Nürnberg in alten Ansichten

  • In das Schulgässchen, zwischen Hauptmarkt und der Winklerstraße, befand sich die Sebaldusklause, ein berühmtes, altes Lokal:



    Am Sebalder Platz (zum Glück wurde dieser Erker nicht fatal zerstört!):



    Der gesamte Pfarrhof wurde übrigens gerettet:

    Der Aussicht von der Sebalduskirche, nach Norden (im Vordergrund die Moritzkapelle):


    Einfach wunderbar (Mitte: Blick ins Ellenbogengässchen - links: Gasthof Goldenes Posthorn - rechts: Burgstraße Nr. 1)...


    Und jetzt haben wir einen Blick in die Untere Krämersgasse:


    Die Burg:


    Im Vordergrund der Albrecht-Dürer-Platz:


    Blick nach Westen, über den Weinmarkt:


    Blick in die Winklerstraße:


    Und jetzt der Weinmarkt:


    Nr. 12:


    Nr. 10:





    Nr. ???

  • Aua aua aua aua... ich glaub mir ist beim Anblick dieser Bilder irgendetwas abhanden gekommen, ich weiß aber nicht was, zu groß ist dieses depressive Gefühl.

    Wenn das heute alles noch da wäre...Mensch, wie berühmt und heißgeliebt die Stadt wäre...


    Das würde auf viele deutsche Städte zutreffen, dass ist mir bewusst geworden, nachdem ich Görlitz verlassen musste und Berlin, Potsdam und Hamburg erblickte...

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Heutzutage übersieht man Nürnberg oft und mit den Anstrengungen, die andere deutsche Städte bis heute unternehmen, um sich wieder zu mehr altem Glanz zu verhelfen, fällt Nürnberg irgendwie mehr und mehr unter ferner liefen.

    Tiefenpsychologisch ist das durchaus zu begreifen. Je mehr der Nürnberger Bevölkerung zumindest seit den siebziger Jahren der ungeheure Verlust zu Bewusstsein gekommen ist, den sie mit dem Untergang der wohl berühmtesten Altstadt ganz Mitteleuropas erlitten hatte, desto mehr musste sie sich gegen dieses Bewusstwerden versetzen. Nürnberg musste "modern" werden, erhielt eine selbst die Innenstadt unterquerende U-Bahn, einen Hafen, ein Messegelände und einen Flughafen, der wirtschaftliche Aufschwung stützte ein neues Selbstbewusstsein, und die Stadt mühte sich, hinsichtlich der heute zählenden Kriterien mit anderen Halbmillionenstädten Schritt zu halten. Das weithin nichtige Erscheinungsbild des heutigen Nürnberg wurde durch Gewöhnung erträglich, und die Vergangenheit der Stadt ist nur noch ferne, blasse Erinnerung. Dennoch gilt: es findet seit Jahrzehnten eine gewaltige Verdrängungsarbeit statt, um nicht gewahr zu werden, dass die Stadt ihre Seele verloren hat. Wie kann sie die Zukunft gewinnen; wenn sie nicht daran geht, allmählich Schritt für Schritt dasjenige wieder in die Bewusstheit zurückzuholen - durch Rekonstruktionen und erinnerungshaltige Neubauten - was unauslöschlich das Wesen dieser Stadt ausmacht?

  • Das ist mir alles zu extrem und auch viel zu negativ. Es wird hier immer vergessen, dass Teile der Altstadt erhalten geblieben sind. Die Neubebauung nach dem Krieg ist vorbildhaft. Ich habe nirgendwo in einer deutschen Stadt eine derarti altstadtorientierte Neubebauung gesehen. Gotische Proportionen aus den 50ern bis 70ern und ensembleorientiertes Bauen habe ich so noch nicht gesehen, ausser in Nürnberg. Ferner sind die Stadtmauer und verschiedene Leitbauten sowie die Strassenführung im Grossen und Ganzen gut in Schuss und erhalten. Es fehlen eigentlich nur einige Rekos um die Sache komplett zu machen.

    Einmal editiert, zuletzt von Der Kurfürst (31. Juli 2015 um 17:29)

  • Der Verlust den Nürnberg erlitten hat ist immens, keine Frage.
    Allerdings ist die subjektive Feststelllung, Nürnberg fiele im Wettbewerb der Städte zurück, objektiv falsch.

