A 100 - Berliner Stadtautobahn

  • Bisher "fraß" sich die Berliner Stadtautobahn A 100 durch den Westteil der Stadt und endete in Neukölln irgendwo an der Grenzallee. Nun geht es weiter durch den Ostteil mit dem nächsten Bauabschnitt 16 bis zum Treptower Park: http://www.stadtentwicklung.berlin.de/bauen/strassen…_16BA_Flyer.pdf

    Hier nun ein paar Ablichtungen der Mathesstraße und die beiden Häuser Beermannstraße 20 und 22, dessen Stadtbild so, nun bald Geschichte sein wird:

    6/2014

    5/2015

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    5/2015

  • Die runtergekommene Häuserzeile auf den letzten drei Bildern könnte man sicher mit etwas Aufwand wieder herausputzen. Waren das mal Gründerzeitler? Komisch auch, daß die Fassadenfarbe des letzten Hauses je nach Perspektive völlig anders aussieht.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Ja, das waren Gründerzeitler, an denen, insbesondere an dem letzten Haus, ist allerdings nichts mehr gemacht worden, da es länger bekannt ist daß sie der Stadtautobahn weichen müssen. Die Wohnungen waren bis vor kurzer Zeit noch für 3,-€ den m² vermietet gewesen. Um die letzten Mieter rauszukriegen hat man ihnen anderen Wohnraum für 16 Jahre gleicher Miete verschafft.

  • Naja, schade um die Häuser ist es schon, allerdings denke ich, dass der Weiterbau der Stadtautobahn eine infrastrukturell sinnvolle Maßnahme ist, um dem steigenden Verkehr gerecht zu werden. Wenn das die einzigen historischen Gebäude sind, die weichen müssen, ist es insgesamt ja noch eine glipfliche Angelegenheit. Vielleicht schafft es ja einer der Berliner, die Treppenhäuser o.ä. noch zu dokumentieren?

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • An den Treppenhäusern läßt sich kaum noch nenennswert historisches finden. Das letzte Haus, das gelbe, die Nummer 22 wurde bereits in den 60iger oder 70iger Jahren entstuckt und "modernisiert". Bei einigen Häusern wurden nach der Entstuckung Kratzputz angebracht, wieder andere gammelten so vor sich hin, bis so um 1987 mal sich eine DDR "Rekowelle" auftat, und man die Häuser in der Beermannstraße ein äußerlich historisches Antlitz verpaßte - welches allerdings so ein wenig vom Original abwich.
    Hier mal ein Teil eines Hauses der Beermannstraße im vorherigem Original: http://www.zeit.de/gesellschaft/2…strasse/seite-5

    Die gesamte Beermannstraße wurde um 1987 herum historisierend aufgehübscht, bis auf das letzte (gelbe) Haus Nr 22 .

    Daß die Häuser Beermannstraße Nr 22 und 20 für die A 100 fallen werden ist sicher, ungewiß ist die weitere Zukunft der Nr 18 und 16. Gerüchten zu Folge sollen diese später einer Ausfahrt zum Opfer fallen, was für mich jetzt allerdings keinen Sinn macht - eine Ausfahrt in die Beermannstraße zur arg verjüngten Elsenstraße hin? Das würde eine arge Staukatastrophe an der Stelle geben. Für mich wahrscheinlicher ist, daß entsprechende Ausfahrt erst am Treptower Park erfolgt.

    Die Matthesstraße wird wohl durch die A100 völlig verschwinden, da die A100 hier in Trogbauweise entlanggeführt werden soll, was diese Straße dann ohnehin nicht mehr betret - und befahrbar macht. Es wäre jetzt natürlich interessant, ob die Beermannstraße dann zur Sackgasse wird, oder ob man eine Nebenstraße in Richtung Treptower Park errichtet (welche wohl kaum jemand benötigt, da ohnehin schon die Matthesstraße bisher allenfalls als Parkplatz diente.

    Nun ja, architektonisch wird sich an dieser Ecke wohl durch den Weiterbaubau der A100 nichts verschönen, den greisslichen Schallschutz mag ich mir auch garnicht vorstellen - ich werd ihn ja eh noch früh genug sehen.

