Frankfurt a. M. - Quartier an der Alten Mainzer Gasse

  • Mein Eindruck ist eh, dass in engen Altstadtgassen die Architektur an sich eine eher untergeordnete Rolle spielt, sofern sie nicht aus dem Rahmen fällt. Somit könnte hier wirklich eine Mischung aus alt und neu entstehen. Interessant finde ich, dass ausgerechnet das Gebiet westlich des Römers dazu auserkoren wurde... ich hätte eher erwartet, dass man weiter gen Osten zieht, zumal hier noch viele bekannte Gebäude auf ihre Wiedererrichtung warten. Aber je mehr ich darüber nachdenke, desto besser finde ich die Idee, zunächst um die Alte Mainzer Gasse zu beginnen. Wenn hier dann erstmal wieder Leben eingezogen ist, wird sich das Gebiet automatisch weiter ausweiten.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Man muss sich im Klaren sein, dass die besagten Gebiete teils mit Wohnbebauung belegt sind. Im Areal an der Alten Mainzer Gasse finden sich noch Verwaltungsbauten und größere Freiflächen, die - bei entsprechendem Willen der Stadt - teils im besagten Sinne weitergebaut werden könnten. Ich wäre allerdings gegen eine Neubebauung ohne ausreichende Prüfung von Rekonstruktionsmöglichkeiten. Hierzu sollte man sich den Bestand vor der Zerstörung genauer anschauen. Im Bereich östlich des Dom-Römer-Areals ist eine solche Planung weit schwerer, da dichtere Wohnbebauung und möglichenfalls auch private Eigentumsverhältnisse vorhanden sind. So sehr einige Rekonstruktionen in der Fahrgasse wünschenswert wären, das wird eine sehr schwere Aufgabe. Möglich sind die Garküchenhäuschen südöstlich des Doms, da sich dort derzeit nur Parkplätze befinden, für die man vielleicht Ersatz finden könnte.

  • Mit freundlicher Genehmigung von Herrn Zastrau, stelle ich heute mal einige Bilder und Karten des besagten Altstadtbereiches hier ins Forum.

    Beginnen möchte ich mit der sehr eindrucksvollen Photomontage von der Westseite des Römerberges. - So stellt sich die aktuelle Situation dar:

    Die Häuser links neben dem Römer sind zwar nicht schlecht. An diesem zentralen Platz der Stadt jedoch nicht wirklich zufriedenstellend. Wie auf folgendem Bild, könnte die Westseite nach Rekonstruktion vierer Häuser (v.l.n.r. Haus Lichtenstein, Schrothaus, Jungfrau, Klein Limpurg) einmal aussehen. In Farbe, versteht sich :tongue: .

    Hier ist eine "Straßenkarte" des Ist-Zustandes:

    BLAU = Historische / rekonstruierte Häuser. HELLBLAU = Gebäude nach 1945. (Erhaltene und wiederaufgebaute Gebäude).

    Hier ist eine Straßenkarte (Rückbau) mit Häusern, die beseitigt werden sollten.

    BLAU = Historische / rekonstruierte Häuser. HELLBLAU = Gebäude nach 1945. GELB = Rückbau

    Und nun die Karte der wünschenswerten Zukunftsvision (Neubau).

    HELLROT = Neubau auf historischen Parzellen. ROT = Neubau auf neuen Parzellen. (Auf dieser Karte sind allerdings auch Projekte wie die "Kornmarkt-Arkaden" oder der Neubau des Historischen Museums zu sehen).

    Aus der Luft betrachtet, könnte das neue/alte Viertel dann ungefähr so aussehen:

    Für weitere Informationen und Erklärungen, bitte einfach die Broschüre herunterladen :smile: . HIER:

    http://www.file-upload.net/download-10863…dt_2_0.pdf.html

  • Das wäre ja Großartig, wenn das alte Verlegerviertel in [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] wiederaufgebaut würde, denn damit gäbe man der Frankfurter Altstadt wieder eine Figur. Und das als eine der wenigen in deutschen Großstädten. Das "Wunder am Main", die Altstadtrekonstruktion in Frankfurt, würde fortgesetzt werden.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Die Häuser links neben dem Römer sind zwar nicht schlecht. An diesem zentralen Platz der Stadt jedoch nicht wirklich zufriedenstellend.

