Dresden - Postplatz - Neubauten an der Wallstraße

  • Ich kann mich nur Erbse anschließen und frage ich mich insbesondere beim Haus Merkur 2 warum die Fassaden mit den massiven Balkonen, die wie zu groß geratene Briefschlitze wirken, so genehmigt worden sind. Haben die heutigen Architekten eigentlich totale Narrenfreiheit? Das ist ja schlimmer als jeder DDR-Plattenbau! Wenigstens verbirgt das recht gelungene "Haus am Postplatz" optisch die neuesten Bausünden, vom Zwinger aus werden die Besucher den Schrott nicht sehen müssen.

    Einmal editiert, zuletzt von Maecenas (1. Juni 2019 um 13:11)

  • Am Haus Postplatz ist übrigens fast das ganze Gerüst abgebaut und die Uhr hängt auch schon am Platz.

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • Ich kann mich nur Erbse anschließen und frage ich mich insbesondere beim Haus Merkur 2 warum die Fassaden mit den massiven Balkonen, die wie zu groß geratene Briefschlitze wirken, so genehmigt worden sind. Haben die heutigen Architekten eigentlich totale Narrenfreiheit? Das ist ja schlimmer als jeder DDR-Plattenbau!

    Ich muss wohl wieder einmal daran erinnern, dass Dresden die wahrscheinlich unfähigste Stadtführung Deutschlands hat. Das Ganze erreicht im Stadtplanungsamt seinen Höhepunkt.
    Wir dürfen uns also noch auf viele hübsche Betonbunker freuen.
    Wenn man sich vergleichend Bilder vom alten Dresden anschaut, kann man sich eigentlich nur noch erschießen.

  • Aus der Luftperspektive wird auch nicht einmal deutlich dass das "Haus am Postplatz" die schlimmsten Bausünden optisch verbirgt.
    Klick
    Klick

    Einen guten Teil des Elends zu verstellen, ist tatsächlich der größte Verdienst dieses Gebäudes. Die "Mary Ann Apartments" können auch nicht schnell genug wachsen. Jeder Blick auf diesen gestrandeten Container namens Residenz am Postplatz ist ein Ärgernis. Es ist immer wieder unfassbar, welchen Schrott sich Dresden in die Innenstadt bauen lässt. Immerhin der zweite Knerer Entwurf konnte von der Gestaltunskommission entschärft werden, ich glaube sonst hätte ich diese ganze Ecke in Zukunft boykottiert.

  • Ich muss wohl wieder einmal daran erinnern, dass Dresden die wahrscheinlich unfähigste Stadtführung Deutschlands hat.

    Ich habe eher den Eindruck, dass manche Dresdner zu übertriebenem Pathos neigen. Tatsächlich ist Dresden eine ganz normale deutsche Stadt - Stauffer hat schon drauf hingewiesen - mit Licht- und Schattenseiten.

    Ich finde die "güldenen" Balkonverkleidungen gar nicht so unpassend für Dresden. An den beiden Häusern stört mich mehr das trostlose Grau, das die "güldenen" Fassadenelemente umgibt. Dann das Haus Postplatz mit seinen hellen Ziegeln und die rötlichen Schiffscontainer - da entsteht schon ein eigenwilliges Ensemble. Aber das Schlechteste, was in den letzten Jahren in Deutschland gebaut wurde, ist es sicher nicht. (Mancher wird jetzt seufzen: Leider!)

    Etwas praxisfern erscheinen mir Bismarcks# Überlegungen bezüglich Sichtbarkeit vom Zwinger. Wenn ich vor dem Zwinger stehe, dann habe ich nur Augen für diesen. Oder ich wende meinen Blick in Richtung Residenzschloss und Taschenbergpalais. Da ist so viel Schönes, an dem man sich nicht satt sehen kann. Die Neubauten stehen an der Straßenbahnhaltestelle "Postplatz". Das ist die wichtigste Straßenbahnhaltestelle Dresdens. Sie hat große Bedeutung für die ÖPNV-Anbindung des historischen Zentrums. Insofern wäre es schwierig, einen Bogen um die Neubauten am Postplatz zu machen.

    Wenn man sich vergleichend Bilder vom alten Dresden anschaut, kann man sich eigentlich nur noch erschießen.

