Braunschweig (Galerie)

  • Zitat von "ursus carpaticus"

    Von allen so schrecklich zerstörten Städten ist Braunschweig noch die am besten davongekommene. Auf recht merkwürdige Art habe ich das Stadtbild in positiver Erinnerung

    Kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, sehr konträr zu den eigenen dort empfundenen Gefühlen, die Altstadt Braunschweigs empfinde ich persönlich als überhaupt nicht erträglich, noch weit weniger als z.B. Nürnberg und erst recht Würzburg. Die Zerstörungen waren natürlich dort immens und die alte, weltweit einzigartige Fachwerkpracht auch entsprechend schwer wieder entstehen zu lassen...

    Braunschweig vom Neuen Rathaus südwärts über die Altstadt hinweg zur Aegidienkirche geblickt (Nürnberg vom Sinwellturm ist da ja eine Wohltat dagegen):


    Der Burgplatz mit dem verpflanzten Huneborstelschen Haus, im Hintergrund rechts die geniale Andreaskirche, das triste Umfeld um die Kirche ist trotz Alte-Waage-Reko besonders extrem.

  • Markus

    Weder Braunschweig oder Nurnberg wurde toll wiederaufgebaut. Die Dachlandschaft ist deutlich besser in Nurnberg und die Fullbauten nicht ganz so maplaziert in Nurnberg. Trotzdem fehlt Nurnberg wirklich stimmige Traditionsinseln. Fast nirgendswo in die Nurnberg findest man wirklich eine schone Platz wie Magni-viertel oder Burgplatz. Dabei ist die Kontraster weniger Stark in Nurnberg.

    Burgplatz
    http://www.bing.com/maps/default.aspx?v=2&cp=sq9qcnhw97m4&lvl=19.1426428540713&dir=359.444003795062&sty=b&eo=1&where1=Brunswick%2C%20NI%2C%20Germany&q=braunschweig\r
    http://www.bing.com/maps/default.aspx?v ... aunschweig

    Kohlmarkt
    http://www.bing.com/maps/default.aspx?v=2&cp=sq9bsxhw90kr&lvl=19.26634383516667&dir=88.05251590901418&sty=b&eo=1&where1=Brunswick%2C%20NI%2C%20Germany&q=braunschweig\r
    http://www.bing.com/maps/default.aspx?v ... aunschweig

    Altstadtmarkt
    http://www.bing.com/maps/default.aspx?v=2&cp=sq9dqxhw8smj&lvl=19.235391703689018&dir=273.4056652936716&sty=b&eo=1&where1=Brunswick%2C%20NI%2C%20Germany&q=braunschweig\r
    http://www.bing.com/maps/default.aspx?v ... aunschweig

    Magni-viertel
    http://www.bing.com/maps/default.aspx?v=2&cp=sq992phw9rvz&lvl=19.17590976700537&dir=89.25290086793281&sty=b&eo=0&where1=Brunswick%2C%20NI%2C%20Germany&q=braunschweig\r
    http://www.bing.com/maps/default.aspx?v ... aunschweig

    Michaelkirche
    http://www.bing.com/maps/default.aspx?v=2&cp=sq91jchw8kng&lvl=19.260725776974667&dir=273.3429722864234&sty=b&eo=1&where1=Brunswick%2C%20NI%2C%20Germany&q=braunschweig\r
    http://www.bing.com/maps/default.aspx?v ... aunschweig

  • Ich meine es ist Braunschweig zu Gute zu halten, dass hier in den vergangenen Jahren viel zur Wiederherstellung der Stadt getan wurde, siehe Alte Waage, siehe Stadtschloss, der Landtag, die Türme von St Martini, oder aber die Neubauten bei St Ulricii, die auf interessante Weise den gotischen Chor aufnehmen.

