• Am Markt in Neubrandenburg tut sich was, das Hotelquartier soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden:

    http://www.nordkurier.de/neubrandenburg/das-herz-der-city-soll-fit-gemacht-werden
    https://www.nordkurier.de/neubrandenburg/plaene-fuer-die-city-kommen-durchweg-gut-an
    http://www.nordkurier.de/neubrandenburg/bei-facebook-ueberwiegt-die-skepsis-zu-den-markt-plaenen

    Artikel mit Bild vom jetzigen Hotelgebäude:
    http://www.google.de/imgres?imgurl=…ved=0CCUQrQMwAQ

    Da weiß man nich was schlimmer ist, das alte oder das geplante neue Gebäude, wenn schon keine Reko alter Marktplatzbauten zur Debatte steht, so sollte man doch wenigstens an die sehr gelungene Nachkriegsbebauung anschließen. :daumenunten:

    Plus Outre

  • Nein Lupi, bitte nicht mit diesem Mist einen Neubrandenburg-Faden eröffnen, Grundgütiger! Schnell, löschen!

    Ich hatte für die nahe Zukunft einen Projektstrang vorgesehen, da ich diverse Projekte zusammen getragen habe, die durchaus dem Charakter des Forums angemessen sind. Das grauslige Hotelquartier wollte ich erst später beimischen, um die Schockwirkung abzumildern. Du verstehst aber auch wirklich gar nix von APHler-Psychologie! :tongue:

  • Das ernüchternde Zentrum der Stadt Neubrandenburg in Mecklenburg:

    Externer Inhalt www.youtube.com
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    Zum Vergleich das Luftbild aus dem Jahr 1943:

    Bildquelle: bildindex.de/Wikimedia

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (28. September 2016 um 20:29)

  • Es ergibt nun wahrlich keinen Sinn, die heutige Neubrandenburger Innenstadt nur aus der Luft zu betrachten und mit "ernüchternd" im Vergleich zur früheren Struktur abzukanzeln (historische Fotos hier im Faden). Bekanntlich wurde die Altstadt 1945 in Brand gesetzt und es blieb nicht allzu viel stehen. Der Wiederaufbau ist aber verglichen mit etlichen anderen Städten in weitgehend angenehm klassischer Weise erfolgt.

    Doch selbst angesichts der großen Zerstörungen: Ganz so arg ist es dann zum Glück doch nicht, es gibt noch einige Traditionsinseln und die wichtigsten Neubrandenburger Bauten bis auf Palais/Stadtschloss und Rathaus am Markt sind erhalten. Unter den erhaltenen Ensembles auch die (Große) Wollweberstraße mit schmucken meist barocken und klassizistischen Putzhäusern. Auch die Pfaffenstraße weist noch Vorkriegssubstanz auf, mit Sichtfachwerkhäusern. Ebenso die Neutorstraße hat sich eine hübsche Häuserreihe bewahren können.

    Der überwiegende Rest der Altstadt wurde bis auf Einzelbauten im regionalisierten sozialistischen Klassizismus wiederaufgebaut, mit barockisierenden Schweifgiebeln, Erkern, Säulen und so fort; hübsch zu sehen an der Turmstraße, der Friedländer Straße, Wartlaustraße und Teilen der Stargarder Straße. Darüber bin ich ganz froh, hätte man erst in den 60ern wiederaufgebaut, wäre wohl deutlich schlechteres dabei herausgekommen (wie teils in Demmin und Anklam). Auch ist positiv herauszuheben, dass man beim DDR-Wiederaufbau der Neubrandenburger Innenstadt den mittelalterlichen Stadtgrundriss weitgehend erhalten hat. Auf heutigen Brachen entstehen kleinteilige Neubauten.

    Hinzu kommt eben auch eine der besterhaltenen Stadtmaueranlagen im nordeuropäischen Raum und weitere backsteingotische Perlen wie die Marienkirche und das Johanniskloster. Für die Mauer hat man sogar einen Welterbeantrag in Erwägung gezogen, aufgrund der enormen Kosten aber erstmal vertagt und nun Schwerin mit dem Schlossensemble das Feld überlassen. Die vielen pittoresken Fachwerk-Wiekhäuser in der Stadtmauer sind so ein kleiner Altstadtersatz, wenn man die Mauer entlang geht wähnt man sich jedenfalls überwiegend in einer gut erhaltenen mittelalterlichen Stadt.

