Brauche Hilfe für Fragen zum Architekturstudium

  • Hallo

    Ich bin am überlegen zum kommenden Sommersemester ein Bachelor-Studium in Architektur zu beginnen. Dafür wollte ich euch im Forum um eine Auskunft beten, welche Erfahrung Ihr vielleicht selbst, oder aber vom Hören-Sagen diesbezüglich bekommen habt.

    Bei mir stellen sich nämlich folgende:

    -An welcher FH/Uni finde ich einen Studiengang in der auch die Ausbildung zur klassischen Architektur nicht zu kurz kommt?

    -Meine Zeichenkünste sind passabel, nicht aber überragend.
    Reicht dies, da ich vor allem im 3D Schwierigkeiten habe? Wollte deswegen nämlich erst Stadtplanung nehmen, dies wird jedoch nur zum Wintersemester angeboten.

    -Wie sind die Zukunftsaussichten und kann ich später auch international arbeiten?

    Zu meiner Person: Ich bin 21, habe mein Abitur in Maschinenbau gemacht und die darauffolgenden 11 Monate mit Work&Travel in Kanada und den USA verbracht.

    Würde mich riesig über Ratschläge und Hilfe bei euch im voraus bedanken.

  • Meine Zeichenkünste sind passabel, nicht aber überragend.
    Reicht dies, da ich vor allem im 3D Schwierigkeiten habe? Wollte deswegen
    nämlich erst Stadtplanung nehmen, dies wird jedoch nur zum Wintersemester
    angeboten.


    Also über Deinen beruflichen Lebensweg sollte nicht entscheiden, welcher Studiengang gerade im Winter oder Sommer anfängt. Notfalls wartest Du einfach so lange. Du solltest Dir schon relativ sicher sein, ob Du etwas gefunden hast, das Dich interessiert, wo Du auch bereit bist, anspruchsvollere Fragestellungen zu lösen, und wo Du auch annehmen kannst, dass Du es von Deinen Fähigkeiten her schaffst. Dasselbe gilt natürlich für das Thema Stadtplanung. Wenn Du es nur machen willst, weil es Dir an Zeichenkünsten fehlt, dann solltest Du Dir darüber im klaren sein, dass mangelhafte Zeichenkünste alleine noch keinen guten Stadtplaner machen; ein echtes Interesse an der Stadtplanung wäre schon die hehrere Motivation.

  • Vielen Dank für deine Antwort Zeno.
    Ja das ist bei mir so ne Sache. Ich interessiere mich brennend für Architektur. Ich liebe es Städte zu erkunden, aber auch Landschaften und ihre Bausubstanz. Ich habe auch schon über Kunstgeschichte gedacht, aber ich möchte eigentlich selbst aktiv sein. Mein Problem ist eigentlich vielschichtiger. Ich bin eben schon 21 und habe abgesehen von meinem Abi noch nichts in der Tasche. Auf Biegen und Brechen will ich auch nix anfangen. Selbst Architekt werden reizt mich schon. Ansonsten hab ich auch schon die Möglichkeit zum Wintersemester ein duales Studium BWL in Berlin anzufangen und so schon mal Geld zu verdienen.

  • Vor Studienbeginn hatte ich die gleichen Vorstellungen von Architektur wie du.
    Wichtig war auch mir, dass die Themen "Baugeschichte, Denkmalschutz und Architekturtheorie" nicht zu kurz kommen.

    Habe mich letztendlich an der Goethe Uni in Kunstgeschichte B.A. eingeschrieben und an der FH Frankfurt in Architektur B.A.
    Sind zwei Fächer die als Doppelstudiengang gut machbar sind! Gibt vom Terminplan bisher nie großartige Probleme! ;)

    Hast du im Abitur schon Kunstgeschichte als Wahlpflichtfach genommen?

  • Danke Ortsbild .

    Die Kombination hört sich toll an.

    Also ich hatte Kunstgeschichte in der Oberstufe für zwei Halbjahre in der 13. War ganz interessant, auch wenn ich mich über andere Themen mehr gefreut hätte. Es ging hauptsächlich um die Etrusker,...

  • Moin!
    Ich bin ja heilfroh, daß sich überhaupt mal jemand solche Gedanken vor Beginn des Studiums macht - wenn ich auf meine Studienzeit zurückblicke, habe ich den Eindruck, daß das recht viele nicht getan haben...

    Ohne Frage - es gibt keine Patentrezepte. Aber gewisse Tendenzen. So etwa, daß jemand, der eine Schwäche für klassische Architektur hat, an FH's eher weniger zum Zuge kommen dürfte. Gleiches gilt auch für den Bereich Architekturgeschichte. Da ist man an einer der klassischen Architektur-Unis sicherlich besser aufgehoben.
    Doch auch dort ist das Curriculum keinesfalls überall gleich - die Schwerpunkte sind sehr unterschiedlich gesetzt.