    Die Notwendigkeit des Ausbaus der Stadtautobahn, leuchtet mir ja durchaus ein, aber ich könnt mir was schöneres vorstellen als langweilige Beton-Asphalt Rampen. So ein nettes Viadukt, schön verziert, mit Bäumen, Gaslaternen und Kopfsteinpflaster und auch entsprechend schmiedeeisernen Geländern - des wär doch mal was nettes :opa:

  • Daß die Häuser Beermannstraße Nr 22 und 20 für die A 100 fallen werden ist sicher, ungewiß ist die weitere Zukunft der Nr 18 und 16. Gerüchten zu Folge sollen diese später einer Ausfahrt zum Opfer fallen, was für mich jetzt allerdings keinen Sinn macht - eine Ausfahrt in die Beermannstraße zur arg verjüngten Elsenstraße hin? Das würde eine arge Staukatastrophe an der Stelle geben. Für mich wahrscheinlicher ist, daß entsprechende Ausfahrt erst am Treptower Park erfolgt.

    Es ist wohl anders geplant:

    Als Kompromiss (da Weiterbau noch nicht beschlossen) wird die A100 "direkt", also niveaugleich, an der Straße Am Treptower Park enden, ohne Rampen o.ä. (anders als z.B. bei der geplanten Verlängerung der A103 am Sachsendamm).

    Bei einer Weiterführung zur Frankfurter Allee würde dieser Teil der Straße wieder abgerissen und als Brücke über die Straße Am Treptower Park neu gebaut - folglich müsste die Zufahrt zur A100 Fahrtrichtung Süd dann mit Rampen parallel zur Autobahn erfolgen, weshalb dann wohl die beiden Altbauten weichen würden.

    Mit Google Maps könnte es aber auch reichen, wenn man die Häuser stehen lässt - vielleicht gibt es da Vorschriften für die Länge von Auffahrten, welche dem im Wege stehen? Sind etwa 170 Meter.

  • Die Weiterführung zur Frankfurter Allee ist doch allerdings auch schon beschlossen? Durch den neuen Bahnhof Ostkreuz wurde bereits eine Tunnelverbindung gebaut. Schade finde ich es allerdings um das alte Behala Gebäude am Ende der Elsenbrücke, welches dann wohl auch der A100 weichen muß. Warum man die Elsenbrücke (welche ja drei oder vierspurig ausgebaut ist) nicht in die Autobahnplanung mit einbezieht, ist mir nicht so ganz klar. Diese soll wohl zurückgebaut werden, um der A100 Platz zu machen....nur die Elsenbrücke wäre die ideale Autobahnbrücke über die Spree.

  • Beschlossen ist gar nichts. Der Senat plant die Weiterführung, aber weder die Finanzierung noch der Ausführungszeitraum stehen fest. Ferner geht die Planung ja sogar weiter, eine Stadtstraße planfrei bis mindestens zur Storkower Straße. Davon wird sicher auch die Planung für den letzten Abschnitt der A100 abhängen.
    Da in Berlin nächstes Jahr wieder Wahlen sind und auch die Klientel in Friedrichshain alles andere als Autobahnaffin ist, bin ich da erstmal entspannt, was einen Weiterbau betrifft. Ebenso erfolgt die Finanzierung ja auch durch den Bund. Spannend wir da also der Verkehrswegeplan 2015, der derzeit erstellt und bis 2030 gelten wird.

    Am Ostkreuz wird nur der Deckel gebaut, damit man bei einer Fortführung der Autobahn nicht alles neu aufreißen muss. Eine typische Vorleistung, wie es sie in Berlin oft gibt. Das heißt noch gar nichts. ;)

    Die Elsenbrücke soll zurückgebaut werden. Die Brücke wäre - auch saniert - eigentlich nicht für die Autobahn nutzbar, da die A100 nach der Querung an der Straße Alt-Stralau unterirdisch fortgeführt werden soll. Auch dort würden - neben dem BEHALA-Gebäude - weitere Altbauten verschwinden (u.a. das Haus, in dem der Club "Wilde Renate" untergebracht ist).

  • Die Elsenbrücke soll zurückgebaut werden. Die Brücke wäre - auch saniert - eigentlich nicht für die Autobahn nutzbar, da die A100 nach der Querung an der Straße Alt-Stralau unterirdisch fortgeführt werden soll. Auch dort würden - neben dem BEHALA-Gebäude - weitere Altbauten verschwinden (u.a. das Haus, in dem der Club "Wilde Renate" untergebracht ist).

