Kurioses und Skurriles

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    Was für eine Geschichte:
    Ein Bauer aus England baute heimlich, ohne Baugenehmigung selber ein ganzes Schloss im Tudor-Stil und muss es nun abreißen. Bei Weigerung der behördlichen Anordnung droht das Gefängnis! :lachen:
    Ich meine dass die Behörden bei einem so schönen und außergewöhnlichen Gebäude ruhig einmal ein Auge hätten zudrücken können! Aber nein, Prinzip ist Prinzip. :kopfschuetteln:

    Siehe die ganze Geschichte >>
    http://www.spiegel.de/panorama/briti…-a-1029092.html
    und
    http://www.dailymail.co.uk/news/article-2…tural-need.html

    sowie ein Interview der Süddeutschen Zeitung mit dem taffen Bauern >>
    http://www.sueddeutsche.de/panorama/gross…-wohnen-1.56677
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    2 Mal editiert, zuletzt von Maecenas (17. April 2015 um 14:05)

  • Man kann es drehen und wenden wie man will, aber auch ein schönes nicht genehmigtes Gebäude ist ein nicht genehmigtes Gebäude.
    Kurios und skurill erscheint mir in diesem Fall nur das Selbstverständnis und der Realitätssinn des Bauherrn.
    Gerade beim Baurecht müßte man eigentlich erwarten, daß es jedem bekannt sein sollte, davon tunlichst die Finger zu lassen und nicht genehmigt zu bauen. Offensichtlich ist die behördliche Handhabe nicht alleine in Deutschland sehr streng.
    Einen ähnlichen Fall gab es etwa vor einem oder zwei Jahren im Gebiet von Heidelberg. Dort wurde eine nicht genehmigte Kunstruine (?) abgerissen.

  • Zitat

    Kurios und skurill erscheint mir in diesem Fall nur das Selbstverständnis und der Realitätssinn des Bauherrn.

    Das ist wohl wahr, trotzdem wäre es eine außerordentliche Sünde dieses Gebäude nun zu zerstören, allein schon wegen der schönen Innenräume (siehe Bilder). Mich erinnert das Schlossinnere stark an die Festsäle im Potsdamer Schloss Cecilienhof.
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    Einmal editiert, zuletzt von Maecenas (17. April 2015 um 16:03)

  • Man kann es drehen und wenden wie man will, aber auch ein schönes nicht genehmigtes Gebäude ist ein nicht genehmigtes Gebäude.
    Kurios und skurill erscheint mir in diesem Fall nur das Selbstverständnis und der Realitätssinn des Bauherrn.


    Naja, ganz so ist es ja nicht, immerhin sieht das Prozedere im Baurecht ja auch Ausnahmeregelungen bei Unverhältnismäßigkeit vor. Bei Kenntnisnahme einer Illegalität wird a) zwischen eindeutig illegal und b) nicht eindeutig illegal unterschieden. Bei a) kann eine Befreiung möglich sein oder eine Abbruchverfügung (sofern nicht unverhältnismäßig!). Bei b) können (Bau)unterlagen nachgereicht werden. Nach Sichtung der Unterlagen wird wieder in a) und b) unterschieden. Bleibt es bei einer materiellen Illegalität, so kann die Abbruchverfügung erteilt werden (sofern nicht unverhältnismäßig!) oder aber eine nachträgliche Legalisierung mit Auflagen oder Bedingungen erteilt werden. Stellt man bei b) eine Legalisierbarkeit fest, wird die Baugenehmigung nachträglich erteilt. :lehrer:
    Es gibt also genügend Schlupflöcher solch ein vollkommen funktionsfähiges und bewohntes Gebäude trotzdem nicht abreissen zu lassen, es liegt halt immer an den "Sachbearbeitern". Schade eigentlich dass ein soches Gebäude durch bornierte Mitarbeiter abgerissen werden muss. Fragt sich nur ob diese Abrissverfügung auch bei einem modernistischen grauen Kistenklotz erfolgt wäre...

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Ist doch nur ein ganz normales Fahrsilo floet:)

    http://i.dailymail.co.uk/i/pix/2014/11/…40ft_stacks.jpg

    Raffiniert war die Tarnung aber schon...

    und es gibt definitiv geschmacklosere Schloßimmitate (siehe das gerade hier kursierende "Neue Schloß Dietz")

    Ich kann schon verstehen, daß man keinen Präzendenzfall durch eine Duldung provozieren möchte, vielleicht hätte man noch eher beide Augen zugedrückt wäre das ganze nicht durch die Medien gegangen.

