Die authentischste Ecke Eurer Stadt

  • Ich hatte heute die Idee, mal einen Strang zu machen, in dem ihr eine Ecke eurer Stadt auswählen und präsentieren könnt, die noch richtig historisches (vor 1945) Flair hat und nicht von der Nachkriegszeit beeinflusst ist. Also ein Platz oder Straßenzug, wo man fast das Gefühl hat, noch in der Vorkriegszeit zu sein. Ich mache mal den Anfang mit Stuttgart, und das ist nicht einfach, da es hier wenige derartige, völlig von der Moderne ungetrübte Orte gibt. Ich habe mich für das Altstadtviertel um den Hans-im-Glück-Brunnen entschieden, das zumindest im Kern noch weitgehend aussieht wie vor dem 2. Weltkrieg. Man hat hier ein ganz heimeliges Gefühl, obwohl die Häuser gar nicht so richtig alt sind, sondern erst im Rahmen der Altstadtsanierung 1909 entstanden.

    Erlaubt ist alles, was wie gesagt aus der Zeit vor 1945 stammt, ob das eine altstädtische Traditionsinsel ist oder eine gründerzeitliche Straße, vielleicht auch eine Parkanlage.

    In dubio pro reko

  • Hier die am perfektesten erhaltene gründerzeitliche Straße Wiens, die Schwindgasse (IV):


    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Also ich finde es gibt schon schönere bzw. "erhaltenere" Gassen als die Schwindgasse. Erst gestern war ich wieder dort (gehe dort immer wieder auf Besuch), aber ich hab immer das Gefühl, eben in irgendeiner Gasse in Wien zu sein. Da gibt es Gassen am Spittelberg, die deutlich historischer wirken, oder auch Gassen wie die Servitengasse zum Beispiel. Ich denke das liegt vor allem an den Pflastersteinen, den Bäumen, den alten Laternen. Das macht für mich den Flair aus. Die Häuser muss es so oder so geben, aber in Wien fehlt es ja nicht an ganzen Straßenzügen nur mit Altbauten (wobei meiner Meinung nach natürlich schon :-D)

    Im Servitenviertel haben aber viele Häuser zB Kunsstofffenster, was mich ziemlich stört. An anderen Orten, wie in der Gegend der Schwindgasse/Schwarzenbergplatz wie genannt, oder auch auf der anderen Seite im 3. Bezirk, haben die Mehrheit der Häuser noch Kastenfenster. Und die wenigen Kunsstofffenster die man sieht wirken sehr authentisch, auch wenn ich kein Fan davon bin.

  • Ich habe mich für das Altstadtviertel um den Hans-im-Glück-Brunnen entschieden, das zumindest im Kern noch weitgehend aussieht wie vor dem 2. Weltkrieg. Man hat hier ein ganz heimeliges Gefühl, obwohl die Häuser gar nicht so richtig alt sind, sondern erst im Rahmen der Altstadtsanierung 1909 entstanden.

    Aber nicht einmal diese vorzügliche Sekundär-Altstadt, die stellvertretend steht für die untergegangene eigentliche Stuttgarter Altstadt, hielt dem Modernisierungswahn bzw. den Verluderungstendenzen der Nachkriegszeit statt. Ich erinnere mich an eine Ausstellung im Eberhardsbau, in der die ursprüngliche Fassadenabwicklung dieses Viertels illustriert wurde mit dem Hinweis auf die erforderlichen Wiederherstellungsmaßnahmen. Einiges ist in dieser Richtung geschehen, aber das Bewusstsein für den Hochstand der Baukultur um 1909 reicht noch nicht einmal aus, dieses Viertel authentisch wiederherzurichten, von Rekonstruktionsabsichten im Bereich des spätmittelalterlichen Stuttart ganz zu schweigen.

  • Also für München würde ich eher den Odeonsplatz ins Rennen schicken, auf dem Marienplatz steht außer dem Rathaus ja kaum noch etwas historisches...

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Also für München würde ich eher den Odeonsplatz ins Rennen schicken, auf dem Marienplatz steht außer dem Rathaus ja kaum noch etwas historisches...

    Ach, der Odeonsplatz doch auch nimmer - wo ist denn in München noch was authentisch? Selbst in der Preysingstraße in Haidhausen hast Nachkriegsbunker dazwischen. Auch in der Au sind alte Häuser Betonkisten gewichen.

  • In Trier ist es der Hauptmarkt, der Domfreihof, die Liebfrauenstraße und die Gassen und Höfe der Domstadt. Alles schön erhalten, urig und typisch für Trier.

  • Ja, sowas wie Zenos Beispiel meinte ich. Ein Ort, wo man sich in eine frühere Zeit versetzt fühlt, ohne Brüche und Lücken. Mir ist klar dass das angesichts des Zustands unserer Städte ein schwieriges Unterfangen ist, aber ich bin mal gespannt was ihr noch so präsentiert. Köln, Dresden, Berlin?

