Dresden - Rekonstruktion des Narrenhäusels (in Planung)

  • Na ich frage mich ganz einfach deshalb, weil ich gar keine Rekonstruktion kenne, die bisher von Hr. Wiessner umgesetzt worden wäre. Insofern fehlt mir erst einmal ein Beispiel und nicht ein Gegenbeispiel...

  • Genau, jeder Investor muss erst mal mindestens fünf erfolgreiche Rekonstruktionen vorweisen.
    Wie das gehen soll, weiß allein mein Vorredner...

    Gegenbeispiel: AdF 16/17 :)

  • Ich habe doch eigentlich klar die Bedingung formuliert, dass die Rekonstruktion hochwertig erfolgen muss. Und dass man damit rechnen darf, stütze ich darauf, dass Wiessner sich dieses Projekt offensichtlich nicht aus Profitgier angetan hat. Sonst wäre er auch nicht der einzige Bewerber gewesen. Schloss Übigau bindet man sich auch nicht ans Bein, wenn man nicht das Objekt an sich (und im weitesten Sinne das Dresdner Stadtbild) schätzt.
    Das Projekt Hafen 01 ist übrigens auch schick geworden.

  • @Fasolt

    Eine Interessante These, aber aus reiner Nächstenliebe wird wohl niemand so eine Investition angehen. Ohne solide wirtschaftliche Basis werden Projekte in der Regel ja auch eher schlechter als besser. Aber das ist natürlich auch nur Spekulation.

    Das Projekt Hafen01 sieht auf den Perspektiven übrigens auch deutlich schicker aus als es ausgeführt wurde. Davon abgesehen kann ich mich an Zeiten erinnern, da waren große in die Dachfläche eingesägte Terrassen noch eine gestalterische Todsünde... Schade ums geneigte Dach, wenns dann doch keiner haben will.

    Wie auch immer, wir werden es wohl erleben, was am Narrenhäusel passieren wird. Meine Prognose ist an dieser Stelle leider negativ. Schade um das tolle Grundstück!

  • @Oktavian

    Meine negative Erwartung beruht im wesentlichen auf folgenden Überlegungen:

    Erstens halte ich den derzeit in Verhandlungen befindlichen Investor nicht für prädestiniert, eine qualitativ hochwertige und letztlich überzeugende Rekonstruktion zu verwirklichen. Hr. Wiessner war nach meiner Kenntnis bisher überwiegend im spekulativen Wohnungsbau tätig. Ohne hier irgendwelches Engagement in Abrede stellen zu wollen, aber das ist nach meiner Meinung für eine solche Massnahme der falsche Partner. Hinzu kommt der Eindruck, dass in augenscheinlich strategischer Vorgehensweise GHND, Politik und Presse für ein privatwirtschaftliches Ziel manipulativ instrumentalisiert werden sollen. Das sollte doch zumindestens etwas misstrauisch machen, oder?
    Wenn ein so großes öffentliches Interesse am Wiederaufbau des Narrenhäusels besteht, wäre das nach meiner Meinung wohl eher eine öffentliche Bauaufgabe, bei der die Renditeerwartung etwas in den Hintergrund rückt gegenüber der Verwirklichung wichtiger öffentlicher Anliegen wie z.B. Stadtreparatur oder Bildung.

    Der zweite Punkt ist, dass man sich für das ursprünglich größere zusammenhängende Grundstück schon auch andere Projekte hätte vorstellen können. Ich halte diesen Standort für prädestiniert für eine wichtige öffentliche Bauaufgabe. Diese Möglichkeit auszuschließen, weil man Angst vor zeitgenössischer Architektur hat, halte ich für einen Fehler!
    Es ist ganz sicher falsch, von der Frustration über banale Architekturen der Gegenwart aus zum Schluss zu kommen, nur noch Nachbauten oder Historismus wären die Lösung für die Zukunft.

    Ich glaube, wir alle hätten an dieser Stelle einen interessanten zukunftsweisenden öffentlich zugänglichen Neubau verdient, an dessen Programmierung sich die Bürger Dresden umfassend hätten beteiligen können. Stattdessen findet nun ein relativ kleine private Investition statt und Dresden bekommt ein weiteres gutbürgerliches Lokal in allerbester Lage.

  • Hr. Wiessner war nach meiner Kenntnis bisher überwiegend im spekulativen Wohnungsbau tätig. Ohne hier irgendwelches Engagement in Abrede stellen zu wollen, aber das ist nach meiner Meinung für eine solche Massnahme der falsche Partner.

    Hm... also dann hätten Prisco, VVK, USD und v. a. die Baywobau am Neumarkt auch niemals bauen dürfen.
    Ob eine Reko gut wird, oder nicht, entscheiden bitteschön auch die Planer und Architekten.
    Und dann gibt es bekanntermaßen ja auch noch eine denkmalpflegerische Bauberatung für solche Fälle....

  • @Oktavian

    "Ob eine Reko gut wird, oder nicht, entscheiden bitteschön auch die Planer und Architekten."....
    schön wärs... meist spielt dann doch das liebe Geld die wichtigste Rolle.

    Am Neumarkt mag das eine oder andere "Problemchen" in der Masse nicht so auffallen (Petit Bazaar...z.B.)

    Das Narrenhäusel steht halt schon sehr exponiert für ein Experiment mit ungewissem Ausgang.

  • Ist aber eine "zeitgenössische" Architektur, wie von dir bevorzugt, nicht ein viel riskanteres Vabanquespiel? Ich bin wahrhaftig kein blinder Verfechter von Rekonstruktionen, aber wenn man sich die durchschnittliche Leistung der modernen Architektur anschaut, ist doch das Risiko einer Rekonstruktion (vor allem einer, bei der jede Menge Augenpaare draufschauen) eher überschaubar...

  • Am Neumarkt mag das eine oder andere "Problemchen" in der Masse nicht so auffallen (Petit Bazaar...z.B.)

    "Au petit Bazar" ist m. M. n. kein kleines Problemchen, sondern eine bewusst von Bauherren so gewollte Non-Rekonstruktion bzw. ein Phantasiebau.

  • @Oktavian

    Meine negative Erwartung beruht im wesentlichen auf folgenden Überlegungen:

    Hr. Wiessner war nach meiner Kenntnis bisher überwiegend im spekulativen Wohnungsbau tätig. Ohne hier irgendwelches Engagement in Abrede stellen zu wollen, aber das ist nach meiner Meinung für eine solche Massnahme der falsche Partner.


    Wenn ein so großes öffentliches Interesse am Wiederaufbau des Narrenhäusels besteht, wäre das nach meiner Meinung wohl eher eine öffentliche Bauaufgabe, bei der die Renditeerwartung etwas in den Hintergrund rückt gegenüber der Verwirklichung wichtiger öffentlicher Anliegen wie z.B. Stadtreparatur oder Bildung.

    Aha. Also, privates Geld ist boese! Dann doch lieber die Unkosten auf den Steuerzahler aufbuerden.
    Sozialisierung der Rechnungen und Privatisierungen der Gewinne! Das wird langfristig bestimmt klappen.


    Der zweite Punkt ist, dass man sich für das ursprünglich größere zusammenhängende Grundstück schon auch andere Projekte hätte vorstellen können. Ich halte diesen Standort für prädestiniert für eine wichtige öffentliche Bauaufgabe.


    Ich glaube, wir alle hätten an dieser Stelle einen interessanten zukunftsweisenden öffentlich zugänglichen Neubau verdient, an dessen Programmierung sich die Bürger Dresden umfassend hätten beteiligen können. Stattdessen findet nun ein relativ kleine private Investition statt und Dresden bekommt ein weiteres gutbürgerliches Lokal in allerbester Lage.


    Genau. Wenn man vergleicht welche Fehler z.b. Magdeburg gemacht hat: Nach der ersten Zerstoerung Magdeburgs wurde die Stadt mit kleinen Parzellen wiederaufgebaut. Der Erfolg war das es viele kleine Eigentuemer im Stadtzentrum wieder gab mit der daraus resultierenten Durchmischung. Viele kleine Leute haben Geld verdient und die Stadt wurde ein zweites mal ein Erfolg.

    Nach der zweiten Zerstoerung wurden die Parzellen zusammengelegt. Auch in Berlin oder sogar in Dresden ist dies zu beobachten. Um ueberhaupt finanziell dort bauen zu koennen sind 99% der Buerger aussen vor. Grosse Kapitalgesellschaften bauen nun. Gerade in Mitteldeutschland, dass erst 1990 anfing Geld zu verdienen bedeuted dies meist das nicht Einheimische Investoren die Bauten bauen und das Volk darf nur Mieten. Damit schaft man aber kein langfristigen Wohlstand. Da bei Kreditvergabe Mietwohnungen oder Geschaeftsflaechen die gemietet werden nicht beliehen werden koennen.

    Gerade die Privatisierung vor Jahren hat es aufgezeigt: Anstatt 20 000 Euro pro Mieter im Mietkauf pro Wohnung abzunehmen hat Dresden alle Wohnungen zusammen vekauft. Pro Wohnung kahm nur 10 000 Euro an Ausloese raus. An Amerikaner ging es. Mit dem spaeter bekannten Marotten.

    Zurueck zum Thema. Kleine Parzellen sind wichtig um den Wohlstand gleimaessiger zu verteilen. Stadtdessen meckerst du, dass Dresden ein weiteres gutbuergerliches privates Lokal bekommt! Um Gottes Willen! Was ist denn die Alternative? Eine neue Mc Donalds Filiale?

  • [...]