    Allerdings bleibt viel zu tun, was in Braunschweig allerdings auch erkannt wird, wie etwa die Trostlosigkeit um den Altstadtmarkt. In diesem Zusammenhang bleibt abzuwarten, was aus dem Rathausanbau wird, und ob das Mummehaus wiedererichtet werden wird. Die Umgebung des Hauses ist meiner Ansicht nach ge-eignet, da dort der Till Eulenspiegel Brunnen steht und die alte Straßenstruktur erhalten ist. Trotz allem ist traurig, was noch in der Nachkriegszeit zerstört worden ist. Dieses gilt insbesondere im Bezug auf die Lange Strasse, wo nach dem Krieg im Sinne der alten Parzellen wiederaufgebaut wurde, um dann das ganze inklusive erhaltener Bauten abzureissen.

  • Zitat

    Von allen so schrecklich zerstörten Städten ist Braunschweig noch die am besten davongekommene.

    Ich setze [lexicon='Leipzig'][/lexicon] zu 100% dagegen. :!:


    Steht anstelle dieses Kaufhofmonsters jetzt nicht das Schloß?


    Zitat

  • Markus
    ich wollte, Nürnberg würde mir so gefallen wie BS :(
    Aber Nürnberg hatte nicht das Glück, dass zentrale und stadtbildemäßig importante Bereiche wie Domplatz, Burg, Kohlmarkt einigermaßen erhalten blieben. Die N.er Traditionsinselchen sind kleiner, unbedeutend, und noch dazu höchst peripher.
    Natürlich ist s müßig, Woll- und Hagenmarkt mit Hauptmarkt oder Karolinenstraße zu vergleichen, da kann nur eine glatte Nullnummer herauskommen. Aber nehmen mir mal den BSer Altmarkt - der wurde doch mit dem translozierten Zollhaus und der an gepassten Neubebauung wenn auch nicht optimal ziemlich anständig gelöst. Wo ist in N. ein entsprechender Platz?
    Henry
    Nein, [lexicon='Leipzig'][/lexicon] gilt nicht. Da ist von einem 90%en Zerstörungsgrad keine Rede, Gottseidank!

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Auch eine Form von Degeneration.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Zitat von "Johan"

    Trotzdem fehlt Nurnberg wirklich stimmige Traditionsinseln. Fast nirgendswo in die Nurnberg findest man wirklich eine schone Platz wie Magni-viertel oder Burgplatz. Dabei ist die Kontraster weniger Stark in Nurnberg.


    viel ist das in BS auch nicht, jedenfalls auch nicht mehr als zwischen Tiergärtnertorplatz und Hauptmarkt mit Füll und Weinmarkt etc oder im Bereich Unschlittplatz, den beiden Ledergassen sowie Josephs- und Jakobsplatz. Aber es stimmt natürlich schon, v.a. das Magniviertel, Kohlmarkt und der Burgplatz sind noch großartige Reste.

    Besonders schlimm sind insbesondere die (an Augsburg Grottenau-Leonhardsberg erinnernde) Achse Lange Straße - Hagenbrücke, der Bäckerklint und v.a. der deutschlandweit zum allerübelsten zählende Bereich um Neue Straße / Schützenstraße oder die Schuhstraße Richtung Kaufhausungetüm. Was ich bisher nicht kannte, heute auf Bing entdeckt habe und offenbar recht gut 1944/45 überstand ist die Bruchstraße.

  • Markus: dort in der Bruchstraße ist Braunschweigs Rotlichtbezirk. Aber es finden sich dort teilweise Häuser aus dem 15. Jhrdt.

  • Aha, noch ne Parallele zu N (Frauentor).

    Zitat von "ursus carpaticus"

    Aber nehmen mir mal den BSer Altmarkt - der wurde doch mit dem translozierten Zollhaus und der an gepassten Neubebauung wenn auch nicht optimal ziemlich anständig gelöst. Wo ist in N. ein entsprechender Platz?!


    Unschlittplatz und Tiergärtnertorplatz denke ich kann man gelten lassen, sonst sieht es natürlich mau aus. Die Ostseite vom Altstadtmarkt gefällt mir nicht sonderlich, kein Vergleich zu vorher, ansonsten ist der Platz natürlich schon deutlich ansprechender als der Hauptmarkt.

