Ägypten baut eine neue Hauptstadt

  • Ägypten plant eine neue Hauptstadt für 5 Millionen Menschen auf halbem Weg zwischen Kairo und dem Suezkanal. Bauzeit 12 Jahre mit geplanten Kosten von 75 Milliarden Euro. Über den Namen dieser neuen Stadt konnte ich bisher nichts finden, doch eines ist interessant: Die neue Haptstadt soll so aussehen wie Kairo am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Was sie damit wohl meinen? Die traditionellen Souks oder britische Imperialarchitektur? Man wird sehen.

    http://www.stern.de/politik/auslan…te-2179987.html

    http://www.spiegel.de/politik/auslan…-a-1023530.html

    Jedenfalls wird sie hoffentlich nicht mehr so aussehen:

    http://www.handelszeitung.ch/politik/pharao…uptstadt-754243

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Die neue Haptstadt soll so aussehen wie Kairo am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts.


    Das habe ich auch gelesen. Um zu verstehen, was das bedeutet, müsste man Kairos Aussehen zu dieser Zeit kennen. Ich weiß nur, dass die arabische Welt mit unserer überhaupt nicht vergleichbar ist. Kairo ist mit 37.000 Einwohnern pro km² aber auch extrem dicht besiedelt.

  • ...also zumindest das was noch aus der Jahrhundertwende in Kairo steht, fand ich ziemlich beeindruckend (wobei ich an dem einen Tag wo ich in Kairo war einfach vollkommen überwältigt war von diesem gingantischen Moloch) Unser ziemlich heruntergekommenes Hostel war auch in einem jener Paläste mit einer großen Eingangshalle mit Marmorsäulen, einem uralten Fahrstuhl in einem offenen Schacht und 4,50 m hohen Decken in den Zimmern...wobei bei nücherterner Betrachtung, ein paar Jahre später muß ich sagen..es gibt schon qualitätvolleres als das, was in Kairo rumsteht.

    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/en/e/e3/ColArchCairo.jpg

    http://2.bp.blogspot.com/_njxPtzyQnss/T…00/IMG_0518.JPG

    http://farm4.staticflickr.com/3030/3597247613_6faaa8d3c3.jpg

  • @Kaoru

    Die von Dir gezeigten Häuser habe ich aus meinem Kairo-Besuch vor 20 Jahren gar nicht mehr in Erinnerung. Sie sehen eher französisch aus so wie die Straßenzüge in Algier.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Das sind ein paar sehr schöne Beispiele. Vor allem das Ägyptische Museum kommt mir sofort in den Sinn.

    Um eine Vorstellung vom Kairo der vorletzten Jahrhundertwende zu bekommen, lohnt vielleicht ein Blick nach Alexandria, wo sich deutlich mehr historische Viertel erhalten haben:

    Teils erinnert's überraschenderweise an Wien oder Prag, andernorts an Barcelona oder Südfrankreich. Angelsächsisches ist hingegen erstaunlich selten. Der europäische Charakter der Stadt ist jedoch allgegenwärtig .

    Zuweilen floß sogar Lokalkolorit (oder das Klischee desselben) in die Architektur ein. Auch die Kulturen verschiedener früherer Kolonialmächte wurden berücksichtigt.

    Es gibt jedoch leider dort auch so einige Beispiele dessen, was man realistischerweise wohl in der neuen Hauptstadt erwarten kann.

    Einmal editiert, zuletzt von Atticus (14. März 2015 um 16:49)

  • 75 Millarden für 5 Mio. Einwohner? Das sind dann ja 15.000 € pro Einwohner, für Wohnung, öffentliche Einrichtungen und Infrastruktur. Kann dann ja eigentlich nichts Besonderes werden... :augenrollen:
    Oder sind damit nur die Erschließungskosten gemeint?

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • Städte, die auf dem Reißbrett entstanden sind, gibt es durch die Bevölkerungsexplosion weltweit inzwischen viele. Bei Einigen hat es auch politische Gründe, da damit auch der Anspruch auf eine bis dato menschenleere Region gefestigt werden und im Bewusstsein mehr in den Mittelpunkt rücken sollte.

    Beispiele hierfür sind Brasilia, Astana oder auch das chinesische Kangbashi. Hier konnten sich Architekten der Moderne fast überall austoben, doch nur selten haben die Städte eine wirkliche Ästhetik oder einen Aufenthaltswert. Da gefällt mir Astana tatsächlich noch am Besten.

