Dresden - Rekonstruktion des Narrenhäusels (in Planung)

  • Das Stadtplanungsamt hat eine Vorlage in den Bauausschuss eingebracht, die Aufstellung eines Bebauungsplanes für das Königsufer zwischen Hotel Bellevue und dem Finanzministerium zu beschließen. Ohne einen Bebauungsplan für das gesamte Gebiet könne eine geordnete städtebauliche Entwicklung nicht hinreichend gesichert werden.
    Angestrebt wird eine „gemischt genutzte hochwertige Bebauung“ aus Hotels, Büros, Verwaltungs- und Kultureinrichtungen, Gastronomie jeder Art sowie Einzelhandel und Wohnen in geringem Umfang.

    Die Vorlage kann man hier einsehen:

    http://ratsinfo.dresden.de/vo0050.php?__kvonr=12708

    Darin ist u.a. enthalten:


    Entsprechend dem Beschluss des Ausschusses für Stadtentwicklung, Bau und Verkehr vom 27. Januar 2016 soll sich die Bebauungskante zwischen Bellevue und Finanzministerium an der historischen geschlossenen Bebauung orientieren, darüber hinaus zwischen Südostkante Blockhaus und Finanzministerium nicht über die halbe tiefe des Finanzministeriums Richtung Elbe reichen und den Wiederaufbau des „Narrenhäusels“ umfassen.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Die DNN berichten heute, am 27.10.2016, über den aktuellen Stand der geplanten Ausschreibung des Narrenhäusel-Grundstückes. So plane die Stadt derzeit die Verkehrserschließung der Liegenschaft für die „die höhen- und lagemäßige Einordnung des Narrenhäusels in einer hochbaulichen Studie vertiefend untersucht“ wird. Allerdings scheint bereits zu diesem Zeitung festzustehen, dass der historische Standort nicht exakt wird genutzt werden können. Namentlich für den Bau einer behindertengerechten Haltestelle auf der Augustusbrücke sei eine leichte Verschiebung des Baufeldes notwendig. Dazu laufen Abstimmungen mit der Denkmalpflege.

    Hier der gesamte Artikel:

    http://www.dnn.de/Dresden/Lokale…sels-in-Dresden

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Dazu laufen Abstimmungen mit der Denkmalpflege.

    Wozu eigentlich? Das Narrenhäusel wäre doch ein Neubau und unter diesem Umstand könnte doch auch die etwas ungünstige Lage des Häusels korrigiert werden.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Da wird es wahrscheinlich um den genauen Standort gehen. Immerhin ist der Neubau von einigen unter Denkmalschutz stehenden Objekten (Augustusbrücke, Blockhaus, Finanzministerium) umgeben.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Allerdings scheint bereits zu diesem Zeitung festzustehen, dass der historische Standort nicht exakt wird genutzt werden können. Namentlich für den Bau einer behindertengerechten Haltestelle auf der Augustusbrücke sei eine leichte Verschiebung des Baufeldes notwendig.

    Das ist aber auch schon wieder Mist, ehrlich gesagt. Um wie viele Meter muss das Gebäude denn wohl verschoben werden? Ist das nicht am Ende wieder Wasser auf die Mühlen der Reko-Gegner, wenn nicht mal der Originalstandort übernommen werden kann - wie etwa beim Braunschweiger "Schloss", das meines Wissens vier Meter gewandert ist? Muss die Haltestelle unbedingt genau an dieser Stelle sein - kann die nicht stattdessen etwas weiter vorne oder hinten gebaut werden?

  • Wurde die Augustusbrücke NACH dem Narrenhäusel gebaut oder wieso stand es so "ungünstig"?

    Im Prinzip müsste man sich ja freuen, dass es überhaupt gebaut wird aber sollte es komplett gar nicht ein bisschen auf die Augustusbrücke ragen, finde ich, verlöre es seinen neckischen, besonderen Charakter!

  • Muss die Haltestelle unbedingt genau an dieser Stelle sein - kann die nicht stattdessen etwas weiter vorne oder hinten gebaut werden?

    Andernfalls befände sie sich direkt auf der Brücke, was die Denkmalpflege ablehnt. Die Stadt wiederum möchte die Haltestelle unbedingt auf der Brückenrampe verwirklichen, um die bisherige Haltestelle in der Meißner Straße zu eliminieren und dadurch eine möglichst starke Verschlankung des Verkehrszuges herbeizuführen. Dieses Ansinnen steht im Zusammenhang mit der perspektivischen Umgestaltung des Neustädter Marktes.

    Wurde die Augustusbrücke NACH dem Narrenhäusel gebaut oder wieso stand es so "ungünstig"?


    Ja, von 1907 bis 1910 nach einem Entwurf von Wilhelm Kreis durch die Firmen Philipp Holzmann und Dyckerhoff & Widmann.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Ja, von 1907 bis 1910 nach einem Entwurf von Wilhelm Kreis durch die Firmen Philipp Holzmann und Dyckerhoff & Widmann.

    Aber davor gab es doch auch schon eine Brücke!? Gibt es ein Foto? Stand es davor auch schon leicht "auf" der Brücke ? Und gibt es eine Zeichnung wie es vor der Aufstockung aussah ?

  • Danke bilderbuch für den Verweis auf den GHND-Artikel zur Geschichte des Narrenhäusels. Ergänzend dazu noch ein interessantes Foto vom Baustart der neuen Augustusbrücke:

    Bildtitel: * Neubau der Augustusbrücke. Blick von Neustadt auf alte Augustusbrücke (teilweise nutzbar) und Behelfsbrücke bei Beginn der Abbrucharbeiten April 1907*
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    Und hier noch der Blick aus Richtung Norden (datiert 1882/84), Foto kann vergrößert werden, nach dem Öffnen des Links draufklicken):
    Klick

  • Bildtitel: * Neubau der Augustusbrücke. Blick von Neustadt auf alte Augustusbrücke (teilweise nutzbar) und Behelfsbrücke bei Beginn der Abbrucharbeiten April 1907*
    Klick

    Ein ganz kleiner/kurzer Exkurs weil ich das Fernheizwerk auf diesem Bild wieder sehe... ich hatte, mene ich irgendwo gelesen dass dieses nicht 45 zerstört, sondern schon einiges vorher - weil nicht mehr genutzt - abgetragen wurde. Stimmt das? Denn letztens bin ich auf der Seite "verschwundene Bauwerke" und Wikipedia darüber gestolpert dass es 45 zerstört wurde, Was ist richtig ?

    PS: Super cool! Danke für die anderen Artikel und Bilder!

  • Da wiederum kann dir die Wikipedia helfen:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Staatlich…zit%C3%A4tswerk

    Obwohl es hier nicht passt, möchte ich mich dem kleinen Exkurs anschließen und noch erwähnen, dass die Ruine des Fernheizwerkes noch bis in die 70er Jahre stand. Damals gab es sogar Überlegungen, sie als Funktionsgebäude der Oper zu nutzen. Diese zerschlugen sich jedoch. Die Nachfolgebebauung kann sich immerhin mehr als sehen lassen.

    Hier ein Foto von 1977:

    http://fotothek.slub-dresden.de/fotos/df/bo-po…-34_0000122.jpg

    Hier der Neubau von 1985:

    http://www.architektur-bildarchiv.de/image/Semperop…sden-21837.html

    Und nun zurück zum Thema!

