Breisach am Rhein (Galerie)

  • Hallo zusammen,

    nun werde ich das Städtchen Breisach am Rhein vorstellen

    Wir beginnen mit etwas Geschichte: Schon seit der Jungsteinzeit (etwa 4000 Jahre), war der Münsterberg bewohnt! Später durch Kelten und Römer besiedelt, haben Letzeres die strategische Vorteile des Standortes erkannt und schon im 4 Jahrhundert wurde ein Kastell erbaut. Etwa zur selben Zeit wurde Breisach zum ersten Mal urkundlich erwähnt als "Mons Brisiacus" .
    Nach dem Einfall der Alemannen und später Franken wurde es verwüstet und erst mit den aus Schwaben stammenden Zähringern im 11 Jh. kam die nächste Blüte mit der Münzanstalt. Später erhielt Breisach Stadtrechte und es kam zu einem komplizierten Herrscherwechsel, der sehr gut am Rathaus dokumentiert wurde!
    Ab den 16 Jh. wurde es zu einer der stärkten Festungen in Europa ausgebaut.
    Im 30. Jährigen Krieg wurde mit Hilfe von Bernhard von Sachsen-Weimar, der durch den französichen Kardinal Richelieu finanziert wurde, Breisach 1638 zur französischen Stadt. Erst fast 60 Jahre später, nämlich 1697, mit dem Vertrag von Rijswick, kam es wieder ans Heilige römische Reich deutscher Nation.
    Die Folge war die Gründung von Neubreisach ("Neuf Brisach") nach den Plänen von Vauban als französichen, miltärischen Ersatzstandort!
    Doch die Franzosen liessen nicht locker. 1741-45 haben sie Breisach nochmals erobert und dabei die ganze Stadt zerstört. Und dann, nochmal im Rahmen der Revolution wurde die Stadt 1793 von den Franzosen beschossen und daraufhin belagert. Das etwas ruhigere 19 Jh. hat der Stadt wieder mehr Kraft gegeben und vorallem nach 1871, als Elsass-Lothringen wieder deutsch wurde, kam es zu einer neuen wirtschaftlichen Blüte in Breisach. Doch dies sollte nicht so lange andauern, denn nach dem Ersten Weltkrieg, als Elsass-Lothringen wieder französich wurden, wurde Breisach wieder ein Grenzort und die Wirtschaft geriet ins Stocken. Den letzen Stoß haben die Allierten im Zweiten Weltkrieg gegeben, als die Stadt durch ein Artilleriefeuer zu 85% zertört wurde. Der Wiederaufbau ging nach dem Krieg jedoch wieder schnell voran, so dass sich Breisach heute wieder zu einem ansehnlichen Ort entwickelt hat !

    Breisach heute - ein paar Ansichten

    Blick von der Rheinstraße mit wiederaufgebauten Häusern zum Münsterberg

    Das Gutgesellentor, eines der drei mittelalterlichen Stadttore

    Durch das Tor Richtung Münsterberg

    Gutgesellentor von der anderen Seite

    Der Hagenbachturm ist das zweite Stadttor fast direkt hinter dem Gutgesellentor

    Fortsetzung folgt :wink:

  • Danke für die Bilder. Das sieht bis jetzt ganz nett aus. Da freue ich mich auf die Fortsetzung. An den Häusern sieht man sehr gut, was allein schon Fensterläden am Erscheinungsbild ausmachen können. Fensterläden kann man leicht nachrüsten. Und wenn man nicht zwei linke Hände hat, kann man sie sogar selber bauen.

  • Nun gehts weiter:

    Detail des Wappen von Österreichs und doppelköpfigen Adler

    Blick vom Münsterberg zum Rhein und nach Frankreich von der einen Seite...

    und auf den Kaiserstuhl von der anderen Seite des Berges

    Der eine von zwei romanischen Kirchtürmen des Stephansmünsters mit gotischen Chor rechts.

    Die nach AUßEN geöffnete gotische Krypta unter dem Chor

    gotisches Hauptportal

    und Seitenportal

    Ansicht des Münsters von Norden

  • Ja, Breisach wirkt für eine sehr schwer kriegszerstörte Stadt immer noch sehr angenehm, ähnlich wie das nahe Freiburg im Breisgau. Habe mal mit meinen Eltern von dort aus das Elsass und den Schwarzwald 'erkundet'.