    - Nürnberg liegt gemessen an Touristen und Übernachtungszahlen vor Dresden, [lexicon='Leipzig'][/lexicon] oder Bremen.
    - Gemessen an harten ökonomischen Faktoren gehört die Stadt zu den erfolgreichsten Halbmillionenstädten Deutschlands (trotz und vielleicht sogar aufgrund des harten Strukturwandels der vergangenen Jahre)
    - Die Lebensqualität (Gesundheit, Bildung, Erreichbarkeit, Infrastruktur usw.) innerhalb der Stadt wird international immer wieder hervorgehoben

    Ich meine allerdings auch, das es Nürnberg bislang nicht gelungen ist, Leuchtturmprojekte für einen pointierten Wiederaufbau des Vergangenen hinreichend auf den Weg zu bringen und marketingseitig zu inszenieren (wie bspw. in Dresden, Berlin oder Potsdam). Die wesentlichen Rekos wurden sehr detaillverliebt und hochwertig gleich nach dem Krieg angegangen und werden heute eben als gegeben betrachtet.
    Schwierig ist zudem, das es hier heute nicht um die Reko von Leitbauten (Stadtschlösser, Kirchen) gehen kann, die stehen ja praktisch alle wieder, sondern um den teilweisen Wiederaufbau verloren gegangener Wohnbebauung.
    Da Nürnberg aber trotz guter Wirtschaftsbasis aber nun mal kein zweites [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] ist, wird ein ähnliches Projekt wie dort im Römerumfeld nur schwer zu vermarkten und zu finanzieren sein.

    d.

  • Ja stimmt Kurfürst , aber die 50er Jahre Bauten müssen verfeinert werden anderer Putz , bessere Fenster , teilweise fehlende Platzwände wie am Obstmarkt müssen vervollständigt werden. UND : es fehlen Rekonstruktionen > zum Bsp. : das Toplerhaus > Urheber : Foto > https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Demidow Lizenz : http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0 https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…asse_06_002.JPG weil der hier gezeigte Zustand ist ein Witz ! :wuetenspringen:

  • Sehr interessant, es gab in Nürnberg also schon im 16. Jahrhundert eine reine Gestaltungskommission:

    Zitat

    Als maximale Breite waren umgerechnet 240 cm gestattet, die Höhe durfte nicht mehr als ein Stockwerk ausmachen und es war nur ein Erker pro Haus genehmigungsfähig. So mancher Bauherr versuchte dennoch, sich beim Zierrat besonders hervorzutun. Der reichsstädtische Rat bekämpfte solche "hoffärtigen Erker" auf das Schärfste. Mehrmals wurden Zimmerleute mehrere Tage bei Wasser und Brot ins Loch gelegt, weil sie derartige "auffgespitzte, außgehauene und durchbrochene" Erker gebaut hatten. Die Auftraggeber mussten Strafe zahlen.

    http://www.altstadtfreunde-nuernberg.de/projekte/erker.html

  • an

    Das ist mir alles zu extrem und auch viel zu negativ. Es wird hier immer vergessen, dass Teile der Altstadt erhalten geblieben sind. Die Neubebauung nach dem Krieg ist vorbildhaft. Ich habe nirgendwo in einer deutschen Stadt eine derarti altstadtorientierte Neubebauung gesehen. Gotische Proportionen aus den 50ern bis 70ern und ensembleorientiertes Bauen habe ich so noch nicht gesehen, ausser in Nürnberg. Ferner sind die Stadtmauer und verschiedene Leitbauten sowie die Strassenführung im Grossen und Ganzen gut in Schuss und erhalten. Es fehlen eigentlich nur einige Rekos um die Sache komplett zu machen.

    Vielen Dank! Als Nicht-Nürnberger: Der Verlust in Nürnberg ist enorm und vielleicht war Nürnberg eine der schönsten Städte Mitteleuropas. Aber; Die meisten Altstädte der unsrigen BRD erkennt man nicht mehr, wenn man "Innenstadtbilder" der heutigen Städte sieht - Nürnberg schon, vereinfacht und nicht in der alten Pracht, aber immerhin. Die Stärke Nürnbergs liegt nicht im "Ensemble" weniger Straßen, sondern im Ganzen. Und: Eine Verbesserung ist vorstellbar. Von ähnlich großen Städten wie Duisburg, Dortmund, Hannover und Stuttgart kann ich das nicht sagen.

  • Es fehlen eigentlich nur einige Rekos um die Sache komplett zu machen.

    Dem kann ich überhaupt nicht zustimmen. Die Strahlkraft des alten Nürnberg (wie auch anderer halbwegs vergleichbarer Altstädte) bestand ja gerade nicht in der Wirkung einzelner herausragender Bauten, durch deren Wiederherstellung die Gesamtsituation zu heilen wäre, sondern in einer Ensemblewirkung, die ein beträchtlich ausgedehntes Stadtgebiet zu einem gewachsenen Gesamtkunstwerk zusammenschloss. Mit ein paar Rekonstruktionen ist es nicht im entferntesten getan, es müsste schon Stadtumbau getrieben werden, es müsste ein Quartier nach dem anderen nach istorischem Vorbild umgestaltet werden. In ca. zehn Jahren, wenn einerseits die 50er-Jahre Zeilen umbaureif geworden sind und andererseits eine neue Generation eine starke Motivation zur Wiedergewinnung des Verlorenen verspürt. dürfte ein solcher Stadtumbau in den Bereich des Vorstellbaren gerückt sein.

  • Ja, genau! Alt-Nürnberg war bis auf wenige Ausnahmen nichts anderes als einer höchst pitoreske Ensemble vergleichbarer Bauten. Zum Beispiel Würzburg war dagegen eine ganz andere Stadt, also dort waren die großartigste Einzelbauten schon immer viel mehr stadtbildprägend als in Nürnberg.

  • Alles was ich bisher gezeigt habe war übrigens innerhalb dieses Gebietes zu finden:

    Die innere Sebalder Altstadt, ein Gebiet genau so "groß" wie Rothenburg innerhalb der Mauern. Das man daraus nicht mehr machen konnte...

    Einmal editiert, zuletzt von Niederländer (2. August 2015 um 01:00)

  • Hallo zusammen,

    Hat jemand in seinem Fundus alte Ansichten
    - des Eckhauses heutige Königstr./heutige Adlerstr. - also vom Hauptmarkt Blickrichtung Lorenzkirche? Dort muss ehemals das Haus 'Zum Lindwurm', ein Patrizierhaus gestanden haben
    - Der Straßenzug heutige Peter Vischer Str. 1 (Eckhaus 'Vischer's') bis über die Katharinengasse hinaus? (also den Eingangsbereich des Katharinenklosters und die links und rechts anschließende Bebauung

    Danke!!

  • Alt Nürnberger Treppenhäuser:

    Nürnberg. - Aufgang im Hause Winklerstr. 5
    Um 1600.



    Nürnberg aus dem 1898 abgebrochenen von Forsterschen Hause, ehemals Hauptmarkt 11.
    Treppenanlage wohl vom Anfang des 17. Jahrhunderts

    Die durchbrochenen Holzgitter aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts:

    Nürnberg. - Saal aus dem 1898 abgebrochenen von Forsterschen Hause, ehemals Hauptmarkt 11
    (6,50 x 10,80 m), Wandbekleidung, Decke und Ofen im Gewerbemuseum, Nürnberg.

    Anmerkung von Villa1895: vermutlich im 2. Weltkrieg untergegangen.

    Einmal editiert, zuletzt von Villa1895 (17. März 2016 um 23:29)

  • na ja, kann man nur sagen. Auch bei den zahlreichen Sir WC-Bewundern sowie den noch zahlreicheren Apologeten des Nachkriegs-Nürnbergs hier wird sich der 2.1.45 niemals besonderer Beliebtheit erfreuen...

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Lieber Ursus

    Ich habe eine Bitte: könntest du dich nicht ein bisschen mit deinen Beiträgen zurücknehmen? Du bist nun seit neuneinhalb Jahren APH-Mitglied. Bei 6556 Beiträgen macht das 1.9 Beiträge pro Tag aus, inkl. Sonn- und Ferientage! Soooo viel Zeit habe ich für das APH nicht, und ich muss mich auch nicht mit der Angabe meiner Berufsbezeichnung schämen.

    Wenn ich hier meinen "Senf" schreibe, überlege ich jedesmal vor dem Drücken des "Absende"-Buttons, ob mein Beitrag so wichtig ist, oder ob er überhaupt lesenswert ist. Beides ist doch bei obigem Beitrag nicht der Fall. Ich freue mich bei bestimmten Themen jedesmal, wenn ein neuer Beitrag erscheint. Ich bin aber oft auch ernüchtert, wenn dann nur ein nichtssagender Beitrag erscheint, und ich vergebens einen Strang geöffnet habe.

    Nimm das bitte zu Herzen.

  • "Vorsicht Neugotik!" , sei dem Alt-Alt-Nürnberg-Connaisseur zugerufen. Aber was für welche...


    Im sog. Wasserhof im Germanischen Nationalmuseum; Ansicht des offenen Wendeltreppenturms am Augustinerbau. So habe ich es jedenfalls recherchiert.


    Aus einer bekannten Serie:

    Diese Aufnahme ist m. E. bedeutender.

    Alles kaputt, natürlich.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)