Berliner Friedhöfe (Galerie)

  • Berlin ist reich an Friedhöfen, die sich um die historische Innenstadt ausbreiten. Viele beherbergen prominente Persönlichkeiten. Der Mode der Zeit entsprechend finden sich Grabmale der verschiedenen Epochen hier, leider oft in einem problematischen Zustand. Die Familien sind entweder ausgestorben oder heute wirtschaftlich nicht mehr in der Lage die aufwändig gestalteten Mausoleen zu unterhalten.

    Während die Gräber prominenter Verstorbener als Ehrengräber der Stadt Berlin wenigstens halbwegs gepflegt erscheinen, sind die großartigen Mausoleen der reicheren, heute aber meistens vergessenen Bürger dem Verfall preisgegeben.

    Sie werden oft vermauert, als Abstellschuppen missbraucht oder sind bereits Ruinen.

    Hier mal eine Auswahl von den Friedhöfen an der Bergmannstraße in Berlin-Kreuzberg, wo gleich drei Gemeindefriedhöfe ineinander übergehen: Dreifaltigkeitskirchhof, Luisenstädtischer Friedhof und Friedhof IV der Gemeinde Jerusalems- und Neue Kirche:





















    Wer sich für die Personen interessiert, die hier begraben liegen schaut hier:


    http://de.wikipedia.org/wiki/Friedh%C3…mannstra%C3%9Fe

  • Teils sind die Grabmale aber in keinem guten bzw. ruinösem Zustand. Gibt es keine Bestrebungen, diese zu pflegen und instand zu setzen?

  • Dieser Strang könnte zu einer meiner Lieblinge avancieren. Danke Spreestunnel. Grade aus [lexicon='Leipzig'][/lexicon] zurück, darf's gern mit Berliner Sepulkralkultur weitergehen. :cool:

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Heimdall ist mir auch schon aufgefallen. Das Beispiel in Kreuzberg ist besonders krass. Da muss man schon von Verwahrlosung sprechen. Die Stadt Berlin hat derweil ihre ganz eingenen Vorstellungen das teure und luxuriöse "Problem" zu beseitigen. Wohnraum schaffen auf alten Friedhöfen. Hier das Beispiel aus dem letzten Jahr...

    http://www.bz-berlin.de/berlin/berlin-…auf-friedhoefen

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  • Die verfallenden Mausoleen und kopflosen Statuen stimmen sehr schön mit dem morbiden Charme der alten Friedhöfe zusammen. Dennoch sollte jemand (die Stadt?) rettend eingreifen, bevor der Verfall zu weit geht und nur noch Schutt bleibt.

  • Es gibt verschiedene Initiativen, die Grabmäler zu erhalten, aber alles ist eine Frage des Geldes. Wandgräber lassen sich noch eher erhalten, hier gibt es auch gute Beispiele, wie mit Hilfe von Patenschaften solchige wieder hergerichtet und auch für Urnenplätze genutzt werden, wenn die Liegezeit abgelaufen bzw. Nachfahren nicht mehr vorhanden sind.

    Bei den aufwenigen Mausoleen gibt es da leider weniger Positives zu berichten, denn die Kosten zur Wiederherstellung sind immens und Berlin ist ja bekanntlich arm.

    Man müsste mal in der Gothic-Community dafür werben, dafür dürften die dann dort ihre Zusammenkünfte anhalten :biggrin:

    Im Übrigen sind die Friedhöfe in der Bergmannstraße auch eine Oase der Ruhe. Im südlichen Teil findet man Natur pur und man begegnet kaum einem Menschen. Nur in der Ferne wummerten am Wochenende die Bässe beim "Karneval der Kulturen", was die vielen Vögel vom Zwitschern nicht abhalten konnte.