    Einmal editiert, zuletzt von Niederländer (12. Februar 2019 um 19:25)

  • Weiter gehts

    mit dem Rathaus von Breisach aus dem 16 Jh. nach Kriegszerstörung 1945 rekonstruiert.

    Details am Rathaus mit den Wappen der Herrscher(häuser) in chronologischer Reihenfolge

    Blick zurück auf das Münster mit Rathaus

    Der Radbrunnenturm aus dem Mittelalter

    Er diente früher auch als Rathaus und Gerichtsgebäude

    Das Kapftor aus dem 15 Jh.

  • Breisach ist in der Tat dem Auge wohlgefällig wiederaufgebaut worden. Das liegt zu einem Gutteil daran, daß der Anknüpfungspunkt für den Wiederaufbau, also das Erscheinungsbild der Stadt vor dem Krieg, ein recht simples war.
    Breisach war im Lauf seiner Geschichte so häufigen Zerstörungen ausgesetzt – die Oberstadt auf dem Münsterberg zuletzt 1793 von franz. Revolutionstruppen niedergebrannt – daß es mit Ausnahme des Münsters und der Stadtbefestigung kaum herausragende Architektur gab. Die Wohnhäuser zeigten im Wesentlichen einfache Putzfassaden mit sandsteinernen Gewänden, wobei die Bauten der Unterstadt vornehmlich dem 18. Jh. angehörten, während die Oberstadt, deren zaghafter Wiederaufbau erst mit dem Übergang an Baden begann und bis Mitte des 19. Jh. währte, einen sehr reduzierten Klassizismus präsentierte. Der Wert des Stadtbildes lag daher vorrangig im geschlossenen, einheitlichen Eindruck, und dieser Eindruck konnte beim Wiederaufbau verhältnismäßig gut wiederhergestellt werden.

    Das Münster, dessen einsturzgefährdete Ruine die franz. Militärregierung in den ersten Wochen nach Kriegsende sogar zu sprengen beabsichtigte, besitzt im Inneren bemerkenswerte Kunstwerke: ein 100 qm großes, leider nur noch schemenhaft erhaltenes Fresko von Martin Schongauer, Lettner und Sakramentshaus der Spätgotik, einen gleichfalls spätgotischen silbernen Reliquienschrein mit den Gebeinen der Stadtpatrone, und dann vor allem den großartigen, um 1520 entstandenen Hochaltar des Meisters H.L., der eine ziemlich einzigartige Stellung in der deutschen Spätgotik einnimmt, scheint er doch wie ein Griff weit in die Zukunft und in vielen seiner Details mehr dem Knorpel- und Ohrmuschelstil des 17. Jh. anzugehören.

    Das Folgende ist vielleicht ein wenig off topic, rundet aber das Bild ab: wenn man wie ich in der Nähe wohnt, kann man die Schwesterstädte Breisach und Neuf-Brisach gut an einem Sonntag mit seinen Gästen „abklappern“. Der Unterschied ist sehr merkwürdig, und das gar nicht in architektonischer Hinsicht oder im Hinblick darauf, daß Neuf-Bisach, wie so viele französische Provinzstädte, einen etwas schmuddeligen Eindruck macht, während Breisach, wie die meisten deutschen Kleinstädte, sehr herausgeputzt ist. In Breisach ist aber „immer“ die Hölle los, Touristen aus aller Herren Länder belagern den Münsterberg, die Cafés sind überfüllt, in den Gassen herrscht dichtes Gedränge, während Neuf-Bisach, das immerhin zum Weltkulturerbe zählt und als reifste Schöpfung Vaubans gilt, zur selben Zeit wie ausgestorben daliegt, so daß man den großen Marktplatz auch mal völlig für sich alleine hat.

  • P.S.:
    Für den Wiederaufbau von Breisach zeichnete übrigens derselbe Baurat Joseph Schlippe verantwortlich, dem wir auch die Planungen zum Wiederaufbau von Freiburg verdanken. Das führt zu den unverkennbaren Ähnlichkeiten im heutigen Stadtbild, die unter Wahrung des alten Straßengefüges und bei Rekonstruktion der Monumentalbauten eine charmante, einfühlsame Interpretation des Vorkriegszustandes bzw. des regional Üblich-Gewesenen bieten.
    Einmal mehr der Beweis, daß der richtige Mensch am richtigen Ort Wunder bewirken kann.

