Dresden - Rekonstruktion des Narrenhäusels (in Planung)

  • Ich glaube, die Diskussion über die "Systemgeschichte" gehört hier nicht her...


    Da sitzt man etwas zwischen den Stühlen. Derjenige, der ab und an mal hier mitliest, wird sich vielleicht fragen, warum man hier über Dresdens 50er Jahre spricht. Die Geschichte der Stadt Dresden und vor allem die Ereignisse nach 1945 sind aber auch ein hochkomplexes Gebilde, das sich nicht besser verständlich macht, wenn einseitig durch Stadt oder auch die Medien dies und das alles "erklärt" wird. Solche weichgespülte "offizielle" Informationen sind zumeist nur mit Vorsicht zu genießen.
    Daher werden wir auch hier nicht umhin kommen, die Frage zu stellen, was die Geschichte der Ruine des Narrenhäusels uns nach 1945 noch zu sagen hat. Offensichtlich hat es seine Richtigkeit, daß man diese Fragen stellt; und dann wird es ohne ein wenig Systemgeschichte wohl kaum zu machen sein.
    Der Gedanke, daß auch beim Narrenhäusel der alte Dresdner Grundsatz gelten würde: fort und vergessen geht von falschen Voraussetzungen aus. Nein, das Narrenhäusel ist nicht vergessen und seine Rekonstruktion wäre ein herausragender Gewinn für den Stadtraum zwischen Augustusbrücke und Neustädter Markt und etwas, bei dem sehr viel Herzblut zu wünschen wäre.
    Permosers Chronos in der Nachbarschaft des Narrenhäusels ist übrigens auch nicht vergessen.

  • Die Dresden-spezifischen Hinweise rund ums Narrenhäusel gehören hierher, damit man den Kontext versteht, das ist schon richtig. Aber die gesamte Thematik einschließlich Vergleichsdiskussion geht dann doch etwas weit.

  • http://neumarkt-dresden.de/pdf-dateien/10…renhaeusel_.pdf

    Auf gehts!

  • Stimmt, außer Mauern nicht viel übrig geblieben... Aber vielleicht kommt es wieder, wäre schön! Habe natürlich auch unterschrieben!

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

  • Wenn man sich im aktuellsten Newsletter der GHND den Rahmenplan der Stadtplanung für die innere Neustadt ansieht, erhält man wieder mal (oder anders ausgedrückt: einmal mehr) einen Eindruck dafür, was für diese Herrschaften des SPA Städtebau im Bereich zwischen dem Neustädter Markt, dem Blockhaus und der Großen Meißner Straße bedeutet. Diese Großstrukturen sind nichts neues und sind sicherlich etlichen Menschen in Dresden auch nicht fremd; denn solche abartig großflächigen und grobschlächtigen Klötze hat man vor 35 Jahren schon einmal gesehen. Und diese realsozialistischen Meisterwerke der Stadtplanungskunst sollen nun heute, im Jahr 2015 ff. offensichtlich nun auch mit aller Gewalt realisiert werden. Das ist kein kleinteiliger und nachhaltiger Städtebau, das ist das brachialstmögliche Zumüllen von ganzen Quartieren und nebenbei den letzten Flächen innerhalb dieses so wichtigen und durch seine Kleinteiligkeit geprägten Gebiets, dessen Ufernähe und sein panoramaprägender Standort ein wenig mehr Sensibilität verlangen. Das ist Amtsmief und Machtmißbrauch vom feinsten, der dem gemeinen Volk vorgaukeln soll, alles ist in Ordnung, weil man es ja als modern etikettieren wird. Diesen verbohrten, verbockten, realitätsfernen und ideologisch verblendeten Planungsspielchen schaut unter dem Deckmantel der Moderne einzig und allein das mottenzerfressene Unterkleid der SED heraus. Vom "Amtsdresden" bleibt wieder einmal ein Eindruck, der nur noch erbärmlich ist. Was man vom Jahr 2015 ansonsten in Erinnerung behalten wird, ist das folgende: die Visualisierungen werden besser, der Schrott bleibt.

  • Weingeist, du solltest dich bissl mehr mit der Materie beschäftigen.

    Diese Klötze in den Plänen sind nur Platzhalter.
    In dieser Phase der Planung gibt es noch keine Details zu den Gebäuden, aber dennoch wurde schon angekündigt, dass dort kleinteilig gebaut werden sollte.

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • Also Weingeist hat nicht ganz unrecht, denn das SPA hat diesen Grossblockvorschlag tatsaechlich vorgehabt so genehmigen zu lassen und die Platzhalter haetten am Ende des Tages sicherlich so ausgesehen, wie Platzhalter...

    ABER, der Stadtrat hat den Vorschlag zur Bebauung des Elbufers erst unlaengst abgeschmettert! Wie schon jemand hier richtig schrieb, degradiert der Neumarktverein das SPA immer mehr zu einer Dilettantentruppe, die einfach 30 Jahre mit ihren Ideen hinterher ist. Gut so fuer Dresden, dass wenigstens solche deplazierten DDR-Planungen 2.1. heute kaum mehr chancen haben, auch wenn das SPA es staendig und immer wieder versucht. Man kann nur hoffen, dass auch in DD auch nach 25 Jahren die WENDE Einzug haelt...