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Damit ist's klar. Danke!
    Das Narrenhäusl stand AN der alten Augustusbrücke. Mit der neuen Augustusbrücke stand es ein bisserl auf der Brücke. Da es nun zwischenzeitlich weg war, kann man es nun wieder AN die Augustusbrücke stellen und hätte somit optisch wieder den barocken Zustand hergestellt. Erst fand ich die Idee es zu verschieben auch daneben, aber mit dieser Bilderrückschau im Hintergrund fände ich eine Verschiebung legitim. Aber es sollte mit der Brücke sozusagen tete à tete verbunden bleiben, damit's, wie weiter oben schon ausgesagt wurde, noch ein "bisserl närrisch bleibt".

  • Was war zuerst da? Die Henne oder das Ei? Und was macht man, wenn das Ei kaputt geht und nen neues kauft? Kann mans der Henne zurück geben? :lachentuerkis:

    Argumentativ könnte man mit beiden Varianten logisch umgehen. Wichtig ist erstmal, dass es überhaupt losgeht!

    Ich tendiere allerdings zum Standort des Baukörpers, wie er 1945 war. Dieser Blick und diese Wirkung, wie sie auf dem Foto zu sehen ist, zu missen, wäre doch mehr als schade.

  • Zur Augustusbrücke vor 1945 gibt es auf Arstempano eine recht umfangreiche Galerie. Mein Favorit ist dabei eindeutig die 1907 beseitigte alte Augustusbrücke. Sie war eine der ältesten und größten Steinbrücken Europas. Begonnen wurde vermutlich bereits um 1170. Mit dem Umbau der Brücke durch Pöppelmann stieg sie im 18. Jahrhundert neben dem Zwinger und anderem zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Dresdens auf. Die neue Brücke nahm zwar einiges vom Charakter der alten Brücke auf, aber sie war um ein mehrfaches gröber und größer als der Vorgängerbau. Wenn man das Narrenhäusel im 19. Jh. nicht aufgestockt hätte, wäre das Narrenhäusel neben der neuen Brücke quasi untergegangen. Die Situation, dass sich der Bau ein gutes Stück auf den Fußweg schob war alles andere als glücklich. Den Bau etwas verschieben zu wollen, kann ich daher durchaus nachvollziehen. In den Panos auf Arstempano ist es allerdings am originalen Standort dargestellt. Wenn ich die Breite des Fußweges auf dem Bild bei RobBerg sehe und an Tage denk, wo viel los ist - so etwas wird sicherlich nicht gebaut werden, auch wenn es knuffig aussehen mag.

  • Neues vom Narrenhäusel aus der Sächsischen Zeitung.

    Zusammengefasst:

    - der Bau soll nach Osten verschoben werden, um den Fußweg der Augustusbrücke nicht zu beeinträchtigen
    Frage von mir: Warum? Die ganze Brücke wird doch zum Fußweg.
    Schlußfolgerung: Hier möchte man seitens des Stadtplanungsamtes nur gern mal wieder in die Suppe spucken und lässt technokratische, unflexible Paragrafenreiter die Arbeit machen. Sensitivität Fehlanzeige.


    - Zugang zur Erschließung soll über die private Wiesentorstraße erfolgen
    Frage von mir: An einem staatlichen Ministerium ist eine Straße Privatbesitz? Ernsthaft?
    Schlussfolgerung: Hier weiß doch keiner am Ende welche Hand was macht - das gesamte Gebiet wird auf ewig ein Aktenberg bleiben.

    - Für die barrierefreie Anbindung des Radverkehrs vom Elberadweg zur Augustusbrücke müsse nicht nur eine Treppe, sondern auch ein Aufzug gebaut werden.

    Frage von mir: Warum? Ging doch bisher auch sehr gut OHNE Aufzug. Jahrhunderte.

    Schussfolgerung: Hier will man womöglich dem Bauherren die Versäumnisse der eignen städtebaulichen Planung und Klientel-Wunschdenken aufs Auge drücken, ohne dafür verantwortlich sein zu müssen - finanziell, wie haftend.


    Jetzt geht der Spaß erstmal in den Bereich Liegenschaften und Finanzen - da kann man also noch ne Schippe Geduld drauf legen - bzw, muss man drauf legen.