Brasilien (Galerie)

  • Es hat mich mal wieder in den Süden Amerikas verschlagen, dieses mal nach Juiz de Fora, einer Stadt nordwestlich von Rio de Janeiro, im Staate Minas Gerais, von einem Deutschen (Halfeld) mitbegründet, mit ca. 520 000 Einwohnern.

    Wie man an dem Übersichtsfoto sehen kann, platzt die Stadt aus allen Nähen und wuchert in die Täler hinein und die Hügel hinauf.

    Keine Traufenhöhe schränkt die Bauherren ein und ein Flächennutzungsplan scheint irgendwie nicht zu existieren.

    So kommt es zu dieser kunterbunten Mischung aus historischen Restbauten aus der Entstehungszeit und zemlich belanglosen Hochhäusern.

    Man kann den Ort googeln.

    Aber seht selbst:

    Teilansicht des Ortes, Zentrum:


    Das historische Rathaus:


    Die Hauptstraße mit dem historischen Rathaus am Halfeld-Park

    Das Gerichtsgebäude.


    Akademie des Missionsordens der Steyler Missionare, auf dem Übersichtsfoto die Gebäude mit den Ziegeldächern im Vordergrund:


    Die Methodistenkirche am Halfeld-Park:


    Interessante Eckgebäude:


    Sonstige historische Bauten, darunter etliche "Damen ohne Unterleib", sprich durch Geschäfte verhunzte Erdgeschosse:

    Einige werden sicher sagen, so sieht doch ganz Mittel- und Südamerika aus, und wenn schon, ansehenswert ist es alle Male.

    Die deutsche Regulierungswut hat auch seine guten Seiten, wenn man das städtebauliche Chaos hier betrachtet.


    Alle Fotos von mir. Morgen geht's nach Petropolis, der alten Kaiserresidenz, danach dann mehr.

  • Leider war mein Ausflug nach Petropolis ein Fiasko, denn der Kaiserpalast war geschlossen! Normalerweise wäre Montag, wie auch oft bei uns Ruhetag, aber gestern feierte man ein Stadtjubiläum und da war alles geöffnet, dafür eben heute nicht. Pech!! Vor 34 Jahren war ich aber schon mal drin.

    Über Petropolis:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Petr%C3%B3polis

    Hier findet ihr auch ein Foto vom Kaiserpalast.


    Aber die vielen Villen der ehemals sich im Glanze des Kaiser sonnenden Adeligen und Hofschranzen waren immerhin da und so gibt's eben davon ein wenig. Immerhin konnte man den früheren Sommerpalast der der brasilianischen Präsidenten besichtigen.


    Villa "Baron von Rio Negro", ehemaliger Sommerpalast der brasilianischen Präsidenten:

    Bedienstetenhaus.


    Der gelbe Palast, heute Gemeinderat:


    Weitere Villen:


    Etwas verkommenes Haus am Wegesrand.


    Ehemaliger Adelssitz, heute neben der Autobahn Rio - Belo Horizonte, jetzt Restaurantion, in restauro:


    Letzteres hätte ich gern näher in Augenschein genommen, aber wegen der Restaurierungsarbeiten kam man nicht richtig ran und nicht rein. Vielleicht beim nächsten Mal
    wieder in 34 Jahren :cool:

  • Heute weitere Fotos aus Juiz de Fora:



    Der Bahnhof der Stadt, leider halten hier keine Personenzüge mehr, nur die Gütertransporte mit Eisenerz fahren hier durch, 100 Waggons gezogen von 3 Loks


    Der älteste Laden der Stadt aus der Entstehungszeit:

  • Heute die letzte Folge von Juiz de Fora.

    Ruinengrundstück an einer spitzen Ecke zwischen Hochhäusern:


    Zwei schöne Jugendstilhäuser:



    Weitere Häuser:


    Häuschen klein, Glück zu Zwein oder so ähnlich:


    In der nächsten Woche dann evtl. denkmalsgeschützte Orte der Kolonialzeit wie Tiradentes und Sao Joa del Rei, mal sehn :unsure:

  • Brasilien ist städtebaulich gesehen ein äusserst zweischneidiges Schwert. Persönlich war ich zwar noch nicht dort, was ich aber gehört und gelesen habe, erinnert bisweilen an Vorgänge im Nachkriegseuropa. Mit Sao Paulo hat man wahrscheinlich eine der hässlichsten Städte der Welt, ein gigantischer Moloch (http://www.localnomad.com/de/blog/wp-con…2012/05/sp1.jpg). Die Copacabana in Rio de Janeiro mag eine der schönsten Strände der Welt sein, seine Bebauung indes ist es weniger. Hier muss in der Ära Kubitschek ein ziemlicher Kahlschlag stattgefunden haben (http://worldyouthday.com/wp-content/upl…/Copacabana.jpg). Das alte Rio findet man eigentlich nur noch im Stadtviertel Santa Teresa, das mit seiner Architektur und Strassenbahn an Lissabon erinnert, wenn auch ziemlich heruntergekommen.

