Kurioses und Skurriles

  • Einerseits eine gute Kulisse für eine Science-Fiction-Dystopie, z.B. als Zentrale des bösen Weltkonzerns. Andererseits musste ich daran denken, dass der NS-Architektur immer nachgesagt wird, "größenwahnsinnig" gewesen zu sein. Doch als was müsste man dann erst diese modernen Hochhaustürme bezeichnen? Was empfindet ein Architekt, der derartige Häuser entwirft, in denen die Menschen zu Ameisen werden? Gott-Ähnlichkeit?

  • Kapiert es doch endlich mal - wenn es aus D. ist. Dann ist Groessenwahn. Nur dann. Nicht wenn es selbst noch grosser aus Frankreich, Russland oder Amerika ist.

  • Gerade im Büchlein Ideen-Projekte-Bauten - Sowjetische Architektur 1917/32 von Kyrill N. Afanasjew entdeckt:

    Das Dinamo-Gebäude: Gebaut 1930 in Moskau von Iwan Alexandrowitsch Fomin:

    https://files1.structurae.de/files/photos/2906/03_5dinamo1.jpg

    https://rosswolfe.files.wordpress.com/2013/08/dinamo…1977.jpg?w=1043

    Natürlich ist Postmoderne nicht ganz richtig. Zu dieser Zeit wurde das Haus wahrscheinlich viel eher vom Neoklassizismus abgeleitet, als daß es eine reflektierte Abkehr von der Moderne sein will. Durch die verquickung der Formensprache mit konstruktivistisch-avangardistischen Elementen ist es schließlich auch noch Produkt der Moderne. Trotzdem läßt einiges was in der UDSSR zu dieser Zeit entstanden ist, an Postmoderne und Dekonstruktivismus erinnern. Auf Neudeutsch: Für die Zeit wirklich "krasser Scheiß", was aber kein Kompliment für die architektonischen Ergebnisse unserer Zeit ist. Wenn 80 Jahre alte Pläne immer noch modern wirken, dann stimmt doch was heute nicht.

    Für die damalige Zeit freilich, genial, heute wär es abgeschmackt:

    https://s-media-cache-ak0.pinimg.com/736x/21/b9/ba/…9c327631edf.jpg

    wieder sehr "postmodern":

    http://www.akg-images.de/Docs/AKG/Media…1/AKG897010.jpg


    http://derarchitektbda.de/wp-content/upl…28-1024x569.jpg


    Wenn ich mal Zeit habe, erarbeite ich vielleicht mal einen Strang zur Architektur der Sowejtunion. Ein höchstspannendes Themenfeld, nicht minder spannend als die "Schwarze Moderne" der NS Zeit (also Neue-Sachlichkeit und Expressionismus während des Nationalsozialismus); dazu vielleicht auch noch einen Strang.

  • Zitat von Kaoru

    (...) Wenn ich mal Zeit habe, erarbeite ich vielleicht mal einen Strang zur Architektur der Sowejtunion. C...)


    Ja, bitte mach das mal. Das finde ich auch sehr interessant. Selbst heute werden in dem Gebiet ja noch viele "besondere" (Russenkitsch) Häuser gebaut. In dem Strang kommen sicher einige Schmuckstücke zum Vorschein.

  • Ja, Kaoru, zu diesen Themen würde ich gerne mehr lesen + Bilder angucken! Wenn Du die Zeit und das Material hast, bitte mach das!

    Das Haus http://www.akg-images.de/Docs/AKG/Media…1/AKG897010.jpg hätte ich, ohne den Hintergrund gesagt zu bekommen, bei flüchtigem Draufschauen als "Basel, Nullerjahre" verortet (erst bei genauerem Hinsehen fallen die schmalrahmigen, kleinteiligen 1910er-1920er-Fenster auf), wegen der geometrischen Formen und der Fensterproportionen.

    Aber https://s-media-cache-ak0.pinimg.com/736x/21/b9/ba/…9c327631edf.jpg kann wirklich nur aus der "Revolutionsepoche" stammen, allenfalls noch aus einer 20er-Jahre-Filmkulisse. Das ist gleichzeitig zu extrem und zu schlampig.

    Bei dem Dinamo-Gebäude https://files1.structurae.de/files/photos/2906/03_5dinamo1.jpg ist der obere Abschluß mit den runden Fenstern sehr 1990er-Jahre-mäßig, die starken Säulen allerdings garnicht. Sie erinnern mich an die Kommode aus der Zeit 1900-1930 aus dem Nachlaß eines "esotherischen Münchner Schriftstellers" oder ähnlich im Bröhan-Museum. Deren Türen sind mit solchen halbrunden Wülsten, Radius gut 10 cm, belegt, sieht klobig aus. Und das Dinamo-Haus hat zuviel klobiges an sich für 1990er Jahre, das müßte schon eher Ende 1970er-postmodern sein, aber da waren noch die auf Eck gestellten quadratischen Fenster hip, keine Bullaugen.

    Einmal editiert, zuletzt von Loggia (23. September 2016 um 15:11)

  • die starken Säulen allerdings garnicht

    Aber nur weil sie aus Stein sind. Das gleiche Motiv der Schlichten Säulen ganz ohne nur den Ansatz einer Basis oder eines Kapitells (vielleicht auch mit Akkardengang) gibt es in den 90ern öfter, nur daß dann die Säulen aus Stahl, Beton oder verkachelt sind. Finde gerade nur leider kein Beispiel zum Beleg.