    Genauso kann man es sagen. Hätte man so an der Braubachstraße gebaut, würde sich das prima einfügen - auf dem [lexicon='Römerberg'][/lexicon] wirkt die Häuserzeile wie eine B-Lösung. Allerdings ist die Bebauung, die direkt dahinter beginnt, noch sehr viel schlechter.

  • Du zeigst die falsche Ansicht. Das bezog sich natürlich nicht auf die unversehrte, sondern auf die gegenüberliegende Straßenseite, an der bekanntlich diese Bebauung stand. Da wären die [lexicon='Römerberg'][/lexicon]-Häuser eine weitaus verträglichere Lösung gewesen. Wenn man mal ausklammert, dass hier für das Technische Rathaus noch vorhandene, wenn auch ramponierte Altbauten abgerissen wurden.

  • Gegen das technische Rathaus wäre aber wohl auch jede alternative Bebauung die bessere Variante gewesen. Bloß, wie Du richtig bemerkst, wurden dafür ja noch stehende historistische Fassaden abgerissen. Und ganz abgesehen davon, wäre auch eine Bebauung mit den kleinen 50er-Jahre-Häusern für die Braubachstraße alles andere als prima oder auch nur befriedigend gewesen. Die Stadtheilung findet an dieser Stelle nun statt, und zwar so...

    http://abload.de/img/braubachstr_fassadenrra9n.jpg

    (Die Jugendstil-Fassade ganz rechts, der Glauburger Hof, ist eine Rekonstruktion. Die Braubachstraße 27 ist nur eine halbe Rekonstruktion, also eine Annäherung an den Vorgängerbau. Aber dennoch passen diese Gebäude von Höhe und Struktur richtig in die Braubachstraße, was ich von den 50er-Jahre-Gebäuden des Römerbergs nicht sagen kann.)

  • Die 50er-Jahre-Häuser am Römer sind nicht schlecht, allerdings sind die Fassaden auch irgendwie überhaupt nichts besonderes... ich denke, der gute Eindruck kommt vor allem von dem 100%ig-altstadttauglichem Dach. Wäre schön, wenn heute noch öfter so gebaut werden würde...

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Ich finde den Ansatz von Zastrau super. Und in der Tat, es geht ja um kleinteilige Stadtraumgestaltung.

    Es muss auch gar nicht schnell gehen, sondern ein solcher Prozess der Umgestaltung kann sich über 40 Jahre hinziehen.

  • Und wenn man sich auf die Rekonstruktionen direkt am Römerberg beschränkt, nimmt man auch der Architektenschaft den Wind aus den Segeln. Denn sie können, in kleinteiliger Form und unter Beachtung einer Gestaltungssatzung, noch immer frei und modern gestalten. Damit müssten alle zufrieden sein.

    Jetzt muss nur noch dieser dumme Ensembleschutz für die Nachkriegshäuser aufgehoben werden. Denn der steht hier allem in Wege.

  • Der Download "Reanimation Altstadt 2.0.PDF" enthält einen Virus und sollte von niemandem heruntergeladen werden.

    Könnte jemand vielleicht eine saubere Version hochladen?

    Bevor ich mir hierzu eine Meinung bilden kann, möchte ich erst die Entwürfe sehen. Auf jeden Fall sollte soviel wie möglich rekonstruiert werden. Und dank Treuners Altstadtmodell und Jörgs Otts virtueller Altstadt ist eine komplette Rekonstruktion möglich.

    Wenn man dies öffnet und herunterlädt, ist in dem zip-Ordner keine .pdf, sondern eine .exe Datei, die einen Virus bzw. Malware enthält.

    Einmal editiert, zuletzt von Zeitreisender (20. November 2016 um 17:15)

  • Diese Zastrau-Pläne sind wirklich genial! Das wäre genau das richtige Betätigungsfeld für "Pro Altstadt Frankfurt" und die neu gegründete Ortsgruppe von Stadtbild in Frankfurt! Gerade, wenns nachher mit der Euphorie um das fertige DomRömer-Quartier richtig losgeht, muss man die nächsten Pflöcke einschlagen, bevor zu viel "Normalität" einkehrt.

