Dresden - Rekonstruktion des Narrenhäusels (in Planung)

  • Ich habe den Eindruck wie bei so vielen kleinen Dingen dass mit der westlichen Gesellschaft im Kern irgendwas nicht mehr stimmt. Die Prioritäten sind zum Teil derart schräg und aus dem Gleichgewicht geraten dass das Ganze irgendwann wegkippt.

    Seit dem zweiten Weltkrieg wurde und wird immer noch durch Ideologien wie dem Kapitalismus und dem Kommunismus versucht, dem Menschen ein falsches Weltbild zu vermitteln. Aus einer Gesellschaft, die größtenteils aus Idealisten bestand, wird Stück für Stück eine Gesellschaft geformt, die sich voll und ganz dem Materialismus widmet und somit die wesentlichen Aspekte vernachlässigt wie Religion oder Kultur. Diese zwei Aspekte hängen stark voneinander ab. In der DDR wurden beispielsweise massenhaft Kirchen abgerissen, da dies mit der sozialistischen/kommunistischen Ideologie der SED nicht vereinbar war. Nach der Wende griff auch dort der Modernismus durch, indem gezielt Kukturdenkmäler vernichtet wurden in der BRD. Dieser Vernichtung könnte in den darauffolgenden Jahrzehnten halbwegs durch Bürgerinitiativen gestoppt werden, welche aber nur bis zu einem bestimmten Grad wirksam sind.Man muss sich wieder auf die Werte vor dem ERSTEN Weltkrieg beziehen und nicht auf die "Stunde Null", der eine katastrophale Wiederaufbauperiode folgte ... :daumenunten:

  • Unabhängig davon wollen die Grünen morgen gegen den Antrag stimmen, um diesen beschissenen Wettbewerb durchzusetzen.
    http://www.dnn.de/Dresden/Lokale…n-Narrenhaeusel

    Und die Linken wollen jetzt auch dagegen stimmen, weil sie gegen einen Nazi-Bau sind...
    ...und jetzt kommt der Hammer, sie begründen dies damit, dass 1937 u.a. Fensterläden angebaut wurden, als das Restaurant ausgebaut wurde. Veranlasst wurde das damals durch Ernst Zörner, der später unter Hitler Bürgermeister wurde.
    http://www.sz-online.de/nachrichten/mi…el-3350030.html

    Wiessner kontert damit, dass ihm als Vorlage ein Bild von 1900(ohne Fensterläden) dient und dass er wenn es gewollt ist auch das barocke Dach wieder aufbauen würde.

    Langsam nervt es, dass ständig neue Gründe aus anderen Ecken vorgeschoben werden um den Bau zu verhindern.
    Ich wünsche Herrn Wiessner viel Durchhaltevermögen.

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • Es stellt auch keiner die Barrierefreiheit in Frage. So bitter das ist, aber Altstädte sind für Rollstuhlfahrer ohnehin nicht das bester Terrain.
    Du sprachst die Haltestelle an, aber die muss man ja nicht dahin bauen, wo am wenigsten Platz ist.

    Einmal editiert, zuletzt von Saxonia (17. März 2016 um 00:05)

  • Ich bitte nunmehr von euren gesellschaftlichen Betrachtungen in diesem Strang Abstand zu nehmen. Andernfalls werden fortfolgende Beiträge verschoben. Danke!


    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Wenn einem nichts mehr einfällt, dann kommt nur Blödsinn heraus....!

    Zur Kritik der Linken am Wiederaufbau des Narrenhäuserl hat sich die Sächsische Zeitung am 17.03.2016 in einem Kommentar treffend geäußert!

    http://www.sz-online.de/nachrichten/ko…or-3350035.html

    Egal wo "die Linke" mitregiert, ob in Berlin, Potsdam oder Dresden. Immer wenn es um Stadtheilung geht bzw. die Rekonstruktion oder der Wiederaufbau von Gebäuden, ist diese Partei erstmal dagegen. Ich warte nur darauf das die Linke sich auch in Nürnberg gegen die Rekonstruktion der Fassade des Pellerhauses ausspricht. :blah:

    Einmal editiert, zuletzt von Meister Lampe (17. März 2016 um 11:38)

  • Das Argument zieht einfach mal nicht. Der Fußweg mit Haltestelle an der Synagoge ist der beste Beweis, dass es typische Bigotterie waere, wenn man das Projekt deswegen kippt. Enger gehts ja kaum.
    Würd mich mal intressieren, ob dann der "Latschenverein" dort den Abbruch der Synagogenmauer oder das Verlegen der Tramgleise fordert?
    DAS gäb nen Geschrei! :cursing:

  • Ein guter Tag für Dresden - möge das Neustädter Ufer wiederauferstehen.

