Potsdam in alten Bildern

  • Noch zum Obelisken am Leipziger Dreieck:
    Es gab offenbar sowohl einen Meilenstein als auch den nachfolgend (1880) zu sehenden Obelisken (Postmeilensäule).

    Zitat

    Einen weiteren Stein beschreibt Horvath 1798 auch für Potsdam: „Neben dem neuen Obelisk vor der langen Brücke stehet der von Churfürst Friedrich III. gesetzte kleinere Meilenstein: Auf welchem eingehauen ist Vierter Stein vier Meilen von Berlin 1700, auf der Morgen- und Abendseite siehet man den Namenszug, und darüber den Churhut“.

    Quelle: Wikipedia zu 'Meilenstein'

    Dies ist der Stadtplan von 1860 zur besagten Stelle rund um das Leipziger Dreieck:

    Ich las kürzlich irgendwo (finde es nicht wieder) eine Online-Veröffentlichung, in der es lapidar (sic!) hieß, dass der Obelisk im Zuge des Neubaus der Langen Brücke im Jahr 1888 abgebaut wurde. Es ist also nicht völlig unwahrscheinlich, dass er noch existiert.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Aha. Potstmeilensäulen wären weger des Haltepunktes der Potstkutschen wichtig und hatten verbindliche Entwfernungsangaben zu unterschiedlichen Orten. So liess sich der Fahrpreis ermitteln.


  • Wenn der Bau an der Kanalmündung das Wohnhaus der Hoffbauers war ist das interesaant. Gibt es da eine Abbildung oder einen Kartenausschnitt? Hoffbauer zog doch erst 1870 nach Potsdam, das Altwassertor soll 1786 errichtet worden sein?
    Altwassertor (das kleine "e" ist beschriftet mit "Badehaus von Augustin":


    Dies ist der entsprechende Kartenausschnitt ein wenig später, im Jahr 1860 nach dem Bau der Eisenbahnstrecke.

    Das Wohnhaus der Hoffbauers wurde wenig später auf dem Grundstück des Badehauses (N°6) errichtet.
    1910 vom Havelufer am Kanalausgang gesehen:

    Links ist die Kiezbrücke mit ihren gekreuzten Streben zu sehen.

    Diese Ansicht im Jahr 1944 zeigt das Haus aus der hier endenden 'Straße an der Gewehrfabrik', später Hoffbauerstraße.

    Bildquelle: Städtische Lichtbildstelle Potsdam, CC BY-NC-SA 4.0
    Rechts wiederum angeschnitten die Kiezbrücke über den Stadtkanal.
    Wie es mit dem Torhaus am Alten Wassertor steht, wissen wir damit aber immer noch nicht. :wie:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Wiedermal ein Ausflug in die Geschichte. Hier das Direktionsgebäude der Gewehrfabrik, errichtet 1755 von Büring. Das Gebäude war kriegszerstört und später durch das heute noch so genannte Ochsenkopfhaus ersetzt. Detaillierte Informationen sind hier zu finden

    Das Portal des Direktionsgebäudes.


    Standort: Straße An der Gewehrfabrik (heute Hoffbauerstraße), Ecke Breite Straße


    Vorn der Stadtkanal, hinten die Garnisonkirche.

    Quelle: aus einer Privatsammlung

    Blick über die Breite Brücke.

    Quelle: Bundesarchiv, Max Baur

    Das "Ochsenkopfhaus" aus der selben Blickrichtung. Einen der Schädel hatte man seinerzeit am Neubau angebracht.

    Foto: Autor, 2014

    Siegel der Gewehrfabrik

    Quelle: Siegel Gewehr- Manuf. Potsdam“ von Unbekannt - Friedrich Lenz, Otto Unholtz: Die Geschichte des Bankhauses Gebrüder Schickler, S. 37, Verlag G. Reimer, Berlin 1912. digitalisiert von der Universität Toronto. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons

  • Weil wir gerade vom "Kreml" reden (z.Z. soll wieder einmal geprüft werden, ob das Gebäude für drei Jahre als Unterkunft für Asylbewerber genutzt werden kann, rbb-Meldung von heute). Da fielen mir doch gerade zwei interessante Fotos in die Hände.

