• Eisenhüttenstadt schrumpft und schrumpft. Bis 2017 werden fast 500 Wohnungen abgerissen.

    Zitat

    Dieses Jahr trifft es zwei Platten sowie zwei Fünfziger-Jahre-Bauten in Eisenhüttenstadt-Mitte, insgesamt 157 Wohnungen. Die vier Gebäude sind längst nicht mehr bewohnt, es entstehen Freiflächen. Häuser, die erhalten bleiben, wurden und werden aufwendig saniert: neue Fassaden, moderne Fahrstühle, bessere Grundrisse, Iso-Fenster. Man tut eben, was man kann.


    http://www.berliner-kurier.de/brandenburg/ei…0,29669678.html

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

    Einmal editiert, zuletzt von Löbenichter (23. Dezember 2016 um 15:53)

  • Ich war heute auf der Durchreise in Eisenhüttenstadt. Wollte eigentlich nicht anhalten, habe dann aber doch einen Stopp am legendären "Aktivist" in der Karl-Marx-Str. gemacht, einem Tanzrestaurant aus dem Arbeiter-und-Bauernstaat mit Kultcharakter ... und einer ansehnlichen Renovierung in 2010 nach der Schließung in den Neunzigern und anschließenden Leerstand/Verfall von fast 20 Jahren.

    Hier sind erstmal ein paar Infos zum "Aktivist": http://www.lr-online.de/nachrichten/Ta…art1065,2973538


    Und hier ein paar Aufnahmen. Zuerst die Gesamtansicht


    Der Haupteingang


    Rückansicht


    Details


    Und schließlich die Bierschwemme für das Feierabendbier mit Details aus dem Inneren

    Mehr Bilder mit Innenansichten könnte ich leider nicht machen, da sich in dem Gebäude jetzt die Verwaltung einer Wohnungsbaugesellschaft befindet, die zum Zeitpunkt meines Besuchs leider schon geschlossen hatte.

    Alle Bilder von mir

    Gruß aus Potsdam

  • Ich mag solche Gebäude aus den 50ern gern. Schön, dass es so auf Vordermann gebracht wurde.


    Original-Begleittext:
    "Stalinstadt. Gleichzeitig mit dem Eisenhüttenkombinat "J.W.Stalin" entstand in unmittelbarer Nähe des Werkes die erste sozialistische Stadt der Deutschen Demokratischen Republik, Stalinstadt. Werktätige, die hier in der Nähe ihren Urlaub verbringen, schauen genauso voller Stolz und Bewunderung auf das hier Geleistete, wie die Bevölkerung, die hier eine neue Heimat gefunden hat. In Kürze wird ein Caferestaurant eröffnet werden, ein Teil ist bereits in Betrieb, das sich mit den Restaurants "Warschau" und " Budapest" in Berlin messen kann."


    Original-Begleittext:
    "Die Stadt, die Stalins Namen trägt - Stalinstadt Besonders behaglich ist es in des Ho - Gaststätte " Aktivist " . Die Eingangshalle."

    Ein wenig später wird offenbar bereits der künftige Name der Stadt vorweggenommen.

    Original-Begleittext:
    "Woche der deutsch-polnischen Freundschaft. Ensemble Slask in Frankfurt (Oder). Vor über 10.000 Einwohnern der Grenzstadt Frankfurt (Oder) trat das polnische Staatliche Gesangs- und Tanzensemble "Slask" am 25.5.1956 zur Eröffnungsveranstaltung der deutsch-polnischen Freundschaftswoche auf. UBz: Mitglieder des Ensembles verlassen die Gaststätte "Aktivist" in Eisenhüttenstadt."

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Vielen Dank Brandenburger (und Vulgow, für die alten Vergleichsaufnahmen).

    Das Gebäude ist ja großartig. Wie es scheint, sind alle Details erhalten und wurden liebevoll restauriert. Der neu angefügte Klotz auf der Dachterrasse, musste natürlich sein. Das ist ein sehr schönes Beispiel für gute DDR-Architektur. :daumenoben:

  • Der neu angefügte Klotz auf der Dachterrasse, musste natürlich sein.

    Vermutlich hat man hier mit einem Prototyp für die neuen Aufbauten auf dem Berliner Stadtschloss geübt... :zwinkern:

    Ansonsten volle Zustimmung. Ein sehr gelungenes Gebäude. Vor allem die Deckenmalereien im Foyer.

  • Passend zum obigen Beitrag von ZeitMaschinist noch zwei aktuelle Aufnahmen

    Blick in die Karl-Marx-Str.

