Reutlingen (Galerie)

  • Die ehemalige Reichsstadt und heutige Kreisstadt Reutlingen liegt 30 Kilometer südlich von Stuttgart am Fuße der Schwäbischen Alb. Reutlingen besitzt eine interessante, wenn auch nicht besonders gut erhaltene Altstadt. 1726 zerstörte ein Brand ca. 80% aller Bauwerke, weswegen die Masse der historischen Bausubstanz aus der Zeit des Wiederaufbaus stammt. Doch auch etliche mittelalterliche Gebäude sind noch erhalten. Im Zweiten Weltkrieg fielen ca. 25% aller Reutlinger Gebäude Luftangriffen zum Opfer. Zur Schande der Reutlinger muß man sagen, daß sie in den letzten Jahrzehnten durch Abrisse der Altstadt einen nicht geringeren Schaden zugefügt haben als die Bomben der Alliierten.

    Der Rundgang beginnt im nördlichen Abschnitt der Wilhelmstraße, die als Hauptstraße die ganze Altstadt durchzieht.

    Bauten des 18. Jahrhunderts wechseln sich mit mehr oder minder angepaßten Neubauten ab, was typisch für die Reutlinger Altstadt ist

    An der Wilhelmstraße liegt die 1358 erbaute Nikolaikirche. Den Stadtbrand von 1726 überstand mit leichteren Schäden, doch 1945 brannte sie völlig aus.

  • Die Nordseite des Platzes

    Wie man sieht nimmt die Dichte der Bausünden zu; das ist kein Wunder, denn an der Westseite des Marktplatzes steht die Mutter aller Reutlinger Bausünden, das Rathaus. Der riesige Komplex aus drei Gebäuden nimmt die Fläche zweier heute verschwundener Häuserblocks ein.

  • Die Marienkirche wurde von 1247 bis 1343 erbaut und ist eine der bedeutenderen gotischen Kirche im heutigen Württemberg. Beim Stadtbrand von 1726 ging die Innenausstattung fast gänzlich verloren. Um 1900 wurde die Kirche regotisiert.

    Der Turm ist 71 Meter hoch.

  • Wenn der Altbau-Bestand Fensterläden hat, wird es schwäbisch-gemütlich. Deswegen sollte diesbezüglich dringend nachgerüstet werden, wenn sie fehlen. Fehlen die Fensterläden nämlich, ist mir dieses Stadtbild viel zu schlicht, um nicht zu sagen, trist. Von den teils grauenhaften Neubauten und in der Erdgeschoss-Zone entstellten Historismus-Gebäuden ganz abgesehen. Was ich bislang gesehen habe, lädt nicht ausreichend zu einem Ausflug ein. Immerhin scheint die giebelständige Struktur weitgehend erhalten. Darauf kann man aufbauen.

  • Wenn der Altbau-Bestand Fensterläden hat, wird es schwäbisch-gemütlich. Deswegen sollte diesbezüglich dringend nachgerüstet werden, wenn sie fehlen. Fehlen die Fensterläden nämlich, ist mir dieses Stadtbild viel zu schlicht, um nicht zu sagen, trist.

    Fehlende Fensterläden, unpassende Ladeneinbauten etc. sind in Baden-Württembergs Altstädten ein allgegenwärtiges Problem, auch in wesentlich besser erhaltenen Städten wie z.B. in Tübingen "Trist" ist freilich ein hartes Wort. Württembergs Altstädte zeichnen sich nun einmal traditionell durch schlichte Fassaden aus.

    Was ich bislang gesehen habe, lädt nicht ausreichend zu einem Ausflug ein.

    Bei einem Schönheitswettbewerb der baden-württembergischen Altstädte dürfte Reutlingen wohl kaum unter die Top Ten kommen. Besuchern der Region würde ich Tübingen. und Esslingen empfehlen. Trotzdem ist Reutlingen nicht zu verachten. Fachwerkhäuser des 18. Jahrhunderts sind noch in großer Zahl erhalten und es gibt auch etliche interessante mittelalterliche und jüngere Bauten, die ich noch vorstellen werde. Und gotische Kirchen vom Kaliber der Marienkirche sieht man auch nicht in jeder Stadt.