    Amüsant fand ich folgendes Zitat aus o.g. Artikel der SZ:

    Stadtrat Tilo Witz warnte vor einem „Griff ins Braune“. Er warnte davor, die Fassung des Narrenhäusels von 1936 zu rekonstruieren.

    Wenn vor der Rekonstruktion von ein paar Fensterläden schon gewarnt werden muss, dann frage ich mich wirklich, ob einige noch ganz bei Trost sind. Nur weil jemand NSDAP-Mitglied war, werden dessen bauliche Entscheidungen noch kein Wiedererstarken des Rechtsextremismus hervorrufen. Das hat in der Region andere Ursachen...

    Wegen meiner sollen sie die Ursprungsversion rekonstruieren - hauptsache, das Narrenhäusel kommt.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Ich bin für die letzte Version vor der Zerstörung, sie war die eleganteste, vollendete... man kann doch nicht alles verteufeln, was zwischen ´33 und ´41 in deutschen Altstadtkernen gebaut wurde... finde diese "Heimatschutzarchitektur", auch wenn ich um deren politische Intention weiss, recht angenehm, und, zumindest hier in Hannover, viele andere auch - sie bildet (da nach verschärften Brandschutzrichtlinien gebaut) mit den einzigen verbliebenen, kleinen Teil einer bis 1943 recht großen Altstadt. Das Haus, in dem ich dort seit 2007 wohne (ohne Fensterläden), wurde 1938 gebaut. Bisher hat es auf mich, so glaube ich, nicht abgefärbt. Ich gehe jedenfalls weiterhin auf schwullesbische Parties, höre alternative Rockmusik und ein nicht unerheblicher Teil meiner Lover kam ursprünglich aus Gebieten jenseits der deutschen Grenzen von 1937... ;)

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • Ernsthaft, bitte nicht auf diese ideologische Polemik hereinfallen.

    Müßig ist doch bereits der Fürsprech hier, der vom Wiederaufbau des Narrenhäusels mit Debatten um Gehwegsbreiten bei ausreichender Ausweichfläche ablenken möchte.

    Fensterläden gab es bereits lange VOR einer Heimatschutzbewegung und ehe sie wie zahllose Gestaltungselemente von den Nationalsozialisten einverleibt und missbraucht wurden.

    "Ich bin für die letzte Version vor der Zerstörung, sie war die eleganteste, vollendete..." - Richtig.

  • "Ähm, wozu brauchen wir das Ding? Für die Rentner in der Stadt, die rückwärts schauen? Dann wäre mir der Erhalt des Tunnels doch wichtiger gewesen, da konnte wenigstens Sport getrieben werden. Im Narrenhäusel können die Rentner dann nur in ihrer Schwarzwälder Kirschtorte rumstochern ;-)"

    Es scheint, daß man sich in der Sächsischen Zeitung neuerdings Kommentare loswerden kann... Folgende Anmerkungen:
    - es ist nicht üblich, in Tunnels Sport zu machen, sondern im Freien, wobei dem Elbtal ein herausragender Rang zukommt. Früher war das sogar mal Weltkulturerbe. Tunnel sind nur was für den rollenden Verkehr.
    - Über eine Pauschalisierung von Rentnern, die rückwärts schauen und dabei in ihrer Schwarzwälder Kirschtorte herumstochern, werden wir uns hier nicht weiter unterhalten. Unterm Strich werden in diesem Haus mehr Maßkrüge den Tresen verlassen als Kirschtorte die Kuchenbar. Die Anhängung negativer Klischees an Ruheständler durch arbeitslose Hartz-Vier-Bezieher nimmt allmählich bedauerliche Ausmaße an.
    - Man macht zuerst die Augen auf und dann den Mund. Die Hintergründe und die Bedeutung dieses Gebäudes für Dresden sind bekannt und wurden in den letzten Wochen verstärkt auch wieder dargelegt. Jeder hat die Möglichkeit, sich darüber zu informieren, um sich dann ein Bild zu machen. Wer immer nur das "Wozu" losläßt und aus Prinzip gegen alles ist, scheint wohl noch ein wenig Nachholbedarf in manchen Dingen zu haben.