    Wie realistisch ist denn ein Abriss der 50er-Zeilenbebauung hinter dem Römer? Die Bebauung am Römerberg selbst wird wohl schwieriger loszuwerden sein (zunächst), da sie wie das neue Salzhaus und Haus Frauenstein wohl denkmalgeschützt ist.

    Ganz wichtig fänd ich im Übrigen auch eine Rekonstruktion der (meist barocken und klassizistischen) Fassaden am Mainufer entlang der Altstadt. Das ist eine äußerst prägnante Ansicht Frankfurts.

  • Die weitere Entwicklung des Quartiers ist eng mit dem unter Ensembleschutz stehenden 50iger Jahre Bau des Personal- und Organisationsamt (POA) der Stadt verbunden. Cunitz hatte 2014 die Situation sehr schön beschrieben: http://www.journal-frankfurt.de/journal_news/P…rden-22335.html Die Ämter und die Parkplätze gehören da nicht zwingend hin und könnten verlagert werden. Ab 17h ist derzeit da alles tot, für diese zentrale Lage natürlich untragbar. Eine Verlagung und Abriss des Verwaltungsbaus wäre also der Hebel, um eine kleinteilige, altstadtgerechte Bebauung dort zu verwirklichen. Aber dazu muss natürlich der Wille da sein.

    ...

  • Wie ich bereits weiter oben geschrieben habe wird die Römerberg-Bebauung zwischen Limpurger Gasse (Römer) und der Alten Mainzer Gasse dieses Jahr saniert.Die Arbeiten hierzu haben nun mit der Einrüstung des Eckgebäudes zur Alten Mainzer Gasse (Eiscafé) begonnen. "Altstadt 2.0" dürfte damit für die nächste Zeit vom Tisch sein....leider, leider.....

  • 1. Es wäre ein Trugschluss, zu meinen, dass in der Frankfurter Administration eine allgemeine Pro-Rekonstruktions-Stimmung herrsche. Die Leute, die sich bei der Einweihung des Dom-Römer-Areals mit dem Sektglas den Pressefotografen präsentieren und feiern lassen werden, haben in Wirklichkeit inhaltlich nichts mit dem Vorhaben und dessen Geist zu tun. Das Dom-Römer-Projekt traf auf eine günstige Situation, ein sich öffnendes Zeitfenster, das so etwas ermöglichte.

    2. Gänzlich gestorben ist das Projekt Altstadt 2.0. aber nicht. Dass in absehbarer Zeit die 50er-Jahre-Bebauung des Römerberges abgerissen wird, glauben nur Träumer. Das ist so illusorisch wie die Rekonstruktion des Salzhauses. Zumindest so lange diejenigen das Sagen haben, die es schon Jahrzehnte haben.
    Aber, westlich des Römerberges ist es durchaus möglich, dass irgendwann über einen Abriss der Verwaltungsgebäude zwischen Limpurger Gasse und Alte Mainzer Gasse nachgedacht wird. Schon um innerstädtischen Wohnraum zu schaffen bzw. zu verdichten. In diesem Abschnitt könnte durchaus auf das Modell Altstadt 2.0. zurückgegriffen werden. Es wäre gut, in diesem Moment einige gute Visusalisierungen, möglichenfalls mit eingeflochtenen Rekonstruktionen, zur Hand zu haben.

  • Ich sehe es wie Du, Heimdall, viele hier hatten halt die Hoffnung....Die Verwaltungsgebäude werden sicher fallen, auch das sehe ich so. Problem ist, die Römerbergbebauung ging ja mit ihren Hinterhäusern bis an die Kerbengasse.Insofern macht ein Festhalten an diesen Bauten vieles unmöglich .....

  • Gemeindesaal? Ach, Du meinst das innerstädtische Gewächshaus. Den Stadtplanern und Architekten fehlt es leider vollkommen an Gespür für die Stadt. Das ist ein bundesweites Phänomen. Es herrscht eben die Meinung, daß Glas und Metall total cool und modern sind. Und wer möchte schon als altmodisch abgestempelt werden?