Grünberg (Galerie)

  • Grünberg ist eine kleine Stadt in Oberhessen ca. 20km östlich von Gießen. Die Stadt entwickelte sich aus einer am Ende des 12. Jh. durch die Landgrafen von Thüringen zum Schutz gegen Mainz erbauten Burg. Bereits 1222 wird Grünberg erstmals als Stadt genannt. Im Mittelalter gewann Grünberg durch seine Lage an der Handelsstraße "an den kurzen Hessen" von Frankfurt in Richtung [lexicon='Leipzig'][/lexicon] an Bedeutung. Durch Brandschatzungen 1370 und 1391 und endgültig durch den dreißigjährigen Krieg wurde diese Entwicklung unterbrochen. Die Stadt konnte sich erst im 19. Jh. erholen und war von 1832 bis 1874 Kreisstadt des nur kurz bestehenden Kreises Grünberg. Karte zur Stadtentwicklung: http://www.lagis-hessen.de/img/statl/s3/9_2.jpg

    In der Stadt hat sich eine relativ große Zahl spätmittelalterlicher Fachwerkbauten erhalten. Vor allem in den Seitenstraßen gibt es aber auch einige Bausünden aus den 60er/70er Jahren. So wurde z. B. 1969 das Burghaus aus dem 16. Jh. abgerissen und damit der letzte Rest der Burganlage vernichtet.

  • Den Anfang macht das bedeutendste Ensemble Grünbergs, das ehem. Antoniterkloster und spätere Landgrafenschloss. Das Kloster wurde 1242 erstmals erwähnt und bestand bis 1526. Ab 1577 wurden die Gebäude zum Schloss als Witwensitz ausgebaut.

    Blick von der Feldseite der Stadtmauer zum sog. Universitätsbau, der um 1500 als Speicher des Klosters errichtet wurde. Zweimal war das Gebäude vorübergehend Sitz einer Universität, 1542 lagerte man die Universität Marburg hierhin aus und 1613 die Universität Gießen, beide Male wegen Pestepidemien.


    Ansicht von der Stadtseite, schon rund 100 Jahre nach der Erbauung wurde ca. dreiviertel der Fachwerkkonstruktion erneuert.


    Blick in den Innenhof des ehem. Klosters, der Querbau war die ehem. Klosterkirche.


    Der aus dem 2. Viertel des 15. Jh. stammende sog. Mönchsbau.

  • Der Südflügel wurde 1578-1582 von Eberdt Baldewein umgebaut und zur Rosengasse mit zwei Erkern versehen.


    Detail Südflügel vom Innenhof


    Rosengasse 5, der Marstall mit recht stark verändertem Fachwerk aus der Zeit um 1500 und unschönem Anbau der VR-Bank.

  • Weiter in die Altstadt geht es durch die Marktgasse.


    Marktgasse 6 und 8 um 1500 erbaut, beide Häuser wurden stark erneuert.

    Von der Nr. 6 ist anscheinend nur noch Giebelwand erhalten.


    Rückseite


    Nordseite der Marktgasse

  • Blick über den Marktplatz nach Südwesten, die geschlossene Fachwerkbebauung stammt aus dem 15.-19. Jahrhundert.


    Marktplatz 8 Ecke Barfüssergasse, die rechte Haushälfte mit verzierten Eckpfosten von 1665 und der Inschrift: "Dies Haus steht in Gottes Hand Gott behüt die Einwohner vor Sünd und Schand der Bawherr Johannes Benedictus Stamler genannt", 1806 wurde es mit dem Nachbarhaus unter einem Dach zusammengelegt.


    Weiter an der Westseite des Marktplatzes, links Nr. 7 die Alte Post von 1668.


    Marktplatz Nr. 6 aus dem späten 15. Jh.


    Marktplatz Nr. 5 von 1529


    Links neben der Nr. 5 stand bis 1895 das um 1470 erbaute Lutherhaus, das Grundstück wurde nicht wieder bebaut. Eine Aufnahme von Ludwig Bickell.


    Blick über den Marktplatz nach Nordosten 1895 während des Abbruches, das Lutherhaus war das einzige unverputzte Fachwerkhaus am Markt.


    Ostseite, das Fachwerk war sicher nicht immer auf Sicht angelegt.


    Quelle: Bildindex Marburg

  • Das Rathaus wurde von 1586-87 erbaut und 1593 von der Stadt erworben, das ursprünglich Rathaus stand an der Nordwestecke des Platzes und wurde 1830 abgerissen.


    Das Rathaus wurde 1822 verputzt und der Erker entfernt. 1966 Freilegung des Fachwerks und 1980 Rekonstruktion des Erkers.


    Quelle: Bildindex Marburg

    Die Renaissancemalerei wurde 1922 freigelegt und 1980 restauriert.


    Ansicht von der Rabegasse

    Fortsezung folgt ...

  • Die Rabegasse ist nach einem früheren Bürgermeister des 16. Jh. benannt.

    Rabegasse 2, ehem. Gasthof zum goldenen Adler, Ende 15. Jh.


    Die Lichtverhältnisse waren ziemlich schlecht zum Fotografieren.


    Rabegasse 8, um 1500


    Rabegasse 12, ein sehr stattliches Haus ebenfalls um 1500 erbaut.


    Rückseite


    Rabegasse 9, über das Haus habe ich nichts weiter gefunden, wegen den überkreuzten Streben auf der Giebelseite und den langen Schwertungen auf der Traufseite müsste es aber auch etwa um 1500 entstanden sein.


    Westseite


    Ostseite

  • Die Seitengassen der Rabegasse sind weniger geschlossen erhalten, waren aber wahrscheinlich auch früher weniger dicht und oft nur mit Nebengebäuden bebaut.

    Judengasse 5, das Haus ist wirklich so schief.


    Judengasse 25, 23, 21


    Junkergarten, das Gebäude fällt glücklicherweise im Stadtbild kaum auf und ist nur von zwei Seitengassen aus zu sehen.


    Am westlichsten Punkt der Altstadt steht der Diebsturm aus der Zeit um 1200. Der Turm diente lange als Gefängnis, seit 1895 als Wasserturm und heute als Aussichtsturm.

    Blick vom Renthof


    Blick von der Feldseite

  • Ist der "Junkergarten" ein Wohnhaus? Er könnte zumindest mal einen neuen Anstrich vertragen. Die weiße Farbe wirkt etwas angegammelt.

  • Heimdall: Das Haus gehört zu diesem Laden, der Eingang ist in einem Fachwerkhaus der Rabegasse. Ein Teil des Gebäudes scheint aber ungenutzt.

    Weiter zum nördlich vom Diebsturm gelegenen ehem. Franziskanerkloster. Von den ab ca. 1250 erbauten Klostergebäuden steht nur noch der Wohnbau der Mönche, der Rest wurde nach der Reformation abgerissen.


    Innenhof


    Barfüssergasse



    Barfüssergasse 5 und 3, die Nr. 5 (links) ist um 1450 erbaut und soll demnächst saniert werden. Das um 1500 erbaute und ebenfalls denkmalgeschützte Nachbarhaus rechts soll dagegen abgerissen werden u. A. auch "um die bedeutende Fachwerkstruktur des Nachbarhauses sichtbar zu machen". Ein dämliches Argument denn beide Häuser sind Wandständerbauten mit Ankerbalkenzimmerung und gleich bedeutend, abgesehen davon ist ein Haus diesen Alters natürlich immer erhaltenswert.

    Lösung gefunden Grünbergs ältestes Haus wird saniert


    Blick in Richtung Marktplatz


    Das Haus ganz rechts und eine der Scheunen auf der linken Seite fehlen heute.


    Quelle: Bildindex Marburg

  • Die Alsfelder Straße führt vom Marktplatz in Richtung Nordosten.

    Alsfelder Straße 1/3 aus der zweiten Häfte des 15. Jh.


    Rückseite


    Quelle: Bildindex

    Alsfelder Straße 5, eine Aufnahme von Ludwig Bickell, links die Nr. 1/3, von dem Haus habe keine gute Aufnahme.

  • In diesem Bereich stand die im 12. Jh. erbaute Burg, die Keimzelle der Stadt. Die ehem. Burg wurde 1810 vom Großherzogtum Hessen an die Grünberger Einwohner verkauft. 1969 wurde der letzte Rest der Burg, das 1533 erbaute Burghaus, abgerissen und das Gelände neu teilweise neu bebaut.


    An Stelle der Neubauten stand das Burghaus.

    Zum Abschluss folgt dann noch die Stadtkirche mit ihren umgebenden Häusern.

  • Zum Schluss noch die evangelische Stadtkirche und die umgebende Bebauung "An der Stadtkirche".

    Die Stadtkirche wurde von 1846-1853 als Ersatz für den gotischen Vorgängerbau aus dem 13.-14. Jh. errichtet. Dieser war während des dreißigjähren Krieges stark beschädigt worden, wegen mangelnder Erhaltungsmaßnahmen durch den wirtschaftlichen Niedergang Grünbergs stürzten 1770 die ersten Gewölbe ein. 1812 wurden die Gottesdienste in die Hospitalkirche verlegt und 1816 stürzte die Kirche ein. Durch die schlechte wirtschaftliche Situation nach den napoleonischen Kriegen und der Missernte von 1816 konnte erst 30 Jahre nach dem Einsturz mit dem Neubau begonnen werden. 1964-69 wurde die Kirche umgebaut und bis auf das Gestühl fast alles der alten Ausstattung entfernt.


    Die rechteckigen Fenster stammen aus den 60er Jahren.


    Umgebung der Kirche


    Ein weiteres Fachwerkhaus aus der Zeit um 1500.


    An der Stadtkirche Ecke Brückelchen


    Das war es erst einmal, es fehlt noch die Neustadt mit der Hospitalkirche und dem Augustinerinnenkloster.

  • Ich könnte mir vorstellen, dass der Erker 1822 baufällig war und da Fachwerk damals sowieso völlig außer Mode war, wurde er eben entfernt. Im Zug des Umbaus 1822 hat man die Fenster vergrößert und nach klassizistischer Manier alles verputzt, vielleicht auch mit dem Vorwand des Brandschutzes.