Bremen - Altstadt - Baumwollbörse

  • Tatsächlich ein enormer Unterschied. Was allein die Dachgestaltung ausmachen kann. Trotzdem ist das nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Was mir in der historischen Aufnahme wieder schmerzlich auffällt, ist das Türmchen samt Haube am linken Nachbarhaus und die zwei schönen Giebel daneben. Ihre Rekonstruktion wäre phantastisch und würde sicher toll wirken auf dem Platz.

  • Sehr geehrter Neußer ! Ja, in der Tat, die Gebäude zwischen Baumwollbörse und Schütting könnten auch eine 'Aufhübschung' vertragen. Dem von Ihnen angesprochenen Bau der ehemaligen 'Neuen Sparkasse' würde in der Tat sein verlorener Eckturm auf der Seite zur Schüttingstraße gut zu Gesicht stehen. Und dem diesem westlich benachbarten Haus des ehemaligen Restaurants 'Zum Patzenhofer' fehlen seine beiden markanten Giebel...

    Es muß wohl ganz offensichtlich während der ersten Wiederaufbauzeit in der Bremer Baubehörde Personen gegeben haben, die Bremen mit aller Gewalt von einer primär giebel- zu einer vor allem traufständigen Stadt machen wollten und dieses Ansinnen leider im Großen und Ganzen auch realisiert haben. Diese Verbannung der Vertikalen aus dem Stadtbild, diese Scheu vor der himmelwärts strebenden architektonischen Geste - eine Furcht, die den selbstbewußten Architekten der Kaiserzeit vollkommen fremd war - scheint wohl tiefenpsychologische Gründe gehabt und mag in den Traumata des Krieges ihre Ursache gefunden zu haben. Aber in baulicher Hinsicht sollten wir Nachgeborene uns von dieser Scheu mittlerweile emanzipiert haben. Daher: Herauf mit Giebeln und Türmchen. Sie gehören einfach zu den angesprochenen Gebäuden. Vielleicht sollte man sich einmal an den heutigen Eigentümer beider Häuser, das Bankhaus Neelmeyer, wenden.....

  • Wow! Das war mal eine atemberaubend schöne Stadt. Diese Bank werde ich wohl tatsächlich mal anschreiben. Als Bank sollte das nötige Kapital für den Umbau vorhanden sein. Außerdem gewinnt das Gebäude im Dachbereich durch Ausbau deutlich an Raum. Das ist bestimmt nicht von Nachteil. Danke für die Bilder.

  • Solche Rekonstruktionen wären toll! Unvorstellbar, wie die Wiederherstellung der Giebel die Erscheinung der Häusergruppe aufwerten würde. Das Patzenhoferhaus oder wie man es nennen mag sieht ohnehin irgendwie "eingedrückt" aus (im Gegensatz zum mittleren Haus, das auch ohne Turm nicht unbedingt besonders schlecht aussieht).

  • Das Patzenhoferhaus ist zur Hälfte ein Original aus dem 16.Jahrhundert, das in der Gründerzeit verdoppelt wurde. Es ist schon von daher unabdingbar die Giebel wiederherzustellen.

  • Die diversen Wassersportvereine, welche sich mit ihren Vereinshäusern östlich der Altstadt an den Ufern der Weser angesiedelt hatten, hatten stets einen Paradeblick auf den Turmhelm der Baumwollbörse - solange er existierte...

    Die Vergrößerung offenbart einen stimmigen 'Dreiklang' aus (von links nach rechts:) dem Dachreiter von St. Johann, der Baumwollbörse und (in der Distanz) der Laterne des Turmhelms von St. Ansgarii !

    Der folgende Vergleich belegt, wie sehr - auch aus dieser Perspektive - die Silhouette Bremens unter dem Verlust dieses 'Dreiklangs' gelitten hat - und immer noch leidet. Es fehlen zwei wesentliche, belebende Elemente. Die Ansicht wirkt deshalb heute blass und unscheinbar.

    Sollte man dies nicht ändern ?

    Aber bitte nicht durch den gekürten 'Siegerentwurf'. Denn dieser würde sich nur störend und klobig bemerkbar machen !


  • Gibt es eigentlich schon Neuigkeiten die einen Umbau der Baumwollbörse verhindern? Laut den Leserbriefen aus dem Frühjahr scheint doch ein bisschen mehr Widerstand vorhanden zu sein. Zumindest sollte man sich für eine Rekonstruktion des Turms stark machen. Es kann doch nicht sein das man in Norddeutschland immer noch den Irrlichtern der Moderne nachläuft. Wieso schaffen eigentlich nur ostdeutsche Städte wunderbare Rekonstruktionen, die um ein vielfaches Aufwändiger sind, als der Baumwollbörse zumindest einen Teil seines alten Glanzes wieder zu geben.

  • Es kann doch nicht sein das man in Norddeutschland immer noch den Irrlichtern der Moderne nachläuft. Wieso schaffen eigentlich nur ostdeutsche Städte wunderbare Rekonstruktionen, die um ein vielfaches Aufwändiger sind, als der Baumwollbörse zumindest einen Teil seines alten Glanzes wieder zu geben.

    Das ist m.E. so nicht richtig. Auch in Norddeutschland gibt es eine Tendenz zu mehr Rekonstruktionen (z.B. Schloss Herrenhausen in Hannover, den umgestülpten Zuckerhut in Hildesheim oder Kleinigkeiten wie die Dachlaterne auf dem Haus der Technik in Bielefeld). Die Defizite sind m.E. eher in Süddeutschland zu sehen. Dennoch bin ich gespannt, was sich bei der Baumwollbörse noch ergibt. Auch im Zusammenhang mit der St. Ansgari-Kirche ist in Bremen ja gerade schon eine Rekonstruktions-Diskussion in Gang.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Zitat

    Die Defizite sind m.E. eher in Süddeutschland zu sehen.

