Finkenwerder ist eine der weniger bekannten Ecken Hamburgs. Wie ein kleines "Département d'outre Mer" gehört der Norden der Insel bereits seit dem Mittelalter als Außenposten zur Hansestadt. Mit dem Groß-Hamburg Gesetz von 1937 kam auch die hannöversche Südhäfte zum Stadtgebiet hinzu und die Insel insgesamt zum Bezirk Mitte. Leider hat man über das komplette 20. Jahrhundert weg nichts unversucht gelassen, um einen sehr besonderen Ort - eine Insel der Fischer und Bauern mit einer sehr eigenen kulturellen Identität - in einen ganz gewöhnlichen Stadtteil zu verwandeln. Das urige Vorland, dass die Insel außendeichs umgab, wurde aufgeschüttet und Industrieanlagen und städtische Geschosswohnungen errichtet. Nicht zuletzt die Finkenwerder selbst haben wenig Neigung gezeigt, das Alte zu erhalten. Die Hilfsgelder nach der Flut 1962 wurden vielfach verwendet, um Gründerzeitler zu "entstucken", kleine Sprossenfenster durch große Panoramascheiben zu ersetzen und die Fassaden zu verklinkern. Erst in den letzten Jahren setzt langsam ein Umdenken ein. Ich möchte ein exemplarisch ein par Sanierungsbeispiele und nebenbei etwas vom Ort zeigen.
Wer Finkenwerder einen Besuch abstatten möchte, dem sei die Hafenfähre 62 ab Landungsbrücken empfohlen. Die 25minütige Überfahrt ist nicht nur ganz einfach schön, sondern ermöglicht es auch, die Einbindung des Stadtteils in seine durch das Wasser geprägte Umwelt viel intensiver zu erleben, als es eine Fahrt mit dem Auto je könnte. Mit ein wenig Glück gehts dabei im Herbst durch Nebelbänke, oder gibts im Frühjahr auch mal - mitten im Hamburger Hafen (!) - Schweinswale zu sehen.
Lotsenhöft
Der Auedeich und ein par angrenzende kleine Straßen bilden das Herz von Alt-Finkenwerder. Die Häuser stehen hier dicht gedrängt. Im Gegensatz zum Hamburger Zentrum gibt es hier auch noch ein par "Gänge", also handtuchschmale Durchgangswege. Ein par Häuser sind zurechtgemacht worden, aber viele der Altbauten sind entweder stark sanierungsbdürftig, oder insbesondere in den 60er und 70er Jahren regelrecht "kaputtsaniert" worden. Die Insel ist bisher von keiner Szene "entdeckt" worden, obwohl angesagte Viertel wie Ottensen oder die beliebten Elbvororte nur wenige Fähr- oder Fahrminuten entfernt liegen.
Hier wohnte und arbeitete einer der auf Seestiefel spezialisierten Schuster
Das Seitenportal der Aueschule, heute und in den 20er Jahren. Auf dem Bild von heute ist rechts von der Tür eine der zahlreichen Flutmarken von 1962 zu erkennen.
Der Kreuzungsbereich Emder Straße / Garnstück - heute, 1962, und ein Baustellenbild aus dem Jahr 1896, dass den hinteren Teil der Grundmauern eben dieses Eckgebäudes zeigt - allerdings mit Blickrichtung von der Ecke ins Garnstück, so dass nichts wiederzuerkennen ist.