    http://farm3.staticflickr.com/2471/4090149538_b551d74483.jpg

    http://esphoto980x880.mnstatic.com/barrio-de-santa-teresa_404206.jpg

    Auf der anderen Seite findet man aber auch koloniale Perlen, wie z.B. die Barockperle Ouro Preto:

    http://i.gonoma.net/i/destinations…preto-large.jpg

    http://humanandnatural.com/data/media/34/…razil_photo.jpg

    Diamantina:

    http://www.humanandnatural.com/data/media/34/…rais__photo.jpg

    http://www.feriasbrasil.com.br/fotosfb/969958717-XG.jpg

    Oder natürlich Salvador da Bahia mit seinem bekannten Altstadtviertel, dem Pelourinho:

    http://www.bahia.ws/videos/temas/Pelourinho.jpg

    http://www.coral.com.br/tudodecorparav…pelourinho.jpeg

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Das mit dem "zweischneidig" kann ich nur bestätigen. Ich habe bei meinen 6 Besuchen von Brasilien so ziemlich alle Bundesstatten bereist und natürlich auch die historischen Orte mit denkmalsgeschütztem Kern. Aber in den "normalen" Städten geht es oft kunterbunt durcheinander, wie man auch in Juiz de Fora sehen kann und das Alte gilt wenig.

    Blick in die Avenida Barao do Branco in Juiz de Fora:

  • Das einzige Mal, dass ich in Blumenau war, war 1983. Damals besuchten wir auch ein alpenländisch anmutendes Restaurant, es hieß irgendwas mit Tirol. Dort gabs eine südamerikanische Band in Trachtenkleidung á la Oktoberfest, sie spielten aber südamerikanische Rythmen. Zu essen gabs allerlei "deutsche" Küche, ich muss aber gestehen, es hat irgendwie komisch geschmeckt, das Sauerkraut wird in diesen Breiten einfach nicht so wie im kalten Deutschland.

    Habe auch verschiedene Leute kennen gelernt, die sich gern mit uns auf Deutsch unterhalten haben. Ein Ehepaar aus Pomerode sprach einen ganz eigenartigen Dialekt, den man bei uns nicht oder nicht mehr hat. Ihre Vorfahren stammten aus Sachsen, aber danach klang es betimmt nicht.

    In einem Dorf, vor einer Bar im Wildweststil, sprach mich ein Mann mit einigen Pferden an: "Wullt du nit ride, der Wallach is frumm".Ich lehnte dankend ab.

    Ich könnte noch viele Geschichten aus diesem Land erzählen, habe auch immer täglich artig Tagebuch geschrieben all die Jahre, aber dafür ist das Forum ja sicher nicht gemacht. :biggrin:

  • Das klingt nach Niedersächsisch oder etwas ähnliches: "Wullt du nit ride" = "Wilt u niet rijden?" = "Möchten Sie mal fahren?". Leben in Pommerode nicht vor allem Immigranten aus (das damals noch ganz deutsche) Pommern?

    Einmal editiert, zuletzt von Niederländer (21. März 2015 um 23:22)

  • Das ist richtig! Die "Pommeranos" findet man aber auch in anderen Regionen, dieser Fall (mit dem Pferd) war aber in einem Dorf bei Vitoria im Staate Espirito Santo, also nördlich von Rio. Aber in Pommerode sprach man allgemein auch so ähnlich. Doch viele kamen auch aus dem Hunsrück oder aber aus Sachsen. Ich denke, dass sich da Dialekte gemischt haben.

  • In diesem Zusammenhang sei vielleicht noch die Ortschaft Treze Tilias (Dreizehnlinden) zu nennen, das "O Tirol Brasileiro", ein Stück Tirol mitten in Brasilien. Und wie in der Tiroler Heimat fehlt auch hier das Haus mit dem Gockel auf dem Turm, den Schuhplattlern oder dem Wacholderschnaps nicht :)

    http://kurier.at/politik/weltch…d-80/29.959.698

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Mit der Besiedelungsgeschichte Südamerikas kenne ich mich gar nicht aus; es wirft sich bei mir nun jedenfalls die Frage auf, wieso in den gezeigten Städten so viele Gebäude aus dem frühen 20. Jahrhundert oder allerhöchstens dem späten 19. stammen, es aber gar keine älteren gibt (zumindest habe ich keine gesehen)? Verzeichnete man zu dieser Zeit etwa einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung, oder wurden die Orte erst damals gegründet?

    Die Häuser sind jedenfalls sehr schön, die Architektur ist überraschenderweise der unseren ganz ähnlich. Einige der Gebäude könnten durchaus auch bei uns stehen. Die brutalen Neubauviertel aus förmlich übereinandergestapelten Wohnblöcken haben doch auch irgendwie etwas; als schön kann man sie nicht bezeichnen, aber eine gewisse Faszination haben sie an sich!