    Ich für meinen Teil kann nur aus eigener Erfahrung berichten - ich habe mein Studium in Hamburg an der HCU begonnen und mit dem Bachelor abgeschlossen. Danach ergab es sich durch mehr als glückliche Umstände, daß ich mein Studium in Stuttgart fortsetzen und schließlich mit dem Diplom abschließen konnte. Gepriesen sei die Ausnahmegenehmigung...

    Die HCU war, gelinde gesagt, eine Katastrophe: nachdem ich mich dort als Freund der klassischen Architektur geouted und auch dementsprechende Entwürfe abgeliefert hatte, war ich im Professorium der Paria. Und da ich mich nicht kleinkriegen ließ und der reinen Lehre vom Bauhaus nicht folgen wollte, war die Zeit bis zum Bachelor ziemlich streitgeschwängert. Schlimmer noch als dies war jedoch, daß einem dort teilweise Lehrende vorgesetzt wurden, die einfach jeglicher Beschreibung spotteten. Deren Wissenshorizont war mehr als schmal und das Organisationsvermögen noch weit schmäler.

    Also: Finger weg von dieser Uni - auch wenn Hamburg wirklich der Hammer ist! Da kann man später immer noch hinziehen.

    Stuttgart war in mancher Hinsicht das Spiegelbild davon: eine schauderhaft häßliche Stadt, aber eine sehr gute Uni. Mal abgesehen von der schieren Größe und der ungleich größeren Auswahl von Lehrangeboten war bzw. ist auch das Professorium von einer ungleich höheren Qualität. Und da der Kreis der Professoren auch weit größer ist als in Hamburg, findet sich dort bisweilen auch die eine oder andere Nische, in der sich ein Freund klassischer Architektur ausleben kann - auch wenn dies sicherlich der offiziellen Doktrin der Uni Stuttgart widerspricht. Ich nenne da mal beispielhaft Prof. Dr. Herzberger, der zwar selbst auch ein Kind der Moderne ist, der einen aber gewähren läßt, wenn man klassisch entwirft. Entscheidend ist einzig die Qualität des Entworfenen und seine Begründbarkeit. Also sicherlich nicht der leichteste Weg, an einen Abschluß zu kommen, aber sicherlich ein solcher, auf dem man sehr viel mitnimmt.
    Und ein weiterer Grund spricht meiner Ansicht nach für die Uni Stuttgart - das Institut für Architekturgeschichte, geführt von Prof. Dr. Klaus-Jan Philipp. Für den hatte ich schon in Hamburg gearbeitet, bevor er von den Stuttgartern abgeworben wurde. Mal abgesehen davon, daß er menschlich einfach klasse ist, ist er auch eine DER Kapazitäten im Bereich der Architekturgeschichte an deutschen Universitäten. Nach meinem Dafürhalten kann man es in diesem Bereich kaum irgendwo besser erwischen als bei ihm.

    Soviel mal an Hinweisen aufgrund meiner eigenen Biographie. Wie ich hörte, sei auch noch die Uni Dortmund recht Klassizismus-affin. Aber da weiß ich leider nichts Genaueres. Ich gehe aber mal davon aus, daß da einige andere der hier schmökernden Zeitgenossen mehr wissen.

    Schlußendlich die Sache mit dem Zeichnen. Erstens: es gibt nichts, was man nicht lernen könnte. Und mit dem Studium kommt die Routine. Das sollte das kleinste Problem sein. Da also keine Sorgen machen! ;)
    Zweitens: man beginnt schon recht früh mit dem Zeichnen per CAD. In meinem Falle war das ArchiCAD und ist es bis heute geblieben. Und da kommt es eher auf logischen Menschenverstand und die Beherrschung des Programms an, als auf zeichnerische Fähigkeiten. Und wenn's dann noch ein wenig aus der Menge hervorstechen soll und man nicht nur 08/15-Pläne an die Wand heften will, dann bietet es sich an, sich mal mit Programmen wie Cinema 4D oder Rhino auseinanderzusetzen. Adobe CC sowieso...

    So, das war nun meine mehr als ausschweifende Empfehlung, die schon fast zu einer Autobiographie geworden ist...

    Ich hoffe, ich konnte Dich auf Deinem Weg der Entscheidungsfindung ein klein wenig voranbringen - und sei es nur, daß ich Dich davor bewahre, Dich an der HCU-Hamburg zu immatrikulieren ;)

    Alles Gute im Studium - und wenn man irgendwie helfen kann, einfach melden!

    Andre