    Trauriges Beispiel

  • Dieser Strang könnte zu einer meiner Lieblinge avancieren. Danke Spreestunnel. Grade aus [lexicon='Leipzig'][/lexicon] zurück, darf's gern mit Berliner Sepulkralkultur weitergehen. :cool:

    Dann warst Du hoffentlich auch auf unserem wunderschönen Südfriedhof.
    Wobei es bessere Zeiten als während des WGTs gibt, ihn zu besichtigen :rolleyes:
    Menschenmassen schaffen es jedem noch so mystischen, melancholischen oder romantischen Ort zu entweihen.

  • Einer der interessantesten Berliner Friedhöfe ist der Alte St. Matthäi-Friedhof in Schöneberg an der Großgörschenstraße.
    Hier liegen viele prominente Zeitgenossen begraben wie die Gebrüder Grimm, der Komponist Max Bruch, Rio Reiser u. v. a. m.

    Es gibt neben der interessanten neobarocken Trauerhalle auch einige Mausoleen in verschiedenen Stilen:

    Die Trauerhalle:


    Mausoleum des Eisenbahnkönigs Bethel Henry Strousberg:


    Mausoleum des Erfinders der Milchzustellung Carl Bolle (leider verstümmelt, die Fialen fehlen teilweise):

    Mausoleum einer Familie Schwimmer:


    Hier ein sonderbares Wandgrab auf dem mit großen Lettern Kaiser Wilhelm II verewigt ist (natürlich nicht sein Grab) der wohl dem dort beerdigten Adjudanten Cölestin von Zitzewitz nahe stand. Weiß jemand ( Pagentorn) etwas über diesen Menschen?

  • Cölestin von Zitzewitz


    Da mich Spreetunnel so freundlich angesprochen hat, habe ich einmal auf die Schnelle etwas gekramt und bin fündig geworden – und zwar bei John C.G. Röhl.
    Wenn man auch dessen Schlussfolgerungen nicht teilen muß, so ist doch die Menge an Material, die er über S.M. zusammengetragen hat enorm. Diese Arbeit verdient selbstredend höchste Anerkennung.
    Somit ist es kein Wunder, daß man auch zu Cölestin von Zitzewitz – zwar nicht sonderlich viel, aber doch immerhin -mehrere kurze Einträge findet.

    Röhl, John C.G. : Wilhelm II. Der Aufbau der Persönlichen Monarchie. 1888-1900. München 2001: C.H.Beck:

    S. 195
    „Unter den diensttuenden Flügeladjutanten Wilhelms II. in dieser frühen Zeit befanden sich ferner Oberstleutnant von Lippe, Oberst Carl Graf von Wedel und die Majore Gustav von Kessel, Adolf von Bülow (sein früherer Militärerzieher), Cölestin von Zitzewitz und Friedrich von Scholl. Bissing, Bülow, Wedel und Kessel wurden von der Kaiserin Friedrich wiederholt als ‚schrecklich’, ‚egoistisch’, ‚ehrgeizig’, ‚äußerst gefährlich’ und ‚sehr perniziös’ perhorresziert, während Zitzewitz (der mit einer Engländerin verheiratet war) und Scholl bei ihr nur als ‚zweitklassig, minderwertig, gewöhnlich & vulgär’ galten. Der Umgangston und die Manieren dieser Männer seien ‚weit von dem entfernt’ wie sie am Hof & in W’s Umgebung sein sollten’ meinte sie, und ihr Hang zu ‚unterwürfigen Schmeicheleien’ sei reines Gift für ihn.“

    S. 1208 Anm. 129
    „[…] 5. August 1889. Am folgenden Abend nahmen die Flügeladjutanten Major von Zitzewitz und Major von Pfuel an dem Abendessen mit der Queen teil. […]“

    S. 1226 Anm. 29
    „[…] Außer Generalmajor Graf Wedel befanden sich in der Zeit unmittelbar vor Bismarcks Entlassung sechs Diensttuende Flügeladjutanten am kaiserlichen Hof: die Oberstleutnants von Lippe und Gustav von Kessel und die Majore Hans von Bülow, von Zitzewitz, von Scholl und von Pfuel. Wie sie tendierte auch der Kommandeur des Hauptquartiers Generaladjutant von Wittich zu einer Aussöhnung des Kaisers mit Bismarck.“

  • Und da es ja auf dem imposanten Wandgrab - an dessen Finanzierung sich S.M. eventuell beteiligt haben mag (?) - so schön zu sehen ist, hier noch als Beigabe das Wappen 'derer von Zitzewitz' in einer farbigen und schräg gestellten Version:

  • Zwischen der Landsberger Allee und der Friedenstraße im Ortsteil Friedrichshain befinden sich - aneinander unmittelbar anschließend - gleich drei Friedhöfe, nämlich die Georgen-Parochial-Friedhöfe II + V und der St. Petri-Luisenstadt-Kirchhof.
    Weitere Informationen und Bilder kann man hier finden: Friedhöfe Friedenstraße / Landsberger Allee

    Einige Aufnahmen:

    Georgen-Parochial II - Mausoleum der Familie Francke

    Trauerhalle

    Mausoleum der Familie Martiny

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Ich kann die Grabstätten leider nicht den einzelnen Friedhöfen zuordnen.

    Friedhofskapelle des St.Petri-Luisenstadt-Kirchhofs

    Grabkapelle der Familie Roesicke von Franz Schwechten.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Heute auf dem Alten Zwölf-Apostel-Kirchhof in der Schöneberger Kolonnenstraße gesehen:

    Da alle abgebildeten Mausoleen auf der Südseite liegen sind die Lichtverhältnisse leider nicht optimal. Hier liegen über 35 Prominente Menschen, fast alle mit Wiki-Eintrag.

    Hier bei Wiki:

    Alter 12-Apostel-Kirchhof

    13 von ihnen konnte ich leider nur finden. Eine Skizze am Eingang wäre hilfreich, so wie am Alten St. Matthäi-Kirchhof.

  • Ich habe auf dem Alten St. Matthäi-Friedhof in Schöneberg das Grab meiner Urururgroßeltern entdeckt, von dem in unsrer Familie niemand mehr wußte (meine Familie hatte nur wenige in Berlin lebende Mitglieder). Da ich nur 1,2 km entfernt wohne und erst seit eineinhalb Jahrzehnten überhaupt in Berlin, ein besonderer Zufall!

    Ich habe inzwischen eine Patenschaft angemeldet und erste Erkundungen zur Restaurierungs-bedürftigkeit angestellt; glücklicherweise ist es eher schlicht und es ist wohl nur wenig zu tun. Im Gegenzug kann man das betreffende Grab dann auch selbst belegen.

  • Ich finde Friedhofsarchitektur deshalb so spannend, weil sich hier nicht nur der Architektur-Stil früherer Zeiten widerspiegelt, sondern auch die gesellschaftliche Stellung der Verblichenen.

    Auf dem alten Schöneberger Friedhof an der Hauptstraße, gleich hinter der Dorfkirche findet sich so manches Grab der so genannten 'Millionenbauern', die Ihren Reichtum hier zeigen wollten, den sie durch die Veräußerung ihrer Äcker an die Bahn- und Terraingesellschaften erworben hatten. Gewiß nicht immer sehr stilsicher so manches Mausoleum, etwas zu protzig für einen Dorffriedhof, aber man zeigte selbstbewusst welchen Rang man eingenommen hatte.

    Hier liegen auch gleich zwei bekannte Architekten, nämlich der Schinkelschüler Wilhelm Stier und der Schöpfer des Anhalter Bahnhofs, der Gedächtsniskirche u. v. a. mehr, Franz Schwechten.