  • Nochmal: Hier geht es um einen Rahmenplan, der stufenweise umgesetzt werden soll und in diesem Stadium nur die Fluchtlinien und Bebauungsdichten festlegt. Über die Art, Höhe und Feinkörnigkeit der Bebauung sagt er nichts aus. Das wird erst in entsprechenden Bebauungsplänen festgelegt.
    In Bezug auf das Niveau der Diskussion wäre es sehr angebracht, wenn sich einige Nutzer wirklich erstmal mit der Materie beschäftigen würden, anstatt nur geliebte Vorurteile zu pflegen.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Zitat

    Anders als die Frauenkirche, die als gesellschaftliches und kulturelles Zentrum auch städtebauliches Zentrum der Dresdner Altstadt war und in enger Wechselwirkung mit der Bebauung des Neumarktes stand, war das Narrenhäusel ein Profanbau ohne vergleichbare Bedeutung für die Bebauung des Neustädter Elbufers. Es war weder Leitbau im lokalen, baulichen Kontext, noch war es von überregionaler Bedeutung.

    Zitat

    Die Akademie plädiert, für das Areal des Neustädter Marktes einen groß angelegten, ergebnisoffenen städtebaulichen und architektonischen Wettbewerb zu initiieren, der in seiner Ausstrahlung das Bild und die Stadtentwicklung Dresdens positiv beeinflusst.

    Quelle: http://www.sadk.de/aktuell.html

  • War dieser SABK nicht auch gegen den Wiederaufbau der Frauenkirche...

    ...belanglose Meldung. Wie kann man nur schon wieder gegen den Wiederaufbau dieses speziellen und für die Neustadt markanten Gebäudes sein. Deren Argumente sind falsch und untauglich. Auf praktisch jedem Bild/Foto/Ansicht der Augstusbrücke in Richtung Neustadt von vor 1945 ist dieses Gebäude zu sehen und ins Gedächtnis aller eingebrannt.

    Wenn das NH wieder steht, dann werden auch die SABK damit leben können. Im Prinzip hätten sie doch selbst genug Baustellen mit ihrer eigenen "bildenden Kunst"...

    Einmal editiert, zuletzt von Exilwiener (30. Dezember 2015 um 23:49)

  • Die Sächsische Zeitung vom 30.12.2015 meldet:

    Zitat

    Widerstand gegen Narrenhäusel
    Dresdner Architekten halten die Pläne für den Neuaufbau für übereilt. Die Akademie der Künste plädiert für einen modernes Haus an gleicher Stelle...


    http://www.sz-online.de/sachsen/dresden/?pubdate=30.12.2015

    Und allgemein: Warum sollen bei einem 'ergebnisoffenen städtebaulichen und architektonischen Wettbewerb' für das Narrenhäusel schlechtere Ergebnisse entstehen als im Quartier III/2 - CG-Gruppe/ Quartier Hoym, welche sogar hier im Forum mehrheitlich mit Erleichterung aufgenommen wurden?

  • Was soll die Frage? Wozu braucht das Narrenhäusel einen "Wettbewerb"? So wie es war gehört es dort hin und nicht anders. Über angrenzende Areale kann man sich nochmal unterhalten, wie auch z.B. über die Südseite des Neustädter Marktes. Das Rathaus ist natürlich eine weitere Pflicht-Rekonstruktion, wie es später auch Bauten der Großen Meißner sein sollten, so das denn je eine Option wird.

  • Die eigene Ideologie über den Bürgerwillen stellen, das kann dieses Milieu von Architekten und "Kunstschaffenden" immer ganz zuverlässig. Wenn das Narrenhäusel doch so unbedeutend war, wieso macht die Akademie dann jetzt so ein Aufhebens darum? Man sollte annehmen, mit jeder erfolgreichen Rekonstruktion wird der Widerstand geringer, aber das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Die Gegner wollen den Menschen die Freude an der Architektur nicht gönnen, sondern ihnen ihren eigenen lustfeindlichen Standpunkt aufs Auge drücken. Verschwörungstheorie? Nun, ich glaube wirklich dass zahlreiche Vertreter des heutigen Kulturbetriebs heimliche Misanthropen sind, sonst wäre ihr Wirken bejahender und sinnlicher.

    In dubio pro reko

    7 Mal editiert, zuletzt von reklov2708 (31. Dezember 2015 um 09:31)

  • Wie ich schon einmal betonte, ist es in Deutschland extremst schwierig zu rekonstruieren, ja um jede Reko muss gerungen werden. Dabei ist es ja nicht so, dass die deutsche Moderne im internationalen Vergleich irgend etwas herausragendes hervorbringen würde. Selbst unsere kleinen Nachbarländer wie die Niederlande, stellen was zeitgenössische Architektur betrifft, alles was hier entsteht in puncto Ideenreichtum und Innovation locker in den Schatten. Man traut sich dort einmal was und käut nicht zum 100000. mal das Bauhaus (schlecht) wieder.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Ich hab jetzt gerade mal ein Zwischenstand der Dresdner Stadtverwaltung : Die ersten 10 Zustimmungen für den Wiederaufbau des Narrenhäusels kommen von Seiten der CDU, SPD, AfD, FDP und freie Bürger. Eine Enthaltung von B90/Grüne, eine Ablehnung von Die Linke. 58 haben noch nicht gestimmt.