    Gegen die Autobahnweiterführung, habe ich ja erst einmal grundsätzlich garnichts. Was mich wundert; wenn die Autobahn ohnehin unterirdisch weitergeführt werden soll, dann könnt man dies doch auch mittels Schildvortrieb bewerkstelligen - unter den Häusern durch?
    Gut, um die Häuser der Beermannstraße 20 und 22 ist es jetzt nicht soo schad, galt doch die Beermannstraße immer als Treptows Schmuddelecke - es waren von der Architektur her um die Jahrhundertwende, Bauten minderer Qualität.

  • Hier ein aktuelle zusammengefasster Sachstand aus dem Tagesspiegel:

    Vom Treptower Park nach Friedrichshain: Neubau A 100: Wer wohnt auf der künftigen Autobahntrasse? - Tagesspiegel

    Neben meiner Verärgerung über den Anachronismus der Fortführung der autogerechten Stadt, stimmt mich der (irgendwann mal) bevorstehende Abriss des alten Kraftwerks an der Elsenbrücke nicht sehr froh.

    Bildquelle: Wikimedia, Urheber 'Georg Slickers', CC BY-SA generisch

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Um das Kraftwerk wärs aber sehr schade! Lässt sich das nicht irgendwie umgehen?

    Ansonsten ist der Berliner Autobahnring ja vor allem auch eine überregionale Angelegenheit, die nur bedingt etwas mit der "autogerechten Stadt" zu tun hat. Berlin muss sich auch metropolisch entwickeln können, dazu gehört eine leistungsstarke Infrastruktur. Individualmobilität wird künftig sicher etwas anders sein, sie wird aber nicht einfach verschwinden. Und Berlin wächst beständig, hat bald vllt. wieder 4 Millionen (immer finanzstärkere) Einwohner, und jedes Jahr mehr Besucher.


  • Neben meiner Verärgerung über den Anachronismus der Fortführung der autogerechten Stadt, stimmt mich der (irgendwann mal) bevorstehende Abriss des alten Kraftwerks an der Elsenbrücke nicht sehr froh.

    Ob das Behala Gebäude ein Kraftwerk mal war, weiß ich selbst jetzt nicht, es gehörte jedenfalls zum Osthafen, welcher durch die Elsenbrücke zertrennt wurde. Das Gebäude selbst steht unter Denkmalschutz - hat leider in Berlin nicht viel zu bedeuten.
    Mein Gedanke zum Weiterausbau der A100 wäre ja gewesen die Elsenbrücke zu integrieren, und selbige dann am Markgrafendamm zur Ostkreuzunterführung zu leiten. Das Eckgebäude Alt Stralau ist ja bereits seit den 70iger Jahren weg. Ich meine an "Vorderhauskultur" ist da ohnehin nicht mehr viel zu finden was da jetzt so sonderlich erhaltenswert wäre, wenn ich mich recht entsinne, stehen da nur noch wenige kaputtsanierte Altbauten auf der rechten Seite (und links, wo des hübsche alte Hinterhofkino war, stehen DDR Plattenbauten)

    Einmal editiert, zuletzt von OberstMadig (5. Juni 2015 um 21:00)

  • Ansonsten ist der Berliner Autobahnring ja vor allem auch eine überregionale Angelegenheit, die nur bedingt etwas mit der "autogerechten Stadt" zu tun hat.

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    Das ist ja die große Gefahr, dass der innerstädtische Autobahn-Halbring A 100 telweise oder ganz den um Berlin herumführenden Autobahnring A 10 ersetzt. Das Navi macht´s selbst für die ortsunkundigsten LKW-Fahrer von sonstwoher möglich. Und wer auf die Land- und Stadtkarte schaut, weiß um die rein rechnerische Abkürzung.

    Im Übrigen ist das Argument des Lückenschlusses kaum von Tragweite. Es ist schlichtweg eine Verlängerung des westlichen und südlichen Innenstadtrings nach Osten hin. Im Norden wird selbstverständlich im Wedding die bestehende Stadtstraße mit Straßenbahn (Linien M 13 und Linie 50) bestehen bleiben, ohne dass das jemals zu einer Autobahn umgewidmet werden wird. Will sagen: Nirgends steht geschrieben, dass die weitere Fortführung der A 100 in Autobahnform erfolgen muss. Denkbar wäre auch eine Fortführung in Form einer Stadtstraße wie im Wedding und in Pankow/ Prenzlauer Berg. Auch ggf. mit einzelnen Tunnelstrecken.