    Das Narrenhäusel war für viele Menschen eines der Dresdner Wahrzeichen und selbstverständlicher Bestandteil der alten Stadt. Man darf sicher davon ausgehen, daß seine Wiedererrichtung auch eine emotionale Herzenssache ist und das neue Narrenhäusel in kürzester Zeit auch wieder zu einer festen Größe werden wird.

  • Natürlich wäre ein fassadenrekonstruiertes Narrenhäusel baurechtlich ein Neubau - mit allen Konsequenzen (EnEv2015, Behindertenverordnungen, Brandschutz usw. usf. Das ist die Rechtslage, die nur ein Bundesgesetzgeber ändern könnte. Es ist bei Rekos ja gerade die Kunst die herrschende Gesetz- und Verordnungslage mit dem historischen Bau in Einklang zu bringen.

    Was steht denn in der Ausschreibung drin? Ist da nur eine Reko möglich oder sind auch andere Lösungen denkbar?

  • Anbei die aktuellste PM zum Wiederaufbau des Narrenhäusels:

    http://neumarkt-dresden.de/pdf-dateien/18…_StadtratDD.pdf


    Zitat von GHND


    ...die noch während der laufenden Debatte geäußerte Meinung des Baubürgermeisters, dass seinerseits nicht mit einem zügigen Baubeginn zu rechnen sei und erst ein Bebauungsplan (B-Plan) „idealerweise“ für das Gesamtgebiet Königsufer erarbeitet werden müsse, zeigt jedoch genau in diese Richtung. Dies würde bedeuten, dass auf Jahre keine Bebauung möglich wäre, da man sich erst über ein entsprechendes Gesamtkonzept verständigen müsste. An so vielen anderen prominenten Stellen der Stadt hat das Stadtplanungsamt eine schnelle Bebauung von Grundstücken nach § 34 BauGB ohne Prüfung zugelassen, erinnert sei in diesem Zusammenhang an verschiedene Bauquartiere am Dresdner Neumarkt oder das Villengebiet Loschwitz/Blasewitz. Angesichts dessen wirkt hier die Aufstellung eines Bebauungsplanes wie eine Drohung gegen den Stadtratsbeschluss.

    Die GHND erwartet, auch im Namen der über 9.300 Unterzeichner der Petition, dass die durch den Stadtrat getroffene politische Entscheidung durch die Bauverwaltung akzeptiert wird. Sie wird auf eine schnelle Umsetzung drängen und in Zukunft sehr genau hinsehen, damit nicht wieder, wie beim Beschluss zum Wiederaufbau des Palais Riesch im Jahr 2008, der Stadtrat und die Bürgerschaft durch die Bauverwaltung hintergangen werden.

    ABER, das intrigante Stadtplanungsamt versucht - wie gehabt - den Beschluss des Stadtrates zu unterminieren... . Meiner Meinung nach gehört das fehlbesetzte Stadtplanungsamt komplett neu besetzt! Es kann und darf nicht sein, dass das Werkzeug die Herrschaft über seinen Herrn übernimmt! Nur gut, dass die GHND als moralische Instanz hier dieses Defizit aufzeigt! Wie lange lasst man sich noch von denen auf den Kopf kacken?!