    Ginge es um eine andere Stadt, so würde ich dir jetzt die Nummer eines Beratungstelefons nennen. Inzwischen kenne ich dieses übertriebene Pathos aber schon. Falls es doch ernst gemeint sein sollte, bieten sich in Dresden einige Alternativen zur psychologischen Betreuung. Du kannst zum Beispiel auf den Neumarkt, auf die Brühlsche Terrasse oder ins Residenzschloss gehen. Du könntest die Putten im Zwinger zählen. Das lenkt ab. Du könntest die Elbwiesen entlang spazieren gehen. Das beruhigt die Nerven. Du könntest einen Ausflug nach Pillnitz machen. Betrachte das Ganze einfach mal andersherum, Mattielli! Hässliche Neubauten gibt es überall in Deutschland. Dresden hat da immer noch den Vorteil seiner herrlichen Lage im Elbtal und vieler schöner Ecken, die vom alten Dresden erhalten blieben oder rekonstruiert wurden.

  • Ich betrachte den Postplatz und dessen Umgebung mittlerweile als das, was er ist und eigentlich auch schon immer war: Ein Platz mit einer klaren Funktion als Verkehrsknotenpunkt und mit einer untergegangenen ungeplant gewachsenen Umgebungsbebauung.

    Das Hauptgebäude am Postplatz, das Telegrafenamt, hatte übrigens ursprünglich nur seine Rückseite zum Postplatz gewandt und wurde bereits zehn Jahre nach seiner Errichtung erstmalig umgebaut, und so auch immer wieder, bis sein ursprüngliches Bild kaum noch erkennbar und das Gebäude eben einfach funktional war. Ein Hingucker wäre heute die Oberpostdirektion, deren kompletter Wiederaufbau in diesen Zeiten aber nicht vermittelbar war und ist. Auch die ehemalige Bebauung an der Wallstraße war nichts besonderes. Eine Reminiszenz an die Markthalle auf dem Antonsplatz hätte es geben können, wenn die Altmarkt-Galerie nicht innerhalb des Rings gebaut worden wäre.

    Ergo: Am Postplatz ist nun erstmals eine Gesamtplanung umgesetzt worden, die ihre Vorteile aber eben auch sehr viele Nachteile hat. Dort ist jedenfalls keine Chance im Sinne von Wiedergewinnung etwas Gewesenen vertan worden, sondern dort wurde mit den heutigen Vorstellungen von Städtebau und Architektur ein Ensemble geschaffen. Dass dessen Qualität zu wünschen übrig lässt, ist natürlich bezeichnend für das Metier der Ausführenden - aber etwas anderes wäre unter den gleichen Umständen hier nicht entstanden. Dafür hätte man wohl nochmal 10 oder 20 Jahre warten müssen. So haben hier eben alle, die "mutig", "modern" und "zeitlos" fordern, ein Anschauungsbeispiel bekommen, was das heutzutage heißt. Insofern kann die Existenz dieser Gebäude dem Anliegen, schöne Städte zu schaffen, dann doch irgendwie dienen.

  • Etwas praxisfern erscheinen mir Bismarcks# Überlegungen bezüglich Sichtbarkeit vom Zwinger. Wenn ich vor dem Zwinger stehe, dann habe ich nur Augen für diesen. Oder ich wende meinen Blick in Richtung Residenzschloss und Taschenbergpalais.

    Wenn die nähere Umgebung eines herausragenden Bauwerks so gleichgültig ist und die Blicke nicht rundum kursieren, dann könnte man in Potsdam doch eigentlich das Rechenzentrum neben dem Turm der Garnisonkirche erhalten.
    Zu Dresden: Vom Zwinger aus hat mich früher der Blick in Richtung Fresswürfel und Postplatz extrem verärgert (Foto), die sozialistische Tristesse war furchtbar. Jetzt ist dieser Blick ein wenig erfreulicher geworden (Foto); aber auch nur ein wenig, weil der SAP-Bau und das "Haus am Postplatz" ganz OK sind, aber keinesfalls berauschend als Nachbarn eines Meisterwerks des Barocks. Ich hoffe das war jetzt genug Praxisbezug.

  • Wie bereits erwähnt, finde ich den Postplatz nicht so schlimm. Für mich zählt ,dass dort endlich wieder Stadt stattfindet und keine dörfliche Wiesen-Parkplatzatmosphäre mehr versprüht wird. Mit der Fertigstellung der MaryAnn Appartments wird sich dort auch eine recht stimmige Ensemblewirkung https://abload.de/img/p11904915oj2h.jpg Foto siehe Bismarck
    entfalten und es kommt sogar sowas wie Harmonie auf und kein Bruchgewitter. Von daher - alles halb so schlimm. Natürlich wäre mir ein komplett von Nöfer Architekten entworfener und realisierter Postplatz tausendmal lieber aber es ist wie es ist.

