Dresden - Rekonstruktion des Narrenhäusels (in Planung)

  • Wird das Narrenhäusel ohne Abweichung auf die Brücke gesetzt oder verlangt die Stadt eine Verschiebung? Das Interessante am Narrenhäusel war ja gerade, dass es praktisch direkt auf der Brücke stand.

  • Es wird leicht verschoben.
    Neben der alten Augustusbrücke(bis 1907) stand es ja auch nicht direkt drauf, wie man es von vielen Bildern kennt. Dieser Umstand kam erst mit dem Bau der neuen Brücke 1907.

    Man will damit die Barrierefreiheit auf der Brücke bewahren, ich finde es in Ordnung, dass es leicht verschoben wird.

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • Es wäre authentischer, wenn man es wieder auf dem Gehweg aufbauen würde. Zumal nach der Sanierung der Brücke, genug Platz für Fußgänger da wäre. Der Autoverkehr fällt ja definitiv weg.

  • Die Straße bleibt aber nach der Sanierung genauso breit wie vorher, da Einsatzfahrzeuge, Stadtrundfahrten und Taxis trotzdem noch drüber fahren.
    Und in Deutschland gibt es nunmal Vorschriften zu Mindesbreiten von Fußwegen.

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • Das sind wunderbare Neuigkeiten! Und wieder kommt ein kleines Stück des alten Dresdens zurück. Und offenbar auch wirklich originalgetreu, errichtet von einem Bauherrn, der nicht der Meinung ist, die Proportionen des historischen Vorbilds seien mies gewesen und er könne das besser.

  • errichtet von einem Bauherrn, der nicht der Meinung ist, die Proportionen des historischen Vorbilds seien mies gewesen und er könne das besser

    Hm... von wem redest du da? So etwas hat es doch in Dresden noch niemals gegeben.... ;)

  • Es gibt natürlich ein paar Sachen, die man diskutieren kann bzgl der Gestaltung des Gebäudes. Die Visualisierung mit den Zierschornsteinen finde ich gar nicht gut, es wäre besser auf diese zu verzichten.

    Frage für die Fassade wäre auch mit Wappenkartusche oder ohne als Kunst am Bau und wie man die gestalten könnte. Ob es ästhetisch geboten wäre dem Obergeschoss ein wenig mehr Höhe zur Traufkante zu geben oder auch den Geschossen insgesamt noch ein paar Zentimeter mehr Höhe zu gewähren. Die Fassung der Fenster im Obergeschoss. Wie breit soll man das ausführen. Wie genau die Abschränkung der Fensterklappen. Dach: Gerade und konkav wie in der Visu. Zuletzt die Balkonvergitterung. Braucht man Aufzüge oder Feuertreppen von außen?

    Farbliche Gestaltung. Selbst wenn man Weiß nimmt, welches Weiß. Wie verputzt, welche Materialität.

    Bestimmt benötigt werden technische Vorkehrungen zum Hochwasserschutz, die man gleich mitdenken sollte. Vielleicht auch bauliche Ertüchtigungen zur Straße hin, zum Beispiel im Hinblick auf mögliche LKW Unfälle.

    All diese Sachen kann man aber doch dem Bauherrn überlassen. Ein Fassadenwettbewerb ist in dem Zusammenhang ein Narrenstück.

    Gibt es Farbaufnahmen des Narrenhäusels? Sind alle Seiten der Fassade sicher dokumentiert?

  • ...errichtet von einem Bauherrn, der nicht der Meinung ist, die Proportionen des historischen Vorbilds seien mies gewesen und er könne das besser.

    Im Falle des Narrenhäusels könnte man es wirklich besser. Ein Meisterwerk der Proportion und Gestaltung ist es nicht. Was ich schön an diesem Rekoprojekt finde ist das Unspektakuläre vom rekonstruierten Bau. Einfach ein Ausflugslokal an den Elbe. Ein Traum, wenn das wieder da steht.

  • Mehrfach kamen nun in den Beiträgen Bemerkungen zu den Proportionen des Narrenhäusls. Ich denke, wenn es nicht so wäre, wie es überliefert ist, wäre es nicht das Narrenhäusl. Ich könnte mir sogar eine total "schräge" Erscheinung vorstellen, im Sinne von unproportionierten Maßen als symbolischer Ausdruck des Hofnarren, dessen Wohndomizil dieses Häusl ja schließlich war. Nicht, daß ich die Proportionen nun in die andere Richtung verändert wissen möchte, sondern nur als Feststellung, daß dieses Häuschen ANDERS zu sein hatte, sonst wäre es nicht das des Hofnarren gewesen. Also die klassischen barocken Proportionen waren nicht die Meßlatte für das Lot der Bauleute. Letztlich wirkt es ja wie ein Miniaturschlößchen, mit den beiden Türmchen, den vielen kleinfenstrigen Etagen, ein Schrumpfschlössel sozusagen. Man denke an die barocken Darstellungen des Hofnarren in Porzellan oder Goldschmiedekunst. Ein Art Puppenstubenhäuschen ist es, ein Versatzstück aus einer närrischen Welt, das von der Freiheit des Hofnarren kündet "anders sein zu dürfen", ein Privileg seiner Funktion Unerlaubtes darzustellen. So mußte sich auch sein Haus absetzen vom Formenkanon der übrigen Stadt.
    Da sind wir dann nicht weit von einem Hofstaat des Großmoguls en miniature eines Dinglinger entfernt und der barocken Faszination für alles Exotische, Andersartige und Fremdes in einer doch sehr artifiziellen, höfischen Welt.
    (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hofstaat_zu_Delhi_am_Geburtstag_des_Großmoguls04.jpg)

