Hamburg - Sanierungs- und Rekonstruktionsprojekte

  • Die Kirche St. Nicolaus in Hamburg-Alsterdorf wurde im Jahre 2021 deutlich umgestaltet.

    Ich habe das Thema hier zufällig entdeckt. Ich habe allerdings das Gefühl, dass einigen gar nicht bewusst ist, was der Hintergrund für die Umgestaltung auf dem Gelände der Evangelischen Stiftung Alsterdorf ist. Ein Versuch der Einordnung, den ich vor etwa einem halben Jahr verfasst habe:

    Um die Beweggründe für die Pläne als Gedenkort einordnen zu können, muss man die Geschichte und das Bildprogramm des Altarbildes analysieren. Im Zentrum der Darstellung steht der Gekreuzigte. Zu seinen Füßen sieht man zwölf Figuren mit Heiligenschein (Nimbus). Die Zwölfzahl ist nicht nur in der christlichen Symbolik eine bedeutende Zahl. Im Kontext des Alsterdorfes Altarbildes fühlt man sich zuerst an die zwölf Apostel erinnert, die das Wort Gottes in der Welt verbreiteten, auch wenn die Komposition aller Jünger am Kreuz Christi kein kanonisches Motiv der christlichen Kunst ist.

    Doch die zwölf Gestalten sind hier nicht ausschließlich der Bibel entlehnt. Vielmehr werden in Alsterdorf vorwiegend Personen aus der Geschichte der Anstalten zu Heiligen erhoben. So sind unter anderem Pastor Heinrich Matthias Sengelmann, der Gründer der Institution, sowie Pastor Friedrich Lensch und seine Frau an der Seite von Maria, dem Jünger Johannes und Martin Luther zu sehen.

    Zum eigentlichen Knackpunkt werden allerdings drei weitere Figuren der Szenerie. Sie sind als Anstaltsbewohner mit Behinderung zu deuten und tragen keine Nimben. Sie sind dadurch von dem übrigen Personenkreis abgesetzt. Stattdessen empfangen sie das Wort Gottes mithilfe eines dargestellten „Heiligen“. Diese Mentoren schützen die Behinderten und bringen sie zugleich zum christlichen Glauben. Aber letztere werden nicht als gleichwertige Mitglieder der christlichen Gemeinschaft dargestellt. Und genau diese Botschaft ist es, die dem christlichen Glauben fundamental widerspricht, denn laut diesem ist jeder Mensch vor Gott gleich.

    Der gesamte Artikel:

    Ein Gedenkort auf der Straße der Inklusion in Alsterdorf
    Altarbild wird zum Mahnmal: Evangelische Stiftung Alsterdorf arbeitet die nationalsozialistische Geschichte der Alsterdorfer Anstalten auf
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    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen