• Bis 1945 gehörte die alte Stadt Pförten zur Niederlausitz. Sie liegt östlich der Neiße unweit der heutigen Grenzstadt Forst (Lausitz), gehört heute zu Polen und bekam den neuen Namen Brody. Forst und Pförten bildeten viele Jahrhunderte eine gemeinsame Herrschaft. Bis 1815 gehörte die Niederlausitz zu Sachsen.

    Im 18. Jh. war Reichsgraf Heinrich von Brühl, Premierminister von Sachsen der Standesherr von Forst und Pförten, dieser errichtete in Pförten ein großes Barockschloss nebst Park. Wenn die Kurfürsten von Sachsen, die ja in Personalunion auch Könige von Polen waren, nach Warschau reisten, kehrten sie unterwegs beim Grafen Brühl in Pförten ein. Dass Friedrich der Große einen sehr großen Hass auf den Grafen Brühl hatte, ist bekannt, ebenso, dass er dessen Schloss Hubertusburg in Wermsdorf/Sachsen zerstören und plündern ließ. Graf Brühl liegt in der Stadtkirche St. Nicolai zu Forst bestattet.

    Schloss Pförten war kunstsinnig und erlesen ausgestattet. Wohl von Künstlern, die auch am sächsischen Hof gearbeitet hatten. Weniger bekannt ist, dass Friedrich II. von Preußen auch das Brühlsche Schloss Pförten niederbrennen ließ. Die beiden Seitenflügel blieben jedoch stehen. In einem der beiden Seitenflügel wohnte die Famile von Brühl bis um 1924. Erst 1924 wurde der ausgebrannte mittlere Teil wieder in alter Pracht aufgebaut. Leider ging das Schloss bei Kriegsende eneut in Flammen auf, wohl von sowjetischen Soldaten angesteckt. Die gräfliche Familie und die Bewohner des Städtchens wurden vertrieben.

    Das barocke Teehaus, die Orangerie und die Denkmäler im Park zerfielen mehr und mehr, oder sie wurden von Jugendlichen des Städtchen in den 1950 er und 1960er Jahren mutwillig zerstört. Jahrzehntelang ohne jegliche Pflege, war der einst sehr schöne Park zu einem Wald geworden.

    Im linken Flügel der Schlossanlage befindet sich heute ein Hotel, der mittlere Flügel gehört einem polnischen Privatmann, der das Schloss nach und nach wieder aufbauen lässt. Die nachfolgenden Bilder sind vom 29.12.2013. Da war das Dach des mittleren Schlossflügels bereits neu gedeckt. Ich hoffe, dass die Renovierung inzwischen weiter fortgeschritten ist.

    Seit einigen Jahren arbeitet jedes Jahr eine Gruppe von deutschen und polnischen Jugendlichen daran, den völlig verwilderten Park, mit seinem großen See nach und nach wieder herzustellen, Sichtachsen und Alleen wieder herzustellen und das wilde Dickicht auszulichten. Eine schöne und gute Sache, die der Völkerverständigung dient.

    Es gibt noch ein barockes Stadttor, sogar mit deutscher Inschrift, welches kürzlich renoviert wurde und einen Aussichtsturm. Wenn ich wieder mal hinkomme, werde ich beides aufnehmen. Das kleine Städtchen hat noch viele barocke Bauten, die jedoch leider (noch) arg zerfallen sind.


    5 Mal editiert, zuletzt von Villa1895 (11. Mai 2018 um 10:42)

  • Am 06.05.2018 waren wir in Polen, Brody/Pförten. Diesmal war das Wetter schön. So sind einige Aufnahmen entstanden. Der Ort hat nun eine gute Hauptstraße, neu gepflastert, ebenso der Bürgersteig. Durch Förderung der Reemtsma Stiftung wurde der Sarkophag im Park wieder hergestellt. Auch wurden im Park viele Bäume neu gepflanzt, um die alten Alleen und Wegeachsen wieder herzustellen. Doch seht selbst:

    Das einzige von ehedem 3 Stadttoren, das erhalten ist. Erbaut um 1730, renoviert und erweitert 1931:




























    Einmal editiert, zuletzt von Villa1895 (10. Mai 2018 um 23:10)

  • Snork 16. November 2021 um 08:51

    Hat den Titel des Themas von „Brody (ehedem Pförten)“ zu „Brody - Pförten“ geändert.