Rust - Allgemeines

    Der Neusiedler See ist für mich eine top-interessante Region, auch wenn ich nicht der große Seen-Fan bin. Man kommt sowieso kaum an den See ran und irgendwann ist das ganze Schilf-Thema auch nicht mehr so spannend. Dafür gibt es gerade im Westen und Südwesten des Sees interessante Städtchen, aber vor allem ist der See sozusagen als strategischer Standpunkt ausgesprochen geeignet. Wenn ich von hier aus bereit bin, zu einem Ziel 1,5 Stunden zu fahren, kann ich mir hier eine Menge anschauen. Die Großräume Wien und Bratislava, ich käme weit in die Slowakei hinein oder nach Brünn. Ich komme weit nach Ungarn hinein, nach Budapest oder an den Ballatong, Pecs ist zu weit. Und ich komme in das komplette südöstliche Österreich unterhalb von Wien, das kenne ich noch überhaupt nicht, wenn’s sein muss, kann ich sogar nach Slowenien fahren. Von so einer Vielfalt kann ich hier in HB nur träumen, um mich herum sehe ich die norddeutsche Tiefebene und sonst nichts.

    Zurückgefahren sind wir übrigens (ich hoffe, ich schweife nicht zu sehr ab) über die neue Autobahn von Bratislava über Prag, Dresden und dann nach HB, nur ein ganz kleines Stück Autobahn zwischen Prag und DD fehlt noch. Die Beschilderung um Prag Richtung DD war sauschlecht. Aber hier merke ich, dass Europa deutlich zusammengewachsen ist, für die Strecke hätte ich vor 20 Jahren wenigstens doppelt so lange gebraucht wie jetzt (10 Stunden). Schade ist es natürlich, wenn man durch ein Gebiet fährt, das man nicht kennt, aber nicht anhalten kann. Auf der Strecke bis DD hätte ich einige Stopps einlegen können, z.B. in Kuttenberg oder der ehemaligen deutschen Sprachinsel Iglau, da steht, soweit ich weiß, in der Mitte des Marktplatzes ein Kaufhaus aus der sozialistischen Ära. Gewaltig sind die Plattenbau-Viertel, die wir um Bratislava, Prag und Brünn gesehen haben. Wahnsinn, dagegen ist Jena-Lobeda nichts.

    Jetzt aber zu Rust, dem letzten Ziel unserer Reise. Rust ist schlicht eine der schönsten Kleinststädte, die ich bisher gesehen habe. Tolle Bausubstanz, gepflegt, aber teilweise auch ein klein wenig gammelig, perfekt. Wir sahen nicht gerade Busladungen von Touristen, aber der Ort war auch nicht völlig verschlafen, ein paar Leute rannten schon herum, sehr viele Fahrradfahrer. Ich zitiere mal Exilwiener aus dem Sopron-Strang, denn besser kann ich es auch nicht sagen: „Diese Stadt ist echt der Hammer und mit Worten nicht zu beschreiben. So eine Mischung aus italienischem, ungarischem Flair mit einem Hauch von Görlitz!“

    Mir fielen sehr deutlich Parallelen zu Güns in Ungarn auf, aber Rust präsentiert sich in deutlich besserem Zustand, im Ort sehe ich nicht eine einzige Bausünde.

    1 Rust wurde von Markus schon vorgestellt, ich kann ein paar Ergänzungen einstellen, vor allem einen Blick von der katholischen Pfarrkirche, ich bewege mich im Uhrzeigersinn und beginne im Norden.

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    2 Rechts sehen wir das Seehotel, das sich an den Ort harmonisch einfügt ...

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    4 im Gegensatz zu diesem Hotelneubau am Ortsende in Richtung Mörbisch.

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    5 Jetzt sehen wir auf den Hauptplatz, wieder in dieser keilförmigen Gestalt. In der Bildmitte sehen wir die Fischerkirche, eine Wehrkirche aus dem 12. Jahrhundert, auf die ich erst im Nachgang bei Wikipedia aufmerksam geworden bin. Es ist wie immer, unvorbereitet verpasst man sogar in einem winzigen Ort wie Rust die Hälfte.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Fischerkirche_(Rust)

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    7 Fischerkirche von oben (Bildquelle: Wikipedia)

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    8 Von unten sieht die Pfarrkirche aus wie ein römischer Wachturm am Limes.

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    9 Pfarrkirche von innen.

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    10 Jetzt gehen wir hoch zum Hauptplatz.

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    11 In dieses Haus am Hauptplatz habe ich mich regelrecht verliebt. Klasse. Wie alt sind wohl die Fenster? Aber irgendwann muss etwas Farbe dran, sonst fällt die ganze Chose auseinander. Und damit bin ich mit meinen Bildern aus der Region um den Neusiedler See am Ende.

    http://www.pic-upload.de/view-7450090/11.jpg.html


    http://www.pic-upload.de/view-7450103/12H.jpg.html


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    Zitat

    Aber irgendwann muss etwas Farbe dran, sonst fällt die ganze Chose auseinander.

    Ich nehm an, mit Chose sind die die Fenster gemeint und nicht das Haus, das ist nämlich das einzige gut renovierte am gezeigten Platz?

    Dass Rust

    Zitat

    auch ein klein wenig gammelig

    sei, erscheint mir nicht nachvollziehbar. Diese Aussage beruht möglicherweise auf einem Missverständnis, bzw auf Nichtgewöhntsein an den guten alten Kalkputz der (imd D verpönt) bei uns (so auch in Rust) für die 'besseren' Altbauten hin und wieder noch verwendet wird. Er verliert den Glanz des Neuen, frisch Renovierten schon nach kurzer Zeit, hält aber dafür ziemlich lange.
    Generell würde ich den Zustand von Rust als überdurchschnittlich, aber keineswegs besonders gut einschätzen. Das grell-grüne Haus neben deinem Lieblingsobjekt ist entsetzlich, und ohne Raiffeisenneubau ist es selbst in dieser Denkmalstadt nicht gegangen - die konnten sich wie üblich über alles hinwegsetzen. Auch sonst sind einige Fassaden zu glatt geraten, sodass man sicherlich objektiv zubilligen muss, dass Güns in besserem Zustand ist (zumindest im unmittelbaren Zentrum, dem Juricsic-Platz).

    Das in meinen Augen unsäglich kitschige Seehotel fügt sich realiter überhaupt nicht in die Landschaft ein und ist der ökologisch wertvollen Schilflandschaft ein wahrer Dorn im Auge. Der Neubau Richtung Möbisch dürfe immerhin in einer weniger sensiblen Zone errichtet worden sein (ich denke, dass ich ihn in natura noch gar nie gesehen habe).
    Generell muss man den burgenländischen "Städten" als Milderungsgrund berücksichtigen, dass sie traditionell praktisch kein (dt-sprachiges) Bürgertum besitzen (in Eisenstadt war die Oberschicht immer ungarisch, Rust ist überhaupt eine Weinbauern'stadt', die anderen 'Städte' sind Schweigen).
    Zur Demonstration des intellektuellen Niveaus dieses Landes ist die Landeshymne anzuführen, deren letzte Strophe wörtlich so lautet:
    Drunt in Afrika
    wachst da Paprika
    drei Meter hoch. [wiederholen]
    Da sagt der Opapa
    zu seiner Omama:
    wir ham an Mordstrumm Paprika. [wiederholen]

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.