    Dem muss man leider vollinhaltlich beipflichten. Und nicht nur hinsichtlich des Rekogedankens, sondern auch hinsichtlich Stadtbildpflege und Denkmalschutz im allgemeinen.
    Wobei jetzt Bremen natürlich auch kein leuchtendes Beispiel ist, wie man leider sagen muss.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Die Aufstockung der Baumwollbörse schreitet voran

    Im Zuge der Innenstadtplanungen rückt die Baumwollbörse plötzlich in den Fokus.

    In einem Artikel des Kurier am Sonntags wurden (wieder?) Pläne für die Aufstockung des Gebäudes vorgestellt.

    Es wird - wen wundert es - eine aufgepflanzte Glas-Etage.

    Die Verantwortlichen Architekten sind KUEHNMALVEZZI+ C.FELGENDREHER.

    Über diesen Link lässt sich die Visualisierung abrufen:

    https://kuehnmalvezzi.com/?context=project&oid=Project:26254

    Die Visualisierung ist aus dem Jahr 2015.

    Es ist also möglich, dass sie hier im Strang schon einmal aufgetaucht ist.

    Dennoch scheint das Präsidium der Baumwollbörse nun den 'Drive', der in der Diskussion über die Innenstadt aufgekommen ist, für ihre eigenen Pläne auszunutzen und die Aufstockung des Gebäude ins Blickfeld der Öffentlichkeit zu tragen.

  • Der entsprechende Artikel aus dem Kurier am Sonntag ist jetzt online beim Weser Kurier einlesbar:

    https://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-…id,1933351.html

    Darin schildert Fritz Grobien aus dem Präsidium des Vereins Bremer Baumwollbörse die Pläne für die Aufstockung des denkmalgeschützten Gebäudes. Allein kann der Verein die Baupläne finanziell nicht umsetzen, es wird nach einem strategischen Partner/Investor gesucht.

  • Sieht eher beknackt aus, wenn ich das so salopp sagen darf. Dem Aufsatz fehlt jede Eleganz. Eine Rekonstruktion bzw. ein gläsernder Aufsatz in enger Anlehnung an die historische Kuppelgestaltung würde hingegen das Stadtbild wirklich "attraktiver machen". Aber es geht in Wirklichkeit sicher nur darum, weiteren Büroraum zu schaffen (was in Zeiten von Homeoffice eigentich schon wieder ein bisschen anachronistisch erscheint).

  • Sieht eher beknackt aus, wenn ich das so salopp sagen darf

    Du darfst es ruhig salopp formulieren.

    Weitere Büroräume sind auch für mich in Zeiten von Corona und den daraus resultierenden Homeoffice ein Anachronismus.

    Die angedachten Glasfassaden sind es auch. Zwar nehmen sie die 'Aussichtsmöglichkeiten' über den Dächern der Altstadt auf - wie es Herr Grobien im Artikel auch anspricht -, doch mitten im Klimawandel stellt sich hier für mich die Frage der Sinnhaftigkeit solcher Fassaden.

    Zwar könnte man ja eine Art Aussichtsplattform installieren, doch wäre eine Aufstockung, die einen Bezug zur ehemaligen Gestaltung des Daches nimmt, eine bessere Variante. Eine Variante, die selbstverständlich weniger Fläche generieren würde. Wobei die Frage in Raume steht, wie viel Flächenbedarf in der City überhaupt besteht? Alle wollen Fläche bauen - bestenfalls für Büros und Wohnungen. Verträgt die City aber all diese Büroflächen und Wohnungsangebote? Oder wollen uns die Immobilienfürsten dies nur suggerieren? Welches ist hier der beste Mix für die Innenstadt? Die Pläne für die Baumwollbörse zeigen dies nicht auf. Sie enthalten nur die allgemeinen Losungen, die zu jedem Projekt postuliert werden.

    Beknackt, salopp gesprochen - und wenig innovativ.

  • (...) Die Visualisierung ist aus dem Jahr 2015.

    Es ist also möglich, dass sie hier im Strang schon einmal aufgetaucht ist. (...)

    Ja. Die Visualisierung und die Idee der Aufstockung, sind der Grund für diesen Themenstrang. Siehe Beitrag Nr. 01 :wink:

    Im Januar 2019 hatte ich per eMail mal eine Anfrage zur Aufstockung an die Bremer Baumwollbörse gerichtet. Die Antwort war folgende.

    Zitat von Bremer Baumwollbörse

    (...) vielen Dank für Ihr Interesse an unserem Gebäude. Die Umbaupläne sind noch nicht vom Tisch, aber es gibt einige Punkte die noch geklärt werden müssen. Eine Realisierung sehen wir in den nächsten drei bis fünf Jahren allerdings nicht. (...)

    Nun sind die Pläne ja scheinbar doch etwas früher wieder aus der Schublade geholt worden, als gedacht.

    (...) ...doch wäre eine Aufstockung, die einen Bezug zur ehemaligen Gestaltung des Daches nimmt, eine bessere Variante. Eine Variante, die selbstverständlich weniger Fläche generieren würde. (...)

    Aus dem damaligen Wettbewerb ging auch ein Entwurf hervor, der vielleicht eher an den Ursprungszustand erinnert. -

    51DritterPreis.jpg

    Aber bis ein Geldgeber gefunden ist, werden sich die Pläne möglicherweise noch etwas anpassen.

  • realisierte, deutlich reduzierte Variante (hier auf Seite 1 gezeigt mit der Jahreszahl 1924) sicherlich die beste Version

    Diese Version würde mich, so ich gefragt würde, zufrieden stellen. In diese Richtung sollte der Umbau gelenkt werden.