• Ergänzend zum Wismar-Thread habe ich hier mal ein paar Luftbilder der Welterbe-Stadt Wismar aus dem Sommer 2012 eingestellt (die Georgenkirche hatte zu diesem Zeitpunkt noch keine fertiggestellte Aussichtsplattform). Die Bilder sind teilweise leider etwas unscharf, da das Flugzeug reichlich gewackelt hat.
    Alle Bilder sind von mir und gemeinfrei.

  • @erbse

    Ich muss sagen dass die Meck-Pomm eck ziemlich leer sind. Du musste eigentlich auch ein Paar Bilder von Wismar haben? Ich kann einige Bilder beisteuern.

  • Im Folgenden möchte ich einige Fotos aus Wismar zeigen, das ich Anfang des Monats besichtigte. Insgesamt ist Wismar eine sehr schöne und gepflegte Stadt, der Sanierungszustand der Häuser nach meinem Eindruck generell ausgezeichnet. Wie ich bereits hier und dort anmerkte, zeigt sich das hohe baukulturelle Niveau der ostdeutschen Städte meines Erachtens besonders im wertschätzenden Umgang mit gründerzeitlichen Füllbauten. Nur das Rathaus, die Kirche und ein paar herausragende Gebäude am Marktplatz zu erhalten, aber die übrigen, hierzulande überwiegend gründerzeitlichen Füllbauten erbarmungslos einen nach dem anderen plattzumachen und durch mehr oder weniger fragwürdige Neubauten zu ersetzen, hat ja im Westen eine unselige, kontinuierliche Tradition. Im Osten, auf dem Gebiet der ehemaligen DDR, scheint bürgerlicher Konsens zu sein, möglichst alle älteren Häuser zu erhalten und zu pflegen, eben weil die möglichst geschlossene Bewahrung des Gesamtbilds einer Ortschaft, einschließlich aller Füllbauten, die höchste baukulturelle Qualitätsstufe darstellt, die man nicht ohne Not einfach preiszugeben bereit ist.

    Hier also zunächst einige verstreute, nicht weiter kommentierte Eindrücke der Straßenbilder:

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Nur das Rathaus, die Kirche und ein paar herausragende Gebäude am Marktplatz zu erhalten, aber die übrigen, hierzulande überwiegend gründerzeitlichen Füllbauten erbarmungslos einen nach dem anderen plattzumachen und durch mehr oder weniger fragwürdige Neubauten zu ersetzen,

    Das Problem liegt oft darin, dass die Restaurierung von Gründerzeitfassaden oft ungleich kostenintensiver ist als etwa von Renaissancefassaden. Daher ist es schon seit langem zu Entstuckungen gekommen. Umso begrüßenswerter ist die skizzierte Sanierungspolitik im Osten. Hier tut sich ein schmerzlicher Vergleich mit zB Lüneburg auf, das eher auf die Substituierung von Gründerzeitlern gesetzt zu haben scheint, wenngleich zumeist durch bemüht angegepasste Fassaden.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Das Problem liegt oft darin, dass die Restaurierung von Gründerzeitfassaden oft ungleich kostenintensiver ist als etwa von Renaissancefassaden

    Nunja. Die Sanierungskosten eines Renaissancegebäudes überstiegen zumindest in der pommerschen Schwesterstadt Stralsund regelmäßig jene eines Gründerzeitlers um einiges.

  • wird natürlich auf den Einzelfall ankommen, dazu auf die Frage, was saniert wird - ein Gebäude in toto oder gleich die ganze Fassade. Vielleicht sind die Gründerzeitler bei euch oben tatsächlich an den älteren Bestand angepasster und somit unprätentiöser als unsere Wiener Schinken.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
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    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Mehr Wissenswertes über die alte Hansestadt Wismar, gegründet um 1226, auf Wikipedia.

    Bereits der 100 x 100 m große Marktplatz mit seiner geschlossenen Randbebauung und dem klassizistischen Rathaus gibt einen angenehmen ersten Eindruck von der Stadt. Zum stimmigen Gesamtbild trägt sicherlich auch der durchweg gut gewählte, historische Bodenbelag bei.

