedergelassen, die von den Etruskern bekämpft, bis diese wiederum von den Karthagern verdängt wurden.
    Auf jene folgten die Römer, die weitere Städte gründeten.
    Mangels eigener Bilder hier ein Link:
    Aleria
    Später war die Insel eher als Provinz für politische Gefangene bekannt. Der berühmteste war wohl Seneca, der hier leben musste.
    Auf dem nördlichsten Isthmus der Insel, dem Cap Corse, steht der Senecaturm, der an ihn erinnern soll. Ob er dort jemals selbst war, ist nicht bekannt.
    Kapelle unterhalb des Berges, wo auch der Senecaturm steht:

    Daneben:

    Turm selber

    Nach dem Zusammenbruch des römischen Reiches war auch Korsika von der Völkerwanderung betroffen. Schließlich eroberten die Franken unter Karl dem Großen die Insel.
    Im Mittelalter ging Korsika zunächst an Pisa, gehörte dann aber zu Genua. Zu dieser Zeit stritten viele Parteien um deren Vorherrschaft über die Insel.
    Am Ende war die Insel geteilt in Genueser Republik, den Herren von Cipriaca und noch weiteren.
    Die Architektur der Genuesen zu betrachten ist jedenfalls noch gut möglich, da viele Bauwerke bis heute erhalten geblieben sind:

    Hier kann man im Hintergrund den "Wachturm" von Pino, oben schon erwähnt, erkennen:

    Weitere Exemplare:
    Genuesenturm am Strand bei Marine de Farinole:

    In Porto am Golf von Porto:

    Auch die Brücken sind oft noch erhalten geblieben:


    Die Konflikte jedoch dauerten an, als Frankreich sich schließlich einmischte und die Insel eroberte. Dennoch wurde die Insel bald wieder von der Republik Genua übernommen, und wiederum kam es zu Konflikten.
    1755 wurde von Pasquale Paoli, der der Korsen großer Held ist, die Korsiche Republik gegründet. Doch diese unabhängige Republik existierte nicht lange - Korsika wurde wieder Teil Frankreichs.
    Paoli war aber immer noch Herrscher und kämpfte für die Unabhängigkeit. Napoleon, der auf Korsika geboren wurde, hielt allerdings bekanntlich nichts davon.
    Schließlich war die Insel 1815 endgültig und bis heute Teil Frankreichs.
    Im 20. Jahrhundert wurde allerdings die Seperatistenbewegung wieder groß. In Jahr 1975 wurde die FLNC gegründet, die die Region massiv terrorisiert hat.
    Verkürzte oder starkt verallgemeinerte Zusammenhänge bitte ich zu entschuldigen - ich bin kein Historiker


    Wirtschaftlich ist es um Korsika mehr oder weniger schlecht bestellt. Der Tourismus ist nr in einigen Zentren wirklich populär, ist aber eine der Haupteinnahmequellen. Die Landwirtschaft ist ein weiterer großer Bestandteil der korsischen Wirtschaft:
    Kiwis in Loreto di Casinca, ebenfalls oben schon mal erwähnt:

    Die Balagne wird übrigens auch der "Garten" Korsikas genannt:
    Zitonen:

    Mandeln:

    Bilder, die hier direkt "eingebunden" sind (also per Abload hochgeladen sind) von mir.

    Einmal editiert, zuletzt von Millennio (14. Oktober 2016 um 17:41)

  • Da Bastia architektonisch gesehen recht viel zu bieten hat, gleichzeitig nicht viel los ist und sehr gut gelegen ist (Erreichbarkeit und Landschaft), also mindestens einen Tagesausflug wert sein sollte, möchte ich hier noch einige Impressionen zeigen,nachdem ich mal wieder dazu gekommen bin, alles a bissl zu sortieren. Wie im ersten Beitrag sind diese Bilder auf dem selben Rundgang entstanden und demnach ähneln sich zwei Ansichten.
    Beginnend im Zitadellenviertel, wieder die "Kirche", die heute als Andachtsstätte fungiert, soweit ich informiert bin.

    Den Park zwischen Zitadellenviertel und Altstadt hatte ich anfangs schon mal erwähnt, doch Fotografien hatte ich nicht gezeigt. Das soll sich jetzt ändern, weil er wirklich ein schöner Aufenthaltsort ist:

    Tor zur Altstadt:

    Interessante Pflasterung vor dieser Kirche:

    Die Kirche Jean-Baptiste vom Place du Marché (heißt wirklich so!) aus:

    Eine weitere beschauliche Kirche an der Einkaufsmeile Bastias, die...

    bezeichnenderweise Rue Napoléon heißt.

    Die Stadtmauern sind teilweise noch erhalten und besitzen sehr ansehliche Tore:

    Bilder von mir.

    Das wars.

    2 Mal editiert, zuletzt von Millennio (14. Oktober 2016 um 17:42)

  • Und es wird auch rekonstruiert (wegen Merkel?):

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    "Wie schön ist es doch zu leben." Pippi Langstrumpf