    Der zweite Punkt ist, dass man sich für das ursprünglich größere zusammenhängende Grundstück schon auch andere Projekte hätte vorstellen können. Ich halte diesen Standort für prädestiniert für eine wichtige öffentliche Bauaufgabe. Diese Möglichkeit auszuschließen, weil man Angst vor zeitgenössischer Architektur hat, halte ich für einen Fehler!
    Es ist ganz sicher falsch, von der Frustration über banale Architekturen der Gegenwart aus zum Schluss zu kommen, nur noch Nachbauten oder Historismus wären die Lösung für die Zukunft.

    [...]

    Ich bin erstaunt, solche Aussagen in diesem Forum zu lesen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein etwaiger moderner Neubau ein banaler Beton-Glas-Klotz wird, liegt bei ~ 98%.
    Das Narrenhäusel ist offenbar nicht irgendein Gebäude, sondern scheint in Dresden einen gewissen ikonischen Wert zu haben.

    Solche Aussagen sind doch der klassische öffentliche Tenor, ich wusste nicht dass das explizit auch noch in diesem Forum als Meinung geäußert werden muss.

  • Der Souverän, also das Volk bzw. seine Vertreter sagen das:

    Zitat

    SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Blümel schätzt das als klassische Hinhaltetaktik ein. „Der Vertrag hätte längst geschlossen sein können, denn der Beschluss des Stadtrates war eindeutig“, sagt er. Für FDP-Fraktionschef Holger Zastrow setzt die Verwaltung das gesamte Projekt Narrenhäusel durch die Forderung des Fassadenwettbewerbes aufs Spiel. „Aber vielleicht ist es ja genau das, was sie will“, sagt er. Die Formulierung im Beschlusstext, dass das Narrenhäusel in seiner äußeren Gestalt wie vor der Zerstörung aufgebaut werden soll, sei eindeutig, sagt auch Gunter Thiele, der baupolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Stadtrat. Deshalb sei die Forderung nach einem Wettbewerb eine „fadenscheinige Verfahrensweise“, die alles verzögere. „Das kritisiere ich scharf“, sagt Thiele.


    Die Verwaltung, also der Vollzieher des Willens des Souveräns , sagt das:

    Zitat

    Die Stadtverwaltung beharrt jedoch auf einem Fassadenwettbewerb. Wießner habe der Durchführung zugestimmt und sei darüber im Gespräch mit dem Stadtplanungsamt, schreibt Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) auf SZ-Anfrage. Das sieht der Bauunternehmer anders. „Es geht nur um die Nordfassade.“ Doch hier hält Schmidt-Lamontain entgegen: Das Grundstück sei mit der Bedingung eines Fassadenwettbewerbs ausgeschrieben worden. Das heiße, den Zuschlag kann nur derjenige erhalten, der die vom Stadtrat beschlossenen Bedingungen erfüllt. „Wir sind hier an einer der bedeutendsten Stellen in Dresden. Da nur die Nordfassade wettbewerblich zu betrachten, wäre dem Ort nicht angemessen.“

    https://www.sz-online.de/nachrichten/ne…kt-3991538.html


    Demokratie? Oder was? Ein Eigenleben der Stadtverwaltung und ein Baubürgermeister der kuscht, weil er von seinen
    Beamten abhängig ist?

    Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt (u.a. der Verwaltung)und der Rechtsprechung ausgeübt.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Artikel_2…lik_Deutschland

  • Es geht hier nicht um die Dresdner Bauverwaltung, hier geht es um den Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne). Es überrascht mit nicht das der Baubürgermeister dem Investor Steine in den Weg legt. Wir erinnern uns noch ganz genau, das der Baubürgermeister Schmidt-Lamontain (Grüne) gleich nach Amtsantritt verkündet hat das dieser gegen eine Rekonstruktion des Narrenhäusels sei.

    Er hat nur nicht bedacht, das die anderen Fraktionen und die Mehrheit der Dresdner gegen diesen Vorschlag waren. Hier würde ich mir ein Machtwort des FDP Oberbürgermeisters Hilbert wünschen.

    Einmal editiert, zuletzt von Meister Lampe (10. August 2018 um 13:46)

  • Wir leben doch in einer Demokratie? Warum stellt man überhaupt einen Baubürgermeister ein, der obstruieren möchte?

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Baubürgermeister sich über die Demokratie hinweg setzt.

  • Kann man diesen Baubürgermeister eigentlich wegen Unfähigkeit oder wegen grob vorsätzlichem Fehlverhaltens entlassen? Schmidt-Lamontain sind die Schuhe, die man ihm anzog leider viel zu groß. Es gäbe aber tatsächlich qualifizierte Leute, die bereit stünden. Ich denke, dass es an der Zeit wäre, das Stadtplanungsamt generell neu aufzustellen, nachdem andauernd schwere Fehler und keine Rechtssicherheit mehr für Bauherren durch diesen Dilettantenstadl produziert werden!

  • Also ich habe diesen Baubürgermeister auch gründlich satt...
    Er scheint mittlerweile der verlängerte Arm des Stadtplanungsamtes zu sein und tanzt den Stadtpolitikern auf der Nase herum.
    Ich kann nur hoffen, dass Herr Wießner genug Geduld beweist.