    Einmal editiert, zuletzt von Henry (2. Juni 2019 um 17:34)

  • Meine Meinung, auf einer Skala von 1-10 für zeitgenössische Architektur:

    Haus Postplatz: 7
    MaryAnn Apartments (vorraussichtlich): 4-5
    Zwingerforum: 4
    Schiffscontainer (Neubauanteil)l: 2
    SAP-Würfel: 2
    neue Ecke Altmarktgalerie: 1

    :thumbup:

  • In der Tat haben die späteren Bauten den Postplatz etwas aufgewertet. Insbesonsere das Zwingerforum und das Haus Postplatz sind durch den Schriftzug, die Klinkerfassade, Sandsteinoptik, Hochrechteckfenster, etc. um Gestaltung bemüht. Die größten Bausünden waren die ersten: Kubus und Altmarkt Galerie. Ein gewisser Fortschritt in Richtung moderne großstädtische Eleganz ist seit den Zeiten eines Feßenmayer doch erfolgt.

  • WOW! Ich hätte nicht gedacht, dass aus dem Postplatz noch etwas wird. Das runde Gebäude ist das beste. Allerdings ist es wirklich schade, dass auch hier so karg gebaut wird (Austeritätspolitik , die leeren Kassen der insolventen EU-Staaten ausdrückend?). Auf dem ersten Bild (#270) dachte ich in spontan, es handele sich um einen Gründerzeitbau. Das liegt daran dass das Gerüst eine Fassadengliederung, eine andere Farbe und ein "Gesims" vorstäuscht. Obwohl das Gebäude eher gut ist, ist die Tatsache dass ein Gebäude mit Gerüst interessanter wirkt als ohne, auch Ausdruck des Versagens der Architektenschaft.... Hätte man diese Fassadengliederung in real durchgeführt, wäre das Gebäude hervorragend. Mit der langweiligen Fassade ist es immerhin "befriedigend". Man muss zugestehen dass die Proportionen sehr gut sind. Dies halbrunde Gebäude ist wirklich einer der ganz seltenen Fälle, in denen ein "moderner" Architekt Sensibilität, Einfühlungsvermögen und sogar Talent beweist.

    Seltsamerweise sieht sogar der knallrote Chinesische Schiffscontainer von Knerer halbwegs gut aus, das kann aber möglicherweise auch daran liegen dass er eher versteckt liegt und nicht direkt am Platz......Der Kubus ist nach wie vor viel zu gross, und eine besondere Scheusslichkeit ist die ECE-Altmarktgalerie (ebenso Bild #270), eine selten dümmliche Formensprache. Hier hilft nur noch Sprengung.

    Sagen wir mal so: Der Postplatz ist zwar besser als ich erwartet hätte, aber leider immer noch nicht vollständig überzeugend. Ein einzelnes gutes Gebäude (das Halbrunde) macht noch keinen Platz. Zumindest zeigt der Platz aber nun auf, was mit moderner Formensprache an guter Architektur möglich wäre ( Betonung liegt auf "wäre"). Ich muss nicht überall Gründerzeit haben. Aber mit nur wenigen Veränderungen wäre der Platz, auch mit moderner Architektur, richtig gut. "Wäre".... Optimal ist das noch lange nicht. Aber ich muss zugeben, das halbrunde Gebäude gefällt mir. Es ist mir richtig sympathisch.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Nun noch 2 Eckkuppeln oder Ecktürmen mit schrägen Dach auf dieser Bau und alles würde doch noch recht attraktiv aussehen können........Schönheit der meisten Bauten wird vom Dächer und Aufbauten bestimmt..... Die Modernen versagen weil sie das immer wieder vergessen.....Das Geheimniss der Klassischen Bauten sind die....Dächer und eine gegliederte Fassade...

  • Entschuldigung, ist das ein neues Bahnhofsgebäude ,,Am Postplatz'' ???
    Schönheit sieht anders aus! Was auch empfindlich störend wirkt, sind diese Eisenstangen vom ,, Schmetterlingsdach'' - noch so ein furchtbares Gebilde.

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

  • Schaut euch diese überbordende Flachdachbegrünung an. :applaus:

    Und die "goldene Kopfnuss" geht an: jeden der Flachdächer immer noch geil findet und mit "grüner Oase" betitelt, verteidigt oder verkauft. :gehtsnoch: