Potsdam - Rekonstruktion der Kellertorwache

  • Ich finde es jetzt besser, weil die tektonische Farbgebung nun richtig angemalt wurde!

    Der Alte Fritz wäre zurecht stolz auf unseren Konstantindegeer! Auf die meisten Nachfahren seines Volkes vermutlich weniger, würde er von seiner Wolke im Himmel herabblicken, aber es gab in der Geschichte immer Aufs und Abs.

  • Ich finde die Dachzier in der Fasadenfarbe zu streichen war auf jeden Fall eine gute Idee, das wirkt deutlich wertiger, wie aus einem Guß. Vielleicht würde ich noch den Rahmen der Dachgaube in der Fasadenfarbe streichen, so wie die anderen Fenstergesimse.
    Die Fasade selbst finde ich ist eine echte Herausforderung:
    Im alten Zustand wirkt sie durch die Hervorhebung der geschwungenen Bögen eleganter. Andererseits stimmen da die Proportionen nicht recht, weil die Bögen meiner Ansicht nach zu klein erscheinen.
    Im jetzigen Zustand stimmen die Proportionen (Verhältnis von Rot zu Weiß), aber die Fasadengestaltung wirkt grobschlächtiger, weil die runden Zierbögen nicht mehr richtig auffallen. Ich finde der neue Anstrich hat insgesammt eine Verbesserung gebracht aber perfekt ist es nicht und ich wüsste auch nicht wie man das perfekter machen könnte. Vielleicht die geschwungenen Bögen wieder rot streichen? Könnte aber auch blöd aussehen, schwer zu sagen.

    Ist bekannt wie die Farbgestaltung früher gelöst worden ist?

    :dichter: Erst gestalten wir unsere Städte, dann gestalten die Städte unsere Gesellschaft :dichter:
    :opa: Aus Plattenbauten ist selten Gutes hervorgegangen :opa:

  • Es muss unglaublich viel Spaß machen in so einem Haus zu wohnen, das man sich selbst geschaffen hat und sich Gedanken um nurnoch so Kleinigkeiten machen zu müssen, wie: "Wie streiche ich meine Fasade an?" :D

    :dichter: Erst gestalten wir unsere Städte, dann gestalten die Städte unsere Gesellschaft :dichter:
    :opa: Aus Plattenbauten ist selten Gutes hervorgegangen :opa:

  • Was mich vor allem mal interessieren würde, wäre ein Bericht, wie es sich in dem Haus lebt?
    Ist der Platz eigentlich ausreichend oder fühlt man sich beengt? Es ist ja eigentlich ein kleines Gebäude. Stören die Leute, die um das Haus herumschleichen, um in den Uferpark zu gelangen?

  • Hand aufs Herz, aber für mich wäre die Kellertorwache das Gebäude des Jahres!

    Private Initiative und vermutlich in der weiten Welt da draußen wenig bekannt! Eine Reko in Frankfurt geht da glaublich eher unter, weil man deren Bilder ohnedies in jeder Zeitung sieht, aber so eine Geschichte liest man sich gerne zweimal durch. Zusätzlich der Aha-Effekt...

    Da die Kellertorwache erst jetzt den richtigen Fassadenanstrich bekam, ginge auch noch eine Nominierung in Ordnung.

    Jedenfalls meine Gebäude des Jahres! Gerade weil eine private Initiative, mit dem Signal an alle anderen: Jawohl, es geht - wir erleben noch das schöne Bauen und können selbst etwas dazu beitragen, unsere Städte wieder lebenswert zu machen!

  • Sehr charmanter Vorschlag, dem schließe ich mich an ExilWiener! Zumal es direkt jemand aus unseren Stadtbild-Reihen ist, damit würden wir zeigen, wir reden und fordern nicht nur - sondern haben unter uns auch Leute, die es komplett aus eigener Kraft umsetzen! :thumbup:
    Ähnlich wie die GHND mit dem eigenen Haus in der Rampischen Gasse.

    Oder wir führen einfach eine interne Auszeichnung ein: für Entwürfe, Sanierungen und Projekte der eigenen Stadtbild-Mitglieder.
    Hier wurden ja schon einige tolle Projekte präsentiert. :daumenoben:

  • Ja, die Tektonik der Fassade war das Hauptargument. Zudem wurden die Helme auf der Kolonnade durch den von der Denkmalpflege verordneten grauton in ihren Schattierungen geradezu verschluckt. Es ist jetzt deutlich zeittypischer und architektonischer in der Farbgebung. Meine erste Fassung war etwas manieristisch-wedgewood-mäßig.

  • Wunderbar!

    Da habe ich mal eine Frage zur Finanzierung an dich, wenn du das hier öffentlich beantworten kannst bzw willst. Gab es da einen Zuschuss, ähnlich wie bei denkmalgeschützten Objekten?

    Ich konnte das mit meinen Geschäftspartnern z.b. bei Denkmalimmobilien wahrnehmen. Doch da ging es natürlich um Renovierung.

  • Ist der Platz eigentlich ausreichend oder fühlt man sich beengt? Es ist ja eigentlich ein kleines Gebäude.