    Das Reichsarchiv ca. 1930. Zu sehen ist die Straße Am Brauhausberg mit der noch funktionstüchtigen Straßenbahnlinie, die 1928 gebaute Brücke und ganz hinten die Heilig-Geist-Kirche.

    Aufnahme vom etwa gleichen Standort 2008.

    Foto: Autor, 2008

  • Ein Foto, das man unbedingt gesehen haben muss. Die Straße führt zu einem der bekanntesten Eingänge des Parks Sanssouci, zum Grünen Gitter. Die Aufnahme wird so aus den 1920er/1930er stammen. Interessant finde ich immer wieder die hohe Qualität solcher Fotos. Und man hatte noch Platz zum Fotografieren der schönen Architektur.


    Quelle: aus einer privaten Sammlung

  • Neulich zeigte uns Vulgow folgendes Bild. Ich kann mir nun überhaupt nicht erklären, wie es dazu kam, dass jemand die Magdeburger Eisenbahn durch die Kietzstraße legen wollte. Das wäre aber eine Katastrophe geworden... ;) . Vielleicht weiß jemand was dazu?

  • Herrliches Foto der Ringer- und Fechterkolonnaden! Ist das nicht aus der Sammlung Rupf?

    Der Planausschnitt hat mich auch schon beschäftig, allerdings durch die Beschriftung "Badehaus" am Standort des Altwassertores, der Zoll- und Militärwache am Stadtkanalausgang.

    Die Bahn durch Kietzstraße ist wirklich skurril. Vielleicht als Hochbahn? Es handelt sich ja um den Plan von Josef Meyer von 1860. Der Berghausplan von 1840, zuverlässig in allen Zweifelsfragen und mein Liebling weil er farbig ist und als erster Plan die Hausnummern abbildet, zeigt die Situation dagegen 20 Jahre früher völlig korrekt:

  • Ein schöner Blick vom Flatowturm im Park Babelsberg auf die Stadt Potsdam. Das Foto ist leider nicht datiert, muss aber aus der Zeit vor 1926 sein. Dies war das Todesjahr des Künstlers.
    Man beachte die riesigen Freiflächen links im Bild (heute stark bebaut) und natürlich die Sicht auf die drei stadtbildbestimmenden Kirchen, Heilig-Geist-Kirche, Kirche St. Nikolai, Garnisonkirche, v.l.n.r.). Ganz rechts ist die katholische Kirche St. Peter und Paul zu erkennen.


    Foto: Sammlung Robert Scholz, Görlitz, vor 1926

  • Vor einiger Zeit hatte ich dieses Foto veröffentlicht:

    @Außenseiter schrieb u.a. dazu:
    "Alle Angaben sind soweit richtig. Aber die Straße ist nicht die Bahnhofstraße. Die Bahnhofstraße verlief fast parallel mit dem Gleis der Berlin-Magdeburger-Eisenbahn und lag nördlich des Bahnhofsgebäudes. Somit hätte man dieser Straße entlang einen Blick zum heutigen Innenministerium und Breiten Straße. Auf dem Foto ist das südlichste Ende der Langen Brücke abgebildet - aufgenommen aus dem Gebäude "Schützenplatz 1" (nicht mehr existend). Nur in dieser Straße konnte man direkt auf das Eisenbahnhotel schauen. Zur weiteren Erläuterung der Bauwerke: Das Wohnhaus am rechten Rand trägt die Adresse Alte Königsstraße 38."

    Ja, ich glaube, das ist richtig. Inzwischen habe ich das "Beweisfoto" gefunden (Blick von der Kriegsschule):

    In der Bildmitte kann man das hübsche Wohnhaus Alte Königsstraße 38 sehen.

  • Alte Bilder anschauen macht immer wieder Freude, oder? Ich habe mal verschiedene Jahre zusammengestellt. Und siehe: Es hat sich fast nichts verändert.