  • .Nachdem das Thema Braunschweig hier gerade wieder aufgewärmt wurde, passt es gut, dass ich mir bei einem kurzen Besuch Mitte Dezember 2010 vier Plätze im Vorfeld in Bildindex angesehen und mit dem heutigen Zustand verglichen habe.
    - Altstadtmarkt (in Bild 1 dritter Kreis von oben),
    - Schlossvorplatz (vierter Kreis von oben),
    - Hagenmarkt (zweiter Kreis von oben) und
    - Wollmarkt (oberster Kreis).
    Somit habe ich mir im Krieg, gerade im massivsten Luftangriff am 15.10.1944, stark zerstörte Bereiche angesehen, mehr konnte ich nicht vorbereiten, gerade in einer interessanten Stadt wie BS ist ein Vergleich Vorkriegs- und Nachkriegszustand ein ausgiebiges Thema. Die besser erhaltenen und damit heute schöneren Bereiche der Altstadt befinden sich z.B. um den Kohlmarkt. Ich muss ergänzen, dass ich mir längst nicht die komplette Innenstadt angesehen habe. Bildquelle Bildindex.


    2 Beim Blick auf den Altstadtmarkt Richtung Westen auf die Pfarrkiche St. Martini sowie das Altstadtrathaus fällt die dem Gewandhaus (linke Bildseite) vorgelagerte Fachwerkbebauung aus der Zeit um 1650 auf, die im Krieg, bis auf das wieder aufgebaute westliche Gebäude, verlorenging. Diese Fachwerkbebauung wäre ohne Zweifel wieder aufzubauen und würde den Platz aufwerten, die langgezogene Gewandhausseite wirkt auf mich etwas kahl. Bildquelle Bildindex

    3

    5 Teile des Platzes haben ihr Gesicht völlig verloren. Deutlich wird dies am Vergleich der Süd-Ost-Ecke des Platzes im Zeitverlauf. Besonders schäbbig finde ich in Bild 8 schwarze Gebäude in der Bildmitte, das in der Richtung zum Kohlmarkt einen großen Raum einnimmt. Bildquelle Bildindex.

    6 Bildquelle Bildindex.

    7 Bildquelle Bildindex

    8

    9 Hier sehen wir noch einmal die Fachwerkbebauung an der Südseite des Platzes. Bildquelle bildindex.

    10 Bildquelle Bildindex.

    12 Jetzt sehen wir zwei Luftaufnahmen des Schlosses vor dem Krieg und die Situation vor dem Schloss aktuell, die natürlich nicht befriedigen kann. Allerdings sehe ich hier kaum Hoffnung auf Besserung. Der Nachkriegsanbau an das neue Rathaus im Bohlweg bleibt ja nun bestehen und umwerfende Einzelbauten standen ja wohl vor dem Krieg auch nicht an der Frontseite des Schlosses, so dass ich keine Hoffnung auf Rekonstruktionen habe, ebensowenig wie auf angemessene moderne Bauten. Bildquelle Bildindex.

    13 Bildquelle Bildindex.

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    15 Die Bebauung südlich des Schlosses wurde nach dem Krieg durch eine autobahnartige Straße ersetzt. Da gefällt mir das Happy Rizzi-House noch sehr gut, das, nomen est omen, in seinem zerschossenen Umfeld so etwas wie Frohsinn ausstrahlt. Dass der benachbarten Magnikirche kriegsbedingt nach wie vor ein Helm fehlt, ist eigentlich kaum zu glauben.

    16 Hagenmarkt und Katharinenkirche. Bildquelle Bildindex.

    17 Vom Hagenmarkt blieb wie vom gesamten Norden der Braunschweiger Altstadt so gut wie nichts übrig. Die bogenförmige Straßenbahnlinie sehen wir in Bild 16 direkt vor der Kirche links unten im Bild. Wahnsinn. Bildquelle Bildindex.

    18 Offenbar wurde in der Mitte der 1860er der Hagenmarkt wesentlich vergrößert, die hier gezeigten Häuser scheinen BS-typisch gewesen zu sein, wir haben sie auch schon am Altstadtmarkt gesehen. Ein weiterer Punkt ist mir aufgefallen: Wieso gibt es eigentlich in BS so viele Kirchen? Im Altstadtbereich zähle ich locker neun relevante Kirchen, z.B. im benachbarten Hannover sind es wesentlich weniger, hier fallen mir nur die Marktkirche und die Kreuzkirche ein. Irgendwo gibt es noch die Aegidienkirche. Vermutlich wird das an den fünf Weichbildern, also eigenständigen Zentren der Altstadt liegen, die Alexander in seinem Beitrag 2007 beschrieben hatte. Bildquelle Bildindex.

    19 In jedem Fall hat sich der Hagenmarkt im Krieg dramatisch verändert, sowohl mit Blick in Richtung Nordosten als auch in Richtung Südwesten. Bildquelle Bildindex.

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    23 Hier sehen wir den Norden der braunschweiger Altstadt vor dem Krieg, von der Bebauung ist, außer der Katharinenkirche am Hagenmarkt und der Kirche Sankt Andreas am Wollmarkt, so gut wie nichts erhalten. Bildquelle Bildindex.

    24 Bildquelle Bildindex.


    25 Von dieser Perspektive existiert heute noch weniger als nichts, beiderseits der Straße steht jetzt großflächige ca. 1970er Bebauung. Alexander hatte dieses Bild auch schon eingestellt. Bildquelle Bildindex.

    26 Ungefähr die gleiche Perspektive vielleicht zwei Jahre nach Bild 25. Wieder Wahnsinn. Wir hatten in einem Parkhaus direkt an der Langen Straße geparkt, die nach dem Krieg deutlich verbreitert wurde und heute die St.-Andreas-Kirche von der übrig gebliebenen Altstadt abtrennt. Dass, wie in Bild 23 zu sehen, hier ein geschlossenes Altstadtgebiet war, ist heute nicht zu erkennen und nicht mehr vorstellbar. Bildquelle Bildindex.

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    29 Der einzige Hoffnungsfunken in dem kompletten Areal ist die alte Waage, ursprünglich 1534 gebaut, die in den frühen 1990ern originalgetreu und z.T. mit originalen Gebäudeteilen wiederaufgebaut wurde. Die rekonstruierte alte Waage finde ich ausgesprochen gelungen, setzt doch sie allein durch ihre Größe und Ihre exponierte Position einen wichtigen Akzent, zeigt, was möglich ist und gibt einen Eindruck davon, wie das komplette sie umgebende Umfeld einmal ausgesehen hat. Bildquelle Bildindex.

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    Abschließend möchte ich noch sagen, dass ich BS hier auf keinen Fall schlechtreden will. Ich habe mir, wie gesagt, mit knapper Zeit vier Plätze in BS ausgesucht, die heute, vor allem die letzten drei gezeigten, ein vernichtendes Bild ergeben. Dabei ist BS auch heute noch in Summe noch eine schöne Stadt, wie auch schon auf den Bildern von Alexander zu erkennen war. Um den Kohlmarkt gibt es komplette sehr schöne Straßenzüge, vom Burgplatz ganz zu schweigen, im Magni-Viertel und im Michaelis-Viertel gibt es noch sehr viele Fachwerkhäuser geben, da war ich noch überhaupt nicht. In Alexander’s Bildern kommt BS vielleicht etwas zu gut weg, in meinen sicher zu schlecht.

    Einmal editiert, zuletzt von Erpel (12. Januar 2012 um 06:53)

  • Erpel: Die Unzahl der braunschweiger Kirchen rührt unter anderem daher, dass Braunschweig eigentlich aus verschiedenen unabhängigen Städten( Weichbildern ) besteht, die jeweils eine eigene Pfarrkirche und ein eigenes Rathaus besassen. Erhalten sind das Altstadtrathaus und das Neustadtrathaus. Die Weichbilder waren meier Erinnerung nach: Sack, Altstadt, Neustadt un weitere, die mir jedoch jetzt nicht einfallen.