    Das täuscht. Die Grundfläche beträgt ca. 15x9m, also ca. 135qm (natürlich abzüglich der Wände). Und selbst, wenn man dann noch die ca. 20qm große Portikus-Außenfläche abzieht, bleiben da sicher immer noch 100qm Wohnfläche - nur im EG. Und das OG ist ja nochmal ähnlich groß. Ich denke schon, dass da wegen der Dachschrägen insgesamt bestimmt 150qm DIN-Wohnfläche, eher mehr, bleiben. Konstantin wird es sicher genau wissen. Dass es innen nicht eng ist, kann ich übrigens aus eigener Erfahrung bestätigen: Ich durfte mir letztes Jahr Konstantins Wohnzimmer von innen ansehen. Es wirkte sehr großzügig, von Enge konnte ich nichts feststellen.

    Zudem wurden die Helme auf der Kolonnade durch den von der Denkmalpflege verordneten grauton in ihren Schattierungen geradezu verschluckt.

    Hat die Denkmalpflege sich denn inzwischen eines Besseren belehren lassen oder hast Du sie einfach so angemalt? Mir gefällt die neue Farbstruktur sehr gut, auch wenn das Rot jetzt nicht mehr so dominant ist.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Auch bei Denkmalimmobilien,erbse, gibt es in Berlin und Potsdam keine Zuschüsse sondern nach den Denkmalgesetz lediglich eine steuerliche Absetzbarkeit von zum Erhalt des Denkmals getätigten Aufwendungen, die im einzelnen vorab mit der Denkmalpflege abzustimmen und zu bescheinigen sind. Die Wache ist ein Neubau, der nicht unter Denkmalschutz steht, wenngleich er sich in einem Denkmalgebiet befindet, so dass gewisse Fragen des Äußeren abzustimmen sind.

    Wir haben uns lediglich privatrechtlich verpflichtet drei Fassadenseite profil- und maßstabsgetreu wiederaufzubauen - die Ostseite war ausgenommen. Ich hoffe, das beantwortet die Frage.

    An Fläche mangelt es uns in unserer vielköpfigen Familie nicht. Mitunter steht ein Tourist im Wohnzimmer und verlangt nach "der Karte" oder fragt ob es hier ein Museum ist. Die meisten normalen Menschen werden durch die dezenten Ketten daran gehindert- Dreiste Zeitgenossen, denen die Videokamera schon am Auge festgewachsen ist und/oder die ihren Voyeurismus nicht bremsen können (vorwiegend ältere Damen) gibt es allerdings immer wieder. Ich habe es mal mit dem Schild "Achtung! Beginn FKK-Zone" probiert, aber das war schnell geklaut.

  • Da siehst du mal, wie unglaublich einladend dieses Schmuckstück wirkt! :D

    Danke für die Einblicke.


    Eine steuerliche Förderung wie bei Denkmalbauten hielte ich auch für Rekonstruktionen für enorm sinnvoll im so stark gebeutelten Deutschland. Das wäre eine politische Forderung, die wir aufmachen können, um unser Anliegen deutschlandweit massiv voranzubringen!

  • Kann jemand die Inschrift auf dem Portikus übersetzen? Meine Grammatik-Kenntnisse reichen nicht, um beim „Reizvollen der Stadt“ endgütlig Sinn reinzubringen oder einen evtl. enthaltenen Wortwitz mitzubekommen.

  • Meine Lateinmatura ist schon ein paar Jahrzehnte her, aber müsste in etwa mit „der Schönheit der Stadt“ oder so ähnlich übersetzt werden können. Konstantindegeer wird dies hoffentlich bestätigen oder bitte richtig stellen...

  • Ein Spaziergang durch die noch erhaltenen Teile der barocken Innenstadt ergab zu der Frage der Gehänge folgendes Bild:

    Wenn das Haus in zwei Farben gefasst ist, werden die fraglichen „Troddeln“, „Girlanden“ und andere hängende Zierelemente generell nur dann in der zweiten Farbe abgesetzt gefasst, wenn sie direkt auf dem Putzuntergrund aufliegen. Wenn sie, wie bei Konstantin, bereits eine dritte Ebene bilden, erhalten sie dieselbe Farbe wie die darunterliegende Ebene. Bei dreifarbig gefassten Häusern (z.B. das Humboldt-Geburtshaus am Neuen Markt) sind die „Troddeln“ in solchen Situationen aber farblich abgesetzt.

    Einen wirklichen Konsens gibt es hier (wie immer in Potsdam) nicht, aber ein gewisser Usus lässt sich schon ableiten.

  • Die Lorbeergehänge auf den Festons sind farblich hervorhoben: sie sind altweiß, wie die Fenster, und die Festons sandsteingelb.

    Kontrastfarbend, wie in meiner ersten Fassung, sind die Girlanden in der Tat nur, wenn sie direkt auf der Putzfläche liegen. Dafür gibt es zwei, drei Beispiele - u.a. bei den Holländerhäusern gegenüber der kath. Kirche.

    Eine goldene Hervorhebung gibt es nur einmal in Potsdam. Vergoldungen lassen wir mal für Königskronen.