Potsdam in alten Bildern

  • Ein nicht so sehr altes Foto aus der Spornstraße 6: Ein interessantes Beispiel, was Aufbauleistung bedeuten kann. Das Haus war eigentlich ein Totalschaden. Nicht durch den Krieg, sondern nur durch den "Nachkrieg". Der Investor mußte gut eine Mio. Euro investieren. Dafür entstanden sechs schöne Wohnungen in einer ruhigen, aber doch zentralen Lage. 2006 war das Haus fertig saniert.

    1638 als Fachwerkbau errichtet, wurde 1722 ein Mauerwerksbau daraus. Eine Aufstockung erfolgte zwischen 1773 und 1865. Das Gebäude wird insgesamt Georg Christian Unger zugeschrieben.


    Quellen: private Sammlungen

    Zur Orientierung: Der Standort bei Bing. Hier ist das Gebäude noch während der Sanierung zu sehen.

  • Ein sehr schönes Foto aus der Zeit vor 1945. Leider nie wieder so erlebbar. Die Havelkolonnade wurde völlig zerstört, durch den Lustgarten führt jetzt eine Hauptverkehrsstraße. Das Stadtschloss ist allerdings wieder da und die Garnisonkirche muss einfach auch wiederkommen!!


    Quelle: Deutsche Fotothek

  • Herrlich. Die Havelkolonnade ist allerdings keineswegs vollständig zerstört, es liegen noch viele Teile bei der SPSG. Allerdings kommt der Westteil der Langen Brücke derweil anders an als vor 1945 und eine Sperrung der Straße werden wir wohl erst erleben, wenn ein dritter Havelübergang gebaut wurde.

  • Was die Zerstörung der Havelkolonnade angeht, berief ich mich auf diese beiden Quellen.

    Giersberg zitiert in seinem Buch "Das [lexicon='Potsdamer Stadtschloss'][/lexicon]" auf Seite 106 den Baurat May aus einem Bericht an die Stadt Potsdam (1947): "...von den beiden den Lustgarten abschließenden Kolonnaden ist die Havelkolonnade durch Volltreffer vollkommen, die Ringerkolonnade zum Marstall zu einem Drittel der Länge zerstört."

    Potsdam-Wiki: "Die Havelkolonnade wurde im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört."

    Das schliesst sicher nicht aus, dass Teile davon im Depot lagern.

  • Aus Sicht des Jahres 1948 ist eben Vieles anders. Natürlich müssten hier wesentliche Teile rekonstruiert werden, aber das ist ja - solange die Verkehrssituation ist wie sie ist - kein Thema.

  • Ich weiss zwar nicht, warum du immer so intransingent auf meine doch freundlich gemeinten Posts reagierst, aber das Bild bestätigt zeitgleich eben, dass die Sandsteinteile zu einem eheblichen Prozentsatz überlebt haben und die gesamte Havelkolonnade mit rekonstruierten Teilen natürlich wiederherstellbar wäre. Was dagegen spricht ist der Verkehr, daran willwohl niemand in Potsdam etwas ändern.

    Das Bild muss im übrigen recht schnell nach Kriegsende geschossen worden sein, da hatte die FDJ die Bittschriftenlinde noch nicht umgesägt.

  • Nachdem wir wissen, dass hier sich in absehbarer Zeit einiges ändern wird, sind die historischen Fotos besonders interessant.

    Der "Kreml" (Reichsarchiv) wurde beim Bombenangriff 1945 stark zerstört. Es gibt nur ganz wenige Fotos aus der Zeit, die die Zerstörungen dokumentieren. Die Aufnahmen sind aus den Jahren 1946 oder 1947. Um 1950 wurde mit Enttrümmerungs- bzw. Aufbauarbeiten begonnen.


    Quelle: private Sammlung


    Foto: Autor

  • Das "Grand Hotel zum Einsiedler" werden inzwischen viele kennen (Leitbau). Dass aber die große Schnitzkunst noch existiert, wissen vielleicht noch nicht alle.

    Quelle: private Sammlung

    Johann Peter Benkert entwarf für den Gasthof ein Schild, das „Diogenes in der Tonne“ sowie Alexander den Großen darstellte. Das Schild wurde von einem preußischen Adler gekrönt. (lt. Potsdam - Wiki) Es befindet sich heute im Potsdam-Museum.

    Quelle: PNN

  • Herrlich. Ist das Diogenes-Schild aus Holz? Ich hörte es soll ggf. den Neubau wieder zieren - da scheinen aber doch konservatorische Gründe dagegen zu sprechen

  • Wunderschöne Schnitzerei, sowas fehlt heute in den meisten Städten!

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

  • Mal wieder neue Bilder.