    Das Grab von Wilhelm Stier im klassischen Stil:

    Das Grab von Franz Schwechten im Neoromanischen Stil:

    Weitere Erbbegräbnisse, heute häufig zur Urnenbeisetzung genutzt, da die Familien ausgestorben sind und man so diese Denkmäler erhalten kann:

    Und noch zwei Beispiele aus dem 20. Jahrhundert in schlichten Formen, ebenfalls heute Urnenmausoleen:


    Einmal editiert, zuletzt von Spreetunnel (8. September 2019 um 09:29) aus folgendem Grund: Korrektur

  • Der Alte Wilmersdorfer Gemeindefriedhof birgt ebenfalls eine ganze Reihe sehr aufwendig gestalteter Gräber, bzw. Mausoleen.

    Auch hier liegen einige Prominente der Berliner Stadtgeschichte, so der Heimatforscher Kurt Pomplun und der Architekt Heinrich Seeling.

    Da ich beim Tode von Kurt Pomplun anwesend war, anläßlich der Vorstellung des Reclam Kunstführer VII (Berlin) ereiferte er sich so sehr, dass er einem Herzschlag erlag, habe ich sein Grab besucht.

    Wem der Name nichts sagt hier bei Wiki mehr:

    Kurt Pomplun


    Heinrich Seeling ist vielleicht eher bekannt als Architekt der Theater von Aachen, Bromberg (Bydgoszcz), Essen, Frankfurt a. M., Freiburg, Halle, Kiel, Nürnberg, Rostock, , des Opernhauses und Rathauses in Charlottenburg, des Theater am Schiffbauerdamm in Berlin, Mietshäuser Am Schiffbauer Damm,

    Heinrich Seeling

    Am Haupteingang die Trauerhalle mit dem ehemaligen Krematorium:



    Und nun einige interessante Wandgräber und Mausoleen:


    Eine Urnenhalle:


  • Einen Besuch wert ist auch der historische Invalidenfriedhof im Bezirk Mitte, zwischen Scharnhorststraße und Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal, quasi direkt gegenüber der neuen Europacity gelegen. Der Friedhof hat eine interessante und wechselvolle Geschichte hinter sich, die in dem sehr informativen Wikipedia-Artikel, so wie auch ausführliche Erklärungen zu den Gräbern, nachzulesen ist. Bis zum Fall der Mauer lief diese mitten durch den Friedhof, welcher dank eines sehr engagierten Fördervereins seit 1992 schrittweise restauriert wird.
    Da dieser Beitrag vielleicht etwas großzügig in die Galerie "Friedhofsarchitekturen" gesetzt wurde, zum Einstieg ein kleiner Grabtempel mit einer schön gestalteten Tür:

    Kunstgeschichtlich am bedeutendsten ist sicherlich die Grabstätte der Familie Scharnhorst mit freistehendem Hochsarkophag, bis 1826 nach einem Entwurf C.F. Schinkels errichtet. Der bronzene Löwe stammt von Christian Daniel Rauch, das umlaufende Relief wurde von Friedrich Tieck gestaltet.

    Grabstätte E. J. W. von Witzleben (verst. 1837), ebenfalls von Schinkel gestaltet, im Auftrag von Friedrich Wilhelm III.:

    Die kranzwerfende Viktoria:

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Grabmal Hans Karl v. Winterfeldt , 1707 - 1757, die Bronzearbeiten von 1857 von Heinrich v. Lebedur:

    Rückseite:

    Zum Glück muss dieser Engel nicht stets in die entgegengesetzte Richtung blicken - die Europacity im Hintergrund, dazwischen der Schifffahrtskanal:

    Grab der Familie v. Verdy Du Vernois.
    Parkallee:

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • In diesem Zusammenhang sei an die Invalidensäule erinnert, welche sich ein wenig südlich des Friedhofs am Invalidenpark neben der Gnadenkirche befand. Die Säule wurde von den Sozialisten im Jahr 1948 zerstört.

    Neben der Säule im Hintergrund ist der Hamburger Bahnhof zu sehen.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Snork 7. Februar 2020 um 15:11

    Hat das Thema aus dem Forum Berlin nach Galerie verschoben.