Dresden - Rekonstruktion des Narrenhäusels (in Planung)

  • Größere Fenster im EG für die Gastro, ist ja kein Weltuntergang so ein minimaler Umbau.
    Andernfalls würde man vermutlich keine Gastro einbauen dürfen.

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • Irritierenderweise zeigt Wiesners Zeichnung den barocken Zustand des Narrenhäusels mit Mansarddach (wie es auch auf Bellottos Gemälden zu sehen ist). Das Walmdach, welches bis zur Zerstörung im 2. Weltkrieg Bestand hatte, dürfte erst im Laufe des 19. Jahrhunderts aufgesetzt worden sein.

  • Das Walmdach, welches bis zur Zerstörung im 2. Weltkrieg Bestand hatte, dürfte erst im Laufe des 19. Jahrhunderts aufgesetzt worden sein.

    Richtig. Das Gebäude wurde im 19. Jahrhundert aufgestockt. Zur Geschichte siehe hier: http://archiv.neumarkt-dresden.de/geschichte-narrenhaeusel.html

    Ich vermute mal, dass Wießner vorhat, die barocke Originalfassung des Hauses zu rekonstruieren (abgesehen von Anpassungen im Bereich der Erdgeschoss-Gastronomie), nicht die unmittelbare Vorkriegsfassung. Aber, lassen wir uns mal überraschen.

  • In der barocken Fassung erscheint mir das Narrenhäusel interessanter - sowohl architektonisch als auch vom geschichtlichen Bezug zum Hofnarren Fröhlich her. Wenn es konkret wird, merkt man, dass der auf den ersten Blick simple Bau doch einigen Planungsaufwand erfordern wird. Auf welche historische Fassung des Hauses bezieht man sich? Wie wird das Umfeld gestaltet? Wie verhält sich das Haus zum Neustädter Markt? Wie integriert man moderne Nutzungswünsche? Da sind einige Fragen zu klären.

    Im Garten sollte man später ein Denkmal für die visionäre Erbse aufstellen. Ich denke da an eine kleine Sandsteinkugel mit grünem Anstrich, platziert auf einem nicht sehr hohen, aber doch säulenförmigen Sockel in den Landesfarben von Mecklenburg-Strelitz.

  • Der Hausherr ist schon da:


    Dresden, Neustädter Elbufer, Hofnarr Fröhlich (Foto: Z thomas, 2008, CC-BY-3.0)

    Die Bronzeplastik wurde 1978 von dem Magdeburger Künstler Heinrich Apel geschaffen. Das Schwein ist eine Anspielung auf des Narren legendären Schweinewagen, hier in einer sauedlen Variante, gezogen von zwei Elfenbeinschweinchen (zu sehen in der Ausstellung des Neuen Grünen Gewölbes). Schauen wir doch mal, ob Apel die Kleidung richtig getroffen hat. In Farbe und Porzellan wurde der Joseph Fröhlich von Johann Joachim Kaendler einst so porträtiert. Passt schon, wird der Österreicher da wohl sagen. Um seinem Namen Ehre zu machen, trat der Fröhlich mitunter als "Geweihter" auf. Zuweilen war der Herr Hoftaschenspieler aber auch inkognito unterwegs.

  • Ab morgen gibts neue Informationen über das Narrenhäusel - die Wettbewerbsbeiträge werden veröffentlicht. StadtbilDDresden hat sich die Entwürfe angeschaut und nach reger Diskussion einen Favoriten gewählt. Ab Montag kann das bei denen auf der Facebookseite angeschaut werden - und natürlich mitdiskutiert. Ich nehme ganz stark an, dass das eine hitzige Debatte wird. Gleichzeitig werden die Tageszeitungen darüber berichten.

    NH_Neugier

  • Ab morgen gibts neue Informationen über das Narrenhäusel - die Wettbewerbsbeiträge werden veröffentlicht. StadtbilDDresden hat sich die Entwürfe angeschaut und nach reger Diskussion einen Favoriten gewählt.

    Da bin ich aber schon sehr gespannt und freue mich schon auf die Ergebnisse!

    Frage: StadtbilDDresden hat einen Favoriten gewählt, aber hat das Stadtplanungsamt auch einen Favoriten udn wer entscheidet, was am Ende des Tages gebaut wird? Ich hoffe Herr Wiesner darf darüber abschließend entscheiden, denn er spendet sein hart erarbeites Geld für seine Stadt! Vielen Dank, wenn er hier mitliest!

  • Ich präferiere die Variante von Ipro. Würde meine Mutter noch leben, würde sie vielleicht auch diesen Entwurf für gut heißen, denn so kennt sie es aus ihrer Kindheit am ehesten. Das ist das Narrenhäusel, wie es die Dresdner bis vor der Zerstörung kannten. Der Trux-Entwurf ist freilich ein barock perfekter. Aber das wird bei den Dresdner Zeitgenossen und anderen Modernisten einen Sturm der Entrüstung entfachen. Ein angenommenes Mansarddach, das nicht nachzuweisen ist.
    Hat der Herr Trux aber top entworfen, vor allem der Giebel über der Mittelachse macht es. Bewußt muß man sich sein, auch der Investor, daß ein Vollgeschoß verloren geht und das anstelle dessen tretende Dachgeschoß nur kleine Dachgauben bekommt. Aber das dominante Dach reißt die kleinere Fassade dann auch wieder heraus. Vom ästhetischen her freilich die beste Variante. Vom historisch-authentischen Aspekt her betrachtet dann doch eher Ipro.
    Der Herr Falk hat sich leider einige proportionale Ausrutscher genehmigt. Die Rundbögen zu groß, zu viele und nicht historisch. Sie widerstreiten mit den Fensterreihen auf's ärgste. Vielleicht wären zwei die Mittelachse im Mittelbau flankierende Korbbogenöffnungen bis zum Erdboden genug und die Öffnung würde die Gästeterrasse mehr mit dem Innenraum verbinden. Das steht wohl hinter dem Gedanken der Bogenöffnungen!?
    Also Ipro und dann Trux. Falk nur mit Verbesserungen!