    Brasilia:
    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…tv1304_4713.jpg

    Astana:
    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…wn_Astana_2.jpg

    Kangbasi:
    http://imgarcade.com/1/kangbashi-new-area/

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Dafür ist St. Petersburg umso schöner
    und Karlsruhe war zumindest mal schön

    Eine Reißbrettstadt muß nicht unbedingt häßlich sein...

  • Die Homepage des Projektes ist hier zu finden. Historisierende Architektur sehe ich auf den Visualisierungen nicht. Ob ein so armes Land wie Ägypten, das in einer tiefen Wirtschaftskrise steckt und politisch instabil ist, ein Projekt von solcher Größe bewältigen kann? Mich würde es nicht wundern, wenn das ganze Vorhaben sich im Sande verlaufen wird.

  • Ich kann hier gar nichts erkennen, was irgendwie attraktiv wäre. Vielmehr schaut das alles unheimlich modern und total abstoßend aus.

  • Das Projekt ist an sich durchaus sinnvoll. Ägyptens Bevölkerung wird in den nächsten Jahrzehnten stark wachsen und Wohnraum werden die Ägypter auf jeden Fall schaffen müssen. Die Frage ist, ob dies geplant oder wildwüchsig geschehen wird. Das Niltal und das Delta sind jetzt schon sehr dicht besiedelt (bei Google Earth ist das bestens zu erkennen). Da ist es vernünftig, neuen Wohnraum planmäßig im großen Stil abseits des fruchtbaren Landes in der Wüste zu schaffen. Andernfalls würde, wie es bisher geschehen ist, das fruchtbare Land immer mehr unter Wohnbebauung verschwinden. Architektonisch ist so oder so nicht viel zu hoffen. Ägypten ist einfach zu arm und zu rückständig für anspruchsvolle und hochwertig ausgeführte Architektur. Historisierende Bauten würden im besten Falle ungefähr so aussehen wie die kitschigen Shopping Malls in den reichen Golfstaaten.

  • Wenn man mal nach der menschlichen Staffage auf den Visualisierungen geht, ist jedoch positiv hervorzuheben, daß die Projektentwickler wenn schon nicht in der Architektursprache, dann wohl aber im angestrebten soziokulturellen Milieu eine deutlich europäische Perspektive haben.

  • Wenn man mal nach der menschlichen Staffage auf den Visualisierungen geht, ist jedoch positiv hervorzuheben, daß die Projektentwickler wenn schon nicht in der Architektursprache, dann wohl aber im angestrebten soziokulturellen Milieu eine deutlich europäische Perspektive haben.

    Was an der ägyptischen Realität natürlich komplett vorbeigeht.

  • Was an der ägyptischen Realität natürlich komplett vorbeigeht.

    Ohne Frage. Aber jedes zarte Aufkeimen solcher Zukunftshoffnungen direkt abzutun, wird sicher nicht helfen, die ägyptische Realität irgendwann einmal verändert zu sehen, oder?

  • Ägypten ist doch so verschlossen gegenüber liberaler Lebensweise gar nicht, da sollte man sich nicht von Muslimbrüdern und Terrormilizen blenden lassen.

    Positiv hervorzuheben ist ja schon mal, dass dichte urbane und durchmischte Strukturen, also echte Stadt, statt Großwohnsiedlungen, Streu-Gewerbegebieten und ähnlichem modernistischen Firlefanz geplant werden. Die genaue Architektur steht doch noch gar nicht fest, sicher wird es einige Hochhäuser und Solitäre in nichtklassischer Sprache geben. Aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass man optisch würdig an die schmucklose und dennoch hübsche Bauweise des vorletzten Jahrhunderts anknüpfen kann, die abseits der Kolonialpaläste entstand.
    Das könnte dann durchaus ähnlich wie in Marokko aussehen, hier einige sehr schöne Beispiele dafür: http://www.skyscrapercity.com/showthread.php?t=1699041&page=3
    Das ist selten kitschig, sondern meist sehr authentisch und einfach gelungen. Das kriegt Ägypten auch hin, dort wirds auch wieder aufwärts gehen, das Potenzial ist da. Ist touristisch ja auch schon ganz gut erschlossen das Land.

    "New Cairo City" ist offenbar der Planname, siehe: http://www.n-tv.de/politik/Aegypt…aign=veeseo_RUN