    Hinter dem hellen spätgründerzeitlichen Eckhaus der heute leider ohne Kirchenschiff stehende Turm von St. Marien:

    Auf dem Marktplatz steht auch das Brunnenbauwerk "Wasserkunst", 1602 im Stil der niederländischen Renaissance gebaut (rechts im Bild). Links das älteste Bürgerhaus der Stadt, der 1360 erbaute Alte Schwede. Der selbstbewusste Giebelbau mit Jugendstilfassade links daneben wird zu seiner Erbauungszeit bei manchem alten Wismarer Stirnrunzeln hervorgerufen haben, heute weiß man wohl eher seine lebhafte Expressivität zu würdigen.

    Der Alte Schwede:

    Die Wasserkunst:

    Andere Blickrichtung:

    Der 1908 eröffnete Erweiterungsbau des Stammhauses des Kaufhauses Karstadt befindet sich nahe dem Marktplatz:

    In Wismar sieht man übrigens einen für die Gründerzeit recht ungewöhnlichen Fassadentyp mit halb höhenversetztem, mittigen Treppenhaus. Ich kann mir vorstellen, dass dieser Bautyp das Fassadenbild der alten Speicherhäuser aufnehmen sollte, mit mittig befindlichen Krangiebeln und Wareneinlässen, man jedoch bei reinen Wohnhäusern dann praktischerweise dort das Treppenhaus eingebaut hat. Dadurch wird allerdings die in der Gründerzeit sonst übliche gleichmäßige Horizontalität der Fassade konterkariert:

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Der Markplatz:

    Gegenüber das Wismarer Rathaus, 1817-19 im klassizistischen Stil nach Entwürfen des Hofbaumeisters Johann Georg Barca erbaut (eine unbeeinträchtigte Gesamtaufnahme war leider schwierig):

    An einem spätsommerlichen Abend die Baukümmernisse, ja die Kulturkämpfe der Großstadt ganz hinter sich zu lassen und in diese liebevoll erhaltene, kultivierte Stadt einzutauchen, dazu ein Bier, das ist wahrlich eine feine Sache...

    Marktplatz bei Nacht:

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Wunderschön. Das Rathaus steht nicht eigentlich in der Mitte des Platzes, aber doch irgendwie frei, oder? Eine an sich seltene Anlage, wie mir scheint.

    Was is das für ein Haus links vom Eckgebäude bzw rechts vom roten Giebel? Kriegsverlust, DDR-Abriss oder unglücklicher Sanierungsfall? Scheint auf einem anderen Bild ein unförmiges Doppelhaus zu sein? 54951-dsc08490-jpg

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  • ^Ich habe ein etwas besseres Bild des Gebäudes gefunden. Siehe: hier.

    Ich würde auf einen Neubau tippen. Einzig das angepasste Satteldach hinter der Fassade irritiert mich etwas. Es ist bei google maps zu sehen. Aber vielleicht ist es einer Gestaltungssatzung geschuldet.

  • Heimdall:

    Nachfolgend jeweils besser zu "bewundern" - Mecklenburger Straße N°14-16 (lt. Wikipedia bereits von 2005):

    01_ostsee_wismar_unternehmen_vr_bank_2000_1000_q60_fit_crop.jpg (2000×1000) (ostseeraum-wismar.de)

    gallery_full_1646142001_1.jpg (1024×869) (wogibtswas.de)

    Was dort zuvor stand, habe ich auch nicht finden können. Allerdings ist die ursprüngliche Bebauung (die offenbar ebenfalls nicht im Netz dokumentiert ist) bereits bei einem der Bombenangriffe des 2. WK vollkommen zerstört worden, was sich auf dieser Seite unter den Bildnummern #105 und #185 betrachten lässt: Fotosammlung G 21 – Zeitreise Wismar (zeitreise-wismar.de)

    Da hülfe wohl nur das Stadtarchiv.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Nun ein paar Eindrücke der Marienkirche und des umgebenden Platzes. Sie ist laut einer Erklärtafel die ehemalige Rats- und Hauptpfarrkirche Wismars, ab 1339 als gotischer Neubau errichtet. Sie war eine dreischiffige Basilika, in welche der in Teilen ältere Turm einbezogen wurde. Nach schweren Bombenschäden 1945 wurde die Ruine des Kirchenschiffs (die Außenmauern standen im wesentlichen noch) aus politischen Gründen 1960 gesprengt. Lediglich der Kirchturm, der ursprünglich auch als Seezeichen diente, wurde erhalten.