  • Nun ja, in wie weit etwas als Autobahn bezeichnet werden kann wo die Höchstgeschwindigkeit 80kmh beträgt, sei mal auch noch dahin gestellt. In München (Tempo 60) nennt man das Ding einfach nur "mittlerer Ring". Für sinnvoll halte ich ja eine Stadtautobahn durchaus (wer mal durch Hamburg fahren mußte, weiß wahrscheinlich was ich meine), was mich aber dabei ärgert ist diese Billigstplanung. So ein Bauprojekt sollte auf erhaltenswerte historische Bausubstanz Rücksicht nehmen, auch wenn des jetzt mal ein paar Pfennig mehr kostet.

  • Aber genau hier vermischt ihr ja (leider wichtigerweise) zwei Punkte:

    1. den Sinn / Unsinn einer Autobahn
    2. die Frage der Finanzierung

    1. ist fraglich. Einerseits zerstört eine (überirdische) Autobahn Stadtquartiere und zementiert diesen Status für Jahrzehnte. Andererseits nimmt sie Verkehr aus den umliegenden Straßen auf, diese können (bei entsprechender Planung, die leider zu selten umgesetzt wird) dann zurückgebaut werden, der Kiez wird beruhigt.

    2. kostet eine Autobahn das Land Berlin fast nichts. Die SPD hat damals richtig argumentiert, dass eine Stadtstraße statt A100 das Land bezahlen müsste, der Bund diese nicht finanziert.

    Am sinnvollsten wäre es, die A100 noch vor der neuen Anschlussstelle Treptower Park in einen Tunnel zu verlegen und unterirdisch bis zur Frankfurter Allee weiterzuplanen. Keine Altbauten müssten weichen, die Stadt würde nicht durchschnitten und auch der Protest wäre wohl deutlich geringer. Das alles wird aber nicht geschehen, stattdessen gibt es einen Mischmasch aus Tunnel/Trog/überirdischer Führung, der irgendwie alles vereint: nicht richtig teuer, aber auch nicht wirklich billig, ein paar Häuser weg, ein paar bleiben. Ein typischer Kompromiss, aber auch kein guter. Hinzu kommt, dass die A100 bereits heute deutlich überlastet ist (auch ein Argument der Gegner damals) und regelmäßig Anschlussstellen oder Tunnelabschnitte gesperrt werden - man müsste hier eigentlich gleich achtspurig bauen.


  • Am sinnvollsten wäre es, die A100 noch vor der neuen Anschlussstelle Treptower Park in einen Tunnel zu verlegen und unterirdisch bis zur Frankfurter Allee weiterzuplanen. Keine Altbauten müssten weichen, die Stadt würde nicht durchschnitten und auch der Protest wäre wohl deutlich geringer.

    Da stimme ich Dir 100%ig zu, es wäre auch technisch durchaus umsetzbar. Aber diese durchaus schonende Lösung will keiner bezahlen......ich schrieb ein paar Beiträge vorher was von "Schildvortrieb", das war eine recht kostspielige Sache (der Stralauer Straßenbahntunnel wurde auf diese Art und Weise gebaut), jedoch gibt es inzwischen sogenannte "Maulwürfe" welche wesentlich effizienter und günstiger arbeiten. Jetzt könnt natürlich das Argument des Berliner Treibsandes im Untergrund kommen, was einen durchgehenden Tunnelbau absacken lassen könnte. Technisch ist man heute durchaus in der Lage Tunnel unter dem Grundwasserspiegel legen....kost halt ne Kleinigkeit mehr als Trog und Brückenbau.

  • So stelle ich mir wahre Urbanität vor. Der Bereich war vorher sicherlich nicht die beste Adresse, aber beim heutig Zustand würde mich nicht wundern wenn hier die aus den Western bekannten Steppenläufer/Tumbleweeds durchs Bild rauschen würden...

    Labor omnia vincit
    (Vergil)