Nürnberg in alten Ansichten

  • Und leserfreundlich wäre es auch, Weberfürth, wenn Du in normaler Schriftgröße schreibst und die Bildunterschriften jeweils bei den einzelnen Bildern drunter schreibst.

    Bei dem letzten Bildunterschrift steht "von 1888". Und zwischen "von" und "1888" stehen die vier Bilder. Das ist doch sicher nicht so gewollt. Hat jemand die 1888 auf Anhieb entdeckt?

    Die 1888 am Ende war nur ein Test…

    nein - das war natürlich ein Versehen. Aber ich muss zugeben, ich habe so meine Probleme mit dem Einstellen von Beiträgen hier - ich würde es ja gerne besser machen…

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  • Gute Frage… Spannend ist auch, dass sich im Hof des Schwarzen Pellerhauses auch nochmal eine schöne kleine Dachgaube bzw. ein Aufzugserker befand. 😍 Gibt es denn weitere Hofbilder des Schwarzen Pellerhauses?

  • Franka Ja, das ist eine Brandmauer, und zwar die Rückseite des Hinterhauses von Tetzelgasse 22, einem am Paniersplatz liegenden Wohnhaus (links oberhalb des blauen Pfeils, mit einer einfachen Lukarne). Dieses Hinterhaus lag unter einem Pultdach, von dem wir hier nur den First sehen, und auf dem drei kleine Zwerchhäuser Gauben sassen. Das Hinterhaus grenzte an die nördliche Seite des Schwarzen Pellerhaus-Grundstücks und hinter einen Teil des Hinterhauses des Pellerhofs (von dem jetzt nur die Rückfassade als Kulisse rekonstruiert worden ist).

    Zwischen dem Wohn- und Hinterhaus besteht ein Werkstattgebäude mit Flachdach, anstelle dessen auf der bayerischen Uraufnahme ab 1808 noch eine Gartenanlage eingezeichnet ist, mit der Grundstücks-oder Hausnummer 731. Der grosse Baum rechts vom blauen Pfeil könnte noch zu diesem Garten gehört haben, oder er gehörte bereits knapp dem rechten Nachbarn.

    Mauern dieser Höhe brauchen eine bestimmte Stärke, damit sie überhaupt das Eigengewicht tragen und auch dem Winddruck widerstehen können. Um teures Steinmaterial einsparen zu können, wurden einzelne Partien mit geringerer Stärke errichtet. Das wären dann die Bogennischen. Das tragende Mauerwerk sind die Mauerpfeiler und Bogen. Die dünneren Partien in den Bogennischen könnten von der Statik her weglassen werden, sodass das Mauergerippe analog einem Skelettbau selbsttragend wäre (analog dem Wandaufbau gotischer Kathedralen). Wegen des eigentlichen Zwecks der Brandmauer mussten diese Öffnungen natürlich verschlossen sein. Solche Mauern findet man überall in Städten mit Massivbauten, nicht nur in Nürnberg. Eine solche Mauer wird einfach 'Mauer mit Bogennischen' genannt, oder - wenn die Bogennischen sehr nah aneinander gerückt sind, sodass dazwischen nur noch Säulen Platz haben - 'Mauer mit Blendarkaden'.

    Auch das Pellerhaus selbst weist zwei solche Nischen auf, und zwar unterhalb des Treppenturms zwischen dem Vorderhaus und dem westlichen (linken) Arkadengang. Hier hatte die Mauer auch das Gewicht des Treppenturmes zu tragen, weshalb sie an der Rückseite verstärkt und zur Materialersparnis auch mit zwei solchen Nischen versehen wurde. Diese Wand war nie zugebaut und im Hof des Schwarzen Pellerhauses sichtbar, so wie sie es heute noch ist: Google maps (Sicht 'durch' das schwarze Pellerhaus).

    Links von der Bogennischenwand erkennt man auf der Flugaufnahme noch ein Türmchen mit spitzem Helm. Dieses gehörte zur westlich anstossenden Liegenschaft (in der Uraufnahme Nr. 732, auf der Fotografie mit flacher geneigtem Satteldach als jenem des Peststadels davor), macht aber allein und ohne Verbindung zu einem Hinterhaus keinen Sinn. Es ist möglich, dass das Hinterhaus mit der Bogennischenwand in der Höhe auf zwei Eigentümer aufgeteilt war - das Erdgeschoss zu Nr. 731 und das Obergeschoss zu Nr. 732.

    Das ist jetzt natürlich alles sehr spekulativ, aber solche Thesen helfen dem Forscher, mal in eine Richtung in den Archivalien zu forschen zu beginnen.

  • Ja, das ist eine Brandmauer,.......

    Ich hatte die Vermutung, dass nicht die hier -->

    grün markierte Brandmauer gemeint war. In Berlin sind diese Bogennischen übrigens auf der Gebäude-"Innenseite" ausgeformt - nach außen sieht man die glatte Oberfläche.

    Pink wäre die von mir gesichtete Gaube, die größengleich dem gelben Aufbau links teils vom Schornstein verdeckt ist.

    Also es läge jetzt an Franka zu präzisieren, ob es um pink oder um grün bei ihrer Frage geht.

  • Vielen Dank für Deine sehr fundierte und interessante Auskunft!

    Tatsächlich entdeckte ich auf den Luftbildern noch andere Brandmauern und (bei genauerem Hinsehen auch bereits zerstörte Gebäude).

    Hier ist auch so eine Brandmauer. Diese ist wohl mit Fachwerk…

    Beauty matters!

  • Hier ist auch so eine Brandmauer. Diese ist wohl mit Fachwerk…

    Eine Brandmauer aus Fachwerk? Das klingt für mich widersinnig und ich habe dafür auch keine historischen Beispiele vor Augen. Kennt jemand derartige Beispiele mit einer gesicherten Funktion als Brandmauer?

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Links von der Bogennischenwand erkennt man auf der Flugaufnahme noch ein Türmchen mit spitzem Helm. Dieses gehörte zur westlich anstossenden Liegenschaft (in der Uraufnahme Nr. 732, auf der Fotografie mit flacher geneigtem Satteldach als jenem des Peststadels davor), macht aber allein und ohne Verbindung zu einem Hinterhaus keinen Sinn. Es ist möglich, dass das Hinterhaus mit der Bogennischenwand in der Höhe auf zwei Eigentümer aufgeteilt war - das Erdgeschoss zu Nr. 731 und das Obergeschoss zu Nr. 732.

    Das ist jetzt natürlich alles sehr spekulativ, aber solche Thesen helfen dem Forscher, mal in eine Richtung in den Archivalien zu forschen zu beginnen.

    Also nach meinem Verständnis gehört das alles zur Liegenschaft Tetzelgasse 32. Gibt ja zum Glück einige Bilder hiervon:

  • Das ist gut möglich, insbesondere wenn man das dritte Bild ansieht. Die bayerische Uraufnahme ab 1808 gibt hier nicht eindeutig Auskunft bezüglich der Parzellengrenzen, die jeweils dicker und sogar mit feinen Schatten gezeichnet sind. Manchmal unterscheiden sie sich aber nur schwach von andern Linien. Wenn man genau hinschaut, ist es wohl so, dass Nr. 731, das Hinterhaus und Nr. 732 tatsächlich in einer Hand vereinigt waren. Der Stadtplan von 1945 ist da weniger klar. Jedenfalls gehörte Haus / Liegenschaft Nr. 748 nicht dazu, sondern zu einem Nachbarhaus des Grolandhauses (Nr. 746). Deshalb die doppelte Aufführung der Nr. '748'.

    Keine Auskunft geben solche Stadtpläne in Fällen, wo die Geschosse verschiedenen Besitzern gehörten. Deshalb liess ich diese Möglichkeit in meinem ersten Beitrag zum Hinterhaus ebenfalls zu. Und wenn man die vier Fotos betrachtet, sieht man, dass im Treppentürmchen alle Fenster zugemauert sind. Das muss ja auch seinen Grund gehabt haben... Es muss auch bedacht werden, dass einzelne Geschosse mal verkauft und irgendwann wieder mal zurückgekauft worden sind. Weiter möchte ich aber nicht spekulieren, denn mit diesen gesammelten Angaben hätte ein Historiker genug Grundlagen, in Archivalien zu forschen und eine Hausgeschichte zu schreiben.

    (Weshalb ich mich zu dieser Frage der Brandwand und dem zugehörigen Hinterhaus so ausführlich äussere, hat seine Ursache in einem Hinterhaus in St. Gallen, dessen Geschichte ich kürzlich entschlüsseln konnte: Mein Geschichtsprofessor am Gymnasium, der damals gerade ein Standardwerk über die Stadtgeschichte schrieb, fragte mich vor gut vierzig Jahren, ob ich wisse, was das für ein spezielles Gebäude sei, das er auf einer Ansicht gefunden hatte. Diese entstand auf Grundlage der Merian-Ansicht, bei der alle Wohn- und Nebenbauten weggelassen waren, sodass nur die Stadtbefestigung, kirchlichen und öffentlichen Bauten eingetragen waren. Das fragliche Hinterhaus war aber mitsamt Treppenturm und einem Bogenfenster ebenfalls eingezeichnet, sodass man auf den Gedanken kommen musste, dass hier einst eine Kapelle stand, die aber nirgends nachgewiesen werden konnte. Nun habe ich kürzlich herausgefunden, dass es ein zweigeschossiges, massiv gemauertes Hintergebäude mit Kreuzgratgewölben war, das als Lagerhaus diente. Man muss bedenken, dass vor 1800 Versicherungen unüblich waren, sodass jeder Kaufmann für einen allfälligen Verlust seiner Ware selber aufkommen musste, wenn ein Schaden passierte. Deshalb können auch Hinterhäuser sehr massiv gemauert sein, quasi als 'Tresor' eines Kaufmanns. Das Lagerhaus verblieb fälschlicherweise auf dieser Ansicht und kann einen Forscher auf die falsche Fährte führen.

    Gemäss einer Verkaufsurkunde von 1817 gehörte es damals zwei Besitzern. In den 1840er Jahren wurde das Obergeschoss an einen Nachbar verkauft. Dazu musste der Treppenturm niedergelegt und andernorts eine neue Aussentreppe angelegt werden. Von 1866 bis 1880 war hier die erste Synagoge seit dem Mittelalter eingemietet. 1931 wurde es abgebrochen. Eine Fotografie von 1931 ist im Stadtarchiv mit 'Katharinenhof' bezeichnet, obwohl sich dieser in einem andern Altstadtquartier befand. Zudem ist die Fotografie seitenverkehrt im Onlinekatalog abgebildet... Meine Korrekturen dazu sind aufgenommen worden, der Titel aber lautet nach wie vor 'Katharinenhof' anstatt 'Spitalgasse 5a' und das Bild blieb seitenverkehrt. Irgendwann konnte ich vier Abbruchfotos erwerben, welche das Innenleben des Lagerhauses mit seinen Gewölben zeigten.

    Auch so 'unbedeutende' Hinterhäuser habe ihre Geschichte, welche ich in nächster Zeit aufschreiben werde. Frankas Frage zur Brandwand liess mich sofort an dieses Hinterhaus denken.)

  • Riegel

    Insgesamt sehr interessante Ausführungen - nur mit den Zwerchhäusern komme ich gedanklich nicht klar, weil die mMn nicht groß (lang) genug sind, um bis zur Fassade zu reichen.

    Die Abgrenzung zum Frontispiz braucht in diesem Zusammenhang wohl nicht betrachtet werden, denke ich.

    (Bild von mir --- Berlin-Wedding)

  • Wenn man genau hinschaut, ist es wohl so, dass Nr. 731, das Hinterhaus und Nr. 732 tatsächlich in einer Hand vereinigt waren. Der Stadtplan von 1945 ist da weniger klar. Jedenfalls gehörte Haus / Liegenschaft Nr. 748 nicht dazu, sondern zu einem Nachbarhaus des Grolandhauses (Nr. 746). Deshalb die doppelte Aufführung der Nr. '748'.

    Ganz traue ich folgender Karte nicht immer, aber danach wären die Eigentumsverhältnisse nochmal anders gewesen:

    Bist du sicher, daß es dieses etagenweise Verkaufen in Nürnberg überhaupt gab? Ich habe schon von vielen Häusern die Entwicklung der Eigentümer gelesen, aber das ist da meiner Erinnerung nach nie aufgetaucht.

  • frederic Was ist denn das für ein Plan? Ist das ein nachgezeichneter, digitaler Stadtplan von 1945?

    Ich würde aufgrund der Stadtpläne jetzt nicht mehr weiter spekulieren, wo genau die Parzellengrenzen liegen und was in einer Hand vereinigt war. Beobachtungen in den Stadtplänen dienen mir lediglich als Grundlage für die weitere Erforschung in den Archiven oder Grundbüchern. Das ist ein ständiges Hin und Her zwischen Plänen und schriftlichen Quellen. Betreffend 'etagenweisem Verkaufen': Natürlich bin ich mir nicht sicher, ob es das in Nürnberg gab, aber ausschliessen darf man nie etwas. Solche Vorgänge konnten manchmal sehr kompliziert gewesen sein. Wieder ein Beispiel aus St. Gallen: 1839 wurde das Multertor abgebrochen. Die Stadttore waren im Besitz der Ortsbürgergemeinde, dem Überbleibsel der alten Stadtrepublik vor 1798. Nach der Zeit der Helvetik und Napoleon wurde die politische Gemeinde gegründet (beide Körperschaften gibt es heute noch!). Für das Strassen- und Polizeiwesen war die politische Gemeinde zuständig, welche die Tore der Ortsbürgergemeinde zuerst abkaufen musste, um sie niederlegen zu können. Zwei Geschosse des Tores waren aber im Besitz eines Anstössers. Auch mit diesem musste verhandelt werden. Das waren alles Vorgänge, die man auf keinem Plan oder Bild ersehen kann.

    Andersdenkender Was hast Du auch mit diesen Gauben, um die es hier gar nicht geht? Die Gauben müssen ja nicht bis zur Fassadenebene gereicht haben. Ok, ich habe wohl die Begriffe ungenau verwendet. Eine Lukarne oder Zwerchhaus ist fassadenbündig; sie stehen also auf der Traufe. Eine Gaube kann irgendwo auf dem Dach sitzen, unabhängig von der Fassadenebene. Ich habe deshalb in meinem ersten Beitrag zu diesem Hinterhaus den Begriff 'Lukarne' durchgestrichen und durch 'Gaube' ersetzt. So ist es genug neutral geschrieben. In Nürnberg werden die Lukarnen 'Dacherker' genannt. Unter sie fallen fassadenbündige oder auskragende Aufzugslukarnen, aber auch die fassadenbündigen Wohndacherker mit einem Spitzhelm darüber, die eher ein turmmässiges Aussehen haben als das einer Lukarne.