  • Ganz interessante, wenn auch höchst deprimierende Vergleiche. Weiss nicht, ob mich bei einem nächsten Besuch dort sowas wie das Happy Rizzi-House noch ein klein wenig aufmuntern könnte, glaube kaum. Altewiek und Hagen sind die beiden anderen Weichbilder.

  • Beim Anblick von Bildern von Alt-Braunschweig, nicht unbedingt nur von diesen Plätzen, sondern auch vom Meinhardshof, von der Reichsstraße, der Güldensträße, der Hagenbrücke usw. usf. frage ich mich immer, ob es eine schönere Stadt in Europa gab. Vom Fachwerk her wahrscheinlich nicht. Ein Rätsel, weshalb dieser Riesenverlust so relativ unbekannt geblieben ist.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Ist er mE nicht. In allen einschlägigen Publikationen wird darauf hingewiesen, dass BS die reichste FW-Stadt Ds war.
    Die oben erwähnten Ensembles machen den Verlust ungleich deutlicher als etwa die von Erpel (dankenswerter Weise, da mir bisher unbekannt) herausgesuchten Vorkriegsansichten des Hagenmarktes. Der war nicht so toll, finde ich, weshalb auch der Wiederaufbau nicht so verdammenswert erscheint. Warum hätte man denn bitte just hier etwas über dem BRD-Einerlei Herausragendes erwarten sollen?

    Aber dafür steht in BS auch noch einiges, noch erstaunlich vieles. An sich ist es ein Wunder, wenn man zB bei Wikipedia nachliest, wie wichtig den britischen Kultur- und Menschenfreunden die Zerstörung der Stadt gewesen sein muss, wie viele Angriffe zuvor (aus heutiger gutmenschlicher Sicht natürlich bedauernswerterweise) fehlgegangen waren. Keine andere dergestalt heimgesuchte Stadt kann von ähnlichem Glück sprechen, immer wurden die zentralen Ensembles besonders gründlich getroffen, wenn etwas überlebt hat, dann lag es so peripher wie zB das Hildesheimer Godehardiviertel.
    Ich war bei meinem Besuch in den 80ern sehr positiv überrascht, mit soviel hochwertiger Substanz hatte ich nicht gerechnet. Damals gab es sogar die Alte Waage noch nicht, und auch nicht dieses Häpihaus, das vielleicht gar nicht so unbeachtlich wie auf den ersten Blick ist.
    Erpel
    ad Altstadtmarkt:
    Das von dir (völlig zurecht) schlecht beurteilte schwarze Bau vis-à-vis des Gewandhauses ist ein sattsam bekannter Karstadt-Supermarkt. Wie üblich hat sich diese Pest die besten Altstadtplätze ausgesucht, in unmittelbarer Nähe eines zentralen Platzes bzw einer besonderen Sehenswürdigkeit. Für diese Infamität musste übrigens ein erhaltener Historismusbau weichen, hier an dieser sensiblen Stelle doppelt bitter. Aber derartige Phänomene gibt es in nahezu allen niedersächsischen Städten, egal ob zerstört oder unzerstört. In Wolfenbüttel sogar am Schlossplatz, gegenüber dem Schloss, in Hameln neben dem Rattenfängerhaus. Offenbar hatte diese Kette beste Beziehungen zur Landesregierung, da sie sich wirklich alles erlauben konnte.
    Dass der heutige Platz eine gewaltige Verarmung erfahren hat, leugne ich nicht. Dennoch ist zu fragen, in welcher anderen zerstörten Stadt so eine rigorose und stadtbildbewusste Lösung gefunden wurde, dass man eine Seite einfach nicht aufbaute, somit auf wirtschaftliche wertvolle Flächen verzichtete, und diese Seite nur aus Stadtbildgründen der wirtschaftlichen toten Längsseite eines vordem dahinter gelegenen historischen Bauwerks überließ, und dazu noch sehr sensibel ein historisches Objekt zur sehr formbewussten Abrunden hierher translozierte. Das ist soweit ich sehe in der durchaus kulturvergessenen und barbarischen BRD der 50er und 60er Jahre ein einzigartiger Vorgang, der unbedingt positiv zu würdigen wäre. Vergleiche das einmal, um typisch inferiore Beispiele zu nennen, mit den Hauptmärkten von Würzburg und Nürnberg, oder mit den zentralen Straßenzügen Augsburg, das ja bekanntlich weit weniger zerstört worden war.
    Dem letzten Absatz kann man nur zustimmen:
    Abschließend möchte ich noch sagen, dass ich BS hier auf keinen Fall schlechtreden will. Dabei ist BS auch heute in Summe noch eine schöne Stadt, wie auch schon auf den Bildern von Alexander zu erkennen war. Um den Kohlmarkt gibt es komplette sehr schöne Straßenzüge, vom Burgplatz ganz zu schweigen, im Magni-Viertel und im Michaelis-Viertel gibt es noch sehr viele Fachwerkhäuser geben, da war ich noch überhaupt nicht. In Alexanders Bildern kommt BS vielleicht etwas zu gut weg, in meinen sicher zu schlecht.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ein geradezu einmaliger Glücksfall für die Geschichte des Fachwerkbaus dürfte das Überleben von Ackerhof 2 gewesen sein. Dieses seltsamerweise weitgehend unbekannte Haus ist inschriftlich (!) auf 1432 datiert. Bereits 1906 wurde es in "Die Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Braunschweig" als das Gebäude mit der "älteste[n] erhaltenen oder wenigstens sichtbare[n] Datierung" in Braunschweig bezeichnet. Es könnte sogar der älteste durch Inschrift datierte Fachwerkbau in Deutschland überhaupt sein. Der gegenwärtige Zustand des Gebäudes ist angesichts der geschichtlichen Bedeutung freilich eine Sauerei.

    Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Ackerhof_2

    Früher galt Alter Markt 54 in Hildesheim als "das älteste datierte Holzhaus Deutschlands" (1418).

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Gibt es denn keine Sanierungspläne? Schließlich sollte doch auch die Stadt daran ein Interesse haben, ein solch bedeutendes Gebäude zu erhalten.

  • ja, das ist Braunschweig, dieses Spannungsverhältnis zwischen Pracht und Ramsch...
    Soweit es die Gegebenheiten erlauben: schöne Bilder. Das Schloss wertet eine vormalige Stadtwüste beträchtlich auf. Die Reko scheint von außen her gelungen.
    "Ölschlägern" - ist das im Magniviertel? Jedenfalls beeindruckendes Bild - deutsches Mittelalter vor dem Hintergrund des BRD-Wohlstands.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ja, Ölschlägern ist im Magniviertel. Man kann auf dem Foto gut erkennen, dass die Gebäude dort seit Jahren verfallen und dringend einmal saniert werden müssten. Braunschweigs Vorzeigefachwerkviertel erinnert leider immer mehr an Osterwieck, was den Zustand der Häuser angeht.
    Von der abgelichteten Seite aus betrachtet sieht das Schloss wirklich wie eine gelungene Rekonstruktion aus. Ich würde es aber nicht so bezeichnen, immerhin fehlt bekanntlich die komplette Ostseite samt Kuppel und der sich direkt anschließende Einkaufskomplex ist leider überdominant, sodass, je nach Perspektive, das Schloss davor unterzugehen droht.

    Die Welt muss romantisiert werden! - Novalis

  • Zur Braunschweig-Galerie stelle ich nachfolgend einige eingescante Dias vom März 2001 dazu ein. War seinerzeit ein Tagesausflug mit dem Zug von Leipzig aus. Dabei habe ich weitestgehend das vom alten Braunschweig erhalten gebliebene abgelichtet und das ganze unerträgliche Nachkriegswiederaufbauelend soweit wie möglich ausgeblendet. Bei einigen Aufnahmen war der Sonnenstand ungünstig. Die Datierungen sind aus dem Niedersachsen-Dehio übernommen.

    Hinter Ägidien

    Ziegenmarkt 7, der Braunschweiger Hof (1623):


    Das gewaltige Gewandhaus:


    Altstadtmarkt mit Sankt Martini:

    Altstadtrathaus