  • Die Reutlinger Altstadt kann mich nur mit Einschränkungen begeistern. Abgesehen vom Marktplatz, der wirklich ziemlich grauenvoll ist, sind die von dir gezeigten Straßen immerhin durchwegs mit Giebelhäusern bebaut, auch die Neubauten betreffend. So entsteht ein schöner, geschlossener Charakter. Die einzelnen Häuser sind wirklich recht schlicht, aber das stört ja nicht unbedingt - die Straßenansicht ist halbwegs ansprechend. Dass es aber - wohl wegen dem Brand im 18. Jahrhundert - so gut wie keine herausragenden Häuser gibt, ist schon etwas schade. Das gehört doch zu einer Altstadt. Aber ich bin gespannt, was noch kommt...

  • Reutlingen ist auf Bing komplett erfaßt: http://binged.it/1wgzkhV

    Die Altstadt hat ganz nette Ecken, aber insgesamt lohnt Reutlingen meines Erachtens nicht unbedingt einen Besuch. Wenn man schon in Tübingen ist, würden sich da eher Rottenburg, Herrenberg oder Horb anbieten. Dafür überzeugt Reutlingen mit hoher Wirtschaftstärke (die sich nicht unbedingt im Stadtbild niederschlägt), niedriger Arbeitslosigkeit und - über viele Jahre hinweg - der niedrigsten Kriminalitätsrate in Deutschland.

  • Der Platz um die Marienkirche heißt sinnigerweise "Weibermarkt", wo im 1728 erbauten Alten Lyzeum ein charmantes Naturkundemuseum untergebracht ist.

    Die Ostseite des Platzes

    Ein Seitenblick in die Oberamteistraße zum Pfleghof des Klosters Königsbronn (das große Fachwerkhaus im Hintergrund)

    Weiter durch die Wilhelmstraße

  • Die Wilhelmstraße ist ca. 700 Meter lang.

    Vom Lindenbrunnen (1544, 1954 erneuert) aus bietet sich eine der klassischen Postkartenansichten Reutlingens.

    Ein weiteres beliebtes Photomotiv ist dieses Häuschen gleich gegenüber

    Das Ende der Wilhelmstraße ist erreicht: der Albtorplatz

  • Eine BRD-Sadt an der man gerne und reuelos vorbeifährt. Tobis bedingte Begeisterung kann ich nicht einmal bedingt nachvollziehen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Was mir sehr negativ auffällt ist die große Anzahl an Billigsanierungen. Pseudoplastiksprossenfenster, oder gleich gar keine Sprossen, vorgewendete Rolladenkästen etc. Das ist unschön und lässt keinen Altstadtcharkter aufkommen. Verglichen mit anderen schwäbischen Altstädten absolut nicht sehenswert. Hartes Urteil, ich weiß. Es sind noch nicht mal einzelne Bausünden, die mich stören, sondern eher dieses ganze Mittelmaß. Auch in Esslingen gibt es Bausünden, die Stadt wirkt aber durch die besser sanierten Häuser bei einem ähnlichen Stadtbild, viel attraktiver.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Mit den stattlichen Giebelhäuseraneinanderreihungen sieht die Wilhelmstraße als Hauptstraße schon sehr annehmbar aus, von den angesprochenen Details (Fenster, fehlende Fensterläden, Erdgeschosszone) abgesehen. Der Marktplatz und das Rathaus sind eine Katastrophe. Wenn das Rathaus jetzt abgerissen und ersetzt würde, wäre es aber danach wohl noch schlimmer.
    Reutlingen wollte ich mir irgendwann schon noch anschauen, vielleicht dieses Jahr. Marienkirche, die beiden Tore und einige Fachwerkhäuser lohnen sich allemal.