    Südansicht, Zeichnung 1896, wikimedia.org/w/index.php?curid=12183083

    Archidiakonat, 1945 zerstört, 1960 durch Sprengung von St. Marien stark beschädigt, 1961 Restaurierung und Teilrekonstruktion:

    Gesicherte Grundmauern der Marienkirche:

    Neubau, nicht so toll, aber immerhin mit vernünftigem Dach:

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Wismar hat ja wirklich einen der schönsten Marktplätze Deutschlands. Und so gut wie komplett erhalten, ohne modernistische Störung.
    Sogar die Straßenlampen sind historisch oder zumindest in einem historischen Stil gehalten. So viele ansonsten sehr schönen deutschen Marktplätze machen sich allein durch modernistische Lichtstelen die Atmosphäre kaputt, wie z.B. leider meine Stadt Trier.

  • Ein charakteristischer Wismarer Haustyp mit mehrgeschossigen Lagerraum-Etagen unter dem Dachstuhl und den kleinen gereihten Fensteröffnungen, hier datiert 1703:

    Datiert 1622:

    Das weiße Haus rechts der Mitte zeigt die mittigen Wareneinlässe mit (hier anscheinend später künstlerisch überformtem) Giebelkran:

    Das Haus in der Mitte scheint eher eine Art Wismarer Sonderhistorismus der Gründerzeit zu sein:

    Bei diesem Eckhaus scheint schon einmal mit der Sanierung bzw Aufstockung begonnen worden zu sein, nun ist er notdürftig wetterfest gemacht worden...hm?... So einen Bau hätte man im Westen längst dem Erdboden gleichgemacht:

    Wohl ein Gründerzeitler im lokalhistoristischen Stil:

    Backsteinexpressionistische ehemalige Feuerwache an der Frischen Grube:

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Karte der historischen Hansestadt Wismar.

    I, N3MO, CC BY-SA 3.0 <http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/>, via Wikimedia Commons.

    Direkt hinter dem Wassertor, dem letzten erhaltenen, nördlichen Stadttor, befindet sich der Wismarer Hafen:

    Hafenseite des Wassertors, erbaut in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts:

    Nicht nur die Häuser waren früher schöner:

    Dieses Parkhaus sieht eigentlich ganz okay aus:

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Der Ohlerich-Speicheram Alten Hafen wurde 1938 erbaut, Umbau 2019 mit heutiger Ferienwohnungs-Nutzung:

    Das Baumhaus aus dem 18. Jahrhundert, von dort konnte mittels eines quergelegten Baums die Einfahrt in den Hafen gesperrt werden:

    Etwas düsterer Neubau...

    ... mit allerdings im Detail durchaus gut strukturierter Fassade:

    Ein weiterer Neubau:

    Blick von der Wasserseite auf Ohlerich-Speicher, Baumhaus und Thormann-Speicher von 1862:

    Vogelkundler-Häuschen auf der mitten in der Wismarer Bucht gelegenen kleinen Insel Walfisch mit interessanter Geschichte:

    Wassertor von der Stadtseite:

    Schiefes altes Häuschen über der Mündung des Mühlenbachs in den Hafen:

    Blick vom Alten Hafen in Richtung Marienkirchturm:

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Man sollte den Wiederaufbau der Marienkirche und der Lateinschule forcieren. Problem ist nur wer kommt zum Gottesdienst ?

    Ich tät auch nicht kommen, weil ich katholisch bin. Man könnte es auch als Konzertraum aufbauen. Problem ist nur wer kommt zum Konzert?

    Das Problem ist, dass den Bau außer Stadtbildfreunden keiner braucht.

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    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.