  • @Kaoru: Jaja, solche "einfachen" Säulen gibt es in den 90ern schon - aber mE viel, viel schlanker! Das ist der Punkt! Ich habe es jedenfalls so in Erinnerung, daß ich 90er Jahre Säulen oft als geradezu "verhungert" empfand, bloße Regenrohre, die Säulen darstellen sollen (es gab mal so einen Entwurf für einen neuen Eingang bei der Museumsinsel/Berlin, habe davon aber kein Photo). In den 1960ern dürfte es ähnlich gewesen sein, da wurden solche Elemente (Säulen in Regenrohrdicke, Stützen aller Art) auch bis zum Verhungern verschlankt.
    Wohingegen die 1970er und auch die 1980er das wulstig-dick-Klobige favorisierten.
    Mal so grob gesprochen (es ist natürlich nach Jahrzehnten unterschiedlich, an welchen Stellen das Klobige vorkam und wo nicht).

    War es nicht bei dem 1960er-Jahre-Schwimmbad mit Rutsche neulich ("gelungene Neubauten" o.ä.) auch so, daß die Dachstützen ganz minimiert auf ein paar dünne Eisenträger waren, ohne jegliche Gestaltung drumrum?

  • War es nicht bei dem 1960er-Jahre-Schwimmbad mit Rutsche neulich ("gelungene Neubauten" o.ä.) auch so, daß die Dachstützen ganz minimiert auf ein paar dünne Eisenträger waren, ohne jegliche Gestaltung drumrum?

    ja, wie schlichte Rohre, das stimmt. Macht aber auch einen Unterschied ob die über 1-1,5 Etagen gehen oder Pilaster für eine 5 Stöckige Fassade sein wollen. Aber ja stimmt, die 90er Säulen sind schon meist dünner.

    Vielleicht täusch ich mich auch, und mir will es partout nicht einfallen wo ich ein Gebäude aus den 90ern mit ganz ähnlichen klobigen Säulen gesehen haben, ich wär mir fast sicher. Aber ich suche und suche und finde nichts, also wird es wirklich nur eine Ausnahme gewesen sein und nicht repräsentativ.

  • ob die über 1-1,5 Etagen gehen oder Pilaster für eine 5 Stöckige Fassade sein wollen
    Was mir davon im Gedächtnis ist, ging über 1- 2 Etagen, nicht mehr.
    Und Bögen. Und Tonnendächer. Und Bullaugenfenster. Und gebogene Wandflächen.
    mir will es partout nicht einfallen wo ich ein Gebäude aus den 90ern mit ganz ähnlichen klobigen Säulen gesehen habe
    Ich könnte mir vorstellen, daß sowas vielleicht 90-92 noch irgendwo gebaut wurde, im Nachklapp zu den 1980ern - ich meine, Mitte der 80er waren diese Säulen ohne Kapitell und ohne Basis, also eigentlich mathematische Zylinder, recht verbreitet. In D aber eher so neben Eingängen, also allenfalls 2,50 hoch.
    Ich empfinde das Dinamo-Gebäude als französisch-brutalistisch, in F wurde zum Teil recht alptraumhaftes Zeug in den 70ern bis 90ern gebaut, aber mit den dortigen Stilen und Veränderungen kenne ich mich nicht gut aus, das ist jetzt mehr so eine Einschätzung aus Erinnerung an Photos, die ich mal gesehen habe.

  • Man mag ja von Donald Trump halten was man will, aber sein furchtbarer, jeden Russenkitsch übertreffender Wohngeschmack läßt einem wirklich alles zu Berge stehen:

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    Er hätte es sich ja wenigstens leisten können, die Räume über 2 oder 3 Stockwerke auszuführen, man bekommt in dem Kabuff ja Platzangst!

    Einmal editiert, zuletzt von Kaoru (6. November 2016 um 22:06)

  • Naja, Trump ist eben der Berlusconi Amerikas. Bloß dass der Bunga-Bunga-König noch einen künstlichen Vulkan in seiner Villa hat. :lachen:
    Weitere großformatige Bilder von Trumps Prunk hier

  • Prunk und Protz hoch Drei, so dass es einem in den Augen wehtut...
    Jedoch: Die Trumps sind einst nackt auf die Welt gekommen - sie werden diese eines Tages genauso nackt wieder verlassen. Von ihrem ganzen Glitzer-Luxus können sie nichts mitnehmen ins Grab und für die Ewigkeit.

  • Ich finde daran nichts schlechtes. Wenn es ihm gefällt, warum nicht? Protz und Pomp gibt es auch im Vatikan. Es gefällt mir immer noch besser als die hiesigen Sichtbeton- oder Sperrholz-Apartments der sich hip fühlenden Architekten. Sicherlich würde ich andere Proportionen und einen etwas klareren, weniger überladenen Stil wählen. Aber es gibt nun wahrlich schlimmeres als Trumps Wohnräume, über das man sich aufregen könnte.

    P.S.: Zu Hillary Clintons Apartment habe ich nichts im Netz gefunden. Aber hier die Wohnung von Tochter Chelsea. Für 10,5 Millionen Dollar kann man schon etwas erwarten. Insofern ist es logisch, dass es sich um eine großzügig geschnittene Wohnung handelt. Die Inneneinrichtung... Na, ja... könnte auch aus dem Ikea-Katalog stammen. Abstraktes Bild über dem Esstisch, und auch sonst eher langweilig. Wie eben der brave Globalist so wohnt. Aber auch das hat sein Positives. Und, wenn es ihr gefällt...
    http://www.nydailynews.com/life-style/rea…ticle-1.1288710

    Einmal editiert, zuletzt von Heimdall (6. November 2016 um 23:07)

  • Mit weniger Gold und Mamor wäre das eine durchaus schicke Wohnung. Ansonsten typisches Darstellen des eigenen Reichtums.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.