    In dubio pro reko

  • In Mainz ganz klar: West- und Ostseite der Leichhofstraße in Richtung Dom, der Übergang von der Augustinerstraße in die Leichhofstraße mit den Häusern Augustinerstraße 73 und 75 sowie dem Weinhaus zum Spiegel, Leichhofstraße 1. Direkt nebenan der westliche Abschnitt der Grebenstraße. Auf der Augustinerstraßen-Ostseite die Bebauung rund um die Augustinerkirche, der südliche Eingang in die Neutorstraße mit den Häusern 3,5 und 7, das Viertel um die Ignazkirche herum in der Kapuzinerstraße sowie die Adelspalais auf der südlichen und westlichen Seite des Schillerplatzes. Auch im Kästrich-Areal gibt es noch einige sehr schöne Straßenabschnitte in der Emmerich-Josef-Straße und der Breidenbacherstraße. Mittlerweile liebe ich auch die Bebauung am Fichteplatz aus 1926 im Heimatstil sehr, die nicht direkt im eigentlichen Altstadtgebiet liegt und daher etwas ein Schattendasein führt.

  • Ich fänd's schön wenn ihr die genannten Ecken auch in Bildern zeigen würdet, man will ja einen optischen Eindruck haben und wir sind hier schließlich in der Galerie.

    In dubio pro reko

  • Ich werde hier auch mal die...

    Zitat

    authentischste Ecke meiner Stadt auswählen und präsentieren, die noch richtig historisches (vor 1945) Flair hat und nicht von der Nachkriegszeit beeinflusst ist.


    Die Entscheidung viel mir nicht leicht, auch wenn Görlitz, was historisches anbelangt, das deutsche Denkmal-Mekka ist. Denn genau deswegen gibt es ja viele authentische Ecken in der Stadt. Nichtsdestotrotz habe ich mich entschieden und schicke für Görlitz den Untermarkt "ins Rennen". :thumbup:


    Görlitzer Untermarkt


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    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Kopfsteinpflaster, wie hier in Görlitz zu sehen, trägt auch enorm zur Authentizität bei. Genau an solche Merkmale hatte ich gedacht, wo idealerweise alles noch wie früher ist, von der Architektur, Möblierung bis zum Straßenbelag. Von daher ein tolles und seltenes Beispiel Fusajiro.

    In dubio pro reko

  • Servitengasse in Wien-Alsergrund:

    In die Vergangenheit kann ich mich dennoch nicht versetzen. Weiß nicht wieso. Oft wird es wohl an den Autos, der Kleidung der Leute auf der Straße, der Werbetafeln liegen. Ist zwar hier alles nicht wirklich zu sehen, aber ich schaff es wohl nicht, mein Gehirn so zu tricksen, dass ich mich fühle als wäre es gerade 1893. :rolleyes:

    Wahrscheinlich weil diese Architektur für mich auch die Gegenwart repräsentiert. Zumindest ist sie ein Teil der Gegenwart, und des weiteren stehen diese Häuser jetzt zum Teil schon länger in der "Gegenwart" (sagen wir Nachkriegszeit), als sie es davor getan haben. Sie sind mehr ein Teil unser jetzigen Zeit, als sie es damals waren. Heute schauen wir diese Bauten mit Faszination an, früher war das Architektur von der Stange und wenn ein Haus fiel, dann fiel es eben.

    Was das Bild betrifft: Ich warte nur noch, dass das kleine Haus im Hintergrund durch einen hässlichen Dachausbau aufgestockt wird… leider ist das schon auf der anderen Seite der Gasse passiert (hinter der Kamera quasi). Finde ich sehr schade, da gerade mit den Pflastersteinen, den alten Laternen und diesen dunkelgrünen "Schutzpfeilern" alles doch sehr original ausschaut, trotz "2015-feeling" für mich.

  • Ich fänd's schön wenn ihr die genannten Ecken auch in Bildern zeigen würdet, man will ja einen optischen Eindruck haben und wir sind hier schließlich in der Galerie.


    Ich dachte, das darf man hier nicht im Forum? Also, wenn man keine eigenen Bilder hat, fremde Bilder hotlinken, selbst wenn man die Quelle angibt. Ich glaube, so wie Fusajiro das gemacht hat, dürfte es bald Ärger mit einem Moderator geben. ;)

  • wenn man keine eigenen Bilder hat, fremde Bilder hotlinken, selbst wenn man die Quelle angibt.


    Das darf man natürlich nach wie vor nicht. Aber nicht wegen der Forumsregeln, sondern das ist allgemein gültiges Urheberrecht. Selbstverständlich hat Königsbau gemeint, man solle eigene Bilder einbinden (oder solche, bei das urheberrechtlich aus anderen Gründen unproblematisch ist).

  • Snork 20. Mai 2022 um 17:55

    Hat den Titel des Themas von „Die authentischste Ecke Eurer Stadt (Galerie)“ zu „Die authentischste Ecke Eurer Stadt“ geändert.