  • Wenn "[in] einer Gutachtersitzung mit Vertretern der Gestaltungskommission [...] über die drei Varianten befunden werden [soll]" (PM der Stadt), welches Problem gibt es dann mit der vorherigen Veröffentlichung oder mit einer nicht repräsentativen Meinungsumfrage einer Zeitung? Wann und wie hätten die Medien denn berichten dürfen?

    Und welche Variante Herr Wießner selbst bevorzugt, ist erstmal nur seine Meinung. Er schrieb ja selbst auf Facebook, dass er "gespannt [ist], welche Variante gebaut werden darf" (Facebook-Beitrag). Darin die Geringschätzung oder Beeinflussung der Meinung des Gutachtergremiums zu sehen ist wohl eine streitbare Ansicht.

    Die Öffentlichkeit bildet sich sowieso eine eigene Meinung, egal, wann, von wem, und mit welchem Begleittext die Entwürfe veröffentlicht werden.

    Diese Entscheidung des Baubürgermeisters, einen unnötigen Konflikt heraufzubeschwören, lässt mich etwas ratlos zurück.

  • Zitat von MDR

    ...„Ich übe deutliche Kritik an dem von Herrn Wießner gewählten Vorgehen. Bei mir bleibt der Eindruck, dass auf die Meinung eines Gutachtergremiums offensichtlich kein Wert gelegt wird. Ich habe es noch nicht erlebt, dass ein Bauherr, der sich auf ein Wettbewerbsverfahren eingelassen hat, dieses dadurch zu beeinflussen versucht, dass er die Entwurfsvarianten vorher an die Öffentlichkeit gibt und sich auch noch öffentlich positioniert, welcher Entwurf aus seiner Sicht gewinnen müsse“, erläutert Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain seine Sicht. „Deshalb habe ich für mich entschieden, am heutigen Gutachtergremium nicht teilzunehmen“, so Schmidt-Lamontain weiter....

    Und was bedeutet das nun für das Narrenhäusel?

    Hat Schmidt-Lamontains Narrenauftritt nun einen Einfluss auf den Wettbewerb oder gibt es wettbewerbliche Richtlinien an die sich Wießner hätte halten müssen bzgl der Veröffentlichung? Wenn Herr Weißner machen darf, was er will, dann bekommt "Narrenhäusel" für die Grünen eine neue, wie ich meine passende Bedeutung.

    Für mich als Laien fühlt es sich wieder so an als ob Schmidtl-Lamontain nur auf einen Vorwand gewartet hätte, um abermals dieses wunderbare Bauvorhaben einer identitätsstiftenden Rekonstruktion für Dresden zu behindern wie schon x-mal zuvor. Die Thüringer haben gestern schon ein gutes Näschen gehabt und nein, so Schmidtl-Lamontain geht Politik nicht und DAS merken sich dann eben auch die Wähler :!:

    Hier auch alle Wettbewerbsbeiträge zum Ansehen auf mdr.de:

    https://www.mdr.de/sachsen/dresde…ux_HuRZ0Jr_j9P0

    Variante 2 mit den grünen Fensterläden gefällt mir am besten. Freue mich auch schon auf die Abstimmung in der Sächsischen Zeitung.

    Einmal editiert, zuletzt von Exilwiener (28. Oktober 2019 um 20:24)

  • Ein angenommenes Mansarddach, das nicht nachzuweisen ist.

    Auf der diesbezüglichen Webseite der GHND ist ein Kupferstich von ca. 1800 abgebildet, auf dem das Narrenhäusel in der barocken Fassung mit Mansarddach zu sehen ist: https://images.app.goo.gl/bVMqk1kPCtbL5QrdA
    Aber sicherlich ist die Quellenlage schlechter als bei der späteren Variante mit Vollgeschoss.

    Zu dem Baubürgermeister Schmidt-Lamontain: Er hätte es, sollte Wiesner gegen eine Vereinbarung verstoßen haben, bei einer Rüge belassen können. Und dann hätte er seine Arbeit machen können, für die er auch bezahlt wird. So wirkt er wie eine beleidigte Leberwurst.

    Seine "grüne" Partei ist es doch, die immer scheinheilig "mehr Transparenz" für die Bürger fordert. "Das Handeln von Regierung und Verwaltung muss transparenter, also offener und nachvollziehbarer werden", hat sie erst soeben wieder mal gefordert. (siehe hier) Also, was soll die Geheimniskrämerei?

  • Ist immer schlecht, wenn ein Amtsträger ein zu großes Ego hat und sich zu profilieren sucht. Mir gefallen alle Entwürfe ganz gut. Die Variante mit dem Mansarddach wäre aber meine letzte Wahl. Sieht recht pittoresk aus, allerdings denke ich, dass die Vorkriegsvarianten mit drei Vollgeschossen und höherer Traufe besser zu den heutigen städtebaulichen Dimensionen passen. Auch im Hinblick auf die absehbare Neubebauung.