    Siehe auch mein Herzblattalbum: Das beschauliche Neubrandenburg . Zudem haben wir ab 1. April (kein Aprilscherz) mit Silvio Witt den coolsten Kabarettisten des Landes als Bürgermeister, die nächsten 7 Jahre werden also voller Freude sein (meistens). :thumbup:

    Neubrandenburg ist lebens- und besuchenswert.


    mit Erlaubnis v. Gerhard Rosenfeld, foto-community

  • Tja, aus so großer Höhe lassen sich manche Details nicht mehr ins Auge fassen, dafür steigt die Übersicht. Immerhin hat die mittelalterliche Stadtmauer Neubrandenburgs mitsamt ihren eindrucksvollen Toranlagen überdauert, und im Osten des Zentrums sind auch ein paar Altbauten durch den Krieg gekommen. Ein großer Teil der Altstadt wurde zum Glück schon vor Einzug industrieller Baumethoden wiederaufgebaut, im Natitradistil, hier in Neubrandenburg quasi eine Art Stalinallee/LangeStraßeRostock, heruntergebrochen auf das Niveau einer Mittelstadt. Im Ganzen eigentlich ganz ansehnlich und in etwa vergleichbar mit dem Wiederaufbau von Freudenstadt im (Süd-)Westen. Kein Grund zum Sichgruseln, jedenfalls.
    P.S.: Na, war doch schon wieder einer schneller - ab aufs Treppchen, Erbse ;)
    P.P.S.: Und auch wenn es in diesem Forum dafür wenig Zustimmung geben dürfte, ich fand auch jedesmal das sozialistische Ensemble aus Kulturhaus und kleinem Hochhaus aus den 60er Jahren immer sehr elegant und feingliedrig - hoffe, es ist noch nicht kaputt saniert worden.

    2 Mal editiert, zuletzt von aldilette (24. März 2015 um 16:47)

  • @"erbse"

    Pläne zu einer Rekonstruktion des Alten Rathauses (eventuell auch des Stadtpalais´) haben sich zerschlagen, oder? Hältst Du es für realistisch, dass ein solches Projekt in absehbarer Zukunft mal wieder auf die Tagesordnung kommt?

    Ansonsten ist es schön zu sehen, dass doch mehr Substanz innerhalb der Mauern erhalten ist, als ich dachte. Es wäre schön, wenn Du mal irgendwann eine kleine Fototour machen könntest, um einige der schönen Winkel aus Deiner Sicht zu zeigen.

  • Es ergibt nun wahrlich keinen Sinn, die heutige Neubrandenburger Innenstadt nur aus der Luft zu betrachten und mit "ernüchternd" im Vergleich zur früheren Struktur abzukanzeln[...]


    Nun mach mal halblang. Ich kann ja verletzten Lokalpatriotismus in gewisser Weise nachvollziehen, aber das führt nicht gleich zu Schreibverboten.
    Ich habe doch gar nicht in Abrede gestellt, dass NB auch angenehme Seiten hat oder behauptet, dass vollständig geschmacklos wiederaufgebaut wurde, sondern lediglich dokumentieren wollen, wie die ehemals kleinteilige Altstadtbebauung in (ernüchternder) Großriegelstruktur wiedererstanden ist. Das gefällt mir ganz und gar nicht und zwar unabhängig davon, dass das Straßenraster dabei wiederaufgenommen wurde. Den Marktplatz kann ich sogar überhaupt nicht leiden, wenn ich mir diese Meinung gestatten darf.
    Vielleicht sind wir uns zumindest darin einig, dass es städtebaulich nicht unbedingt von Vorteil war, dass Neubrandenburg zur Bezirkshauptstadt erkoren wurde.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    2 Mal editiert, zuletzt von Mantikor (26. März 2015 um 15:24)

  • In Neubrandenburg war ich nur kurz auf der Rückseite von der Ostsee, hier einige Fotos: Neubrandenburg (leider spät am Abend und daher schon recht dunkel).

    Die einzelnen Häuser haben durchaus attraktive Details, aber aus der Luft betrachtet wirkt es natürlich ernüchternd. Am unattraktivsten fand ich aber das große Plattenbauviertel im Osten der Stadt (http://binged.it/1HAmGOA)

  • Mit der Lage direkt am Tollensesee ist Neubrandenburg ein guter Wohnstandort. Aus heutiger Sicht kann man sicher alles anders machen, nach der Totalzerstörung der Altstadt im II.Weltkrieg hat man doch ein ansehliches Zentrum geschaffen. Nach Neubrandenburg werde ich mal wieder fahren müssen.

  • Na du hast eben nur diesen einen sehr pauschalen Satz geliefert, der offenbar von der Betrachtung des Videos herrührte, Vulgow. Das hat dann erst in zweiter Instanz etwas mit Lokalpatriotismus zu tun, weil ich oberflächliche Urteile dieser Art grundsätzlich nicht gutheiße. Aber es ist natürlich wahr, die einstige Kleinteiligkeit ist weitgehend hin. Sowas findet man auch in keiner westdeutschen Innenstadt, diese Weitläufigkeit, diese Freiräume, keine Beengtheit und Hektik. Ich finde, das hat auch ganz besondere Reize, insbesondere im Zusammenspiel mit der dann doch weitgehend gelungenen Architektur der Nachkriegszeit (3/4 des Marktplatzes ausgenommen, wobei sich da ja auch was tun wird).

    Ich glaube das Erleben meiner Heimatstadt ist ein Hauptgrund für mein starkes Engagement im Bereich Architektur und Städtebau. Durch eigene Anschauung kann ich sehen, welchen Unterschied echte Baukunst und gut gestaltete, menschengerechte urbane Räume machen. Was Großsiedlungen für die Menschen bedeuten, was Villenviertel, Einfamilien-Vorstädte und Blockrandviertel jeweils bewirken. Was die kleinsten Unterschiede ausmachen können. Wie Natur und Kultur hervorragend ineinander greifen können. In meinen frühen Tagen war ich regelmäßig in Städten wie Prag, Meißen, Wismar, Erfurt und Quedlinburg. Dazu habe ich meine Eltern und Großeltern förmlich gedrängt, ich wollte so oft wie möglich raus. Auch unter all dem Ruß und der Patina der Zeit konnte ich die tiefliegende Schönheit erkennen und habe sie aufgesogen wie ein Schwamm, als wäre das ein Urinstinkt. Architekturtheorie hat mich auch später eher nur am Rande interessiert, für mich ist das immer mehr Herzens- als Kopfsache. Schönheit kann man fühlen, jeder sollte das können. Neubrandenburg ist eine Fühl- und Sehschule allererster Güte.

    Neubrandenburg wurde vor dem Krieg übrigens als "Rothenburg des Nordens" betitelt, vor allem dank der für Norddeutschland wahrlich einzigartigen Stadtbefestigung mit vier erhaltenen gotischen Toren, zahlreichen pittoresken Wiekhäusern und vollständiger Wallanlage, sowie der deutschlandweit herausragenden wunderschönen Umgebung. Die Stadt war als Touristenziel sehr beliebt, und sogar Kururlaube waren hier angesagt; im ehemaligen Kurhotel am Augustabad direkt am See nächtigte u.a. Theodor Fontane mehrmals und schwärmte von der Stadt und der Natur. Caspar David Friedrich hat die Stadtansicht ehrfürchtig romantisierend festgehalten, einmal sogar in Flammen. Der seinerzeit wohl beliebteste Schriftsteller Fritz Reuter lebte jahrelang in Neubrandurg und verfasste einige seiner bedeutendsten Werke hier. Der Begründer der Turnbewegung/Turnvater und einer der treibenden Kräfte des Deutschen Bundes, Friedrich Ludwig Jahn, unterrichtete meinem heutigen Haus ganz nah am Tollensesee Jugendliche und legte den Grundstein für das deutsche Turnen. Auch als Sportstadt identifiziert sich NB heute sehr stark, viele Olympiasieger kommen von hier. Es gibt eine ungewöhnlich starke Heimatverbundenheit, in Anbetracht der Tatsache, dass die meisten hier andere Wurzeln und dass die Stadt durch ihre Kriegs- und Nachkriegsgeschichte bedingt städtebaulich sicher nicht makellos ist. Nicht vergessen, Neubrandenburg war vor dem Krieg eine Kleinstadt von ~10'000 Einwohnern, bis sie zum Ende der DDR auf Fast-Großstadtniveau (90'000) aufgebläht wurde. Die etwas über 60'000 heute sind schon in Ordnung, etwas mehr dürftens wieder sein oder es bleibt ungefähr stabil, um die Strukturen lebendig zu halten; aber die Stadt wächst auch wieder durch Zuzug und mehr Geburten.

    Ja, nicht selten fühlt es sich gottgleich erhaben an, mein Neubrandenburg, Stadt der sieben Berge und der sieben Tümpel. Und der vier Tore natürlich. :thumbup:


    Belvedere am Tollensesee, mein Bild

  • Immerhin wurde die Blockrandbebauung weitgehend beibehalten. Ohne viel Phantasie könnte man sich auch vorstellen, daß das Stadtplanerkollektiv Ernst Thälmann auf die zukunftweisende Idee gekommen wäre, die "überkommene Struktur" aufzulösen und durch einige Reihen WBS70 in "Tadschikisch Orange" zu ersetzen – akzentuiert mit punktuell gesetzten WHH GT18 in der Kontrastfarbe "Gemeinschaftsklosett-Hellblau".

  • Das war dann tatsächlich auch passiert in den Neubauvierteln Oststadt, Datzeberg und Reitbahnviertel. Zwar nicht Tadschikisch aber schlecht allemal.

  • Ein Rekonstruktionsvorschlag meinerseits wäre für NB der zweite, 1899 eingestürzte Fangelturm am Ende der Turmstraße.
    Es ist neben dem Durchbruch zum Bahnhof hin meines Wissens die einzige kleine Lücke in der Stadtmauer.
    Hier könnte man in einer Art archäologischer Rekonstruktion à la Guédelon den Turm mit den damaligen Mitteln und Methoden nachbilden.
    Vielleicht wäre das auch für eine zukünftige mögliche Welterbe-Bewerbung hilfreich. NB besitzt ja bekanntlich die einzige fast komplett
    erhaltene Stadtbefestigung aus Backstein. Das wäre ein wohl durchaus machbares Projekt denke ich.

    Der Grund für den Einsturz war das der Turm auf den Grundmauern eines Wiekhauses errichtet wurde welches sich als Basis für einen so schweren Aufbau nicht eignete.
    Darum war der Turm auch nicht kreisrund wie sein Kollege in der Darrenstraße oder die meisten anderen Wehrtürme sondern hatte einen hufeisenförmigen Grundriß.

    Hier isser auch nochmal im Modell aus dem leider nicht mehr existenten Modellpark Neubrandenburg:

    WIKI Commons, Benutzer Corradox

    Plus Outre

    2 Mal editiert, zuletzt von Lupi (26. April 2015 um 20:41)

  • Die marode Luhmannvilla am Engelsring kann saniert werden. Das Innere des Gebäudes muss wahrscheinlich wegen des langen Verfalls entkernt werden.

    http://www.nordkurier.de/neubrandenburg…html?page=0%2C1

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Die Abrissarbeiten für das Hotel am Marktplatz haben begonnen.

    Bekanntlich entsteht dort ein ebenso hässlicher Neubau eines Geschäftshauses ('Marien Carrée') mit Parkhaus:
    Abrissarbeiten für Marien-Carrée in Neubrandenburg starten

    Als Ersatzbau für das Hotel ist offenbar am nördlichen Stadtausgang Richtung Bahnhof ein Neubau geplant: Visualisierung
    Das wäre dann hier auf der bisherigen Parkplatzfläche:



    In einem älteren Bericht wurde jedoch der Standort Glinekestraße hinter dem HKB genannt

    Wo immer es nun entstehen mag, insgesamt leider keine guten Entwicklungen, sondern zwei falsche Weichenstellungen dahingehend, eine möglichst kleinteilige Bebauung der Altstadt zu befördern.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Das stimmt, "Vulgow". Den Neubau am Marktplatz hätten sie sich aus ästhetischer Sicht völlig sparen können. Mir gefällt sogar der klare Vorgängerbau besser.

  • Die Neubrandenburger waren mir immer schon ein rätselhaftes Völkchen. Vielleicht lag es damals daran, dass viele Arbeitskräfte aus anderen Gebieten Deutschlands und später der DDR hierher kamen. Wie auch immer, das, was heute hier passiert, ist eine von vielen wundersamen Entwicklungen, die man als nunmehr wieder Aussenstehender nicht verstehen kann und muss. Ob Umbau des HKB (ehemals verordneter Name für den Turm: Kulturfinger), Neubau von vielen, vielen Baumärkten, Abriss des Hotels Vier Tore (oder Radisson) und Neubau eines unsäglichen "Einkaufszentrums". Gut , ich muss das alles nicht ertragen und ich beobachte nur von weitem. Ich komme mal zu Besuch und treffe auch mal Paul Krüger oder gehe zum Konzert des Volkschores in der Marienkirche. Aber insgesamt bin ich schon enttäuscht von der Entwicklung der Stadt Neubrandenburg.