  • Kann man nicht zumindest Teile des Gebäudes versetzen? Zumindest die Fachwerkbauteile dürften doch abbaubar sein? Umsonst soll der Bau nicht gewesen sein.

    Abgesehen davon finde ich es schade, aber ok, dass man hier so hart durchgreift. Immerhin gibt es unzählige ähnliche Fälle, wo sich niemand etwas schert und, nach ein paar Bestechungsgeldern vielleicht, das Haus stehenbleiben darf.

  • Ist schon schade um sowas. Normalerweise gibts dafür ausreichend Handhabe für nachträgliche Prüfungen. Dürfte nur in den Medien wohl nicht so hohe Wellen schlagen...

    Italien ist auch Speziland bei Schwarzbauten. Z.B. wurde vor einer Weile ein riesiger illegaler Hotel-Rohbau auf Sizilien gesprengt: http://www.blick.ch/news/ausland/i…-id3314860.html

    Viel spannender fand ich aber die Höhlen, die sich jemand kunstvoll ausgebaut hatte. Richtig imposant, wie ein Rausch aus Jugendstil, abstrakter Kunst und Art Deco. Wenn ich das wiederfinde, verlink ich es hier.

  • Es geht gar nicht darum ob das Gebäude jetzt gelungen ist oder nicht, sondern schlichtweg darum, dass die Behörde das jetzt nachträglich nicht genehmigen darf, weil dann, wie richtig erkannt, ein fataler Präzedenzfall geschaffen würde. ein völlig falsches Signal an die, die meinen im Naturschutzgebiet oder am schönen Seegrundstück illegal bauen zu können und dann alles eben nachträglich zu legalisieren. Wo kämen wir hin, wenn dieses Beispiel Schule machen würde? Der baulichen Verwilderung der Landschaft wären Tür und Tor geöffnet und man könnte sich dann auch nachträglich noch die hier so gerne verpönte "Bauhaus-Kiste" genehmigen lassen, denn wenn schon, denn schon, gleiches Recht für alle.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Daß in Italien Schwarzbauten tatsächlich gesprengt werden, dürfte aber eine große Ausnahme sein. Zumindest früher wurde meist einfach so ohne Genehmigung gebaut, weil es alle paar Jahre eine Generalamnestie gab. In manchen Städten des Südens wie Reggio gibt es vermutlich mehr Schwarzbauten als offiziell genehmigte Gebäude.

  • Wo kämen wir hin, wenn dieses Beispiel Schule machen würde?


    Ja wo kämen wir hin, wenn freie Bürger auf ihrem Grund und Boden frei bauen dürften...Ich glaube die meisten Menschen würden einfach ganz normal bauen oder vielleicht auch so gelungen wie im englischen Fall, das einzige was dann (wie jetzt auch schon) aus der Reihe tanzt, ist die Bauhaus Kiste! Im Übrigen hatten die Menschen im ländlichen Raum sehr lange gar keine Bauaufsicht und Architekten und totzdem ist eine ansehnliche Baukultur entstanden.
    Wie gesagt, die Baubehörden haben alles Handwerkzeug einen Bau nachträglich zu legalisieren und ich möchte nicht wissen, wieviele eben so legalisiert wurden ohne das daraus gleich ein medialer "Präzendezfall" gewoden ist.

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Ja wo kämen wir hin, wenn freie Bürger auf ihrem Grund und Boden frei bauen dürften...


    Ja, aber dann muss die Erfordernis von Baugehmigungen generell aufgehoben werden. Es darf nicht sein, dass über kurz oder lang jeder ohne Genehmigung baut und die Bauaufsichtsbehörden hinterher nach Gutsherrenart genehmigen oder Beseitungsanordnungen aussprechen. Dann muss es eben vollständig liberalisiert sein.

  • Passt hier auch gut:

    Justo Gallego Martínez (* 20. September 1925) ist ein ehemaliger spanischer Mönch, der seit 1961 eine Kirche in Mejorada del Campo, einem Ort in der Nähe von Madrid, errichtet.

    Martínez zufolge sei sein Bauwerk Unserer Lieben Frau auf dem Pfeiler, der Schutzheiligen Spaniens, gewidmet, im Volksmund kennt man sie unter „Don Justos Kathedrale“.[1]

    Das Bauwerk ist 55 Meter lang, 25 Meter breit und 35 Meter hoch, und erstreckt sich auf einer Grundfläche von 8.000 Quadratmetern. Es entspricht den Proportionen einer klassischen Basilika spanischen Typus’ mit unvollendeter zweitürmiger Westfassade, Langschiff, säulengetragenem Hauptgewölbe mit Emporen, und Vierungskuppel, ebenfalls noch unvollendet. Das Bauwerk ist über einer Unterkirche erbaut. Die blaue Kuppel ist ca. 36 Meter hoch, die beiden Westtürme sollen 58 Meter hoch werden.

    Die meisten Baustoffe und Werkzeuge, die Don Justo verwendet, sind wiederaufbereitet. Er gebraucht sowohl Alltagsgegenstände als auch Materialien, die von Baufirmen und einer nahegelegenen Ziegelsteinfabrik gespendet wurden. Der Mörtel für die Fugen wird beispielsweise in alten Treibstofffässern angerührt und die Schalung für die hohen Säulen aus Beton sind Kartontrommeln.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Justo_Gallego_Mart%C3%ADnez

    Die Baustelle 2005 (inzwischen ist u.a. die Kuppel verkleidet):


    Alle lizenzfrei von: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Cathedral_of_Justo


    http://www.latimes.com/travel/la-tr-d…ory.html#page=1

    So in etwa wird es fertig wohl mal aussehen:

    Quelle: http://foro.sketchando.net/viewtopic.php?t=5849

  • Wirkt sehr orientalisch, für meinen Geschmack sind da einfach zu viele minarettähnliche Türmchen drangebaut, weniger ist manchmal mehr.

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Pfuuh, das ist schwer zu beurteilen. An sich stören mich die Orientalismen auch sehr, aber Spanien hat eben eine andere Geschichte, überhaupt einen anderen ästhetischen Zugang. Gaudì schaffte das Spannungsverhältnis zu Kitsch mühelos aufzulösen.
    Wenn diese Kirche überhaupt einmal benötigt wird, ist dies ein bemerkenswertes Zeichen. In unseren Breiten wäre das ja schon von der Idee her absurd.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ich muss gestehen, dass mir die Kirche ebenfalls nicht besonders gefällt. Das sieht mehr nach verkitschter Disneyland-Postmoderne aus. Aber das Beeindruckende ist ja die Geschichte dahinter; dass ein einziger Mann das alles aufzurichten vermochte. Das Projekt ist wirklich unglaublich, ich habe auch schon einmal im Fernsehen einen Bericht darüber gesehen. Unfassbar!

  • Ich hätt das Bauwerk jetzt eher für eine Moschee gehalten. Als Einkaufzentrum in einem Neubaugebiet fände ich es allerdings garnicht so verkehrt.

  • Ein wahres Meisterwerk der Gelsenkirchner Barockarchitektur, allerdings einmal ungewöhnlich nicht als Möbelstück interpretiert, dafür aber tatsächlich in Gelsenkirchen:

    http://www.gelsenkirchener-geschichten.de/userpix/566/56…_1067x800_1.jpg


    http://www.architektur-bildarchiv.de/data/media/pre…arock-18818.jpg


    http://www.architektur-bildarchiv.de/data/media/pre…arock-18823.jpg

    Und dann das Haus gegenüber, es scheint wohl ein kleiner Wettbewerb zwischen den Nachbarn zu sein, wer das "schönere Haus" hat.

    http://www.gelsenkirchener-geschichten.de/userpix/566/56…_1067x800_1.jpg


    Es ist schon bemerkenswert, welch großes Bedürfnis manche Menschen nach ästhetischer Architektur haben, jede Menge Geld und Mühe investieren und dann so kläglich scheitern weil ihnen die Grundlagen und Regeln ästhetischen Gestaltens vollends fehlen.
    Auch kurios, die offensichtliche Konkurrenz der beiden Nachbarn, wer das "schönere Haus" hat.

    Einmal editiert, zuletzt von Kaoru (10. Februar 2016 um 00:45)