  • Anbei auch die Videoaufzeichnung der Stadtratssitzung über die Abstimmung zum Wiederaufbau des Narrenhäusels:

    http://www.dresden.de/de/rathaus/pol…tzung-live3.php

    Sehr interessant! Es gibt auch noch vernüftige Politiker, wenn auch noch etwas zu wenig, aber das wird sich ja hoffentlich bald ändern. Fairerweise muss ich hier einmal auch über meinen eigenen Schatten springen, denn auch der Herr der Linken, Herr Wirtz, hat meiner Meinung nach sogar ein paar vernüftige Argumente gebracht. Jetzt , wo ich den Beitrag selbst sah, dürfte die Linke grundsätzlich nichts gegen die Reko per se haben. Ok, sie mag zwar nicht den Letztzustand, aber einen ursrpünglicheren Zustand akzeptiert sie. MIr persönlich gefällt zwar die Variante mit den Fensterläden am besten - ob von Nazibürgermeister ist mir eigentlich powidl -, aber noch wichtiger ist mir, das das Narrenhäusel einfach nur kommt. Und Wirtz Einwand zum Riesch ist sogar vollkommen richtig!

    Auf einen Beschluss, die Beseztung des Stadtplanungsamtes neu und ideologiefrei zu besetzen habe ich leider vergebens gewartet. Ganz toll finde ich den CDUler, der ganz dolle die GHND vor allen Stadträten lobt! Der eigentlichen Stadtplanung für Dresden! Toll auch Herr Zastrow, der erwähnt, dass das Blockhaus ungenutzt herumsteht und mich auf die Idee brächte, dass man im Blockhaus dort einmal den GHND Pavillon für den Neustädter Markt unterbringen könnte ;)

    6 Mal editiert, zuletzt von Exilwiener (19. März 2016 um 07:42)

  • Äm... Vielleicht an dieser Stelle doch noch einmal etwas Bauhistorisches zur Erläuterung: Die Fensterläden, die Aufstockung und das flache Walmdach waren Zutaten des (wohl frühen bis mittleren) 19. Jhs.) - nicht aus der Nazizeit. Die Fensterläden sind auch auf Fotos der Zeit um 1900 zu sehen (ok - also dann die Zeit vom bösen Kaiser Wilhelm II.). :D
    Das ist also völliger Quatsch, was Herr Wirtz da behauptet.

    Richtig ist: Das Narrenhäusel wurde um 1936 im Zuge der Königsuferneugestaltung saniert. Dabei putzte man den Bau neu ab und strich ihn. Außen kamen lediglich das Gitter mit dem Dresden-Wappen und der schöne und noch erhaltene Ausleger dran.
    Im Inneren - und nur dort! - war Heimatstil à la Nazis beim Ausbau zur Gaststätte angesagt. Man kann sich da ganz schnell in der SLUB davon in Kenntnis setzen. Diese biedere und tümelnde Innengestaltung wird sicherlich niemand mehr - auch Herr Wießner nicht - rekonstruieren wollen.


    (Quelle: Hertzig: Der historische Neustädter Markt/TU Dresden)

  • @Oktavian

    Da hat der Wirtz sich aber schön blamiert! Das der sich so einen Unfug überhaupt traut vor dem Stadtrat von sich zu geben - typisch. Dann freue ich mich umso mehr, wenn das Narrenhäusel wieder mit den Fensterläden wiederkommen würde!

    Vielleicht schickst Du Deine Erkenntnisse auch an die Stadträte oder an die SZ, damit die intrigante Medlung von Wirtz ins objektive Licht gestellt wird.

  • Da kann man nur den Kopf schütteln! Ich habe auch den Artikel in der SZ gelesen, das mit der ,, Nazi-Vergangenheit'' :lachentuerkis::kopfwand::aufdenkopf: ist ja echt bei den Haaren herbeigezogen. Diese Nazifensterläden a'la Heimatstil gab es ja schon v o r dem braunen Leuten. Ich finde die letzte Gestaltung des Hauses sehr gelungen. Eine dem Haus angemessene Gaststätte im Inneren - warum nicht so ähnlich wie vor dem Krieg? Da gab es garantiert keine Hoheitszeichen oder Hakenkreuze an den Wänden! Dieses alte Wappengitter und dieser Wirtshausausleger, die beide Gott - sei - Dank erhalten blieben, sollten auch wieder angebracht werden! :thumbup:

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

    Einmal editiert, zuletzt von kaffeesachse (31. März 2016 um 23:47)