    "Der Neue Markt ist einer der schönsten noch erhaltenen Barockplätze Europas und einer der reizvollsten Plätze Potsdams. In seinem Zentrum befindet sich die von Jan Bouman errichtete Ratswaage, heute eine Gaststätte. Im Südwesten des Platzes steht der ehemalige Kutschstall, der heute das „Haus der Brandenburg-Preußischen Geschichte" beherbergt. Das Kabinetthaus Am Neuen Markt 1 diente Friedrich Wilhelm II. während seiner Kronprinzenzeit als Stadtpalais, wo auch der spätere König Friedrich Wilhelm III. geboren wurde. Drei Jahre zuvor kam hier Wilhelm von Humboldt zur Welt. Heute befinden sich in den Gebäuden Am Neuen Markt eine Reihe kultureller und wissenschaftlicher Einrichtungen." http://www.potsdam.de

    1910, Ratswaage und Kutschstall

    1930. Im Gegensatz zum Marstall war hier im Kutschstall der Fuhrpark des Hofes untergebracht.

    1933. Soviel Schnee. Kennen wir heute gar nicht mehr... ;)

    Ca. 1935-40

    1970er Jahre. Im Kutschstall: Sitz des VEB Kombinat OGS (Obst-Gemüse-Speisekartoffeln) :D

    2012

    Fotos: private Sammlung, Autor, 2012

  • Hallo potsdam-fan,

    vielen Dank für die Gegenüberstellung. Mir ist bei dem Vergleich der Bilder von 1935 und 2012 eine interessante Erkenntnis gekommen:

    Obwohl auf beiden Bildern die Gebäude vollständig identisch sind, wirkt das ältere Bild so viel gemütlicher als das neuere. Straßenmöblierung ist kaum vorhanden, das historische Pflaster ist ebenso noch erhalten. Die wenigen modernen Autos zerstören das Bild genauso wenig wie die paar Personen auf dem historischen Bild für Gemütlichkeit sorgen. Es kann für mich somit nur folgende Effekte haben:
    - Farben
    - Belichtung
    - Wirkung der Fotografie durch die unterschiedlichen Techniken.

    Da ich auch viele Farbfotos aus den 50ern und 60ern trotz modernen Architektur sehr gemütlich finde und mich manche im Vintage-Stil fotografierten Altbauten glauben lassen, es waren historische Fotos, tippe ich auf den letzten Punkt. Und dies lässt mich zu folgender These kommen:

    Kann es sein, dass wir historische Stadtbilder auch deswegen wesentlich höher werten als heutige, weil die damalige Fotografietechniken für so eine gemütliche Wirkung gesorgt haben? Und müssten daher für realistische Vorher-Nachher-Vergleiche ebensolche Filter verwendet werden, die diesen Effekt nachahmen?

    Damit will ich nicht die negative Wirkung moderner Straßenbilder relativieren, aber es kann gut sein, dass die realistische Darstellung moderner Digitalfotos diese im Vergleich zu historischen Bildern weiter verschlechtert, oder?

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Hallo Booni,

    Deine Erkenntnisse kann ich nur bestätigen (Farbe, Belichtung, Wirkung...)

    Das ist wohl so, dass das Bild von 1935 wärmer wirkt. Ich denke, dass das zum einen an der Unschärfe der Aufnahme liegt, zum anderen ist Mittagszeit (kurze Schatten). Mir scheint, das ist so ein Tag im Hochsommer bei mindestens 30°C. Das Licht ist dadurch unglaublich weich. Auf meinem Digitalfoto dagegen wirkt alles viel kühler. Ja, wir hatten Mitte Oktober und das macht sich auch auf dem Foto bemerkbar. Hinzu kommt auch noch die Schärfe des Digitalfotos, die den "ungemütlicheren" Eindruck noch verstärkt. Alte Messbildaufnahmen haben für mich übrigens auch diesen "kalten" Charakter. Die extrem hohe Auflösung und Schärfe dieser Fotos strahlen oftmals auch bei Sonnenschein eine besondere Kühle aus. Und zum letzten Teil Deiner Feststellungen muss ich sagen, dass ich mich für gut gemachte Digitalfotos (Technik, Landschaft usw.) sehr begeistern kann. Was da Profis oder ambitionierte Amateure drauf haben: Hut ab.
    Ich denke nicht, dass sich durch die digitale Fotografie etwas verschlechtert. Es kommt immer auf den Macher bzw. den Betrachter an... ;)