  • Nein, ich denke, da hat unser früheres Mitglied Youngwoerth schon recht, als er festgestellt hat, dass Baden bei weitem nicht so lieblos verlottert ist wie Württemberg, sondern sich als gut gepflegt deutlich abhebt.

  • Was macht denn "Youngwoerth" eigentlich? Ist er unter anderem Namen aktiv? (hier ändern ja einige Teilnehmer gelegentlich ihre Namen.) Hat er sich ganz zurückgezogen?


  • Nein, ich denke, da hat unser früheres Mitglied Youngwoerth schon recht, als er festgestellt hat, dass Baden bei weitem nicht so lieblos verlottert ist wie Württemberg, sondern sich als gut gepflegt deutlich abhebt.

    Dem muss ich absolut widersprechen: gehen Sie mal nach Marbach (Schillerstadt), Herrenberg, Schorndorf oder Calw, das sind alles sehr gepflegte Städte in Württemberg mit wunderbar erhaltener Bausubstanz (überwiegend in Fachwerk), die meiner Meinung nach hochwertiger und dichter ist als die in Baden. Vergleichen Sie dies wiederrum mit den Städten in Lothringen (und teilweise im Elsass), dann werden Sie sehr überrascht sein über den teils gewaltigen heruntergekommenen Zustand dieser!

  • Der letzte Teil meines Rundgangs

    Das Kapftor stadtauswärts gesehen

    Das barocke Rheintor erbaut von Jacques Tarade 1678 ...

    ...wurde zur Befestigung Breisachs zum Rhein konstruiert unter der französischen Herrschaft !

    Alter Stich von der Stadt, im Rheintor

    interessanter Neubau mit modernen Läden dem schweizer (süddeutschen) Barockstil nachempfunden

    Befestigungswerke am Münsterberg


    Das Stephansmünster von der Münsterbergstraße

  • Zitat

    interessanter Neubau mit modernen Läden dem schweizer (süddeutschen) Barockstil nachempfunden

    Neubau? Scheint mir den Fenstergewänden und der Dachkonstruktion nach ein Altbau zu sein, dem partout ein modernistisches Gepräge aufgedrückt werden musste.

  • Dem muss ich absolut widersprechen: gehen Sie mal nach Marbach (Schillerstadt), Herrenberg, Schorndorf oder Calw, das sind alles sehr gepflegte Städte in Württemberg mit wunderbar erhaltener Bausubstanz (überwiegend in Fachwerk), die meiner Meinung nach hochwertiger und dichter ist als die in Baden.

    Das stimmt durchaus. Württembergische Städte waren nicht den Zerstörungswellen durch den französischen Nachbarn ausgesetzt, die in Baden so viel historische Bausubstanz vernichtet haben. Die Fachwerkkerne württembergischer Städte (genauer: im nördlichen schwäbischen Siedlungsgebiet) sind allemal sehenswert, freilich nur diese; die Nachkriegs-Verluderung beginnt gleich an der historischen Stadtmauer, und oftmals wird die Wirkung städtebaulich-architektonischer Defizite durch den Eindruck von Vernachlässigung gesteigert.

  • Dem muss ich absolut widersprechen: gehen Sie mal nach Marbach (Schillerstadt), Herrenberg, Schorndorf oder Calw, das sind alles sehr gepflegte Städte in Württemberg mit wunderbar erhaltener Bausubstanz (überwiegend in Fachwerk), die meiner Meinung nach hochwertiger und dichter ist als die in Baden.


    Selbstverständlich sind die württembergischen Städte in summa interessanter, wertvoller und attraktiver als die badischen. Um das ist es bei meiner Aussage aber überhaupt nicht gegangen. Ich habe nur gemeint, youngwoerth sei der Meinung gewesen, die badischen Städte seien sauberer als die württembergischen, und dass er damit wohl rechthaben sollte. Und ich meine das selbstverständlich auch nur in bezug auf die grobe Tendenz. Um die Frage, wie gut erhalten die Bausubstanz ist, ist es bei meiner Aussage überhaupt nicht gegangen.


    Neubau?


    Ja, das schaut mir schon nach Neubau aus.