    Wohnblock in der Saarlouiser Str.

    Bilder von mir

    Gruß aus Potsdam

  • Ich habe Eisenhüttenstadt vor ca. 2 Jahren besucht und habe die Stadt als durchaus besonders empfunden. So viel ich weiß, ist sie die einzige komplett sozialistische Planstadt ( lasse mich da auch gerne korrigieren) auf dem heutigen Bundesgebiet.

    Ich war schon fasziniert von der Großflächigkeit und der Qualität de Bebauung. Zudem waren die meisten Gebäude relativ frisch restauriert. Nartürlich ist das kein Vergleich mit einer "natürlich gewachsenen" alten Stadt und atmosphärisch relativ kühl. Aber lohnenswert, da man sich ein wenig, wie in einer anderen Welt fühlt.

  • Ja, die ersten Wohnkomplexe des heutigen Eisenhüttenstadts haben auch für den gegenwärtigen Besucher noch ihre Qualitäten. Ob es die einzige sozialistische Planstadt ist oder nicht, sei dabei nicht allzu haarspalterisch argumentiert, es tut auch nichts zur Sache. Interessant kann es aber trotzdem sein, zu verfolgen, wie die Entwicklung von Stalinstadt aus weiterging - über Hoyerswerda, Schwedt und Halle-Neustadt (damals eine selbständige Stadt) bis hin zu Rostock Lütten Klein, wo den Bedingungen des Typenbaus durchaus interessante Varianten abgetrotzt worden sind. Die Parallelen zur Entwicklung in der BRD, vom noch handwerklich geprägten Bauen der 50er Jahre über die industriell vorfabrizierten Großsiedlungen der 60er Jahre bis hin zum Versuch, die zum Schema erstarrende Moderne wieder anzureichern mit lokalen und historischen Verweisen, liegen auf der Hand, wenngleich die Anmutung im Ganzen auch jeweils unterschiedlich ist (das Maß an Typisierung im Wohnungsbau, das die DDR durchgesetzt hatte, gab es in dem Maße in der BRD nicht).

  • Warst du auch in Fürstenberg? Eisenhüttenstadt besteht ja eigentlich aus zwei separaten Städten. Fürstenberg ist soweit mir bekannt die einzig größere noch deutsche Stadt an der Oder die den Krieg gut überstanden hat bzw. ordentlich wieder aufgebaut wurde.

  • Seit gestern bin ich ein Stück weit wirklich fasziniert von Eisenhüttenstadt und seinen Baudenkmalen.
    Der planvolle Aufbau der neu gegründeten Stadt in den 1950ern nach Idealen der Gartenstadt, der Schinkelschule und zugleich der klassischen europäischen Stadt mit Blockrandbebauung und "Wohnpalästen und Parks für alle" wirkt sehr qualitätvoll. Diesen sozialistisch-klassizistischen Wiederaufbaustil der 1950er im Sinne der "nationalen Tradition" nach den "16 Grundsätzen des Städtebaus" muss man schon als hochinteressante Epoche würdigen.

    Ich kannte bislang einige Bauten von "Hütte" und habe mehrfach Bilder gesehen, aber die Großartigkeit des Ensembles war mir nicht bewusst. Eine wirklich tolle Anlage, die in dieser Form einmalig ist. An den späteren Stadterweiterungen lässt sich die weitere Entwicklung der Baukultur der DDR ablesen, und der zunehmende Material- und Finanzmangel.

    Was war gestern? Ich habe diese RBB-Dokumentation im TV gesehen:

    Geheimnisvolle Orte: Eisenhüttenstadt

    "Sie war die erste "sozialistische" Stadt Deutschlands. Der Film erzählt unbekannte Geschichten über die Entstehung der Stadt, die sich in den ersten Jahren "Stalinstadt" nannte."


    Leider fällt auch das wertende Stichwort "Zuckerbäckerkitsch", das hier im Gegensatz zur Sowjetunion aber nicht angebracht ist. Auch die Behauptung am Ende, Eisenhüttenstadt wäre auch heute ohne Stahlhütte nicht überlebensfähig, will ich doch leise anzweifeln. Wirtschaftliche Alternativen gibt es immer. Ansonsten aber eine sehr gute, interessante Doku, die den Werdegang der neuen Stadt beleuchtet.

  • Hier noch eine MDR-Doku über Eisenhüttenstadt vom 15.12.2015 (unbedingt die Qualität auf 720p einstellen!):

    Eisenhüttenstadt - Stahl, Brot und Frieden

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