  • Natürlich gibt es auch noch genügend Kolonialarchitektur der Portugiesen, aber in den gezeigten Orten ist davon nichts mehr erhalten, bzw. gab's die dort wohl auch nicht. Juiz de Fora ist eine Gründung des späten 19. Jahrhunderts und Petropolis war die Sommerresidenz des brasiliansichen Kaisers und hat sich aus dieser Situation erst entwickelt.

    Wenn alles klappt fahre ich morgen in 2-3 Orte in denen noch einiges an Kolonialsarchitektur zu sehen ist: Tiradentes, Congonhas und São João del Rei‎.

    Die bekanntesten Orte aber sind natürlich Salvador, Olinda bei Recife und Ouro Preto, da findet sich noch sehr sehr viel der portugisischen Architektur, diese Orte bzw. ihre historische Altstädte stehen auch weitgehend unter Denkmalschutz.

    Salvador sicher in 2-3 Wochen von mir.

  • Was ich persönlich auch gut finde sind die Art dco Gebäude für mich sind die ein guter übergang optichgesehen zwichen den kolonialbauten und den
    Extrem simplen Hochhäusern fileicht ist es dieser mix aus den 3 Architektur typen der mch das als schön empfinden lest.

    bei den kolonial gebeuden sind die freundlichen farben und die großen Fenster schön, die weden heute ja auch wieder verwendet alerdings in mit grauen
    dicken ramen und ohne die schönen Fenster läden und nur mit einer großen sprose in der mitte Eine katerstrofe. :daumenunten: .

  • Gestern war ich in Tiradentes und São João del Rei‎, Städten, in denen noch viel der kolonialen Architektur der Portugiesen aus dem 18. Jahrhundert erhalten ist.


    Tiradentes ist eine kleine Ortschaft im Staate Minas Gerais. Benannt wurde der 1702 von den Portugiesen gegründete Ort nach Tiradentes (eigentlich Joaquim José da Silva Xavier) (* 1746; † 21. April 1792 in Rio de Janeiro). Er war ein brasilianischer Freiheitskämpfer gegen die portugiesische Kolonialmacht in Minas Gerais und ist heute Nationalheld Brasiliens.

    Siehe mehr:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Tiradentes

    Der Ort hat sich im Großen und Ganzen den Charme eines portugiesischen Provinznestes bewahrt, man könnte ebenso in Obidos oder Santarem in Mittel-Portugal sein.
    Er besteht hauptsächlich aus eingeschossigen Gebäuden, Zweigeschosser sind die Ausnahme. Besonders reizvoll, und für unsere Füße auch reizbar, ist das historische Pflaster, das damals von Sklaven aus Afrika gelegt wurde.

    Der Ort ist bei Touristen sehr beliebt, aber hat dennoch viel von zurückhaltender Würde, keine billiger Trubel, vornehm wirkende Läden und romatische Pousadas (Pensionen) erwarten den Besucher

    Hier einige Fotos, von mir, die auch besonders schön zeigen, dass auch mit kleinen Varianten an den meist gleichen Häusern eine Vielfalt an Ansichten entsteht.

    Standbild des Tiradentes von hinten:






















    Demnächst mehr.

  • Noch ein paar Fotos von Tiradentes.

    Besonders haben es mir die Fenster angetan mit diesen verschiedenen Sprossen, hier mal 2 Beispiele:.


    Was sonst noch am Wege lag:


    Demnächst dann Fotos von São João del Rei‎

  • Wie schön die Gebäude sind, obwohl sie so einfach sind, das ist echt toll. Die Fenster mit den Bögen oben und die Sprossen sind das beste, das wirkt richtig gut abgerundet dadurch, dass jedes Haus einen anderen Farbton an Rahmen und Säulen hat echt tolles Stadtbild cclap:)

    Bei manchen Gebäuden sind im Erdgeschoss bei den Fenstern die Rahmen bis nach unten gezogen, waren das mal Läden mit Werkstätten weißt du das zufällig?

    Bild von Spreetunnel als beispiel

    3 Mal editiert, zuletzt von Maxitown (27. März 2015 um 23:13)

  • Ich könnte mir vorstellen, dass das einst auch alles Türöffnungen waren, der Verkaufsraum wie eine kleine Markthalle, so dass man von allen Seiten hineinsehem und auch gehem konnte. In Paraty (südlich von Rio)habe ich sowas schon mal gesehen.

  • Ja ein gutes beispiel ist meine heimart stadt Alzey im Erdgeschos des Fachwerkhauses. Fand ich schon immer schön so Fenster mit sandsteinfasungen werden auch bei renowirungs arbeiten in der altstadt immer öfters benutzt, selbst in seiten gassen. :applaus:
    die era des weisenplastig fensters ist aber auch bei uns leider noch nicht rum.

    sory wegen der Bild Qualität hatte kein besseres zum verkleich :sad:

    1.Bild Alzey Hotel -- Weinstube Römer -- 2.Bild von Spreetunnel als beispiel

    Einmal editiert, zuletzt von Maxitown (27. März 2015 um 23:55)