  • Die "Narrenerscheinung" finde ich gut aber nicht, dass der "Narr" nicht auf der Brücke steht! Dass heutzutage eine 1/1 Reko an diesen absurden Vorschriften scheitert (es können nicht zwei Rollstuhlfahrer auf einmal an der Stelle vorbei) zeigt wie neurotisch unsere Gesellschaft in manchen Fragen ist.

    2 Mal editiert, zuletzt von porc (9. März 2018 um 19:21)

  • (es können nicht zwei Rollstuhlfahrer auf einmal an der Stelle vorbei) zeigt wie neurotisch unsere Gesellschaft in manchen Fragen ist.

    Viel absurder finde ich, dass man die Fahrbahn an dieser Stelle nicht um anderthalb Meter verengen kann (bei dem zukünftigen minimalen Verkehrsaufkommen). Es wird sicherlich zu keinem Verkehrskollaps kommen, wenn auf ein paar Metern die Trasse der Straßenbahn von Taxen, RTWs und Stadtrundfahrten mitbefahren wird (und das hier ist etwas vollkommen anderes, als das neueste Narrenstück, dass man sich mit dem Radweg auf der Dresdner Straße in Leipzig geleistet hat).

  • Mehrfach kamen nun in den Beiträgen Bemerkungen zu den Proportionen des Narrenhäusls. Ich denke, wenn es nicht so wäre, wie es überliefert ist, wäre es nicht das Narrenhäusl.

    Naja, aber die barocke Erscheinung (da gab es mal eine Visu von arstempano und diese Abbildung) wirkte für mich in seinen Proportionen schon recht schlüssig mit dem barocken Mansarddach. Man erkennt sogar noch die Putzspiegel auf der Abbildung. Erst die Aufstockung im 19. Jh (hier die Version vor der Restaurierung der 30er in Okatvians Beitrag) und schließlich die unsensible Restaurierung in den 30ern mit den hellen, glatten Putzflächen ohne Gliederung (nicht einmal mehr die Fenster sind abgesetzt wie noch zuvor), den Dekofensterläden (da in der Breite viel zu klein um eine Hälfte eines Fensters vollständig abzudecken), und nicht zuletzt die Veränderungen der Dachlandschaft führten zu dem etwas verunglückten Anblick. Das wirkt dann mit weiteren zeitgeistigen Details dieser Zeit außen und innen mehr als Touri-Restaurant der 30er denn als barockes Haus. Das positive war vielleicht die Vervollständigung des rechten "Turms". Auch wenn es unwahrscheinlich ist, die barocke Variante wäre mir persönlich die liebste. :)

  • Viel absurder finde ich, dass man die Fahrbahn an dieser Stelle nicht um anderthalb Meter verengen kann (bei dem zukünftigen minimalen Verkehrsaufkommen). Es wird sicherlich zu keinem Verkehrskollaps kommen, wenn auf ein paar Metern die Trasse der Straßenbahn von Taxen, RTWs und Stadtrundfahrten mitbefahren wird (und das hier ist etwas vollkommen anderes, als das neueste Narrenstück, dass man sich mit dem Radweg auf der Dresdner Straße in Leipzig geleistet hat).

    Es war ja historisch betrachtet nie geplant dass es ein Stück auf der Brücke steht - nur durch den Neubau der bzw. Verbreiterung der Brücke kam es zu diesem Zustand. Finde ich zwar auch recht spassig aber so kann man sich ein bisschen über die Translozierung hinweg trösten. Schade aber dass es dann auf jeden Fall nicht mehr direkt am historischen Standort steht - gibt es eigentlich noch die Kellerräume?

  • http://www.neumarkt-dresden.de/wie-schnell-st…-narrenhaeusel/

  • Wenn man sich den Artikel durchliest, dann greift man sich nur noch auf den Kopf, wie bzw wie nicht agiert und gearbeitet wird! Da will jemand der Stadt und den Dresdnern etwas Wunderbares wiederschenken, wovon auch die Stadt ordentlich profitieren wird und dann hängt es wieder an irgendwelchen Kleingeistern. Damit haben sie schon den Mäzen Pühringer aus Dresden vertrieben und Herr Dietze leidet auch gerade mit dem wichtigen Schlossstrassenprojekt am Neumarkt an der geballten Unfähigkeit des Stadtplanungsamtes...Herr Wießner - als Dresdner - wird das vermutlich und hoffentlich sportlicher sehen, aber es ist leider wieder ein bezeichnendes Beispiel, dass hier einiges im Argen liegt. Eigentlich müsste der OB sich das zur Chefsache machen...am Ende fällt es ohnedies auf ihn zurück, wenn er seine Beamten nicht im Griff hat. Wenigstens erfährt man durch die Medien hier, wo und wer das Sand im Getriebe ist.