Weiden in der Oberpfalz

  • Ein Hauch von Großstadt weht schon bald durchs oberpfälzische Weiden: Der Architekturwettbewerb zur Realisierung des Projekts "Stadtgalerie Weiden" ist abgeschlossen, zwei Entwürfe stehen noch zur Auswahl. Provinzieller Grössenwahn in deutschen Kleinstädten, man fragt sich wie lange noch diese Phase andauern wird?

    Zitat

    An dem Entwurf der Meck-Architekten faszinierte die Jury weiß-glasierte Keramik-Elemente als Reminiszenz an Weiden als Porzellanstadt. In der Jury saßen vier Professoren aus München und Kulmbach sowie Baudezernent Hansjörg Bohm. Dazu entschieden auch die Fraktionsvorsitzenden des Stadtrates, Oberbürgermeister Kurt Seggewiß (SPD) und Thomas Schumacher vom Investor Fondara mit. Die Stadtgalerie soll ein Einkaufszentrum im Herzen der Weidener Innenstadt werden, die eine Baulücke schließen wird. Seit dem Hertie-Aus 2009 klafft in der Weidener Innenstadt eine "Wunde", die mit einer modernen Stadtgalerie geschlossen werden soll.

    http://www.br.de/nachrichten/ob…bewerb-100.html

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Sicher nicht so schlecht, so ein stadtnahes Einkaufszentrum für das ja relativ große Weiden; allemal besser als am Stadtrand! Schade, dass die Entwürfe nach gar nix aussehen. Der eine erinnert an einen entstuckten Gründerzeitler, dem wahnsinnige Architekten neue Fassadenöffnungen eingestanzt hätten, der zweite ist im Wesentlichen eine Schuhschachtel - immerhin mit interessanter Oberfläche.

  • so ein stadtnahes Einkaufszentrum


    Das ist nicht nur stadtnah, sondern mitten in der Stadt, jedoch außerhab der Altstadt. Weiden besitzt westlich an die Altstadt anschließend einen Geschäftskern, der zumindest insofern die Altstadt entlastet, als dass derartige Geschäftshäuser mit großem Flächenbedarf hier untergebracht werden können, ohne die Altstadt zu beeinträchtigen. Funktional ist das neue Geschäftszentrum an dieser Stelle zu begrüßen, ich hoffe jedoch, dass es nicht zu groß wird und der Altstadt Zentralität nimmt.

  • Der Entwurf mit den Rundbögen von Ortner&Ortner scheint mit gefälliger. Der Meck-Entwurf erinnert zu sehr an die Kaufhaus-Architektur der 70er Jahre. Den erwähnten "Perlmutt-Effekt" wird da kaum jemand beachten.

  • Dieses Gebäude aus den 1920ern (ehemals Evangelisches Vereinshaus) an der Wolframstraße/Goethestraße wird abgerissen:

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    Und das soll dort entstehen:

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    Wir gratulieren herzlich! %-)

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Was sagt der Denkmalschutz Dazu?

    Sanierung nicht mehr möglich. :tongue:

    Aber im Ernst. Hier geht es doch wieder nur darum, ein paar Quadratmeter mehr zu bekommen, die man gewinnbringend vermieten kann. Das Argument mit der grauen Energie, gilt seltsamerweise nur dann, wenn ein unansehnlicher Nachkriegsklops erhalten werden soll.

    Bei allen wirtschaftlichen Krisen, geht es uns offenbar noch immer zu gut, daß in Deutschland solche einwandfreien Bauwerke ohne Not abgerissen werden.

    Der Neubau sollte zumindest die grüne Fassadenfarbe übernehmen. Dieses ewige Weiß ödet mich langsam an. Außerdem ist es bei einer grünen Fassade weniger auffällig, wenn in einigen Monaten Algen durch die Wärmedämmung wachsen.

  • Ich finde grundsätzlich den Wunsch, Geld zu verdienen, nicht verwerflich. Bei sehr heruntergewirtschafteten Immobilien verstehe ich auch den Wunsch, einfach Tabula Rasa zu machen und neu anzufangen. Schließlich ist auch nicht jedes alte Haus deswegen schon schön oder erhaltenswert.

    Im konkreten Fall wüsste ich tatsächlich gern mehr - wie groß und welcher Art sind die Schäden, die einen Erhalt unwirtschaftlich machen? Hat der aktuelle Eigentümer den Verfall zu verantworten, oder hat er die marode Immobilie erworben? Wie stadtbildprägend ist der Bau? Ist er Teil eines Ensembles? Der Neubau ist kein großer Wurf, aber im Vergleich zu dem, was woanders gebaut wird, dich noch recht akzeptabel...

  • Das Gebäude ist wohl erst vor kurzem von der Evangelischen Kirchengemeinde verkauft worden

    Haus der Gemeinde
    Wolframstr. 2, 92637 Weiden i.d. OPf.
    www.weiden-stmichael.de

    Auf "Google-Earth" sieht es so aus, als sei das Gemeindehaus der einzige (Verbliebene?) Altbau in der Umgebung. Der geplante Neubau passt sich sehr gut in die Umgebung ein. das macht ihn allerdings nicht besser und spricht insbesondere nicht für die vorhandene Bebauung im Umfeld.

  • Das klingt danach, als sei der Sanierungsstau von der Gemeinde zu verantworten... Durchaus verständlich, denn gerade vor Ort sitzt das Geld meist nicht so locker als in der überregionalen Administration.

    Um das Gebäude ist es schade. Aber es scheint, als werde mit dessen Abriss und Ersatz kein unwiederbringliches Ensemble zerstört, und das Gebäude ist auch kein Meisterwerk der Baukunst, das es unbedingt zu erhalten gilt.

    Dennoch stimmt die Leichtfertigkeit, mit der Bestandsbauten zugunsten von Neubauten abgebrochen werden, grundsätzlich nachdenklich...