  • Auch in Esslingen gibt es Bausünden, die Stadt wirkt aber durch die besser sanierten Häuser bei einem ähnlichen Stadtbild, viel attraktiver.

    Der Gebäudebestand in Esslingen (und auch in Tübingen) ist viel älter und bedeutender als in Reutlingen, da Esslingen (wie Tübingen) weniger von Stadtbränden und Luftangriffen heimgesucht worden ist. Im Übrigen mache ich diese Bilderserie nicht, um Reutlingens Fremdenverkehr zu fördern, sondern um die Stadt so zu zeigen, wie sie nun einmal ist. Das hat sie verdient, denn Reutlingen ist immerhin eine ehemalige Reichsstadt und eine der wenigen Großstädte in Baden-Württemberg, die überhaupt noch eine Altstadt besitzen.

  • Der Marktplatz und das Rathaus sind eine Katastrophe. Wenn das Rathaus jetzt abgerissen und ersetzt würde, wäre es aber danach wohl noch schlimmer.

    Die östliche Hälfte des Marktplatzes ist recht hübsch, die westliche, im Krieg zerstörte, ist so häßlich, daß sie fast schon wieder interessant wird. Das Rathaus steht - ich bin versucht zu sagen: "natürlich" - unter Denkmalschutz, denn "das Reutlinger Rathaus gehört zu den großen ortsbildprägenden Wahrzeichen der Stadt. Es steht zugleich für den wirtschaftlichen Aufschwung und den Wiederaufbau Reutlingens nach dem Zweiten Weltkrieg, wie – in Bezug auf seine Architektur – für die so genannte zweite Nachkriegsmoderne mit ihren charakteristischen Großbauten aus Beton" (so die Denkmalschützer). Es gab tatsächlich Pläne, einen Flügel des unmaßstäblich großen Rathauses abzureißen um die totale Ödnis des Areals mit neuen Geschäftsbauten zu beleben, aber das ist wegen des 2013 erlassenen Denkmalschutzes nicht mehr möglich. (Quelle mit einem guten Luftbild des Rathauses.)

  • Auch mir scheint nach den Bildern (leider war ich noch nie dort) die Reutlinger Altstadt recht interessant zu sein. Das es kaum Einzelbauten von überregionaler künstlerischer Bedeutung gibt, steht dem nicht entgegen. Eine typische schwäbische Reichsstadt eben. Das Esslingen hier pittoresker wirkt ist in der Tat darauf zurückzuführen, das dort mehr "mittelalterliche" Bausubstanz vorhanden ist.

    Das einzelne Bauten nicht liebevoll saniert sind, ist wie die Tatsache, dass es auch in relativ geschlossenen Straßenzügen offensichtlich immer wieder zu Abbrüchen kommt aus meiner Sicht ärgerlich. Demgegenüber finde ich die Bebauung um den Marktplatz nicht nur ärgerlich, sondern städtebaulich in der Tat eine Katastrophe. Rathaus und insbesondere auch die Bankgebäude reissen eine Wunde in das Stadtbild die nur schwer zu heilen ist. Die Befürchtung, dass es noch schlimmer kommen könnte, teile ich da eigentlich nicht.

  • Im Übrigen mache ich diese Bilderserie nicht, um Reutlingens Fremdenverkehr zu fördern, sondern um die Stadt so zu zeigen, wie sie nun einmal ist.

    Schon klar, es ist ja auch nicht persönlich gemeint, wenn ich Reutlingen hier kritisiere. Mir vergeht aber anhand der gezeigten Defizite die Lust, Reutlingen überhaupt zu besuchen. Auf der Durchfahrt um ein Eis zu essen oder eine Kaffee zu trinken schon, aber mit ein, zwei Stunden Aufenthalt hätte sich Reutlingen für mich erledigt.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.


  • Vom Lindenbrunnen (1544, 1954 erneuert) aus bietet sich eine der klassischen Postkartenansichten Reutlingens.


    ...die auch schon mal deutlich pittoresker war:

    Bild: LMZ B.-W.(Hein), etwa um 1900, gemeinfrei

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)