    Blick über die Lange Brücke, ca. 1900

    Von Süden zum Schloss und Palasthotel etc., ca. 1930

    Humboldtstraße, ca. 1910

    Und noch zwei Besondere.

    Luftbild der Stadt, ca. 1930

    Lufbild der Altstadt rund um den Alten Markt, ca. 1930

    EDIT:
    Im Durchblick auf den Alten Markt ist übrigens im 2. und 3. Bild jeweils das Pfarrhaus der Nicolaikirche am Alten Markt N°4 zu sehen.

    Bildquelle: http://www.bildindex.de

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    2 Mal editiert, zuletzt von Mantikor (9. September 2015 um 12:07)

  • Zum "Prediger- und Schulhaus von St. Nikolai" möchte ich auch noch etwas beitragen:

    Ausschnitt aus einem Plan von 1832. Das Prediger Haus ist rot gekennzeichnet. Die Straße Am Schlosse ist die heutige Humboldtstraße. Die hier zu erkennende Bebauung rechts der Nikolaikirche existiert nicht mehr. Ebenso wurden mit dem Wiederaufbau nach 1945 die Straßenzüge völlig verändert. Hier nicht sichtbar: Einen Teil der Burgstraße kann man noch erahnen, Große Fischerstraße und Heiliggeiststraße gibt es auch noch.


    Quelle: bildindex 

    Quelle: ältere Publikation, aus einer privaten Sammlung

  • Wenn ich für Potsdam, ja Brandenburg, einen Wunsch frei hätte, dann diesen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • @ Hier sieht man eine Situation, die man so kaum noch nachvollziehen kann. Der Blick geht aus der Bahnhofstraße zur Langen Brücke, zum Stadtschloss, zur Nikolaikirche und zum Palais Barberini. Dahinter ist auch noch das Alte Rathaus zu erkennen. Links schaut das Eisenbahnhotel (späterer Havelhof) aus den Bäumen. Straßenbahnschienen sind nicht zu erkennen. Also sollte das eine Ansicht aus der Zeit vor der Jahrhundertwende (so 1890?) sein.


    Quelle: privat

    Leider ist das nicht korrekt. Alle Angaben sind soweit richtig. Aber die Straße ist nicht die Bahnhofstraße. Die Bahnhofstraße verlief fast parallel mit dem Gleis der Berlin-Magdeburger-Eisenbahn und lag nördlich des Bahnhofsgebäudes. Somit hätte man dieser Straße entlang einen Blick zum heutigen Innenministerium und Breiten Straße. Auf dem Foto ist das südlichste Ende der Langen Brücke abgebildet - aufgenommen aus dem Gebäude "Schützenplatz 1" (nicht mehr existend). Nur in dieser Straße konnte man direkt auf das Eisenbahnhotel schauen.
    Zur weiteren Erläuterung der Bauwerke: Das Wohnhaus am rechten Rand trägt die Adresse Alte Königsstraße 38. Dahinter (rechts neben der Straße) ist das Maschinenwerk des damaligen Reichsbahnausbesserungswerkes. Linker Hand geht die Leipziger Straße ab. Die Kreuzung selbst ist/war als Leipziger Dreieck bekannt. Die Verkehrsinsel mit der Laterne ist der Standort der ehemaligen Postmeilensäule.
    Vgl. hierzu auch http://www.potsdamwiki.de/index.php/Date…eck_um_1880.jpg
    Auf dem dortigen Bild ist die Säule noch vorhanden. Mittig erkenn man wunderschön dias Maschinenwerk. Das Wohnhaus fehlt allerdings.

    Einmal editiert, zuletzt von Außenseiter (12. September 2015 um 13:41) aus folgendem Grund: besser strukturiert

  • Potsdam-Fan postete jüngst zwei Zeichnungen eines "Steuer- und Zollhauses" an der Langen Brücke. Derweil habe ich die Quelle gefunden, die Entwürfe stammen von Friedrich Schadow und sind auf 1805 datiert. Offenbar haben unterschiedliche Architekten Entwürfe für die Lange Brücke vorgelegt, bevor Schinkels Variante 1825 zur Ausführung kam.

    Interessant ist, dass ein unbekannter Architekt 1887/8 bei der Errichtung des Schlachtsteuerhauses auf der (neuen) Langen Brücke auf den Riss mit den drei Rundbögen als Loggia zurückgegriffen hat. Dieses Motiv - das bis zug Landsknecktsloggia in Florenz zurückreicht, findet sich jedoch auch bei der Kellertorwache, dem Neuen und Alten Wassertor sowie bei den Torhäusern (Gontard) am Neuen Palais. Auch in Berlin ist es am Hamburger Tor (Unger) zu finden gewesen.